Studio Babelsberg. Holger HühnЧитать онлайн книгу.
von Prag (1913) eine neue Technik, mit der eine Doppelgänger-Aufnahme möglich wurde. Beeindruckende Kameraarbeit leistete Seeber auch in Der Golem (1915). Kurz nach Ende der Aufnahmen für diesen Film wurde er jedoch in den Ersten Weltkrieg eingezogen und arbeitete lange Zeit als Leiter der Bildabteilung eines Seeflugzeug-Versuchskommandos. 1918 kehrte er zur Deutschen Bioscop zurück und wurde ein Jahr später erneut ihr technischer Leiter. Nach der Fusion der Bioscop mit der Decla 1920 arbeitete Seeber dann jedoch als freier Kameramann.
Kameramann, Tricktechniker und Autor
In den 20er-Jahren widmete sich Seeber weiterhin technischen Experimenten und verfeinerte die Tricktechnik. Daneben beteiligte er sich schon 1923 an ersten Tonfilmexperimenten, die jedoch scheiterten. Als Kameramann drehte Seeber zudem einige erfolgreiche Filme wie den Vierteiler Fridericus Rex (1920–1923) und Die freudlose Gasse (1925) von Regisseur Georg Wilhelm Pabst. Seeber war auch publizistisch tätig: Er war Mitherausgeber der ab 1925 erscheinenden Zeitschrift „Filmtechnik“ und verfasste einige Bücher über Kameratechnik.
1932 erlitt Seeber einen Schlaganfall und war in dessen Folge gesundheitlich beeinträchtigt. Er drehte nun nur noch wenige Filme. 1935 wurde er in Babelsberg Leiter der Abteilung Filmtrick bei der UFA. Am 2. Juli 1940 starb Seeber in Berlin.
Die Nibelungen
1924
Der Monumentalfilm Die Nibelungen besteht aus den beiden Teilen Siegfried und Kriemhilds Rache und hat insgesamt eine Laufzeit von fast fünf Stunden. In beeindruckenden Bildern setzte Regisseur Fritz Lang die mittelalterliche Nibelungensage um und schuf damit einen Klassiker der Stummfilmzeit.
Siegfried beginnt damit, dass der gleichnamige Held (Paul Richter), ein Königssohn aus Xanten, sich auf den Weg nach Worms begibt, um Kriemhild (Margarete Schön), die attraktive Schwester des Burgunderkönigs Gunther (Theodor Loos), für sich zu gewinnen. Unterwegs kämpft Siegfried erfolgreich gegen einen Feuer speienden Drachen und badet in seinem Blut, das ihn – bis auf eine kleine Stelle, die beim Bad durch ein Lindenblatt bedeckt ist – unverwundbar macht. Anschließend gelangt er ins Reich der Nibelungen, wo er eine Tarnkappe und einen gewaltigen Schatz erbeutet. Wenig später kommt Siegfried nach Worms und hält um Kriemhilds Hand an. Doch Siegfried erhält sie nur dann zur Frau, wenn er Gunther hilft, seinerseits die kriegerische Brunhild (Hanna Ralph) zur Braut zu gewinnen. Siegfried willigt ein und überwältigt Brunhild mithilfe seiner Tarnkappe. Doch sie will sich mit ihrer neuen Rolle als Gunthers Frau nicht abfinden und fordert Siegfrieds Tod, als sie erfährt, dass Siegfried und nicht Gunther sie bezwungen hat. Gunthers zwielichtiger Vertrauter Hagen Tronje (Hans Albert Schlettow), der es auf den Nibelungenschatz abgesehen hat, erfährt durch eine List von Kriemhild alles über Siegfrieds Schwachstelle und tötet ihn aus dem Hinterhalt. Kriemhild fordert Hagens Tod, doch ihr Bruder deckt ihn. Daraufhin schwört sie grausame Rache. Brunhild nimmt sich unterdessen neben der Leiche Siegfrieds das Leben.
Kriemhilds Rache knüpft direkt an den ersten Teil an: Kriemhild ist verbittert und sinnt weiterhin auf Rache an Hagen Tronje. Mit dem ererbten Nibelungenschatz will sie Freunde gewinnen, doch Hagen durchschaut ihren Plan und versenkt den Schatz im Rhein. Da bittet sie der Hunnenkönig Etzel (Rudolf Klein-Rogge), seine Frau zu werden. Kriemhild willigt ein und zieht an seinen Hof ins Reich der Hunnen. Einige Zeit später wird ihr erster gemeinsamer Sohn geboren. Zur Geburt bittet Kriemhild Etzel, ihren Bruder Gunther und dessen burgundische Gefolgschaft an seinen Hof einzuladen. Die Burgunder treffen wenig später ein. Unter ihnen befindet sich auch Hagen Tronje. Kriemhild will ihn sofort ermorden lassen, doch Etzel schlägt ihr diesen Wunsch ab. Daraufhin lockt die noch immer rachsüchtige Frau den gesamten burgundischen Tross in eine Falle: Während eines Fests werden sie von hunnischen Kriegern angegriffen. Der Hof Etzels wird zu einem blutigen Schlachtfeld.
