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Kolosseum des Lebens. C. L. LarueЧитать онлайн книгу.

Kolosseum des Lebens - C. L. Larue


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auf seinen rechten Fuß und einen dunklen Fleck am Steißbein beschränkte, um das Haare zu wachsen begannen. Und wieder …

      Die positive Seite der Medaille, er brauchte seither nicht mehr am Sportunterricht teilzunehmen und durfte, was ihm sehr gelegen kam, stattdessen den Mal oder Werkunterricht besuchen. Ach wie ist das Leben doch schön Wenn es etwas schlechter lief, stopfte man ihn auch schon mal in die Nähstunde zu den Mädchen. Dies kam jedoch relativ selten vor, obwohl …. eines der Mädchen mochte er doch recht gerne, auch wenn er nicht wirklich verstand, weshalb er sich zu ihr hingezogen fühlte.

      Sie jedoch einmal anzusprechen, traute er sich natürlich nicht. Die Zeit verging und schließlich schrieben wir das Jahr 1966.

      Während der letzten zwei Jahre hatte sich nicht nur der Zustand seines Fußes verschlimmert, sondern er hatte auch das Gefühl, dass sich die Umgangsweise seines Vaters zu ihm, zunehmend mehr veränderte. Es war nur ein Gefühl und mit Worten hätte er es nicht beschreiben oder gar erklären können, doch er fühlte sich mit fortschreitendem Alter immer weniger wohl in seinem Zuhause und öfter als früher empfand er, dass die Strenge des Vaters selbst bei kleineren „Vergehen“, intensiver wurde. Zusätzlich geriet er durch sein Handicap noch ein klein wenig mehr in die Isolation, denn mit anderen Kindern auf der Straße rumtollen oder gar Fußball spielen war nicht drin. Zum einen natürlich wegen seiner Behinderung, vielmehr jedoch wegen des fast als gluckenhaft zu bezeichnenden Verhaltens und der für sein Empfinden unnötigen Vorsicht der Mutter. Um der Wahrheit Genüge zu tun, besonders belastet hatte es ihn nicht, denn seine Interessen gingen ohnehin andere Wege als die der gleichaltrigen Kinder. So beispielsweise entdeckte er die klassische Musik, die er zum Leidwesen seiner Eltern oft ziemlich laut im Kinderzimmer hörte, was wiederum für Unmut sorgte. »Klaus«, tönte es oft bis nach oben in das Kinderzimmer, »mach dieses Gedudel leiser, das kann man ja nicht mit anhören, woher hat der das nur? « ...

      Ja, er konnte schon ein wirklich nerviges Kind sein und so unbelehrbar. So ein Gedudel, warum hörte er nicht Volksmusik, die ist doch wirklich schön und die kann man auch hören, ohne dass es einem auf die Nerven ging. Diese Erwartungshaltung seiner Eltern hatte zur Folge, dass er sich immer fremder im eigenen Heim fühlte. Immer häufiger stellte er sich die Frage, ob dies überhaupt seine Familie sein könne. Im Krankenhaus vertauscht worden das konnte er doch wohl nicht sein, denn er kam schließlich zu Hause auf diese Welt (so wie es immer hieß). Oder vielleicht doch nicht? Womöglich ist er adoptiert oder gar ein Pflegekind? Ihm fiel auf, dass er, sobald er beispielsweise zu Besuch mit seinen Eltern nach Saarbrücken fuhr, regelrecht aufblühte. Großvater und Großmutter wohnten auf einem parkähnlichen Grundstück mit Hund und sobald er mit seinen Eltern durch das große Tor fuhr, ging sein Herz auf. Selbst der Schäferhund „Rolf“, der laut Großmutters Warnung mit Vorsicht zu genießen sei, wurde in seinen Händen zu einem lammfrommen Spielgefährten. Das waren für ihn wirklich schöne Momente, doch leider waren die Aufenthalte immer nur von kurzer Dauer, denn man konnte fast die Uhr danach stellen, nach nicht mehr als zwei Tagen hatten sich Vater und Großvater derart in den Haaren, dass es dann von jetzt auf gleich wieder nach Hause ging. … (Entdeckte man da etwa Parallelen? ...)

      Er erinnerte sich, dass es ihm viele Jahre später ähnlich ergehen sollte, wenn er einmal zu Besuch ins Elternhaus kam und ebenso in gleicher Weise wie sein Vater zu seiner Zeit, bereits nach wenigen Tagen Ausreden erfand, um wieder nach Hause fahren zu können. Meist jedoch blieben größere Wortscharmützel oder sogar ein handfester Streit mit Vater aus. Dennoch erinnerte er sich bis zum heutigen Tag mit Wehmut an diese Zeit in Saarbrücken, die er zu den schönsten Abschnitten seiner Kindheit zählte.

      Weniger schön war die Entscheidung der Eltern, dem Rat des Orthopäden, der mittlerweile ebenso wie der Hausarzt zur festen Institution geworden war, Folge zu leisten und einer Operation am Fuß zuzustimmen. Es traf zwar zu, dass das Gehen für ihn oft zur Qual wurde, selbst mit den handgefertigten Stahleinlagen, doch da er sich auch mit diesem Umstand arrangiert hatte und er es im Grunde kaum als wirkliche Behinderung verstand, war er mit der Entscheidung sich einer Operation zu unterziehen, nicht glücklich. Der Fuß hatte sich schon sehr verändert, die Bezeichnung hierfür war wohl Klumpfuß, doch gleich eine Operation? Nichts half, Vaters Wort war nun mal Gesetz und Kinder hatten grundsätzlich kein Mitspracherecht. So kam es dann wie es kommen musste.

