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Mein Leben für Virginia. Eppa Hunton II.Читать онлайн книгу.

Mein Leben für Virginia - Eppa Hunton II.


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Staate Virginia keine besseren Rekruten hätte finden können.

      Nachdem ich mich nach Leesburg begeben und dort mein Regiment aufgestellt hatte, dauerte es nicht allzu lange, bis Unionstruppen unter dem Kommando von Colonel C. P. Stone aus Washington heranmarschiert kamen und am Nordufer des Potomac River Stellung bezogen. Es oblag mir nun, die Einfallswege nach Virginia zu bewachen und so musste ich Posten an sämtlichen Furten und Fährstationen über den Potomac River in Loudoun County aufstellen. Colonel Stone war ein bewundernswerter Mann, gesegnet mit großer Intelligenz und militärischem Sachverstand. Er war ein vollendeter Gentleman und führte seine Soldaten auch entsprechend. Seinen Männern gestattete er nicht, überfallartig über den Fluss zu setzen, um sich am Eigentume der Einwohner von Loudoun County zu vergreifen und wenn er von derartigen Vorkommnissen Kenntnis erhielt, ließ er das Diebesgut zurückgeben. Diese besonnene Vorgehensweise erregte den Unmut des hitzköpfigen Teiles der nordstaatlichen Bevölkerung sowie der militärischen Führung und Colonel Stone verlor folglich beträchtlich an Popularität und Rückhalt.

      In den frühen Tagen des Monats Juni entbrannte über den Fluss hinweg ein Feuergefecht zwischen meinen Männern und Stones Soldaten, ohne dass eine der beiden Seiten versucht hätte, an das andere Ufer zu gelangen. Das Geplänkel ereignete sich eine beträchtliche Strecke flussaufwärts von Leesburg und sobald ich das Prasseln der Musketen hörte, bestieg ich mein Pferd und ritt zum Orte des Geschehens. Es zeigte sich, dass wir keine Verluste zu beklagen hatten und es sich lediglich um planlose und vereinzelte Schusswechsel handelte, weswegen ich sogleich nach Leesburg zurückkehrte. Ich fühlte mich ein wenig erschöpft, denn meine Gesundheit war zu jener Zeit sehr angeschlagen. In meinem Amtszimmer legte ich mich auf das Sofa und kurz darauf begann meine Kehle ernstlich zu bluten. Ich hustete mehrmals Blut, einige Male in beträchtlicher Menge.

      Als die Unionsarmee Alexandria einnahm, erbeutete sie sämtliche Waggons und Lokomotiven der Bahnlinie zwischen Alexandria und Leesburg, mit Ausnahme eines einzigen Zuges. Dieser stand zu jener Zeit gerade im Bahnhof von Leesburg und bestand aus einer prächtigen Lokomotive und etlichen Güterwaggons. General Lee, der zu jener Zeit einen Posten in Richmond bekleidete, wies mich an, die Waggons zu verbrennen und die Lokomotive unbrauchbar zu machen, sodass sie den Unionstruppen nicht in die Hände fallen konnte, falls diese in meinen Landstrich einfallen sollten. Ich beschloss auf eigene Verantwortung, die Waggons von der Lokomotive abzukuppeln und so zu präparieren, dass sie im Ernstfalle rasch zerstört werden konnten, während ich die Lokomotive selbst auseinandernehmen und die wichtigsten Teile ihrer wertvollen Maschinerie in die Berge schaffen ließ. Dies meldete ich prompt General Lee und er hieß mein Vorgehen gut. Als die Unionsarmee schließlich in diese Gegend vorstieß, hatte man die Lokomotive bereits in Sicherheit gebracht und sie fuhr fürderhin auf der Manassas Gap Bahnlinie bei Piedmont (der heutigen Ortschaft Delaplane). Der Transport der zerlegten Lokomotive erforderte ein Gespann von 24 Ochsen, aber sie blieb für die gesamte Dauer des Krieges im Einsatz. Ich war sehr froh, sie nicht zerstört zu haben.

