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Das geheimnisvolle Haus - Edgar Wallace


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      LUNATA

Das geheimnisvolle Haus

      Das geheimnisvolle Haus

      Kriminalroman

      © 1917 by Edgar Wallace

      Originaltitel The Secret House

      Aus dem Englischen von Ravi Ravendro

      © Lunata Berlin 2020

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

      1

      Unentschlossen stand ein Mann vor dem achtunggebietenden Portal von Cainbury House. In diesem großen Geschäftsgebäude befanden sich zahlreiche kleine Büros, die sich auf etwa dreißig verschiedene Gewerbe verteilten, wie man auf der Tafel lesen konnte. Die abgetragene Kleidung des Besuchers und seine abgetretenen Schuhe verrieten, daß er nicht sehr reich war. Er schien Ausländer zu sein; sein glattrasiertes, scharf geschnittenes Gesicht sah etwas melancholisch aus, und über seine dunklen Augen zogen sich schwarze gerade Brauen.

      Er stieg die wenigen Stufen zu der Eingangshalle empor und stand nun nachdenklich vor der Firmentafel. Aber es dauerte nicht lange, bis er gefunden hatte, was er suchte. Oben auf der Liste der vielen Büros des fünften Stocks war deutlich zu lesen:

      Der schlechte Ruf

      Er nahm einen Zeitungsausschnitt aus seiner Westentasche und verglich ihn mit dem Schild, dann trat er kurz entschlossen und fast vergnügt in die Halle, als ob all seine Zweifel geschwunden wären, und wartete auf den Fahrstuhl. Er hatte seinen Mantel bis oben zugeknöpft; sein Kragen war etwas abgenützt, sein Hemd trug er schon fast eine Woche lang, sein steifer Filzhut war ausgebessert, und bei näherer Betrachtung hätte man herausgefunden, daß er zwar Handschuhe in der Hand hielt, daß er sie aber nur zum Schein trug, da es zwei linke waren.

      Als er den Lift betrat, sagte er mit leicht fremdartigem Akzent:

      »Fünfter Stock!«

      Bald war der Fahrstuhl oben, die Tür öffnete sich, und der etwas verbissen dreinschauende Liftboy zeigte ihm das gesuchte Büro. Wieder zögerte er und betrachtete die Tür sorgfältig. Die obere Hälfte war mit Milchglasscheiben versehen und trug nur die einfache Aufschrift:

      Der schlechte Ruf. Redaktion

      Anklopfen

      Er klopfte, und die Tür öffnete sich, als ob sie von unsichtbarer Hand aufgetan würde. Er staunte, obwohl im Grunde nichts Absonderliches an einer Bürotür war, die sich automatisch öffnen und schließen ließ.

      Als er eintrat, befand er sich in einem nur spärlich möblierten Raum. Er sah einen Tisch, auf dem ein paar Zeitungen lagen, und einen Stuhl. Eine alte Schulkarte von England und eine Radierung von Landseer hingen an der Wand. Er lenkte seine Schritte zu der Tür am anderen Ende des Zimmers, und nach einem nochmaligen kurzen Zaudern klopfte er wieder.

      »Herein«, sagte jemand.

      Vorsichtig öffnete der Fremde und trat ein.

      Der Raum war größer als der erste und luxuriös ausgestattet. Er bemerkte Stehlampen mit schönen Schirmen zu beiden Seiten eines breiten, reichgeschnitzten eichenen Schreibtisches. An der einen Wand stand ein großer Bücherschrank. Aus der Unordnung, die auf dem Schreibtisch herrschte, war zu entnehmen, daß sich in diesem Zimmer das eigentliche Hauptbüro der Redaktion befand.

      Aber das Bemerkenswerteste an dem ganzen Raum war der Mann, der an dem Schreibtisch saß. Er war stark und kräftig gebaut, und nach seiner Stimme zu urteilen, mußte er in den besten Jahren stehen. Der Fremde konnte sein Gesicht nicht sehen, denn es war hinter einem Schleier von feinen, seidenen Spitzen verborgen, die wie ein Beutel über den Kopf gezogen und unter dem Kinn durch eine Schnur zusammengehalten waren.

      Der Mann lachte leise, als er das Erstaunen des Besuchers sah.

      »Nehmen Sie Platz«, sagte er auf französisch, »und erschrecken Sie nicht.«

      »Mein Herr, seien Sie versichert, daß ich nicht im mindesten erschrocken bin. Mich hat noch nichts in der Welt aus der Fassung gebracht als meine eigene Armut und die Aussicht, einmal arm sterben zu müssen.«

      Der verschleierte Mann schwieg eine Weile.

      »Sie sind auf meine Annonce hin gekommen?« fragte er dann nach einer langen Pause.

      Der Fremde verneigte sich leicht.

      »Sie brauchen einen Assistenten, der verschwiegen ist, Kenntnisse in fremden Sprachen besitzt und außerdem kein Geld hat. Ich erfülle alle diese Bedingungen. Hätten Sie noch hinzugefügt, daß der Betreffende ein abenteuerliches Leben hinter sich haben müsse und keine Skrupel kennen dürfe, so würde auch das auf mich gepaßt haben.«

      Der Fremde fühlte, daß der Mann am Schreibtisch ihn genau beobachtete, obwohl er seine Augen nicht sehen konnte. Es war eine lange und sorgfältige Prüfung.

      »Ich denke, Sie werden meinen Anforderungen genügen.«

      »Sicher«, entgegnete der Besucher kühl und gleichmütig. »Und nun ist es an Ihnen, mein Herr, mir Ihre näheren Bedingungen zu sagen, damit ich weiß, ob mir der Posten zusagt. Als Geschäftsmann müssen Sie wissen, daß zum Abschluss eines Geschäftes zwei Parteien gehören. Vor allem sagen Sie mir, welche Pflichten ich zu übernehmen habe.«

      Der Mann am Schreibtisch lehnte sich zurück und steckte die Hände


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