Besucher aus der Spiegelwelt. Gottfried BonnЧитать онлайн книгу.
Spiegelung erkennbar wird. (Originalfoto NASA)
Wir Menschen lassen uns allerdings aufgrund unserer manchmal irreführenden Wahrnehmung zu zahlreichen Täuschungen und Fehlinterpretationen hinreißen. Hinter jeder Täuschung kann jedoch, wie wir noch sehen werden, manchmal etwas viel Phantastischeres und völlig Unerwartetes auf uns warten. Ob UFOs, Nah-Todeserfahrungen oder Außerirdische, alle diese Phänomene könnten möglicherweise eine Art Tarnkappe der Wirklichkeit sein. Einer Wirklichkeit, die sich uns in ihrem gesamten Ausmaß noch gar nicht offenbart hat. So wie sich hinter einer "fliegenden Untertasse" nicht zwangsläufig Außerirdische verbergen, müssen auch die Jenseits-Schilderungen von Menschen, die klinisch Tod waren, keine Belege dafür sein, dass es sich hierbei um Ausflüge in ein christliches Paradies handelt. Vielmehr glaube ich, dass unsere Wahrnehmung von unseren Vorstellungen getrübt wird und die eigentliche Natur der Wirklichkeit über eben diese Vorstellungen hinausgeht. Lassen Sie uns deshalb wie „Alice im Spiegelland“ eintreten in ein neues Modell der Wirklichkeit.
2. Besucher aus der Spiegelwelt
Durch den Schleier des Spiegels in parallele Universen.
Visionen
Seit der Antike sieht der Mensch in Spiegelungen etwas Magisches. Als Hilfsmittel zum Erzeugen von Visionen sah man in ihnen einen mystischen Zugang zur Welt der Götter oder transzendenten Realitäten. Noch im 19. Jahrhundert verhüllten manche Familien ihre Spiegel mit Tüchern, aus Angst, die Seele eines kürzlich verstorbenen könne darin entschwinden, um dann den Lebenden weiter zu erscheinen.
Als noch keine Spiegel existierten, erkannte der Mensch in der spiegelnden Oberfläche mancher Wasserstellen etwas Mystisches und verwendete diese als Hilfsmittel zur Auslösung von Visionen2,3. Ebenfalls die Kristallomantie – also das Schauen in eine Kristallkugel – wurde vor allem in der Zeit des Mittelalters von zahlreichen Wahrsagern ausgeübt, und auch beim Blick in die Kristall-Kugel sollen dem Medium darin, nach einer Zeit der meditativen Versenkung, wolkenähnliche Gebilde und schließlich Visionen zu Teil geworden sein 4. Einer der bekanntesten Wahrsager bzw. Astrologen des Mittelalters, welcher jene Methode verwendete, war der geheimnisumwitterte Mystiker und Hof-Astrologe Königin Elisabeth 1, Dr. Dee (1527-1608) 5,6. Bei seinen Visionen wertvolle Dienste leistete Dee angeblich eine noch heute im britischen Museum zu besichtigende, allerdings nur „6 Zentimeter im Durchmesser“ umfassende Kristallkugel. Mit jener Kugel hatte es eine merkwürdige Bewandtnis, soll doch während einer gemeinsamen, medialen Trance-Sitzung zwischen „seinem Gehilfen“, dem Medium Edward Kelley (1555-1597), und John Dee ein merkwürdiges Licht, von ihr ausgehend, in Richtung Kelley geschwebt sein. Jenes Licht wurde von Kelley als Engel interpretiert und diktierte ihm laut eigenen Aussagen alphabetische Botschaften, welche an „mehrere Tafeln, bestehend aus 49 mal 49 Feldern, in denen einzelne Buchstaben angeordnet waren“, übermittelt wurden. Besagter Engel teilte dem Medium bei diesem Versuch die angeblich von dem biblischen Patriarchen Henoch erfundene, henochische Sprache mit, welche von Dee als „Sprache der Engel“ bezeichnet wurde und die es bis Dato auf der Erde nicht gab. Glaubt man dem Medium, so enthielten die geistig interpretierten Botschaften hoch komplexes, okkultes Wissen über die verborgenen Kräfte der Natur. Näher auf den Inhalt jener, von Okkultisten bis heute als magisch bezeichneten Sprache einzugehen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Nur eines sei gesagt: Der biblische Patriarch Henoch soll angeblich über ein höheres göttliches Wissen verfügt haben und „in den Himmel entrückt“ worden sein 7. Ob es sich bei den Lehrmeistern Henochs in Wahrheit möglicherweise, wie beispielsweise die Befürworter der Paläo-Seti-Hypothese glauben, um außerirdische Wesen gehandelt hat, werden wir wohl nie erfahren. Des weiteren muss in diesem Kontext wohl offen gelassen werden, ob John Dees Kristall-Kugel tatsächlich nur ein medialen Zwecken dienender Gegenstand war oder vielleicht sogar so etwas wie eine, von Außerirdischen installierte Sende- und Empfangseinheit.