      Captain Gaither war mit seiner prächtigen Kompanie aus Maryland bei Edward’s Ferry stationiert, um eine feindliche Flussüberquerung an jener Stelle zu verhindern. Eines Nachts im Monat Juni erhielt ich gegen 00.00 Uhr eine eilige Meldung von Gaither, dass der Feind bei Edward’s Ferry Vorbereitungen zu einer baldigen Überquerung des Potomac River in beträchtlicher Stärke treffe. Ich wies Gaither an, in höchstem Maße wachsam zu bleiben und mir unverzüglich Bericht zu erstatten, sobald die Yankees ihre Vorbereitungen in die Tat umsetzen würden. Von diesem Zeitpunkt an erhielt ich nahezu jede halbe Stunde eine aufgeregte Meldung von ihm, in welcher er beteuerte, dass der Feind eine regelrechte Streitmacht herangeführt hätte und seine Flussüberquerung nun unzweifelhaft unmittelbar bevorstünde. Schließlich ließ der Captain mich wissen, der Feind käme nun in großer Zahl über den Fluss und seine eigene Kompanie würde mit Sicherheit umzingelt und gefangen genommen werden. Bei aller Theatralik wäre es fahrlässig gewesen, die gesamte Meldung rundheraus als unwahr abzutun und so bereitete ich mein Kommando darauf vor, im Ernstfalle je nach Lage der Dinge den Yankees einen Kampf zu liefern oder einen geordneten Rückzug anzutreten. Ich ließ gemäß General Lees Anweisungen die Güterwaggons anzünden und marschierte mit meinen Männern kurz vor Tagesanbruch an den Ortsrand in Richtung Edward’s Ferry. Von einer Gegenwart des Feindes war nichts zu sehen oder auch nur zu hören und schon bald kam Captain Gaither mit seiner gänzlich unversehrten Kompanie heranmarschiert. Ich war nun überzeugt, dass all seine Meldungen Hirngespinste gewesen waren, also sandte ich einige Kundschafter zum Flussufer und erfuhr von ihnen, dass der Feind in der Tat nicht den geringsten Versuch einer Flussüberquerung unternommen und offenbar auch keine entsprechenden Vorbereitungen getroffen hatte. Nichts sprach dafür, dass sich Colonel Stone auch nur mit dem Gedanken eines Vorstoßes trug. Ich war überaus verärgert und zutiefst empört und so sandte ich Gaither mit seiner Kompanie nach Harpers Ferry, um sich dort bei General Joseph E. Johnston zur weiteren Verwendung zu melden. Hierauf führte ich mein Kommando in sein Lager zurück und widmete mich wieder meinen Aufgaben.

      Ich wurde später für diesen Vorfall herb kritisiert, besonders von den „Armsessel-Generälen“ der zivilen Führungsriege, welche behaupteten, ich wäre bei Leesburg in Panik verfallen und hätte aus Furcht die Güterwaggons anzünden lassen. Von der militärischen Führung wurde ich hingegen bezeichnenderweise nicht gerügt. Ein jeder Offizier, ganz gleich, wie klein sein Kommando auch sein mag, ist verpflichtet, den Meldungen seiner vorgelagerten Posten Gehör zu schenken. Es bestand zu jenem Zeitpunkt kein Anlass, ernstliche Zweifel an Captain Gaithers Worten zu hegen und ich hatte ihn bis dato als einen verlässlichen Mann erachtet.

      Um den 01. Juli traf das 4th South Carolina Regiment und mit ihm Colonel N. G. Evans aus South Carolina in Leesburg ein. Das Regiment wurde von Colonel Sloane befehligt. Evans, der ihn begleitete, hatte den Auftrag erhalten, das Kommando über sämtliche Truppen in Loudoun County zu übernehmen. Diese Soldaten aus South Carolina gebärdeten sich über alle Maßen prahlerisch und verkündeten, sie seien nach Virginia gekommen, um den Krieg für uns auszufechten und einen Siegfrieden zu erzwingen. Wir Virginier sollten nicht in die Kämpfe eingreifen, sondern uns darauf beschränken, diese Helden zu beobachten und sie mit Brot und Fleisch zur Stärkung ihrer Kräfte zu versorgen. Die Unabhängigkeit der Konföderation würde von South Carolina errungen werden. Die außenstehenden Zivilisten zeigten sich von diesem Gerede überaus beeindruckt. All die jungen Damen, welche zuvor den jungen Burschen meines Regiments ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt hatten, liefen nun in Scharen zu den Helden aus South Carolina über. Wir wurden schließlich sogar als das „Maisstängel-Regiment“ verspottet, aber obgleich diese Häme meine Jungs betrübte, bewahrten sie ihren Stolz. Sie blieben besonnen, meisterten ihre Drillübungen und waren begierig, der Sache der Konföderation als Soldaten zu dienen.

      Um den 15. Juli erhielt Colonel Evans Order, das South Carolina Regiment zurück nach Manassas zu verlegen, woraufhin ich erneut das Kommando über die Truppen in Loudoun County übernahm.

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