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Sternengeflüster. Mara JanischЧитать онлайн книгу.

Sternengeflüster - Mara Janisch


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fragt sie.

      „Sieben Stunden“, antworte ich.

      „Hm“, Susi wirkt nachdenklich. „naja, ich werde im Internet nachschlagen. Dann reden wir weiter darüber.“

      Ich kann es nicht lassen und frage Susi: „Beim Telefonieren mit dem Handy kochst du dein Gehirn hart oder weich?“ Susi schaut mich an, dann versteht sie.

      „Weich“, antwortet sie mit einem genervten Blick. Wir lachen etwas gekünstelt.

      „Bella“, fährt sie fort „ich werde nachdenken darüber, aber ich sage dir gleich, ich bin und bleibe ein Handyfan.“

      „Ja, das ist deine Entscheidung, nur wie komme ich dazu, dass ich mit verstrahlt werde in deiner Nähe?“, halte ich ihr entgegen.

      „Wer A sagt muss auch B sagen, du lebst nun einmal in dieser Welt“, fährt sie fort. „Wer sagt denn das, dass ich auch B sagen muss. Ich kann doch entscheiden. Zum Beispiel, dass ich mich aus deiner Strahlenatmosphäre wegbegebe. Ich kann auch aufstehen und gehen“, antworte ich.

      „Natürlich kannst du das. Aber sind wir uns ehrlich, wer tut das schon?“, fragt sie.

      „Das klingt wie eine Provokation“, füge ich hinzu; und ich stehe auf und schaue sie an, dann sage ich:

      „Komm, gehen wir ein Stück weiter bis zum Palmenhaus.“

      Die Uhr der Kirche am Hietzinger Platz schlägt 18 Uhr 15. Die Sonne ist angenehm, das uns umgebende Grün tut wohl. Der Springbrunnen im Teich singt vor sich hin und Enten schlängeln sich zwischen den aufblühenden Seerosen. Eine Idylle.

      „Ich nehme wahr, dass zu der etablierten Welt sich eine zweite Welt heranbildet“, sage ich.

      „Das hat es immer gegeben“, antwortet Susi „Querdenker gegen das Etablierte, das ist nichts Neues.“

      „Da hast du recht, doch die Nuance ist eine andere, immer mehr Menschen, und es sind schon sehr viele, sind hier, die eine Welt gründen wollen, die auf einer neuen Ordnung steht“, füge ich hinzu.

      „Ohne Handy“, wirft Susi ein.

      „Zum Beispiel“, sage ich. Womit wir wieder beim Thema wären.

      „Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, was du gegen das Handy hast?“, hält sie mir entgegen.

      „Die Hochfrequenzstrahlung in diesem Ausmaß erzeugt künstliche Magnetfelder, die sich mit den natürlichen Magnetfeldern des Menschen nicht vertragen und den Menschen gesundheitliche Schäden zufügen“, sage ich entschieden.

      „Das ist nicht wirklich erwiesen.“

      „Oh ja, und diese Informationen werden systematisch zurückgehalten. Jemand muss über den finanziellen Nutzen hinaus interessiert daran sein, dass die Menschheit ihr Gehirn kocht. Weißt du nicht, dass der Gehörnerv mit dem Gehirn verbunden ist?“, entgegne ich.

      „Das klingt ja nach einer Verschwörungstheorie“, hält sie mir entgegen.

      Ich gebe für heute auf und zucke mit den Achseln.

      Jetzt sind wir beim japanischen Garten angelangt. Über die Stufen hinweg bewegt sich das ruhig fließende, strömende Wasser. Wie ein ewiger Strom rinnt es dahin, fast lautlos, entschieden in jede Ritze eindringend. Kühle kommt mir entgegen. Plötzlich, vom Tiergarten, der gleich dahinter liegt, hören wir das Trompeten der Elefanten und das Brüllen der Löwen. Der beruhigende Anblick des Wassers ist wieder dahin.

      Das Schweigen zwischen uns tut gut und wir konzentrieren uns wieder auf die Bewegung des Wassers. Doch hoch oben in den Lüften orten wir ein Störgeräusch; ein Flugzeug und nach einigen Minuten ein zweites in Richtung Schwechater Flughafen. Ein mir bekanntes Phänomen: an mehreren Tagen in der Woche fliegen den ganzen Tag im Rhythmus von ca. einer Minute Flugzeuge hörbar über den Westen von Wien.