Der geheimnisumwobene Schleier des Spiegels findet seinen Niederschlag auch in zahlreichen Sagen und Legenden.
Griechische Legenden
So berichtet die griechische Sagenwelt von Dionysos, dessen Seele von Titanen allerdings „in einem Spiegel gefangen“ bzw. festgehalten wird. Woher stammt jedoch der Mythos, jemand oder irgend etwas könnte in einem Spiegel verschwinden bzw. darin verweilen? Waren Spiegel tatsächlich nur lediglich reflektierende Oberflächen, oder handelte es sich in manchen Fällen um von unseren Vorfahren fehlgedeutete High-Tech-Gerätschaften, vielleicht sogar um Portale in parallele Universen?
Des weiteren finden wir in der griechischen Mythologie die Sage von Medusa, einer geradezu furchterregend aussehenden Gestalt. Medusa war ursprünglich eine von drei Schwestern, welche in der Antike Gorgonen genannt wurden. Gorgonen, so hieß es, waren angeblich missgestaltete Wesen. Spätere Künstler stellten Medusa jedoch als außergewöhnliche Schönheit dar.
Abb. 5: Medusa - Foto: Gottfried Bonn
Zumindest zog ihr betörender Körper den griechischen Gott Poseidon an, welcher sie vergewaltigte. Dabei wurde er von der Göttin Athene beobachtet, die aus lauter Zorn darüber Medusa in ein schreckliches Monstrum verwandelte. Glauben wir der griechischen Mythologie, so ward der Körper der Medusa von einem Schuppenpanzer umgeben und mit Flügeln, Eckzähnen und langer Zunge ausgestattet. Darüber hinaus sollen ihre Augen glühend gewesen sein. Ein weiteres herausragendes Merkmal, welches das Haupt der Medusa bis heute in der Kunst ziert, sind selbstverständlich ihre Schlangenhaare. Für unsere Belange von besonderem Interesse ist jedoch Medusas Fähigkeit ihre Feinde, nachdem diese sie anblickten, zu Stein erstarren zu lassen. Perseus, ebenfalls ein griechischer Halbgott, wusste jedoch, wie man den tödlichen Blick der Medusa umlenken konnte. Von Polydektes erhielt er vorher den Auftrag, die Medusa zu köpfen. Diese Gefälligkeit erbat der gerissene Polydektes jedoch nicht ohne Hintergedanken. Da er in Danae verliebt war, eine Göttin, nach welcher sich auch Perseus Herz sehnte, ging er davon aus, dass Perseus die Begegnung mit Medusa, wie so viele bereits vor ihm, mit seinem Leben bezahlen würde. Dabei hatte er jedoch die Rechnung ohne den Wirt bzw. die Wirtin gemacht. Pallas Athene stattete Perseus nämlich mit einem Spiegel aus. Des weiteren erhielt er von Nymphen eine Tarnkappe und wusste mit Hilfe von Flügelschuhen, welche der Götterbote Hermes ihm vermachte, sogar zu fliegen.
Mit all dieser antiken High-Tech, pardon Magie, ausgestattet, war es für Perseus kein Problem mehr, Medusa ausfindig zu machen. Nachdem er sich, durch die Tarnkappe unsichtbar geworden, unbemerkt an die schlafenden Gorgonen heranschleichen konnte, verhalf ihm der Spiegel schließlich dazu, Medusa mit seinem Schwert zu enthaupten 8. Was war das jedoch für ein merkwürdiger Spiegel, welcher dazu in der Lage war, den Blick der Medusa zu spiegeln bzw. so umzulenken,