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Schwester des Mondes - Teil meines Lebens. Sorella Di LunaЧитать онлайн книгу.

Schwester des Mondes - Teil meines Lebens - Sorella Di Luna


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Angst, Menschen, die man liebt, nicht halten zu können, Verloren in jeder Geste, jedem Wort, in jeder Unterschwelligkeit, in jedem Versuch, sich anzuvertrauen.

       Denn was zu viel ist, ist zu viel. So viele Versprechen, die Luna hält, um´s Verrecken hält, und so viele fehlgeleitete Gedanken, die Luna nicht fassen kann und doch unter Verschluss hält, so viele Wünsche, Forderungen, Bedürfnisse, Begierden, die nicht nach außen drängen dürfen.

       Die große Luna und die kleine Lunetta werden sie eines Tages sammeln und sie alle zusammen vernichten. Damit Ruhe herrscht. Aber erst müssen die beiden sich finden, hat Giorgio gesagt! Und so langsam kann ich sie beide von außen betrachten, beide sind da, be- und verurteilen mich, halten die Balance, oder drängen in die eine oder andere Richtung.

       Ich fasse sie beide an der Hand! Eine rechts, eine links und nehme sie mit. Ich, die ich in der Mitte stehe und noch keinen Namen habe!

       Meine Seele, die nicht ist, ist wertvoll. Für mich nicht. Für andere. Ich schenke sie Euch. Allen. Lunas Seele hat einen Freiflug, einen ewigen Freiflug gewonnen.

       Arrivederci Seele!“

      Luna schreibt diese Zeilen spät abends. Sie ist müde und angeschlagen von der halben Flasche Cognac, die sie im Laufe des Abends getrunken hat. Die Euphorie ist dahin, was bleibt ist die unhaltbare Sehnsucht nach dem Tod, nach dem Ende der Quälerei, des Ungewissen. Und sie möchte, dass das angstvolle Warten ein Ende hat. So angstvoll, wie sie auch in ihrer Kindheit gewartet hat, wenn sie in ihrem Kinderzimmer im Bett lag und nie wusste, ob sich heute Abend noch die Tür öffnen würde.

      Und der Schlag im Magen, der Druck auf ihrer Brust, wenn sie sich dann wirklich öffnete und er hereinkam. Und immer hat sie sich bereitwillig ausgezogen, sich ausziehen lassen, streckte und räkelte sich vor ihm, ließ ihn seinen, für sie schweren Körper, auf ihr arbeiten oder auch ruhen.

      „Ist das schön?“ fragt er. Sie bejaht, denn sie weiß, dass ihn diese Antwort stolz macht. Sie weiß, dass es für ihn wichtig ist. Aber in ihr zieht sich alles zusammen, sie spürt wieder den säuerlichen Geschmack in ihrem Mund, die Vorboten der Übelkeit.

      Und oft musste sie diese Dinge tun, ihn befriedigen, ihn sie berühren lassen, sie erforschen lassen, während sie angestrengt und voller Angst auf jedes Geräusch außerhalb ihres Zimmers lauschte. Was, wenn die Eltern es hören würden? Es gar sehen würden? Wenn sie früher als sonst nach Hause kämen? Die Schande und Scham wären unvorstellbar…

      Denn Luna ist in einem guten Hause aufgewachsen. Ihre Mutter war eine herzliche, liebevolle, gebildete, impulsive Frau. Für ihre Familie tat sie alles. Ihr Vater, von Luna immer beneidet, ist ein sachlicher, intelligenter und gebildeter Mensch, der im Leben viel erreicht hat. Ihm hat Luna immer nachgeeifert. Denn als Luna klein war, wollte sie nichts lieber, als ein Junge sein. Oft wünscht sie es sich heute noch. In ihren Augen haben Männer es im Leben leichter, erreichen mehr. Wenn ein Mann sich in eine Frau verliebt ist das romantisch, spannend, er begehrt sie. Wenn eine Frau sich in einen Mann verliebt, bedeutet das für sie Unterwürfigkeit, Kriechen, Schwäche, ja, so fühlt Luna das. Sie ist überzeugt davon, dass sie mit der Musik als Mann mehr hätte erreichen können.

      Sie hat ihre Maxime und verteidigt sie. So, wie sie schon immer Schwächere verteidigt hat, verbal und körperlich. Oft spürt sie die Aggressivität in sich, kann sie aber ihre ganze Kindheit über hinunterschlucken. Sie gilt nach außen hin als friedfertig und außergewöhnlich vernünftig.

      Als Luna sich jetzt daran erinnert, fragt sie sich verzweifelt, wo ihr Leben geblieben ist. Manchmal wünscht sie sich, ihrem jetzigen Partner sexuelle Erfüllung bieten zu können. Aber meistens ist sie nur froh, dass er es nicht ständig verlangt. Schon das Abweisen der seltenen Versuche ist für sie eine Qual. Es darf keine Küsse, keine Umarmung geben, denn sie hat Angst, er könne weitergehen wollen. Und das würde sie nicht ertragen.

