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Die Jagd nach dem Meteor. Jules VerneЧитать онлайн книгу.

Die Jagd nach dem Meteor - Jules Verne


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da? fragte Francis Gordon.

      – Der?... Na, der steckt doch immer, wo sein Herr ist, erwiderte die Haushälterin. Ich habe wahrhaftig nicht Beine genug – ja, so drückte sich die ehrbare Mitz wirklich aus! – nicht genug, auf seinen Hühnerstall hinaufzuklettern!«

      Der betreffende Hühnerstall war nichts mehr und nichts weniger als ein Turm, der zwanzig Fuß über das Dach emporragte oder, um das Kind beim rechten Namen zu nennen, eine Sternwarte. Unter der obern Galerie befand sich ein rundes Zimmer mit vier nach den Haupthimmelsgegenden gerichteten Fenstern. Im Innern standen, auf ihrem Untergestell drehbar, mehrere Fernrohre und einige stark vergrößernde Teleskope, und wenn deren Objektive nicht abgenutzt aussahen, so lag das nicht darin, daß sie unbenutzt gewesen wären. Weit eher war zu befürchten, daß Mr. Dean Forsyth und Omikron dadurch, daß sie mit den Augen immer vor den Okularen ihrer Instrumente lagen, sich die Augen schließlich gründlich verderben würden.

      In diesem Zimmer verbrachten die beiden, einander zeitweilig ablösend, den größten Teil des Tages und der Nacht. Sie blickten umher, beobachteten, durchsuchten die Zwischenräume der Sterne immer in der Hoffnung auf eine Entdeckung, die sich mit dem Namen Dean Forsyths verknüpfen sollte. Bei klarem Himmel war das ja leicht; es gehörte hier aber dazu, daß er auch über dem Abschnitt durch den siebenunddreißigsten Breitengrad war, der durch den Staat Virginien verläuft. Wolkengebilde – Cyrrhus-, Nimbus-und Cumuluswolken – gab es hier aber genug und jedenfalls mehr, als sich Herr und Diener wünschten. Und das Jammern, die Drohungen gegen das Firmament, über das der Wind diese Ballen von Wasserdunst hintrieb!

      Gerade in den letzten Tagen des März war die Geduld Mr. Dean Forsyths mehr als je auf die Probe gestellt worden. Seit mehreren Tagen blieb der Himmel zur vollen Verzweiflung des Astronomen hartnäckig dicht bedeckt.

      Aber heute, am 21. März, wehte ununterbrochen ein scharfer Westwind über die Erde und jagte ein ganzes Meer von trostlos dunkeln Wolken über das Firmament hin.

      »Wie schade! seufzte Mr. Dean Forsyth zum zehnten Male nach einem mißglückten Versuch, die dichte Dunstmasse zu durchdringen. – Ich habe so eine Ahnung, daß wir jetzt eine selten wiederkehrende Gelegenheit verpassen, daß uns eine aufsehenerregende Entdeckung verloren geht.

      – Das ist wohl möglich, antwortete Omikron, sogar höchst wahrscheinlich, denn vor einigen Tagen schien es mir bei einer kurzen Aufhellung des Himmels, als bemerkte ich...

      – Und ich, ich habe deutlich gesehen, Omikron...

      – Also alle beide, beide zu derselben Zeit!

      – Oho, Omikron! protestierte Dean Forsyth.

      – Ja, ja, Sie natürlich zuerst, lenkte Omikron mit vielsagendem Achselzucken ein. Doch als mir die betreffende Erscheinung auffiel, glaubte ich, sie müsse... nein, sie rühre unzweifelhaft von...

      – Und ich, fiel ihm Dean Forsyth ins Wort, ich erkläre mit Bestimmtheit, daß es sich dabei um ein von Norden nach Süden hinziehendes Meteor handelte.

      – Ganz recht, Mister Dean, perpendikulär zur Bahn der Sonne.

      – Zu ihrer scheinbaren Bahn, Omikron.

      – Ja, zu ihrer scheinbaren, das versteht sich von selbst.

      – Und das war am sechzehnten März.

      – Ganz recht, am sechzehnten.

      – Um sieben Uhr siebenunddreißig Minuten und zwanzig Sekunden.

      – Und zwanzig Sekunden, wiederholte Omikron, wie ich nach unserer Normaluhr festgestellt habe.

      – Und seither ist es nicht wieder sichtbar gewesen! rief Mr. Dean Forsyth mit einer drohenden Handbewegung gegen den Himmel.

      – Wie wäre das möglich gewesen?... Wolken, Wolken und immer wieder Wolken! Seit vollen fünf Tagen nicht so viel blauer Himmel, daß sich daraus hätte ein Sacktuch schneiden lassen!

      – Ja, ein besonderes Pech, rief Dean Forsyth, mit dem Fuße stampfend. Ich glaube, so etwas kann nur mir passieren!

