Kadett – Offizier der Kaiserlichen Marine – Briefe von Bord – 1895 – 1901. Willi FranckЧитать онлайн книгу.
„REPULSE“ – 92 – 17,5
„RESOLUTION“ – 92 – 17,5
Der Gürtelpanzer dieser Schiffe ist 456 mm stark, Deckspanzer 76 mm, die Panzertürme 490 mm, die stärksten Geschütze 34 cm. Außerdem kamen der Kreuzer „BLENHEIM“ (benannt nach einem Dorf in Bayern, bei dem Marlborough einen Sieg davon trug), und der Torpedojäger „SPEEDY“.
Hierauf kamen die Russen mit den beiden Schiffen „CZAR ALEXANDER“ und „RURIK“, zwei ganz schöne Schiffe, und gleich darauf die Franzosen, deren beide Schiffe sind „HOCHE“ u. „DUPUIS DE LOME“.
Heute waren wir tatsächlich den ganzen Tag zur Begrüßung der fremden Schiffe in der Takelage. Nur 2 Stunden theoretischen Unterricht, und auch die kaum, hatten wir.
Zahlreiche Schiffe der verschiedensten Nationen liefen heute ein (An den Feierlichkeiten in Kiel nahmen 53 Kriegsschiffe anderer Nationen und 53 deutsche Kriegsschiffe teil – es handelte sich um die größte Flottenparade der Zeit.) und machten an den durch Flaggen der betreffenden Nationen kenntlich gemachten Bojen fest (die Bojen sind mit Ketten an gewaltigen Steinblöcken verankert die einen Würfel mit einer Seiten Länge von etwa 3 m bilden, und aus Sandstein sind). Zunächst erschien das portugiesische Panzerschiff „VASKO DE GAMA“ (zwei 26 cm Geschütze u. 2 15 cm G.)
Das alte portugiesische Küstenpanzerschiff „VASKO DA GAMA“
Die ersten Schiffe die zur Kanaleinweihung erschienen waren das österreichische Geschwader (11.4) es sind drei Schiffe hier, das Flaggschiff „MARIA THERESIA“, „KAISER FRANZ JOSEF“ und „KAISERIN ELISABETH“. Die Schiffe sehen in jeder Hinsicht gut aus und auch die Mannschaft soll tüchtig sein.
US-Kreuzer „COLUMBIA“ als Modell
Am 15. erschien Amerika, vertreten durch die drei prachtvollen Schiffe: „SAN FRANZISKO“ (Flaggschiff), „NEW YORK“ und „COLUMBIA“. Letzteres ist das größte Schiff hier, und, wenn ich nicht irre, aller Nationen; dabei hat es die gewaltige Schnelligkeit von 22 sm (USS „COLUMBIA“ war ein für den Handelskrieg entworfener schneller und leicht bewaffneter Kreuzer großer Reichweite. Den Weg zur Kanaleröffnung hatte er in der Rekordzeit von knapp 7 Tagen zurückgelegt.). Ich fürchte nur sie sind wenig kriegstüchtig. Jedenfalls haben sie das Aussehen von prunkvoll eingerichteten Salondampfern. Übrigens erhielten bei der Begrüßung die Amerikaner, Russen, und Franzosen nicht, wie die übrigen Nationen, den Titel „unsere Kameraden“, sie wurden nur durch Hurrah begrüßt.
Gestern, am 16. langten die Schweden an, „GÖTA“ Flaggschiff, und „THULE“. Dies sind die beiden besten Schiffe der Schweden, den Kameraden gefallen sie wenig, mir soweit ich äußerlich urteilen kann, ganz gut. Sie liegen uns in der Bucht gerade gegenüber. Die Alarmierung ist zwei 24 cm Geschütze, vier 15 cm, und Schnelllader…
… der ersten Panzerschiffe, für Frankreich im Krimkrieg). Beide Schiffe sind furchtbar hoch gebaut, sie sehen aus, wie große Häuser. Sie bieten eine große Zielfläche. Ich hoffe euch eine Fotografie senden zu können.
Schließlich kamen die Italiener mit 4 sehr schönen Schlachtschiffen mit sehr schweren Geschützen (43,6 cm) (Als Reaktion auf die Niederlage gegen Österreich in der Seeschlacht von Lissa (1866) hatte Italien die äußerst kampfstarken Schlachtschiffe der „RE UMBERTO“-Klasse gebaut (15.000 t, 18,5 kn, 2x34,3 cm, 8x15,2 cm, 16x11,9 cm), die in Kiel Aufsehen erregten.), zwei sind Kreuzer.