      Und mit diesen Gedanken greift sie wieder zur Cognacflasche und leert zwei Gläser schnell hintereinander. Sie merkt wie schwer es ihr fällt, Giorgios Mail zu lesen. Ihr Blick trübt sich, sie lässt den Kopf auf ihre Arme sinken. Sie merkt, wie sie vom Stuhl auf den Boden rutscht und alle Dämme in ihr brechen. Die Flut der Tränen kommt mit verzweifelter Intensität, sie kann sich nicht mehr halten und bricht auf dem Boden zusammen. Ihr Lebensgefährte ist bei ihr, stützt sie, spricht mit ihr und sie beichtet ihm jetzt, erst nach vielen Jahren des Zusammenseins, was sie als Kind erduldet hat. Welche Schuld sie mit sich trägt. Aber wer es ihr angetan hat, das verschweigt sie.

       Er redet mit ihr, wie mit einem kleinen Kind, bringt sie ins Bett. Luna fühlt sich unendlich verlassen.

       Giorgios Mail:

      „Wir wünschen Dir eine gute Nacht, Kleines!

       Lehne Dich an unsere Schultern, vergiss Deine schlimmen Gedanken, lass Dich trösten und stützen!

       Das Leben war nie von alleine gut zu Dir, Du musstest Dir alles im Leben erkämpfen, Du musstest Dir das Leben zurechtbiegen, das hat Dich erschöpft und müde gemacht. Jetzt kommt die Phase der Erholung, der Neubesinnung und Regeneration.

       Deswegen ist es keine Schwäche, kein Egoismus, sondern Nahrung für die Seele, wenn Du Dich von uns tragen lässt. Tragen ohne Schuldgedanken, ohne Gedanken warum, wodurch habe ich das verdient, wie kann ich das wieder gutmachen!

       Nimm es einfach an und verwende es für Dich!“

      Diese Worte trägt Luna in sich wenn sie sich im Bett immer wieder herumdreht. Der Alkohol lässt sie nicht schlafen, aber die Worte trösten sie ein wenig, berühren ihr Herz, von dem sie nicht weiß, ob es noch fühlen kann. Und sie fragt sich, wie sich Liebe anfühlt. Wie man Liebe erlebt. Denn sie weiß es nicht.

       Nein, sie weiß es immer noch nicht!

      Brief an meinen Lebensgefährten

      „Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn jemals irgendwer genau herausfindet, wozu das Universum da ist und warum es da ist, dann verschwindet es auf der Stelle und wird durch noch etwas Bizarreres und Unbegreiflicheres ersetzt. - Es gibt eine andere Theorie, nach der das schon passiert ist.“ Douglas Adams

      Mein so Geliebter und Duldsamer,

      es sind nun mehr als sechzehn Jahre während der Du mich begleitest. Es gab Zeiten – und es gibt sie immer noch – in denen Du Dich hilflos, ohnmächtig und allein gelassen fühlen musst. Genauso wie wir immer wieder Zeit zum Lachen finden. Dein Talent, mich zu erden und mir Grund zum Lächeln zu geben ist unübertroffen. Im Januar 2011 kam für Dich die schwerste Zeit. Trotzdem hast Du mich nie in Frage gestellt, nie an mir gezweifelt und immer hinter mir und neben mir gestanden.

      All meine bisherigen Therapeuten haben mich – natürlich – gefragt, wie ich meine Beziehung zu Dir beschreiben würde. Jedem von ihnen habe ich geantwortet: Wir sind eine optimal funktionierende WG. Ja, wir ergänzen uns perfekt, haben gemeinsame Hobbies, können uns gegenseitig von etwas überzeugen und LEBEN gemeinsam. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte mit Dir ein „normales“ Sexualleben führen. Aber genau das geht nicht. Wir wissen warum. Und trotzdem bist Du da. Manchmal, in meiner Frustration, sage ich zu Dir: Du solltest Dir ein Mädel suchen, dass auch Sex mit Dir haben möchte. Und immer antwortest Du mit einem Lächeln: Wieso? Ich hab doch Dich!

      Mir scheint es, als hätten wir schon mehrere Universen umkreist und auch gelebt. Was immer menschlich oder unmenschlich ist haben wir ge- und überlebt.

      Es gibt niemanden sonst, mit dem ich alt werden will, außer mit Dir. Als uralte Menschen, mit Macken und Wehwehchen, werden wir immer noch über die Welt lachen. Und das gibt mir Mut, trotz aller Widrigkeiten weiter zu machen. Du fotografierst gerne und viel, vor allem Roger Hodgson, meinen absoluten Lieblingssänger und Komponisten! Du mixt gerne Cocktails, auch immer wieder neue, die wir probieren müssen. Am schönsten sind


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