Aus den Tagebüchern eines Inka Priesterschülers und Xervantes Indianers. Owawe ManituЧитать онлайн книгу.
wir die Erfahrungen ebenfalls bewusst erleben, die dann zu etwas Altem werden, welches wir uns später vor Augen führen können, um das Neue, das kommt, besser zu verstehen. Also ganz nach den weisen Empfehlungen unserer Väter: „Lerne das Betrachten des Details was früher geschah, und du wirst wissen und erkennen, was noch kommen wird“.
Die Erfahrungen erscheinen wie ein zurückgelegter Weg. Wir trauern ihm nicht nach, denn vor uns liegt das Unentdeckte, das noch kommt, während auf dem zurückgelegten Weg das liegt, was wir bereits gemeistert haben und das uns und anderen helfen kann, das Neue zu begrüßen. Es ist also schön, dem jetzigen Moment Achtsamkeit zu schenken, denn dieser Moment kommt in dieser Form niemals wieder. Es ist mit dem Moment so, als würden wir einen Regenbogen am Himmel betrachten, während wir mit dem Auto in Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn entlang rasen. Es geht einfach nicht, beides mit der gleichen Aufmerksamkeit und Sicherheit zu tun. Wir müssen uns entscheiden: Bleiben wir stehen und betrachten achtsam den Regenbogen, oder rasen wir an diesem Moment einfach vorbei? Ich glaube, oft wäre es ratsamer, den Anblick eines Regenbogens zu genießen, denn solche Momente sind kostbar und kommen in dieser Form nie wieder.
Aber kaum habe ich von dem Endlichen, Vergänglichen und dem Nie gesprochen, schon erhebt sich ein innerer Zweifel, der sagt: „Owawe, ist das wirklich richtig? Gibt es nicht einen Weg, der Nichterlebtes oder Teile davon zurückbringen kann?“
Was wir nicht mehr rechtzeitig sagen oder tun konnten, vermögen wir nachzuholen, wenn wir medial sind, medial arbeiten, ich spreche von MEDIALITÄT. Verabschiedest Du Dich jetzt schon, Du geduldiges Papier – schneeweiß – klappst Du jetzt die Seiten zu, weil Du mit Medialität nichts zu tun haben willst? Lass es mich deutlich aussprechen: „Ja, ich kann mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen“. Dieser Satz impliziert so viel. Eine Voraussetzung also scheint zu sein, dass man nach dem irdischen „Tod“ nicht tot ist. Und eine weitere Behauptung scheint, dass man mit diesem „Etwas“ offenbar kommunizieren kann. Na bravo, mein Tagebuch, Du lässt mich dieses Ausdrücken und damit verletze ich hoffentlich nicht Deine Gefühle. Lass` mich beschreiben, was ich damit auszudrücken versuche. Im Englischen wird diese Kontaktmöglichkeit als „Mediumship“ beschrieben. Ein Medium für etwas zu sein, was nicht mehr im Diesseits physisch erscheint, sondern im Jenseits. Jenseits, Diesseits – schon wieder so vermeidlich verfängliche Wörter. Bist Du noch da, mein Tagebuchgeist oder schaltest Du schon ab und lässt mich weiter bedeutungslose Kritzeleien in Deine Fasern ritzen?
Wir müssen das nicht unbedingt im engsten –spirituellen- Sinne sehen, dass das Leben nach dem Sterben nicht den Tod, sondern die Ewigkeit bedeutet. Aber wie kann man es sonst sehen? Und was existiert dann weiter, wenn es nicht der Körper selbst scheint?
Kann ich das „Etwas“ ggf. mit technischer Hilfe sehen? Wenn nicht, dann ändert sich womöglich nur die Energieform, wenn ein Mensch stirbt? Und was macht mich überhaupt zu einem Medium?
Heute, nach vielen Jahren der Praxis, kann ich mit Gewissheit sagen, dass alle Menschen diese Gabe mehr oder minder haben und nutzen können. Die Frage ist nur, ob sich diese Gabe offenbart, denn vielfach werten wir Impulse, die aus dieser Gabe kommen, als zufällig und manche mediale Information wird rational interpretiert oder in die Sparte von Einbildung abgeschoben. Wenn aber ein Mensch mit dem Jenseits Kontakt aufnehmen kann und der Mensch Nachrichten aus dem Jenseits empfängt oder auch dorthin sendet, dann sprechen wir von der Gabe, medial oder ein Medium zu sein. Soweit ich erfahren habe, hat sich kein ernsthaftes Medium jemals gewünscht, diese Gabe zu haben. Medial zu sein ist keine leichte Übung, sondern eine Gabe, die unter die Haut geht. Sie macht aus harten Männern weiche Frauen und umgekehrt. Sie stellt das Leben auf den Kopf, verschiebt Grenzen, Grundsätze und hinterfragt das Gelernte. Die Gabe kommt in das Leben und kann zu jeder Zeit wieder verschwinden. Viele mir bekannte Medien waren schon im Kindesalter sehr sensitiv und oft wurden sie schon deshalb von Mitschülern und Freunden als Sonderlinge gemieden. Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe, sondern eher zu denen, denen „das“ irgendwie ganz nebenbei „passiert“ ist. Ich sprang sozusagen irgendwann einmal auf einen vorbeifahrenden Zug, der zwar keinen Sitzplatz für mich eingeplant hatte, aber ausreichend Platz bot. Ich kann auch ohne schlechtes Gewissen sagen, dass ich das Gefühl, aufgesprungen zu sein, als erleuchtend empfand, denn ich war bis dahin den Weg eines Saulus gegangen. Zwar hatte ich keine Gläubigen verfolgt wie der biblische Saulus, aber ich habe doch so ziemlich alle spirituell Aufgestiegenen in eine Schublade gesteckt mit der Aufschrift: „Esoterik“. Ich war der Meinung, dass es zu viele Menschen gäbe, die mir mit einem stark entwickelten Ego zeigen wollten, dass sie erleuchtet seien und somit meinten spirituell „höher“ als ich entwickelt zu sein. Ja, ich fühlte mich sehr in der Meinung bestätigt, denn viele Bücher lobten explizit bestimmte Personen, Heiler oder Gurus, denen ein Buddha-, Gott-, Engel-, Meister- Status verliehen war, oder die mit den Worten „Das erfolgreichste Heilmedium der Welt“ betitelt wurden. Wie soll ich mich, mein liebes Tagebuch, als einfacher Mensch hier fühlen? Ich ahne, dass Du mir rätst mich nicht mit anderen zu vergleichen, und ich muss sagen, dass Du recht hast!