„Dem deutschen Volke zu eigen“ Vorangestellte Widmung des Films
Intensive Vorbereitung
Nachdem Regisseur Fritz Lang mit Dr. Mabuse, der Spieler (1922) einen großen Erfolg erzielt hatte, erhielt er von Produzent Erich Pommer ein großzügiges Budget für sein nächstes Projekt. Lang plante zusammen mit seiner Ehefrau, der Drehbuchautorin Thea von Harbou, eine Verfilmung der mittelalterlichen Nibelungensage. Von Harbou hielt sich beim Verfassen des Drehbuchs dann eher an die ursprüngliche Sage als an die damals populäre Version der Wagner-Oper. Der umfangreiche Stoff wurde dabei von Anfang an als Zweiteiler konzipiert.
Den Dreharbeiten ging eine dreimonatige Vorbereitungsphase voraus. Lang sammelte dabei ein kompetentes und erfahrenes Team um sich. Für die Kameraarbeit wurden Carl Hoffmann und Günther Rittau verpflichtet. Die spektakulären Kulissen schufen Otto Hunte, Karl Vollbrecht und Erich Kettelhut. Zusammen mit Eugen Schüfftan erarbeiteten sie auch die teils spektakulären Effekte des Films, bei denen sich beispielsweise Zwerge in Steinfiguren verwandeln oder ein Kirschbaum zu einem Totenkopf wird. Den rund 15 m langen Drachen, gegen den Siegfried in Teil 1 kämpfen muss, erbaute Karl Vollbrecht. Sechs Männer waren nötig, um ihn zu bedienen und lebendig erscheinen zu lassen. Weitere Helfer mussten dafür sorgen, dass er mithilfe eines Blechofens und eines Blasebalgs auch Feuer speien konnte.
Meilenstein der Filmgeschichte
Die Dreharbeiten für beide Teile dauerten von Herbst 1922 bis ins Frühjahr 1924, als Teil 1 schon in den Kinos lief. Für den Film wurde zudem eine eigene Filmmusik geschaffen, die sich vom Werk Wagners abheben sollte. Komponist Gottfried Huppertz spielte diese teilweise während der Dreharbeiten ein, um sie möglichst passend zur Szenerie zu gestalten. Auf dem Freigelände der Filmstudios Babelsberg entstanden dabei sowohl die Burg und der Dom von Worms als auch der Palast des Hunnenkönigs. Letzterer wurde im Beisein von Presse und Publikum für die Schlussszene des zweiten Teils niedergebrannt. Auch ansonsten veröffentlichte die UFA immer wieder Berichte von den Dreharbeiten, um so das Publikumsinteresse zu fördern.
Siegfried feierte schließlich am 14. Februar 1924 seine Premiere, Kriemhilds Rache zweieinhalb Monate später, am 26. April. Besonders der erste Teil löste große Begeisterung aus und zog nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland das Publikum in die Kinos. Kritiker waren vor allem von den neuartigen Spezialeffekten begeistert. Der zweite Teil war jedoch aufgrund seiner düsteren Geschichte optisch weniger spektakulär als Teil 1, sodass er insgesamt schlechter angenommen wurde. Die UFA reagierte darauf, indem sie den Film massiv umschneiden ließ und Szenen des ersten Films – wie Siegfrieds Kampf mit dem Drachen – nochmals zeigte, andere Szenen jedoch herausschnitt. Aufgrund dieser Änderungen sind Teile der Originalfassung bis heute verschwunden. Dennoch wurde der Zweiteiler zu einem Meilenstein der Filmgeschichte.
Restauration und Wiederaufführung
Die Nibelungen existierte lange Zeit nur in gekürzten und stark veränderten Versionen. In den 80er-Jahren fand eine erste umfangreichere Restauration statt. Diese wich aber immer noch stark von der Originalfassung ab, so war der Film beispielsweise nur in schwarz-weiß zu sehen. Das ursprüngliche Filmmaterial war jedoch in der damaligen Viragetechnik orange eingefärbt worden. 2006 wurde mit einer neuen Restauration begonnen. 17 Filminstitutionen aus neun Ländern waren unter Leitung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung daran beteiligt und stellten Kopien des Films zur Verfügung. Das Filmmaterial wurde in mühsamer Kleinarbeit miteinander verglichen. Teils konnten verschollen geglaubte Szenen wiederhergestellt werden. Das Material wurde zudem in der Technik der Stummfilmzeit erneut orange eingefärbt. Am 27. April 2010 feierte die restaurierte Fassung in Berlin ihre Premiere.
Infos zum Film
Regie: Fritz Lang
Drehbuch: Thea von Harbou
Darsteller: Paul Richter (Siegfried), Margarete Schön (Kriemhild), Hanna Ralph (Brunhild), Theodor Loos (Gunther), Hans Adalbert Schlettow (Hagen Tronje), Rudolf Klein-Rogge (Etzel)