Kreise schließen sich. Nika VeroЧитать онлайн книгу.
Man sollte nie sagen, dass etwas umsonst geschehen ist, nur weil zum aktuellen Zeitpunkt des Geschehnisses noch das nötige Verständnis fehlt. Alles braucht nun mal seine Zeit! Alles was wir erleben unterliegt einem Plan, der uns unterschiedliche Varianten des Verlaufs anbietet. Wir bestimmen durch unsere Entscheidung selbst in welche Richtung es gehen soll. Dabei tragen wir auch die Verantwortung für den jeweiligen Ausgang und wie wir damit umgehen. Was für uns richtig oder falsch ist, können wir nicht objektiv beurteilen, denn unser Ego mischt sich allzu gerne ein. Es wählt mit Vorliebe den einfachen und bequemen Weg und sucht sein Glück im Außen. Wenn es uns schlecht geht, fühlt es sich sicher, fühlen wir in der Stille einen Moment lang unser wahres Sein, fühlt es sich bedroht – denn im EINS SEIN löst sich unser Ego auf. Deshalb ist es gierig nach Macht und Aufmerksamkeit, leitet uns hin zu Mangelgefühlen, aus denen schlechte Angewohnheiten entstehen – alles, um uns von unserem eigentlichen Lebensplan, unserer geistigen Entfaltung abzuhalten! Aber unsere Seele ist es, die im Stillen geduldig darauf wartet, dass wir den Weg gehen, auf dem wir das Geheimnis jeglicher Weisheit in unserem Innern erkennen, denn sie weiß, dass die Kraft Gottes durch Körper, Geist und Seele wirkt, wenn unser Ego beiseitegetreten ist. Ganz gleich, wie schwer uns das Schicksal zugesetzt hat, es geschieht nichts ohne eine tiefgründige Bedeutung, ein kleiner Wink, der uns als Wegweiser dient. Damit müssen wir uns vorerst abfinden, bis wir es begriffen haben! Das, was wir durch ein bestimmtes Vorkommnis erfahren, kann letzten Endes also zu einer großen Bereicherung werden!
Nachdem wir uns, dank der menschlichen Unterstützung, vom Tod unserer Mutter allmählich erholt hatten, übten wir uns weiter im stabilen Gehen, Laufen und sogar Klettern. An den anfänglichen Übungen hatte sie sich noch mit erfreuen dürfen, aber mit der Zeit wurden wir immer geübter und geschickter – und das beobachtete Mama Lisa nun von einer anderen Sphäre aus. Wir lernten auf die Katzentoilette zu gehen. Mal ging es besser, ein anderes Mal daneben, doch wir gaben nicht gleich auf. Wenn einer musste, mussten alle anderen auch und der Andrang war groß. Jeder drängelte um einen unbenutzten Platz, bei der Abwicklung gemeinsamer Geschäfte. Doch so manch einer bekam dabei trotzdem mal ein nasses oder klebriges Füßchen, bevor er aus der Kiste sprang. Die nachfolgend auffällig hinterlassenen Spuren verrieten es. Eine Toilette reichte bei vier heranwachsenden Miezen bald nicht mehr, wie unsere Menschen klugerweise bemerkten. Und somit gab es Zustimmung für eine zweite Toilette.
Was uns Mama Lisa nicht mehr hatte beibringen können, lernten wir durch hinschauen und abgucken, wie es der andere machte. Jeder zeigte dabei unterschiedliche Techniken oder brachte neue Ideen für bestimmte Handlungen mit ein, z. B. beim Zuscharren eines erfolgreichen Geschäfts. Interessant war, wem dies wichtig war und wem nicht. Für den einen war es zur Selbstverständlichkeit und Routine geworden, dem anderen waren Spielen und Toben wichtiger. So wurde diese aufwendige Sache einfach mal eben vergessen. Da wir das mit der anschließenden Säuberungsaktion noch nicht für so wichtig erachteten und auch nicht wussten wie das geht, widmete uns die Familienmutter ihre Zeit und zeigte es uns. Mit einem mit Babyöl getränktem Tuch wischte sie uns nacheinander sanft den manchmal noch etwas verschmierten Po ab und machte uns damit einen wichtigen Impuls bewusst. So wie es unsere Mutter mit sauberlecken anfangs tat.
Das Klettern auf den Kratzbaum war eine tolle Sache! Je höher, umso mehr dachten wir: „oh, wie komm` ich hier nur wieder runter?“ Es klappte immer irgendwie – mal ging es schneller, mal brauchte es eine große Portion Mut. Wenn wir müde wurden, gingen wir nach wie vor in unsere Höhle, zum Kuscheln und Schlafen. Das Essen bestand nun aus fester Nahrung, die wir inzwischen gut kauen konnten und die außerdem noch ausgesprochen gut schmeckte. Ernsten Streit gab es zwischen uns Geschwistern nicht, dafür liebten wir uns viel zu sehr. Aber mal so ´ne kleine Kabbelei stand schon auf der Tagesordnung, das war auch in Ordnung! Wurde es einem von uns mal zu viel, half immer noch Fauchen und Knurren! Es war ein schönes, abwechslungsreiches und aufregendes Leben, das wir miteinander teilten – in dieser überaus netten Familie. Sie gaben sich die allergrößte Mühe uns zu erziehen und bei Laune zu halten. Wir waren inzwischen schon neun Wochen alt und ich spürte, dass sich etwas Neues und Fremdes anbahnte. Unsere Menschenfamilie, besonders die Mutter, beobachtete uns plötzlich sehr intensiv. Auf eigenartige Weise erforschten sie unseren Umgang untereinander und miteinander. Und das hatte einen guten Grund.