      Ein sogenannter chemischer Dauerregen. Die Idylle lässt sich nur immer kurz aufrechterhalten. Harmloses Handy, harmlose Lärmbelästigung, harmlose Hochfrequenzstrahlung, harmloser Elektrosmog, harmlose Flugzeuge…

      Zeitgeist

      Unbarmherzig diktierst du dein Wollen. Der ganze Erdball muss dir gehorchen: man joggt auf der ganzen Welt vor sich hin. Vom Schulkind bis zum Generaldirektor.

      Joggend und laufend wird die Welt erobert. Im Schlosspark Schönbrunn falle ich als Spaziergängerin unangenehm auf. Ich störe den Fluss der Leistung nach Arbeitsschluss mit meinem betrachtenden, meditativen Gehen und wirke damit negativ auf die Arbeitsmoral der laufenden Räder – ich meine der laufenden Menschen. Groß und klein, dick und dünn, krank und gesund, alt und jung, alles quält sich durch die Lindenalleen.

      „Mein Körper ist leistungsfähig, ich fordere ihn bis zum Umfallen. Besser ein Lauftod als lebendig tot vor dem Computer.“ „Du Zeitgeist befiehlst, ob wir wollen oder nicht.“

      „Ich will nicht vom Handy verstrahlt werden.“

      „Du musst, sonst hast du keinen Job.“

      „Ich will meinen eigenen Rhythmus in der Arbeit leben.“

      „Gerne arbeite ich, aber ohne Dauerstress.“

      „Du musst, sonst hast du eben keine Arbeit.“

      Der Zeitgeist will alles schnell; das Ticken der Zeit gilt auf der ganzen Welt, also füge dich ein, auch wenn du davon krank wirst. Diene dem Geist des Jahrhunderts. Wen interessiert schon dein Wesen, deine Individualität. Das Zeitliche arbeite heraus, trage es, gestalte es, nicht das Ewige. Den Zeitgeist gibt es immer nur ein Mal, das Ewige ist immer hier.

      Reize dich mit dem Computer, reize dich mit dem Handy, reize dich bis zum Umfallen, reize dich zu dem, was du nicht bist: Ein Sklave der Zeit.

      Aber das Sklaventum stirbt nie aus.

      „Ich will ein Mensch sein, der die Spuren des Zeitlichen an sich trägt, dankbar die Anregungen des Zeitgeistes aufnimmt und damit an sich selbst arbeitet, gehüllt in das Wesen des Ewigen, meiner Individualität. Nur Spuren des Zeitgeistes bitte. Ich weiß mich zu wehren gegen die Aufdringlichkeit des Zeitlichen. Ich lasse mich nicht verschlingen.“

      Geist der Zeit, warum bist du so fordernd?

      „Das bin ich nicht. Ich werde von den Menschen ausgesaugt. Sie wollen immer mehr von mir. Ich kann nicht mehr. Sie bringen mich um.

      5 ½ Milliarden Handys auf dem Erdball habe ich nicht gewollt. Den gläsernen Menschen durch den Computer – ich habe es nicht gewollt. Die Gier nach immer mehr Profit und Geld – ich habe es nicht gewollt. Mensch lass nach. Lass los! Lass locker, sonst bringst du dich und mich noch um.“

      Die Leere

      Es ist Nacht. Ich möchte noch einmal in die Wohnung in der Helftorgasse gehen. Wozu? Die Schlüssel habe ich doch schon zurückgegeben! Es zieht mich einfach in diese Wohnung zurück, obwohl ich froh bin, dass ich nicht mehr dort wohne. Duplikate von den Schlüsseln habe ich ja genug!

      Natürlich mache ich jetzt etwas Verbotenes. Ich tue es trotzdem. Was ist, wenn dir der Nachbar entgegenkommt? Du hast dich doch von allen verabschiedet. Es wäre eine komische Situation. Du hättest dir wenigstens eine Perücke und eine Sonnenbrille aufsetzen können.

      „Aber es ist 2 Uhr 20 am Morgen, normalerweise schlafen Menschen um diese Zeit, und Nachmieter sind noch keine hier, weil die Wohnung erst renoviert wird“, beruhige ich mich. Ich stehe ja schon vor der Wohnungstüre und bin niemand begegnet. Ich sperre auf – langsam und leise, plötzlich schaltet sich das Ganglicht ein. Naja, ich bin ja schon in der Wohnung. Glück gehabt. Ich spähe durch das kleine Guckloch hinaus und ich sehe: Es kommen doch tatsächlich der Nachbar und seine Frau nachhause. Da muss ich aufpassen und sehr leise sein. Wie dunkel es ohne Licht in der Wohnung ist. Üblicherweise gibt die Straßenbeleuchtung ein wenig Licht. Ah, nach dem Gewitter – sie ist


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