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Reisen Band 1. Gerstäcker FriedrichЧитать онлайн книгу.

Reisen Band 1 - Gerstäcker Friedrich


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er schon vorher durch das Anspannen des Lasso gezogen wurden, glitt jetzt mit dem Stier darunter vor und lief auf einer kurzen „Eisenbahn" den Schlachtschuppen entlang. An dessen Ende aber standen sechs Männer bereit, ihn von dem kleinen niedern Wagen herabzuziehen, und dann augenblicklich abzustreifen und auszuschlachten. Der Wagen rollte dabei ohne weitern Verzug wieder zurück, die Klappe /58/

      fiel zu, der Lasso flog, ein anderes Opfer suchend, durch die Luft, wieder stürzte der Stier, seinem Tod entgegengerissen; wieder glitt der Karren auf den blutigen Schienen hin und, von seiner Last befreit, zurück, und ein dritter fiel in demselben Augenblick – bis auch der letzte gefangen und getödtet worden.

      Ich wandte mich jetzt dem Schlachthof selber zu, und der Anblick, der sich mir hier bot, war wirklich schaudererregend. Der Platz selbst wurde so rein gehalten, wie sich das nur möglicher Weise halten ließ. Das Blut floß aber in Strömen in eigens dazu ausgezimmerte Kanäle nieder, und besondere Männer waren sogar dabei beschäftigt, mit eigens zu solchem Dienst bestimmten breiten Holzschaufeln das geronnene Blut auszuschieben und für den Lauf des frisch zuströmenden frei zu halten. Der Schuppen, unter dem die Leute arbeiteten, war hoch und geräumig, und die Eisenbahn lief längs darin bis zum äußersten Ende. Hier waren Leute beschäftigt, die letzt angefahrenen Thiere - der Lassowerfer hatte zwei zu gleicher Zeit in die Schlinge bekommen - abzustreifen; dort hauten Andere Keulen und Fleischstücke schon früher geschlachteter ab, und Andere trugen oder warfen vielmehr dieses wieder seinem Bestimmungsort zum Verpacken zu - alle in bloßen Füßen und im Blut watend, mit Blut bedeckt. Und dazwischen die wild umhergestreuten Köpfe und Gebeine, die Eingeweide, die auf Wagen geladen und fortgefahren wurden, und dort drüben - mich ekelt's noch wenn ich daran denke - lagen die ungeborenen Kälber. Ein Haufen von vielleicht dreißig oder vierzig Stück war da aufgehäuft, und eine Anzahl Knaben, bis an die Schultern in Blut, eben beschäftigt, den ältesten und schon ziemlich ausgewachsenen die Haut abzustreifen, wie die anderen bei den Hinterbeinen nach einem dazu bestimmten Wagen zu schleifen.

      Ein Bursche in einem rothen Poncho - pfui, was für ein schmieriger Geselle es war! - schlich sich lange um den Haufen dieser ungeborenen Kälber herum und schien die dort liegenden mit prüfenden Blicken zu betrachten. Endlich ergriff er eins der größten bei den Hinterbeinen, zog unter dem Poncho einen alten blutigen Sack vor, steckte es dort hinein /59/ und glitt dann, ohne daß sich weiter Jemand um ihn bekümmert hätte, aus dem Schlachthof - hatte sich der Mann etwa unter diesem ekelerregenden Wust einen Braten ausgesucht? Mir schauderte die Haut bei dem bloßen Gedanken; ich hatte aber auch jetzt an dem Anblick vollkommen genug; sollte ich mir den Appetit an Fleisch für immer verderben?

      Unsere Pferde standen dicht bei all' dem Blut und Lärmen angebunden, aber so ruhig, als ob sie sich draußen auf freiem ungestörten, unentweihten Plan befunden hätten. Wir lösten die Zäume, stiegen wieder auf und sprengten gleich darauf, wie es alle Leute in der Argentinischen Republik thun, im gestreckten Galopp den Schlachthof entlang über die schmale, die Boca überspannende Brücke hinüber und, am Ufer des Rio de la Plata hin, Buenos-Ayres zu.

      Es war mir interessant genug, diese Schlachtereien, von wo aus Fleisch und Häute in ungeheuren Massen nach allen Weltgegenden hin versandt werden, einmal in der Nähe gesehen zu haben; ich konnte aber zwei volle Tage lang keinen Bissen Fleisch essen - ich mußte immer an den Mann mit dem rothen Poncho und dem ungeborenen Kalbe denken.

      In den letzten Tagen, die ich in Buenos-Ayres verlebte, kamen noch Nachrichten über neue Gewaltthaten der Indianer. Am Rio-Quarto sollten sie eine Familie ermordet und andere überfallen haben, die sich ihnen nur durch die rascheste Flucht entzogen, bis das Militär aus dem kleinen, nicht sehr entfernten Städtchen aufgeboten wurde und gegen die wilden Söhne der Steppe anrückte. Weit hinweg durften sich aber einzelne Trupps Soldaten auch nicht von ihren befestigten Plätzen wagen, denn los Idiios waren tapfere, gefürchtete Krieger und verachtende Gegner. Solche Nachrichten sind aber auch meistens übertrieben; keinesfalls konnten sie meinen Entschluß mehr ändern.