DIE NEUEN MENSCHEN
Als wir knapp zehn Wochen alt waren, entschieden sich unsere Familienmenschen schweren Herzens zu einer Trennung von uns. Sie konnten uns nicht alle behalten und hatten sich mit dieser Entscheidung schon seit längerem auseinander gesetzt. Aus diesem bevorstehenden Anlass hatten sie uns auch so genau über einen gewissen Zeitraum beobachtet. Ihre Absicht war, herauszufinden, welches von uns Pärchen besonders viel miteinander spielt und aneinander hängt.
Am 30.09.2008 war es dann soweit, die Würfel waren gefallen! Mein schwarzer Bruder und ich sollten umziehen. Unser getigerter Bruder und die schwarze Schwester durften weiterhin in ihrem bekannten zu Hause wohnen. Schon sehr früh hatte sich herauskristallisiert, dass der getigerte Kater, dessen Name FINDUS lautete, in der Familie bleiben würde. Nur mit welcher Schwester war noch die Frage? Klar war aber, dass jeweils ein Pärchen oder Zweiergespann beieinander blieb! Dies war sozusagen eine Entschädigung dafür, dass uns mit fünf Wochen bereits die Mutter genommen worden war. Und da bin ich unserer Menschenfamilie sehr, sehr dankbar, dass sie das berücksichtigte. Womit keiner rechnete war, dass Findus kurze Zeit nach unserem Auszug spurlos verschwand. Die Menschenfamilie hatte ihm und unserer Schwester schon die „Freiheit“ eingeräumt, tagsüber draußen sein zu dürfen. Immerhin hatten sie ja auch einen Heimvorteil und brauchten sich nicht erst an ein neues zu Hause zu gewöhnen. Über Nacht sollten sich beide Katzen dann zum Schlafen wieder drinnen einfinden. Findus aber schien am Draußen sein so großen Gefallen gefunden zu haben, dass er es abends zwei Mal schaffte durch den Spalt der zugehenden Tür zu huschen. Er war von Anfang an der aufgeschlossenste von uns gewesen, der zu jedem Menschen ging, um ihn zu begrüßen. Zunächst blieb er einen Tag lang weg, kam aber wieder. Das merkwürdige an ihm war, dass er nach fremder Umgebung roch. Nachdem er ein zweites Mal ausgerissen war, kam er nicht mehr wieder. Für unsere liebe schwarze Schwester, die den Namen FINE erhalten hatte, war das ein großer Verlust und sie vermisste ihn sehr. Jetzt hatte sie zwar ihr zu Hause behalten dürfen, aber das letzte Geschwisterchen auch noch verloren. Darüber war sie sehr traurig. Unsere Menschenfamilie hatte besonderes Mitgefühl für Fine und verhalf einem im Tierheim wohnenden hellgetigerten Kater zu einem neuen Zuhause. So kam Fine also zu einem neuen Spielgefährten, den sie sehr schnell lieb gewann. FYNN, so nannte ihn die Familie von nun an, war ein herzensguter, verschmuster und immer schnurrender Kerl. Aber das kam eigentlich alles etwas später. Zurück zu unserem Umzug.
Es war ein aufregender Vormittag, denn mein Bruder und ich wussten ja noch gar nicht genau, wohin es ging und was auf uns zukam. Bei wem wir einziehen würden, da hatte ich schon so eine leise Vermutung. Mein Bruder war hart im Nehmen und kein bisschen zimperlich, aber mir war es in meiner Magengegend sehr mulmig zumute. Mittags um 12:00 Uhr war es soweit! Die weibliche Person, die für uns sorgte, während die Menschenfamilie im Urlaub war und auch regelmäßig nach uns geschaut hatte, stand nun vor der Tür. Sie hatte eine Transportbox dabei. Einen Moment lang unterhielt sie sich noch mit unserer Familienmutter, was sie immer tat, wenn sie hier war. Als sie sich uns nun zuwandte und wir ihren liebevollen Zuspruch erhielten, setzte sie einen nach dem anderen vorsichtig in diese graue Kunststoffbox hinein. Wir kannten ihre Stimme, denn sie hatte immer mit uns gesprochen, wenn sie uns besucht hatte. Stets ermutigte sie uns in allem, was uns gerade beschäftigte und sie brachte eine erfrischende, aufheiternde und ansteckende Laune mit. Sie war wirklich nett, aber trotzdem wäre ich viel lieber hier in meiner gewohnten Umgebung geblieben, vor allem mit all den vertrauten Gesichtern. Nun ja, es war nicht mehr zu ändern, es sollte so sein und ich versuchte das Positive in dieser Situation zu sehen. Die Hauptsache und das Wichtigste waren, meinen geliebten Bruder bei mir zu wissen. Die Beziehung zu ihm hatte sich immer mehr zu einer engen Freundschaft entwickelt. Wir verstanden uns so gut und hatten jede Menge Spaß miteinander. Zu ihm hatte ich Vertrauen und spürte eine enge Verbundenheit. Mit ihm an meiner Seite fühlte ich mich sicher.
Wir wurden nun in dieser recht großen Box zu Fuß transportiert. Das mochte bedeuten, dass wir gar nicht weit reisen