Ich und der Fisch, der Fisch und ich. Dorothea Doris TangelЧитать онлайн книгу.
gehen tagsüber ins Büro, da sagt doch auch keiner was. Ich malte und arbeitete eben zu Hause. Aber damals hätte ich nicht gewagt das Wort überhaupt in den Mund zu nehmen. „Das ist mein Beruf!“. Ich verdiente ja nix damit oder nur selten, deshalb war es ja sinnlos. Alles muss immer sichtbare Ergebnisse bringen sonst ist es nichts wert. Wie materialistisch ich doch selbst immer noch eingestellt war.
Wenn einer nur schief guckte dachte ich sofort es wäre etwas Schlimmes was ich tat und es ist meine Schuld dass er sich jetzt auch noch deswegen unwohl fühlt. Ich war immer an allem Schuld, für alles verantwortlich. Muss mir heute noch oft vorbeten: ich bin nicht verantwortlich für die Stimmungen anderer Leute. Sie fühlen sowieso was sie fühlen, ob mit oder ohne mich! Ich kann da sein und ihnen beistehen wenn sie mich brauchen. Doch ich muss nicht aufhören zu malen, um es ihnen recht zu machen. Sie würden es gar nicht bemerken ob ich es tät oder nicht.
Wenn ich keinen Freund hatte, der mir meine Arbeit vermieste, traf ich als Ersatz Leute die mich in solchen Momenten ankeiften: Haben Sie studiert? Und schon war alles für die Katz` was ich die letzten 40 Jahre geschaffen hatte. Jede Minute meines Lebens hatte ich Atemluft verschwendet, wie verbrecherisch. Ich sollte wirklich alle Bilder verbrennen!
Anscheinend brauchte ich dass, obwohl ich es hasste, um mir mit etwas klar zu werden, aber mit was?
Meine Kunst frisst doch kein Brot! Gut, sie bringt auch keins. Jedenfalls keins das man essen oder in dem man wohnen kann. Aber der Mensch lebt nun einmal nicht nur vom Brot alleine. Steht schon in der Bibel, oder? Mein Freund und die, die mich so gerne klein machten bis nichts mehr von mir übrig war, haben nie an sich gezweifelt, und wenn ich mal genau hinschaue was die eigentlich ihr Leben lang getan haben, muss ich ehrlich fragen: die greifen mich an? Die?
War es der Neid, weil ich etwas hatte dass mich glücklich machen konnte, wenn auch nur für die Zeit die ich damit beschäftigt war?
Warum denke ich immer daß das was ich tue überflüssig ist und ich nix wert bin und wieso glaube ich immer denen die mich nur nichtswürdig machen wollen weil sie sich gerade langweilen? Wen geht es etwas an dass ich male und was ich male? Die meisten gucken doch nicht einmal hin, meckern aber trotzdem an mir herum!
Um was geht es?
Andere gehen zum Fußball, besaufen, prügeln sich und brüllen wie Geistesgestörte stundenlang im Stadion herum und verkloppen danach die Fans der Gegenmannschaft und manche sogar die Polizei. Was also ist so verwerflich daran dass ich den ganzen Tag Kunst mache? Warum gönne ich mir nix? Glaube ich, ich habe es nicht verdient? Wieso lasse ich mich so behandeln? Wieso gehe ich nicht weg und wieso gehen die nicht weg, wenn wir uns so zum Kotzen finden? Es war mein Muster. Mein eigenes Denken über mich, das da bestätigt wurde! Ich glaubte ja selbst ich sei nichts wert. Und ich schämte mich wenn ich glücklich war. (Fraach misch nett!)
Ich hatte einmal einen Freund, der mir eine Szene machte, als er mich am Ende unseres Urlaubs zum Essen einladen musste, weil auf der Heimreise mein Geld verbraucht war. Dabei war dieser Stopp nicht eingeplant und nur er wollte unbedingt in dieses Restaurant.
Was ist das nur an mir daß ich mich immer so unter Wert verkaufe? Was ist mein Wert überhaupt und warum kenne ich ihn nicht? Und wieso hatte mich mein Freund nicht zum ganzen Urlaub eingeladen, wie es bei meinen Freundinnen so üblich war, da die Männer 3- 4 Mal mehr verdienen als wir Frauen? Und wieso wollte er in unserem Urlaub die ganze Zeit nur Sex von mir, den ganzen Tag und nix anderes? Immer der gleiche Film! Weiß auch nicht wieso? Dabei bin ich noch nicht einmal schön oder sexy, ganz im Gegenteil. Meistens sehe ich aus wie ein Typ und kleide mich auch so, heute noch. Wer braucht schon einen Ausschnitt im Kleid, um den Busen zu betonen? Lächerlich.
Ich wollte mit meinem Freund auch Mal reden oder wohin gehen und mir die Gegend ansehen. Gerade im Urlaub. Deshalb waren wir doch so weit gefahren, um mal etwas anderes zu sehen und dann guckte er noch nicht mal hin. Eigenartig.