Italienisches Schlachtschiff „RE UMBERTO“
Es ist höchste Zeit für mich, aufzuhören. Ich will die Beschreibungen über die Feier immer fortsetzen. Wenn Herr Doktor Rocholl sich hierfür interessiert, so laßt ihn bitte diese Briefe lesen, jedenfalls grüßt ihn herzlich von mir.
Mit den besten Grüßen an Alle zu Hause
Euer Euch liebender
Willi
Während des Unterrichts sollen noch andere Schiffe gekommen sein, so der Norweger. Andere von allen Staaten sind ja nach Hamburg gegangen, um die Fahrt durch den Kanal mitzumachen (An der Kanalfahrt nahmen insgesamt 23 meist kleinere Schiffe teil.).
W.
Mit „STOSCH“ im Mittelmeer
Kiel, den 26. Juni 1895
SMS „STOSCH“
Liebe Eltern!
Eben Tagesbefehl:
„‚STOSCH’ geht nach Marokko“ und zwar Sonnabend. Kommen Herbst wieder; sogleich nach Westindien; keinen Urlaub. Herzliche Grüße
Euer Willi
Hafen zu Kiel, a. B. SMS „STOSCH“
den 26. und 27. Juni 1895
Noch sind die Festlichkeiten für die Einweihung des „Kaiser Wilhelm Kanals“ nicht vorüber, da erfahren wir Kadetten von der „STOSCH“, daß die „STOSCH“ dazu bestimmt sei zugleich mit der „KAISERIN AUGUSTA“ (ein Kreuzer zweiter Klasse, vorläufig zu unseren besten gehörend) und einem Panzer vierter Klasse, („HAGEN“? zu der Siegfriedklasse gehörend) nach Marokko zu gehen und Deutschlands Recht, nötigenfalls auch mit Gewalt, geltend zu machen (In Marokko waren 1894 der deutsche Kaufmann F. Neumann und 1895 der deutsche Handlungsreisende Hermann A. Rockstroh ermordet worden. Die Strafaktion sollte die zunächst zugesagte, dann verweigerte Zahlung eines Sühnegeldes von 250.000 M durch den Sultan erzwingen. Derartige Aktionen der europäischen Staaten waren üblich. WF schreibt über diesen Zweck der Reise nichts Näheres.).
Als wir diese Nachricht gestern zuerst von unserem zweiten Kadettenoffizier, Herrn Leutnant Kehrl, erfuhren, glaubten wir an einen Scherz, zumal da die Kadetten von der „STEIN“ wiederholt diese Behauptung ohne Grund von ihrem Schiff geäußert hatten. Als dann aber der Befehl kam, wir sollten unsere Tropenausrüstung bestellen, mußten wir doch daran glauben; und schließlich erklärte der Kadettenoffizier, Herr Leutnant z. See von Reuter (Vermutlich Ludwig v. Reuter (1869-1943), der am 21. Juni 1919 als Befehlshaber der in Scapa Flow internierten Hochseeflotte den Befehl zu ihrer Selbstversenkung gab.), wir würden die Reise unternehmen. Unsere Freude hierüber wurde noch gesteigert durch die Erlaubnis auf Urlaub gehen und uns mit etwa nötigem Vorrat für die Reise zu versehen; und tatsächlich erschienen spät abends die meisten Kadetten schwer beladen mit allen möglichen Dingen, hauptsächlich mit Cigarren und Brausebonbons.
Ich begab mich sofort als ich an Land gekommen war, zu den Bootsvermieter Remka (An der Stelle, auf der später die KSV ihr stattliches Heim erbaute, stand ein Gartenlokal: „Volkers Garten". Hier spielten sonntags abwechselnd die „85er" und die Marinekapelle zu Kaffee, Strickstrumpf und musikalischem Bräutigamsfang. Außerdem gab es den Bootsvermieter Remka, der jeden Fremden anfiel mit der Frage: „Wollen Sie nicht ein büschen rudern, segeln, oder ein klein Kriegschiff ansehn? Ich fahr Ihnen gern mal rüber!" (Kleine seglerische Topographie der Kieler Förde, 1954)),denn dort wusste ich Kurt und den ältesten Rebensburg mit der Ausschmückung eines Bootes für den Blumenkorso, der gestern Abend stattgefunden hat, beschäftigt. In dem nahe gelegenen „Folker´s Garten“ traf ich Tante Wanda und Fräulein Brandt, Tante Emma (mit der großen Tochter) und schließlich Herrn Oberstabsarzt Schumann. Wir alle