Abwesenheitsagent. Thomas NollЧитать онлайн книгу.
die nicht aus dem Dorf sind, geschossen wird. Aber da kommt man in der Regel nicht hin, die Eingeborenen sind dort gerne unter sich…
Umso befremdlicher für uns, wenn wir irgendwo 45 Minuten breite Landstraße fahren, ohne irgendetwas außer Land zu sehen, und noch immer im selben Landkreis sind!! Und wenn man in irgend ein Dorf einbiegt um nach einer Tankstelle zu fragen nur verständnislose Blicke erntet, als hätte man nach einer Mondrakete verlangt oder als hätten die Angesprochenen noch nie vorher ein Automobil ohne Pferde gesehen…
Und was mir in Niflheim speziell sehr gefehlt hat, ist die Nähe zu Luxemburg und Frankreich. Beide Länder haben ihre Spezialitäten, das eine Schnaps, Kaffee und früher Tabak; das andere unzählige Sorten Käse, Rotwein und das Baguette, dass nirgends auf der Welt nachgebacken werden kann.
Einmal pro Monat mindestens bin ich Frankreich. Obwohl nur ein paar Minuten von zuhause entfernt, ist man in einem südlichen Land. Sobald man einen Supermarkt betritt, riecht man die riesige Fischtheke. An der Kasse lernt man nochmal, was Geduld ist, wenn da noch ein längeres Schwätzchen gehalten wird (bei uns undenkbar), und man kann deutsches Dosenbier ohne Pfand kaufen!
Jedes Mal wenn ich an den Rückgabe-Automaten stehe, sie dauernd stehen bleiben und ihr idiotisches Gepiepe von sich geben und mich in einem Dunst aus vergorenem Bier stehen lassen, frage ich mich, ob die Maschine den Kopf des einführenden grünen Ministers genauso mühelos zerknacken könnte wie meine alten Bierdosen. Ich könnte ihn treten!
Traditionell werden saarländische Kennzeichen auch nie vom Zoll kontrolliert, weil es sich für uns nicht lohnt zu schmuggeln, wir können ja jederzeit ´rüber.
Übrigens sprechen Saarländer nicht automatisch Französisch! Das Mischvolk, das beide Sprachen als Muttersprache hat, sind die Lothringer. Zuhause sprechen sie den westmitteldeutschen lothringer Dialekt, der für uns gut zu verstehen ist – auch wenn sie das sehr ungerne zugeben! Von daher spricht fast jeder deutsch, vor allem die Älteren, so dass ein Einkauf hinter der Grenze sehr einfach ist.
Wer also auf´s Land ziehen möchte aber nicht so richtig und nicht so weit vom Schuss von Allem und dazu noch etwas von Internationalität umgeben sein möchte – der ziehe ins Saarland!
Er muss dafür aber auf einen WM-Stern auf dem Fußball-T-Shirt verzichten: 1954 gehörten wir noch nicht zu Deutschland und traten mit einer eigenen Mannschaft an! Sie erreichte Platz 2 bei der ersten Gruppe der Qualifikationsrunde. Nach Deutschland und vor Norwegen, die wir in Oslo besiegten!
Unser Trainer war… Helmut Schön! Der langjährige Bundestrainer von 1964 bis 1978!
Glück auf beim Lesen!
Wie der Band „Fläche hängt“ ist auch dieser chronologisch nach Entstehen der Geschichten aufgebaut.
Manch einer wird eine Entwicklung erlesen…
Zu Ende geht dieser Band mit Eindrücken aus meiner Zeit in einem Ashram…
Jeder Leser kann die Erfahrung selbst machen, ohne gleich dort einziehen zu müssen: es werden unzählige Seminare angeboten von Alltagsproblemen wie Stress und Ärger am Arbeitsplatz, über therapeutische Themen wie Rückenschmerzen oder Haltungsschäden, bis hin zu Meditation und Yoga. Euer Glauben – soweit vorhanden – spielt dabei keine Rolle, ihr werdet auch nicht „überzeugt“, Yoga als Philosophie oder Lehre vom Leben ist glaubensneutral. Grundanliegen ist, altes Wissen im hier und jetzt anzuwenden, was erstaunlich gut funktioniert und nach und nach auch Einzug in die Schulmedizin hält.
Und wer einmal seine bisherige Erlebenswelt wechseln möchte, für den bestehen auch verschiedene Modelle des temporären Einzugs…
Heusweiler, im Frühjahr 2015
Neuauflage im Frühjahr 2017
Wehe, wenn sie losgelassen
Diesmal gibt es keinen Reisebericht, denke ich. Gar nix Ungewöhnliches passiert. Flugzeug pünktlich, keine Turbulenzen, niemand hat wegen mir und meines Sekt-Konsums am frühen Morgen gekotzt... Ist ja auch mal schön!