      – Jawohl, nur uns!« berichtigte ihn Omikron, der an den Arbeiten seines Herrn nun einmal einen Halbpart in Anspruch nahm.

      Eigentlich hatten ja alle Bewohner der Umgegend dieselbe Berechtigung, sich über die den Himmel verdüsternden Wolken zu beklagen. Ob die Sonne scheint oder nicht, das geht die ganze Welt gleichmäßig an.

      So allgemein die Klage über die gegenwärtigen Witterungsverhältnisse aber auch berechtigt gewesen wäre, niemand würde doch die törichte Anmaßung gezeigt haben, darüber in eine so borstige Laune zu geraten wie Mr. Dean Forsyth, als die Stadt jetzt von einem dichten Dunstschleier umhüllt war, gegen den die mächtigsten Teleskope, die besten Fernrohre nichts auszurichten vermochten.

      Solche Nebeltage sind übrigens in Whaston nichts Seltenes, obgleich die Stadt an dem klaren Wasser des Potomac lag und nicht an den schlammigen Fluten der Themse.

      Was hatten denn nun der Herr und der Diener am 16. März bei einer Aufklärung des Himmels gesehen oder zu sehen geglaubt?... Nichts weniger als eine kugelförmige Feuerkugel, die sich genau von Norden nach Süden mit großer Geschwindigkeit hinbewegte und einen solchen Glanz verbreitete, daß sie siegreich gegen das zerstreute Licht der Sonne ankämpfte. Da ihre Entfernung von der Erde aber sehr, sehr viele Kilometer betragen mußte, wäre es möglich gewesen, sie eine gewisse Zeitlang zu verfolgen, wenn kein so trotzig anhaltender Nebel jede Beobachtung verhindert hätte.

      Seit dem erwähnten Zeitpunkte ertönten also die Klagen, die diese unglücklichen Verhältnisse hervorriefen. Würde die Feuerkugel nach dem Horizonte von Whaston zurückkehren? Würde man die Elemente ihrer Bahn berechnen, ihre Masse, ihr Gewicht und ihre Natur noch bestimmen können? Und sollte nicht vielleicht ein anderer Astronom mehr begünstigt sein, einer, der den Weltkörper an einer anderen Stelle des Himmels beobachten konnte? Würde Dean Forsyth, der den Weltraumwandrer so wenig vor seinem Teleskop gehabt hatte, dennoch ausersehen sein, seinen Namen an dessen Entdeckung zu heften, oder würde die Ehre dafür einem jener Gelehrten der Alten oder der Neuen Welt zufallen, einem der Berufsastronomen, die Tag und Nacht den Himmel durchstöbern?

      »Diese Ramscher! wetterte Dean Forsyth. Diese schrecklichen Himmelspiraten!«

      Am ganzen Vormittag des 21. März hatte es weder Dean Forsyth noch Omikron über sich gewinnen können, trotz der ungünstigen Witterung von dem nach Norden gelegenen Fenster zu weichen. Ihr Unmut hatte, je mehr die Stunden verstrichen, desto mehr zugenommen. Dean Forsyth ließ die Blicke über den weiten Horizont hin schweifen, der an dieser Stelle vom unregelmäßigen Profil der Hügel von Serbor begrenzt wurde, über die der steife Wind die hellgrauen Wolken hinjagte. Omikron erhob sich auf die Fußspitzen, um sich den infolge seiner Kleinheit beschränkten Gesichtskreis zu erweitern. Der eine hatte die Arme gekreuzt und preßte die geballten Fäuste gegen die Brust; der andre hämmerte mit seinen etwas runzligen Fingern auf das Fensterbrett. Einzelne Vögel flatterten mit lautem Gekreisch vorüber, als wollten sie den Herrn und den Diener verspotten, die sich als Zweifüßer nicht von der Erde erheben konnten. O, wenn die hätten den Vögeln in ihrem Fluge folgen können, wie bald hätten sie die Dunstschichten durchmessen und dann vielleicht auch den Asteroiden gesehen, wie er seinen Lauf im blendenden Licht der Sonne fortsetzte.

      Eben jetzt klopfte es an die Tür.

      Dean Forsyth und Omikron hörten es nicht.

      Da öffnete sich die Tür und Francis Gordon erschien auf der Schwelle.

      Dean Forsyth und Omikron wendeten sich auch jetzt nicht um.

      Der Neffe näherte sich dem Onkel und berührte ihn leicht am Arm.

      Mr. Dean Forsyth warf seinem Neffen einen so »entfernten« Blick zu, als käme dieser vom Sirius oder mindestens vom Monde.

      »Was ist denn los? fragte er.

      – Lieber Onkel, das Frühstück wartet auf dich.

      – Ah, wirklich,


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