Früher habe ich selbst die Möglichkeit nicht in Betracht gezogen, dass es Menschen gibt, die zum Jenseits Kontakt haben können und dürfen, denn für mich gab es in meiner Weltanschauung dieses lebendige Jenseits nicht. Ich habe zugegeben sehr lange große Zweifel gehabt, dass das Leben nach dem Sterben nicht wirklich zu Ende ist. Zweifel an dem, dass das Leben sich einfach in anderer Form und an einem anderen Ort – dem Jenseits – weiter fortsetzt. Heute habe ich diesen Zweifel nicht mehr, denn ich bin über das Stadium des Zweifelns und der Angst hinausgekommen und bin zuversichtlich, dass ich wirklich keine ungewöhnliche mediale Gabe besitze. Ich bin also ein völlig normaler Mensch, denn viele von uns tragen diese Gabe einfach mit uns.
Dass dem so ist, wollte und konnte ich irgendwann einmal beweisen. Ja, mein liebes Tagebuch, glaube es oder nicht, aber im letzten Sommer „träumte“ ich tatsächlich davon, wie ich beweisen könnte, dass eine Gabe eine Gabe ist und vor keiner Konfession halt macht. Ich träumte, dass ich eine Heiler-Veranstaltung planen solle und diese „HealingJam“ nennen dürfe und damit meiner Meinung eine neue Grundlage geben dürfe. Die Idee zu diesem HealingJam offenbarte sich mir im Tiefschlaf, was nebenbei bemerkt ein weiteres Erlebnis für mich war, denn bis zu diesem Zeitpunkte glaubte ich tatsächlich daran, dass man wirklich schläft, wenn man schläft. Aber mitnichten ist dem so! Aber jetzt wusste ich zumindest, dass ich nach dem HealingJam eine neue Definition für den Schlaf finden musste. Es war überdies ein eigenartiges Gefühl, mich erstmals der offenbaren, reinen Intuition hinzugeben, denn bis zu diesem Zeitpunkt war mir auch nicht klar, was auf die Teilnehmer und Vortragenden zukommen sollte und könnte. Ich war völlig planlos der Intuition ausgeliefert und wusste nicht, wie ich den Inhalt des Traums in die Tat umsetzen könnte. Ich wusste, dass all dies nicht rational erfassbar war, aber trotzdem waren die Anweisungen präzise und zielgerichtete Informationen, die ich in diesem Traum bekam. Beispielsweise wurde mir die Definition dafür geliefert, was ich unter „Healing“ verstehen sollte. Healing sollte für Heilen, Ausheilen, aber auch (Aus)kurieren, Wohlbefinden und letztlich Zufriedenheit und Seligkeit stehen. Als ich diese Information über die Tage verarbeitete, kam mir die Frage schnell in den Kopf, was Heilsein denn eigentlich bedeutet? Ist es nur eine Frage der Gesundheit? Ist Heilsein das Fehlen einer Krankheit, das Fehlen von Krankheitssymptomen? Diese Frage ließ ich zunächst offen, denn ich wusste, dass die Antwort darauf kommen würde, wenn ich nur hinhörte. Der zweite Teil von „HealingJam“ kam als „Jam“ in meinen Hinterkopf. Naheliegend wäre, dies als Konfitüre, köstliche Marmelade – oder gar das süße Leben selbst zu übersetzen. Nach einer Weile kam mir eine andere Bedeutung in den Sinn. Es sollte die Verbindung aus einer „Jam Session“ für Improvisation bedeuten, denn eine Jam Session ist ein zwangloses Zusammenspiel von Jazz-, Blues-, Hip-Hop- oder Rock-Musikern, die in einer sonst nicht üblichen Weise in einer Band spontan zusammenspielen und eine neue Ordnung zulassen.
An einem wunderbar sonnigen Septembermorgen war es dann soweit. Ich eröffnete die Veranstaltung, für die ich einen ehemaligen Mittelalter-Kornspeicher angemietet hatte, mit den Worten: „Es lebe die Intuition und die Improvisation der Heiler auf dieser Veranstaltung!“. Alle anwesenden Gäste und Heiler Kollegen und Kolleginnen schlossen für einen Moment die Augen, als ich das Zitat von Albert Einstein verlas: „Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom“. Es war ein unglaublich intensiver