      Das zweite große, äußerst schmerzhafte Ereignis, seines Lebens das ihn, so sah er es heute, regelrecht traumatisieren sollte, nahm seinen Lauf. Der Termin rückte näher und er fand sich schließlich im Krankenhaus wieder. Umzingelt von all den vielen in schwarz-weiß gekleideten „Pinguinen“ die er ja so sehr „liebte“. Und erst dieses furchtbare Essen ... . Einige Tage später war es dann soweit und der Tag der Messer brach an. Der Fuß wurde gebrochen, gerichtet, geschnitten, Sehnen verlängert und schließlich alles wieder zusammen genäht, genagelt und gegipst. Wochenlanges Martyrium, Schmerzen, herausgerissen aus dem vertrauten Heim und sei es noch so kritikwürdig und dann besonders der Tag, an dem die zwei 12cm langen Nägel gezogen wurden, lassen ihn heute noch erschaudern. Er war ja ein tapferer Junge und schon so groß, also verzichtete man kurzer Hand auf eine Betäubung, denn es sollte ja schnell gehen und nicht wirklich wehtun. Der Arzt zog, zerrte und riss an den Nägeln und seine Schreie waren bestimmt im ganzen Land zu hören. Da half auch nicht der verständnislose und irritierte Ausdruck im Gesicht des Arztes, dass die Dinger so fest saßen und nicht raus wollten und es jetzt doch etwas heftiger wurde, als erwartet, bis der Widerstand der Nägel nachließ und sie entfernt waren. Wie auch immer, irgendwann hatte er auch das überstanden und zur Belohnung durfte er sogar einen Nagel mit nach Hause nehmen. Sozusagen als Trophäe seiner Safari.

      Nach gut vier Wochen war es dann soweit und er durfte wieder nach Hause. Es dauerte noch weitere vier Monate, bis er wieder einigermaßen schmerzfrei war und laufen konnte. Ein wirklicher Erfolg war diesem Unterfangen jedoch letztlich nicht beschieden und wenn man es doch wohlwollend sehen mochte, so vergingen immerhin weitere Acht Jahre bis es wieder zu einem Thema werden sollte.

      Die Zeit die er in der Schule fehlte war lang und die Fülle des versäumten Lehrstoffes groß, Doch auch dieses Manko war in relativ kurzer Zeit wieder behoben, so dass es keinen Nachteil für sein zukünftiges Leben darstellen sollte. Immerhin etwas positives, das seine Eltern wohlwollend zur Kenntnis nahmen.

      Die ältesten Geschwister waren bereits aus dem Haus, so dass er sich nur noch mit Friedrich das kleine Kinderzimmer teilen musste. Das Zusammenleben wurde für alle Beteiligte jedoch nicht wirklich leichter, denn wie bereits erwähnt, das Jahr 1966 war auch das Jahr des Hausumbaus. Es sollte aus dem alten Fachwerkhaus mit seinen kleinen Räumchen, einer Waschküche, einem kleinen Hof mit Stall und Plumpsklo, ein stattliches, wenn auch weiterhin kleines Häuschen werden. Da Wand für Wand vom Fundament an erneuert werden musste, wich die Familie Zimmer für Zimmer der Baustelle aus. Wochenlang fehlte die halbe Hausfassade und die Räume im Obergeschoss waren nur mit einer Leiter zu erreichen. Im Grunde war es unzumutbar, vom Risiko wenn man zu Bett gehen wollte in die Tiefe zu stürzen, ganz abgesehen. Es war nicht nur für seine Eltern eine schwere und aufreibende Zeit. Die Nerven beider lagen oft buchstäblich blank, was sich natürlich auch auf die Geduld mit den noch verbliebenen Kindern auswirkte. Friedrich, gerade mal 16 Jahre alt, wurde kurzerhand in die schweren Bauarbeiten mit eingebunden. Er hingegen einfach nur ein wenig mehr an die Leine genommen. Nennenswerte Erkenntnisse die für sein Leben hätten wesentlich sein können, gab es im Grunde nicht und so war die Zeit des Umbaus eigentlich vernachlässigbar.

      Nun, vielleicht gäbe es doch noch etwas zu bemerken. Zusätzlich zu seiner Gehbehinderung und dem gelegentlichen Einnässens in der Nacht kam er in den Genuss einer Blinddarmoperation, sozusagen in letzter Minute. Er war kurz vor dem Durchbruch (der Blinddarm natürlich), als es notwendig schien, etwas zu unternehmen. Große Gelegenheit Ängste zu entwickeln hatte er dieses mal nicht, denn er wurde direkt von der Krankenhausnotaufnahme in den OP verbracht. Eine gute Woche in der Obhut der Pinguine und schon war es wieder einmal überstanden.

      Ansonsten, wenn man von der einen oder anderen Kinderkrankheit absah, frönte er weiter seinen merkwürdigen Neigungen wie Malen, Musik hören, es kam zur Klassik nun auch Soul hinzu und Sterne beobachten in der Nacht. Dies sorgte natürlich auch wieder des Öfteren für Unruhe. Kurz … von einer Anpassung an normgerechtes, kindliches


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