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Die Fünfundvierzig. Alexandre DumasЧитать онлайн книгу.

Die Fünfundvierzig - Alexandre Dumas


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      »Bei Gott!« rief einer von den Umstehenden, »was für eine Furcht sie haben, man könnte ihnen ihren Salcède fressen.«

      »Cap de Bious! ein trauriger Fraß!« sagte eine Stimme.

      Robert Briquet wandte sich nach der Seite, von der diese Stimme kam, deren Akzent ihm einen Gaskogner andeutete, und er erblickte einen Mann von zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren; er war barhaupt; ohne Zweifel hatte er im Getümmel seinen Hut verloren.

      Briquet schien ein Beobachter zu sein, doch in der Regel waren seine Beobachtungen kurz; er wandte auch sogleich seinen Blick wieder von dem Gaskogner zu dem Reiter zurück.

      »Aber,« sagte er, »da man meldet, dieser Salcède gehöre Herrn von Guise, so ist es kein schlechtes Ragout.« »Bah!, man sagt das?« versetzte der neugierige Gaskogner, seine Ohren weit aufsperrend.

      »Ja, allerdings, man sagt das,« antwortete der Reiter, die Achseln zuckend; »aber in unsern Zeitläuften sagt man viel Närrisches.«

      »Ah!« bemerkte Briquet mit seinem forschenden Auge und seinem spöttischen Lächeln, »Ihr glaubt also, mein Herr, Salcède gehöre nicht Herrn von Guise?«

      »Ich glaube es nicht nur, sondern ich bin dessen sicher,« antwortete der Reiter und fügte, als Robert Briquet, sich ihm nähernd, mit einer Bewegung zu sagen schien: »Ah, bah! und worauf gründet Ihr diese Sicherheit?« hinzu: »Ganz gewiß, wenn Salcède dem Herzog gehört hätte, so würde ihn der Herzog nicht haben hängen oder wenigstens nicht, an Händen und Füßen gebunden, haben von Brüssel nach Paris führen lassen, ohne mindestens einen Entführungsversuch zu seinen Gunsten zu machen.«

      »Einen Entführungsversuch!« versetzte Briquet, »das wäre sehr gewagt; denn er mag gelingen oder scheitern, sobald er von seiten des Herrn von Guise käme, würde dieser zugestehen, daß er gegen den Herzog von Anjou konspiriert habe.«

      »Ich bin überzeugt, Herr von Guise wäre dadurch nicht zurückgehalten worden,« erwiderte trocken der Reiter; »und da er Salcède weder reklamiert noch verteidigt hat, so gehört ihm Salcède nicht an.«

      »Entschuldigt meine Beharrlichkeit,« fuhr Briquet fort; »es scheint sicher, daß Salcède gesprochen hat.«

      »Wo dies?« – »Vor den Richtern.«

      »Nein, nicht vor den Richtern, mein Herr, auf der Folter.« – »Ist dies nicht dasselbe?« fragte Meister Robert Briquet mit einer möglichst naiven Miene.

      »Nein, das ist entfernt nicht dasselbe; man behauptet, er habe gesprochen, das mag sein, aber man wiederholt nicht, was er gesagt hat.« – »Ihr werdet mich abermals entschuldigen,« entgegnete Robert Briquet; »man wiederholt es, und zwar sehr ausführlich.«

      »Und was hat er gesagt? Laßt hören?« fragte ungeduldig der Reiter, »sprecht, da Ihr so gut unterrichtet seid. Wie lauten seine Worte?« – »Ich kann nicht dafür stehen, daß es seine eigenen Worte sind, man behauptet aber, er habe zugestanden, daß er für Herrn von Guise konspirierte.«

      »Gegen den König von Frankreich, ohne Zweifel. Immer dasselbe Lied!« – »Nicht gegen Seine Majestät den König von Frankreich, sondern gegen Seine Hoheit Monseigneur den Herzog von Anjou.«

      »Wenn er das zugestanden hat...« – »Nun!«

      »Nun! so ist er ein Elender,« sagte der Reiter, die Stirne faltend. – »Ja,« sagte leise Robert Briquet; »doch hat er getan, was er zugestanden, so ist er ein braver Mann. Ah! mein Herr, der spanische Bock, die Daumenschraube und die Wippe haben ehrliche Leute viel sagen lassen.«

      »Ach! Ihr sprecht da eine große Wahrheit aus,« versetzte der Reiter, einen Seufzer ausstoßend.

      »Bah!« unterbrach ihn der Gaskogner, der beständig den Kopf in der Richtung jedes Redenden ausstreckte und alles gehört hatte, »bah! spanischer Bock, Daumenschraube und Wippe, schöne Erbärmlichkeiten das! Hat Salcède gesprochen, so ist er ein Schuft und sein Patron ebenfalls.«

      »Oh! oh!« machte der Reiter, ungeduldig auffahrend, »Ihr singt sehr laut, Herr Gaskogner!«

      »Cap de Bious, ich singe aus der Tonart, die mir beliebt; desto schlimmer für die, denen mein Gesang nicht gefällt.«

      Der Reiter machte eine Bewegung des Zornes.