Beim letzten Flug sah das anders aus:
Start 06:00 Uhr in Saarbrücken. Ungewöhnlich auf dieser Strecke: die Maschine kam aus Stuttgart, war schon zur Hälfte besetzt, und die saarländischen PAXE [Fachausdruck für Passagiere in der Luftfahrtbranche] komplettierten den Vogel bis auf den letzten Sitz. In meiner Reihe – ich natürlich gebucht am Fenster – saß am Flur eine Engländerin, die bereits grün im Gesicht war. Fliegen war wohl nicht so ihr Ding. Als ich dann nach dem Start der Maschine meinen Start in den Urlaub mit einem Sekt begrüßt habe, schaute sie kurz ungläubig auf das Fläschchen in meiner Hand und kübelte dann wie ein südamerikanischer Condor. Natürlich reichte das Tütchen nicht aus… entsprechend roch es dann auf dem gesamten Flug. Ich hätte sie töten können… die Stewardessen versprühten Parfüm, so roch es wie in einem verkotzten Parfümladen. Vielleicht hätte ja „Mädemm“ das english breakfast weglassen sollen, bestehend aus Bratkartoffeln, Würstchen, Speck, Eiern, dicken Bohnen, Gurken, Tomaten und großen Pilzen. Das hält ja auch kein Ochse aus…
Doch heute kam die Maschine aus Mallorca und flog auch wieder dahin zurück. Ich konnte niemanden mit Flugangst erkennen, alle Gesichter hatten Farbe und freuten sich auf ein paar sonnige Tage.
Wir schreiben den 12. Oktober 2006, 18 Uhr und 40 Minuten. Aeroport de Son Sant Joan, Palma de Mallorca. Wir sind mit 5 Minuten Verfrühung gelandet.
„Bitte bleiben Sie angeschnallt, bis die Maschine ihre endgültige Parkposition erreicht hat!“
Das hat sie gerade. Sie steht, die Triebwerke werden abgeschaltet, und überall ist das „Klack“ der Gurte zu hören.
Gleichzeitig stehen von den 189 Passagieren 90 auf, und kramen in den Gepäckfächern rum, um ihre Mäntel zu suchen, die natürlich auch im Gang angezogen werden müssen!
Nur nebenbei: es herrschen draußen 30 Grad Celsius, ein besonders schöner Oktober!
Zurück zur Hauptgeschichte: die, die jetzt alle gleichzeitig aufstehen und nach ihren Sachen kramen; diejenigen, die daran schuld sind, dass nicht ein einziger Passagier wirklich das Flugzeug verlassen kann, weil der Gang dicht ist; sind dieselben, denen 20 Minuten in der Warteschlange vorm Ticket-Abreißen nicht einfällt, jetzt ihre Scheiß-Jacken auszuziehen; sondern das muss ja erst gemacht werden, wenn man im Mittelgang des Flugzeugs steht. Der Mittelgang MUSS ja versperrt werden. Bei Hin- und Rückflug!
Ich tue meinen Nerven das nicht an und warte wie immer, bis fast alle PAXE draußen sind, und erhebe mich dann, um ungestört zum Ausgang zu gehen. Meist werde ich ja nicht abgeholt, sondern übernehme einen Leihwagen, da kommt´s auf ein paar Minuten nicht an. Die Schalter sind immer besetzt. Die nervösen „schnell, schnell, dabber, dabber“ [saarländisch für „schnell, Beeilung!“] sind die Pauschal-Touristen, die um ihren Bus ins Hotel bangen.
So bin ich der zweitletzte, der die Maschine am Mallorca Airport verlässt. Hinter mir ist nur noch eine alte Frau, die furchtbar langsam ist. Die Cockpit-Crew verlässt auch das Cockpit. Der Pilot (erkennbar an den vier Streifen am Ärmel) ruft in die Gangway: „Hallo, Sie haben was verloren!“
Ich drehe mich um. Er meint die alte Frau, die ihren Mantel verloren hat. Der Pilot hängt ihn ihr über den Arm, geht aber dann wieder zurück ins Cockpit.
Im selben Moment, ich schaue immer noch in Richtung zurück, verliert die alte Frau ihren Stock, an dem eine Stofftüte baumelt.
Natürlich eile ich zu ihr, hebe den Stock auf, reiche ihn ihr, und hebe dann die Tüte auf und kann es kaum fassen: Das Teil wiegt mindestens 6 Kilo!
„Oh leck, was hann se´n do drin? E Amboss?“
“Nee, das iss mei Lesestoff!”
„Ei, so e schweri Tut kenne se awwer net an de Stock hänge!“ (Ich selbst hätte so eine Tüte nicht an einem Stock händeln können,