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Marx und Nietzsche mischen sich ein - Die heillose Kultur - Band 1.1. Dr. Phil. Monika EichenauerЧитать онлайн книгу.

Marx und Nietzsche mischen sich ein - Die heillose Kultur - Band 1.1 - Dr. Phil. Monika Eichenauer


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scheint, „mein“ amerikanischer Spruch trifft die Realität kapitalistischer Verfehlungen im Wettbewerb z.Zt. eher. Tatsächlich scheint dieses (Um-) Denken täglich mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu treten. Bosse können offenbar doch nicht alles machen – so lassen zumindest einschlägige Aufklärungsbücher hoffen. Aber auch Manager nicht, die kaum wissen, in welchem Hotelzimmer sie morgens aufwachen. (Vgl. in: DIE ZEIT, Nr. 51: „Die Welt der Bosse“) Wenn Menschen sich heutzutage auf einen Managerposten einlassen und ausschließlich im Sinne der Profitmaximierung arbeiten, verlieren sie offenbar den (menschlichen) Boden unter den Füßen: Sie setzen sich für Interessen ein, die sich weder mit den Interessen der breiten Masse, noch generell mit humanistischen und menschheitsgeschichtlichen Interessen und Ideen decken: Also auch nicht mit ihren eigenen, menschlichen Interessen. Hinsichtlich der Auswirkungen der Globalisierungsmaßnahmen auf die Seele der Betroffenen, ist der Job des Managers zunehmend umstritten – von der psychischen Abwehrstruktur ist an dieser Stelle ganz zu schweigen. Dennoch sind der hohe soziale Status und das Ansehen aufgrund der nicht mehr nachzuvollziehenden Gehälter erhalten geblieben. Es verwundert nicht, dass sie morgens nicht wissen, in welchem Teil der Welt sie sich gerade im Bett befinden: Auch das ist (un)menschlich. Wenn sie den Job „hinter sich gebracht“ haben, können sie ebenso wenig wissen, wo sie danach landen und zu liegen kommen werden. Wie werden sie in der Öffentlichkeit dastehen, nachdem sie Milliarden an Bestechungsgeldern haben fließen lassen? Hier bewahrheitet sich das alte Sprichwort: Wie man sich bettet, so liegt man. So meinte man bisher. Aber was auf jeden normalen Menschen juristisch und menschlich zutreffen mag, trifft nicht auf die real gelebte Realität der Manager zu. Diese Uhren ticken komplett anders. Der Kapitalismus wandelt selbst die Bedeutung alter Sprüche ab. Alles wird ins Gegenteil verkehrt. Statt Ausschluss und Strafe, werden auffällig gewordenen Managern noch höher dotierte Stellen angeboten: „Siemens-Ruinator Klaus Kleinfeld steigt beim US-Aluminiumhersteller Alcoa in schwindelerregende Gehaltshöhen auf.“ (Bild am Sonntag, 19.8.2007) Sein Grundgehalt bei Erfüllung der Vorgaben kann er von einer Million Euro auf rund 4,5 Millionen Euro steigern – und sein letztes Siemensgehalt von rund 3,6 Millionen Euro toppen. Scheidet er vorzeitig aus, bekommt er zwei Jahresgehälter als Abfindung. Er hat Anrecht auf die Nutzung von Firmenjets und eine Umzugshilfe von 1 Million Euro – und er bekommt ein Begrüßungsgeld in Höhe von 5,6 Millionen Euro, das nur dann zurückerstattet werden muss, wenn er innerhalb der nächsten drei Jahre vorzeitig kündigt. Dabei wurde er nicht abgeworben, sondern ist im Rahmen der Schmiergeldaffäre zurückgetreten. „Ein Alcoa-Sprecher rechtfertigt den Bonus mit Kleinfelds, fantastischen Managementsqualitäten’. (ebd.) Zum Abschied erhielt er laut Bild von Siemens eine Abfindung in Höhe von vier Millionen Euro.

      Kleinfeld hat sich ganz offensichtlich mit dem, was er bei Siemens erarbeitet und hinterlassen hat, für die USA qualifiziert – er belegt damit, dass der Ruf, deutsche Manager seien Weicheier, langsam durch deutsche Hardcore-Manager ersetzt wird. Kann also nun der Spruch Kleinfelds, „work hard, win big, have fun“, als Ansporn zu weiteren Überschreitungen von Grenzen verstanden werden? Generell möglich scheint dies allerdings nur unter Umgehung von juristischen und menschlichen Werten.

      Es ist sozusagen eine moderne Variante des vom Tellerwäscher zum Millionär, die ja besagt, dass alles möglich ist. Möglich wird dies heutzutage zunehmend durch Ausschaltung jeglicher menschlicher Verantwortlichkeit und Minimierung juristischer Konsequenzen. Insofern sind solche Vorgänge in den oberen geschäftsführenden Etagen weltweit ebenso von Interesse wie das Ereignis vom 11. September 2001, das die bis dahin geltenden Regeln außer Kraft setzte. Analog werden Orientierungen wie „Break the rules, have fun, stay the pain“ im Kapitalismus für Oben außer Kraft gesetzt – natürlich nicht für alle, sondern eben nur für die Manager der Führungsetagen dieser Welt. Denn Unten gilt: „Work hard, win less and stay the pain of this.“ Der Schmerz, the pain, wird umverteilt: Unten gibt es den Schmerz – Oben die Gehaltserhöhung: The fun! Im Kapitalismus gibt es nicht nur Doppelmoral, sondern auch doppelte Gesetzgebung und Gesetzesauslegungen, die zu anderen Rechtsurteilen führen:

      Es gibt somit zweierlei Menschen, die nach völlig unterschiedlichen und entgegengesetzten Prinzipien handeln und leben: und entsprechend bewertet, besteuert, und eben bestraft, oder nicht bestraft werden. Da kommt natürlich Freude auf, ließe sich sarkastisch sagen! Zusätzlich wirkt diese Doppelmoral nachteilig für diejenigen, die sich an Regeln und Vereinbarungen halten: Der Ehrliche ist der Dumme, wie Herr Wickert in seinem gleichnamigen Buch bereits vor vielen Jahren diesen Spruch mit Fakten belegte. Derjenige Manager, der heutzutage Regeln bricht, wird belohnt und noch besser als zuvor bezahlt. Derjenige Mensch aus dem Volk, der das gleiche auf anderer Ebene tut, landet im Gefängnis. Daran zerbricht das Leben von Millionen von Menschen, daran zerbricht die alte, die gegenwärtige, wie die neue Welt. Da hört der Spaß für die Menschen Unten auf.

      Zusätzlich hört der Spass für Akademiker mit Doktortitel und wissenschaftlich arbeitenden Menschen in Deutschland auf, wenn sie verfolgen, wie der Verteidigungsministger zu Guttenberg sich auf der politischen Bühne immer noch sympathisch als kleiner Junge inszeniert und ellenlange Plagiate und zig fehlende Fußnoten als Kavaliersdelikte mit der Mitteilung, er habe „Fehler gemacht“, verkauft. Aber, und dies muss mit allem Respekt gesagt werden, diese Chuzpe muss ein Mensch erst einmal auf die Beine stellen! Insofern ist es nachvollziehbar, dass Stimmen laut werden, die davon sprechen, „der Minister leide unter Realitätsverlust“ wie der Nachfolger des Doktorvaters von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) scharfe Kritik in der Plagiatsaffäre nachlegt. (Vgl. Nachrichten –t-online, 26.2.2011) Der Bayreuther Staatsrechtsprofessor Oliver Lepsius teilte weiter der „Süddeutschen Zeitung“ mit: „Wir sind einem Betrüger aufgesessen. Es ist eine Dreistigkeit ohnegleichen, wie er honorige Personen der Universität hintergangen hat. Der Verteisgungsminister habe, planmäßig und systematsch’ wissenschaftliche Quellen zum Plagiat zusammengetragen und behauptet nicht zu wissen, was er tue.“ (t-online. 26.2.2011)

      Laut Angela Merkel ist dieses Verhalten möglich, denn Karl-Theodor zu Guttenberg sei als Verteidigungsminister berufen und nicht als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Anzumerken ist, dass doch erstaunt, wie er sich selbst in dieser Sache verteidigt – und dabei irgendwie nie zur Wahrheit vordringt, die da heißt: Jeder, der wissenschaftlich arbeitet, spürt „fehlende Fußnoten“ oder herrunter geladene und/oder abgeschriebene Texte fremden Gedankenguts wie ein Stechen im Bauch oder in der schwere des Gewissens, wenn er nachts schlafen will. Dass von Guttenberg erst an einem Sonntagvormittag im Februar 2011 plötzlich bemerkt haben will, dass da „ein paar Fußnoten“ von ihm zu setzen vergessen wurden, kann niemand glauben, der jemals wissenschaftlich gearbeitet hat. Diese Darstellung regt allerdings zu weiteren Überlegungen an. Da steht nicht nur die Glaubwürdigkeit und Gewissenhaftigkeit wissenschaftlichen Arbeitens in Zweifel, sondern die ganze Person, der ganze Mensch. Der politische und kulturelle Umgang mit derartigem Verhalten ist beschämend und löst sicherlich in dem einen oder anderen wissenschaftlich tätigen Menschen Verärgerung und Entrüstung aus, dieses Thema des Abschreibens und Kopierens in Deutschland politisch in der gewählten Form abzuhandeln. Anderen, nicht so in der gesellschaftlichen Mitte stehenden Menschen, wird in einem solchen Falle alles Mögliche entzogen: nicht nur das wissenschaftliche Ansehen, sondern auch finanzielle und berufliche Karriere oder gar Lebensgrundlage. Damit wäre man wieder beim Thema: es kömmt’ darauf an, wie viel Geld, politischen Einfluss und Unterstützung der betreffende Mensch im Rücken hat. Dann geht das Leben entweder weiter wie bisher, oder es geht runter, und bei manchem geht es dann erst einmal richtig nach oben.

      Kehren wir zurück zu den besitzlosen Menschen, die für ein paar Cents schuften, sich durchs Leben quälen und nicht wissen, wie sie ihr tägliches Leben regeln sollen, oder wie sie sich gegen den persönlichen Niedergang noch stemmen könnten. Arbeitslosigkeit, Niedriglöhne, 1-Euro-Jobs erzeugen und ziehen alle anderen daraus resultierende Probleme auf ein nicht mehr zu akzeptierendes Niveau existenzieller Bedrohung.

      Der Staat sah 2000 anlässlich der Umstellung von DM auf Euro seelenruhig zu, wie wirtschaftliche Zweige ihre Produkte glatt um 100 % erhöhten und die ehemals DM-Preise als Euro-Preise 1:1 übernahmen. Diese Währungsumstellung war die Initiation für die Zweiklassengesellschaft: Oben verdiente daran, bekam das Doppelte von dem, was vorher Marktpreis war und für Unten halbierte sich das Einkommen.


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