      »Ruhe!« sagte eine zugleich sanfte und gebieterische Stimme, deren Eigentümer Robert Briquet vergebens zu erkennen suchte.

      Der Reiter schien gegen sich selbst zu kämpfen; doch er besaß nicht die Kraft, ganz an sich zu halten.

      »Kennt Ihr die, von denen Ihr sprecht?« fragte er den Gaskogner. – »Ob ich Salcède kenne?« – »Ja.« – »Nicht im geringsten.« – »Und den Herzog von Guise?« – »Ebensowenig.« – »Und den Herzog von Anjou?« – »Noch weniger.« – »Wißt Ihr, daß Herr von Salcède ein Tapferer ist?« – »Desto besser, dann wird er tapfer sterben.« – »Und daß Herr von Guise, wenn er konspirieren will, selbst konspiriert?« – »Cap de Bious, was geht das mich an?« – »Und daß der Herzog von Anjou, früher Herr von Alençon, jeden hat töten lassen, der sich für ihn interessierte, La Mole, Coconnas, Bussy und andere?«

      »Ich kümmere mich den Teufel darum.« – »Wie, Ihr kümmert Euch den Teufel darum?« – »Mayneville! Mayneville!« murmelte dieselbe Stimme. – »Allerdings kümmere ich mich nicht darum. Gottes Blut! ich weiß nur eins; ich habe heute, noch diesen Morgen, in Paris zu tun, und wegen des wütenden Salcède schließt man mir die Tore vor der Nase zu. Cap de Bious! dieser Salcède ist ein Lumpenkerl, und ebenso alle, die daran schuld sind, daß ich die Tore geschlossen, statt geöffnet finde.« – »Oh! das ist ein rauhborstiger Gaskogner, und wir werden ohne Zweifel etwas Interessantes sehen,« murmelte Briquet.

      Doch das Interessante, das der Bürger erwartete, kam nicht. Der Reiter, dem bei dieser letzten Rede das Blut ins Gesicht gestiegen war, senkte die Nase, schwieg und verschluckte seinen Zorn.

      »Ihr habt im ganzen recht,« sagte er nach einer Pause, »ein Gewitter über alle, die uns verhindern, nach Paris hineinzukommen.«

      »Oh! oh!« sagte Robert Briquet, »ah! ah! es scheint, ich werde etwas sehen, das noch interessanter sein dürfte, als was ich erwartet hatte.«

      Eine Trompete erklang, und zugleich trennten die Schweizer die ganze Menge mit ihren Hellebarden, als ob sie eine Lerchenpastete durchschnitten, in zwei zusammenhängende Stücke, so daß die Mitte freiblieb.

      In dieser Mitte ritt der Offizier, von dem wir gesprochen, und dessen Bewachung das Tor anvertraut zu sein schien, auf und ab; nach einem Augenblicke prüfender Umschau, die einer Ausforderung glich, befahl er seinen Trompetern zu blasen, worauf nach so viel Aufregung und Getöse ein unheimliches Schweigen eintrat.

      Der Ausrufer mit seiner lilienbestickten Tunika, auf der Brust ein Schild mit dem Wappen von Paris, trat sodann, ein Papier in der Hand, vor und las mit näselnder Stimme: »Kund und zu wissen unserem guten Volke von Paris und Umgegend, daß die Tore von jetzt bis ein Uhr nachmittags geschlossen sind, und daß niemand vor dieser Stunde in die Stadt kommen wird, nach dem Willen des Königs und durch die Wachsamkeit des Herrn Stadtvogts von Paris.«

      Der Ausrufer hielt inne, um wieder Atem zu schöpfen. Sogleich benutzten die Anwesenden die Pause, um ihr Erstaunen und ihre Unzufriedenheit durch lautes Zischen zu äußern.

      Der Offizier machte ein gebieterisches Zeichen mit der Hand, und bald war die Stille wiederhergestellt, worauf der Ausrufer, den sein Gleichmut keinen Augenblick verlassen hatte, fortfuhr: »Von dieser Maßregel sollen ausgenommen sein diejenigen, so sich durch Erkennungszeichen ausweisen oder gehörig mit Mandaten versehen sind. Gegeben im Hotel der Stadtvogtei, Paris, auf ausdrücklichen Befehl Seiner Majestät, am 26. Oktober des Jahres der Gnade 1585. Trompeter, blaset.«

      Sogleich ließen die Trompeter ihr heiseres Geschmetter vernehmen. – Dann aber fing die Menge hinter der Linie der Schweizer und der Soldaten an zu wogen wie eine Schlange, deren Ringe anschwellen und sich krümmen.

      »Was


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