Er flippte aus, als er mir ein (in Zahlen 1) Essen bezahlen musste. Ich hätte auch im Auto auf ihn warten können bis er gegessen hatte, aber an diese Alternative dachte ich damals nicht. Ich konnte nicht nein sagen, nicht widersprechen und glaubte lange, eine andere Meinung zu haben sei verboten!
Es sollte so sein, damit ich wach wurde. Nicht nur bei ihm! Ich war ihm egal, er wollte nur die Urlaubsgratisbefriediung und als ich nicht mehr gefügig war wie am Anfang, wo man sich ja immer von der besten Seite zeigen will, froh dass einen einer überhaupt beachtet und noch alles mitmacht, glaubte er ich wäre ihm etwas schuldig geblieben. Er rechnete mir etwas auf, weil er damit gerechnet hatte, ohne mich zu fragen ob ich damit einverstanden war. Wie es mir damit ging und ob ich überhaupt gerade Lust auf Sex hatte kam bei ihm gar nicht vor. Er behandelte mich wie sein Eigentum, ein Ding, das man aus der Schublade holt und wieder wegsperrt wenn man es nicht mehr braucht. Ich war ein menschliches Wesen, genau wie er, mit Gefühlen, Gedanken und eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Aber so einen Satz hatte ich damals nicht zur Verfügung.
Hätte mir ruhig mal einer mitteilen können, wenn er mich wenigstens etwas gemocht hätte, er war schließlich mein engster Freund. Intimer und näher als in einer Beziehung kann man gar nicht sein, aber was tat er stattdessen? Anstatt mich zu unterstützen und mir was Gutes, oder das Beste zu gönnen, benutzte er mich nur und trat mich sofort mit Füßen wenn es nicht geschmeidig lief!
Er wollte nur billig und bequem Urlaub mit täglicher Sexbezahlung, weil er das Auto hatte, oder so! Er brauchte keine Partnerin, einen lebenden Menschen, er hätte sich auch eine aufblasbare Plastikfickpuppe mitnehmen können, der Unterschied wäre ihm gar nicht aufgefallen.
Wenn Männer wüssten was sie für eine verdunkelte Energie damit manifestieren wenn sie Sex erzwingen, oder glauben kaufen zu können ohne Verantwortung für den Intimpartner zu übernehmen, auch wenn es nur für 5 Minuten ist. Es gibt nicht nur Aids und Hepatitis mit dem man andere verseuchen kann. Sie vergiften nicht nur ihr eigenes Körperfeld, es saugt in Wahrheit auch Kraft aus und die Frauen verachten sie, auch wenn sie nett lächeln und sie hassen, wenn Gewalt und Willenbrechen im Spiel war. Ich habe nichts gegen Prostitution, ich rede von den Freiern und „anderen seinen Willen aufzwingen“ und den anderen mit Absicht zu ignorieren.
Ich habe nie etwas verlangt von meinem damaligen Freund, sondern war immer nur damit beschäftig, sein zu dürfen wie ich war und ihm zu Diensten zu sein. Ich hätte ihm auf die Finger kloppen müssen und ihm eine Szene nach der anderen machen sollen, damit er endlich etwas mitkriegt, der Idiot!
Aber ich war so pflegeleicht und bin dann lieber selber gegangen anstatt ihm das Leben zur Hölle zu machen, weil nämlich er mir vorgemacht hatte, er sei mein Freund. Tatsächlich war er aber nicht da, als ich einen Freund dringend gebraucht hatte, weil ein Mann (er) mich bedrängte und nötigte und dazu fiel er mir auch noch ständig in den Rücken anstatt mir den Rücken zu stärken.
Ich ließ ihn gehen und dumm sterben. Unverzeihlich. Heute denke ich da anders. Heute hätte ich ihm „bescheid“ gesagt, alleine um der anderen Frauen Willen, die nach mir kämen! Das kann ich heute nicht mehr verantworten! Ich weiß ja wie verletzend rücksichtsloses Verhalten ist und er soll es das nächste Mal gefälligst besser machen oder sich wenigstes Gedanken darüber machen das in seinem Verhalten etwas nicht stimmte. Wie sollte er es wissen ich schwieg ja immer wie ein Grab. Was für eine eigenartige Redewendung. Weil es der Tod ist wenn man sich nicht zeigt?
Als wir aus diesem Urlaub in Frankfurt ankamen, lud ich mit festgefrorenem Lächeln und leicht schräg gelegtem Kopf meine Sachen aus dem Auto, machte noch ein lustiges Foto von uns und am nächsten Tag sofort Schluss. Ich konnte ihn keine Minute mehr leiden. Ich ekelte mich richtig vor ihm und auch vor mir. Er war ein Benutzer und ich ließ mich benutzen. Es interessierte ihn nicht die Bohne wie ich mich fühlte. Ich kam in dieser Beziehung gar nicht vor. Also, was machte ich da?
Ich muss mich lieben, sonst wird das nichts mit dem Glücklichsein und ich werde mich zudem auch noch für den Rest meines Lebens ungeliebt fühlen, weil ich gar nicht weiß, wie Liebe geht…
Ich muss mich echt mehr anstrengen…
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Heule mir wieder die Seele aus´ m Leib, sogar aufm Weg zum Supermarkt. Ich laufe