      In der Zeit, in welcher ich mich in Buenos-Ayres aufhielt; kam hier gerade mit dem englischen Paketschiff die Nachricht an von unserem ersten und letzten Seesieg über die Dänen, von der

      Zerstörung Christian's VIII. und der Wegnahme der Geflon. Zufälliger Weise befand sich gerade in dieser Zeit eine sehr große Anzahl von Schiffscapitainen hier /60/ - (die Fracht von hier fort stand sehr schlecht, und die Leute lagen hier mit ihren Schiffen und warteten, ob sie etwas Besseres bekommen konnten, als Maulthiere nach Havana zu führen). Das Eßhaus von Duckwitz war aber schon seit langer Zeit der Sammelplatz aller im Hafen befindlichen dänischen und deutschen Capitaine gewesen, und da gerade von diesen beiden Nationen eine sehr bedeutende Anzahl dort zusammentraf, läßt es sich denken, was für Discussionen über diesen Sieg entstanden. Einigemal kam es fast zu Schlägereien, zwischen Einzelnen, und mich amüsirten nur die verschiedenen Ansichten und Ideen, die da manchmal vorwucherten. Auch die Ursachen der einzelnen Streite waren häufig wirklich komisch. So meinte ein deutscher Capitain eines Tags - denn es wurde fast von weiter nichts als Fracht und Seeschlacht ge-sprochen - es thäte ihm nur leid, daß die Deutschen erst bei Christian dem Achten angefangen hätten, worüber sich ein dänischer Capitain auf das Furchtbarste erboste, die ganze Nachricht - was überhaupt sehr häufig geschah - für eine Zeitungslüge erklärte, und Leib und Seele verpfändete, wenn sich die ganze deutsche Nation auf den Kopf stelle, könne sie noch nicht einmal Christian den Fünfundzwanzigsten bekommen. - Guter Däne!

      Die Zeit meiner Abreise rückte aber auch jetzt heran und ich freute mich wirklich, daß ich nun einmal mit beiden Füßen in das neue Leben hineinspringen sollte, denn hier in Buenos-Ayres schien Alles darauf angelegt zu sein, mir wo möglich das Herz schwer zu machen. Fortwährend kamen neue Berichte über indianische Grausamkeiten, und sogar von Mendoza wollte man wissen, daß schon seit vielen Jahren keine so entsetzliche Masse Schnee in den Gebirgen gelegen habe, als in diesem Winter.

      Kürzlich war auch ein Deutscher aus dem Innern gekommen, der mir die schrecklichsten Schilderungen von den Gauchos, den Eingeborenen selber, lieferte. Nach denen mußte ich denn freilich fürchten, einem von ihnen auch nur den Rücken zuzudrehen, wenn ich nicht ein langes zwölfzölliges Messer zwischen den Rippen haben wollte. An Nachts ruhig zu schlafen war gar nicht zu denken, und er versicherte mir, er könne jetzt noch /61/ nicht begreifen, wie er selber lebendig wieder herausgekommen wäre. Der Mann hieß Berger. - Mir kam jetzt die ganze Reise vor wie Jemand, der mit einem langen Stock bewaffnet wild um sich her schlägt. - Hat man ihn erst einmal um den Leib gepackt, kann er uns nichts mehr anhaben.

      Doch fort, fort mit Allem was mich beunruhigen oder ärgern könnte. - Eben schickt mir der Correo ein Pferd, mich zur neuen Fahrt abzuholen, und das Einzige nun was ich fühle und denke, ist das Bewußtsein, in ein neues thätiges - und wenn auch gefährliches Leben einzutauchen. - Ein Ritt durch die Pampas - alle vier bis sechs Leguas ein frisches Pferd, und im gestreckten Galopp ununterbrochen durch die weiten Steppen sprengend - so, fort bis nach Mendoza, zum Fuß der Cordilleren, dann, mitten im Winter, über die Schneegebirge und durch Chile meinem nächsten Ziele, Valparaiso, zu - was kümmerte mich das Andere!

      4.

      Ritt durch die Pampas.

      Am 17. Juni Morgens schickte mir der Correo, wie schon vorher erwähnt, durch ein paar junge Burschen ein Pferd, mich und mein Gepäck zu seinem Hause zu bringen, daß wir dann von dort aus im Laufe des Tages aufbrechen könnten. Einen argentinischen Sattel (den sogenannten spanischen Sätteln ähnlich, aber doch etwas verschieden von ihnen) hatte ich mir schon am vorigen Tage besorgt, Zaum und Satteltasche ebenfalls, und mit meinen Waffen, einem Poncho, einer wollenen Decke und etwas Wäsche war ich vollkommen zu einem Ritt von meinetwegen vier Wochen gerüstet.

      Spaß machte mir hierbei mein Wirth, ein Engländer, /62/ Mr. Davies, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, ich mache die Reise durch's Land nur, um schneller nach Californien zu kommen, und sich schon während meines Aufenthalts die größte Mühe gab, mir das Californien mit den schrecklichsten Farben zu schildern. Er versäumte es auch nicht, mir selbst an diesem Morgen einen kleinen Beitrag zu liefern, und meinte es sei förmlich wahnsinnig von mir, nur des Goldes wegen meine gute Kehle in einem solchen tollen Ritt zu wagen. Mr. Davies war übrigens sonst der prächtigste und auch orginellste Bursche, den ich lange getroffen,


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