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Edgar Wallace - Gesammelte Werke. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Edgar Wallace - Gesammelte Werke - Edgar Wallace


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Sie mir diesen Überfall vergeben, Mr. Downer? Er ist unverzeihlich, ich weiß. Aber ich erinnere mich, daß Sie mir bei Ihrem Besuch in Beverley Hall erzählten, Sie hätten ein Häuschen in Sea Beach. Ich fürchte, ich ließ Sie damals lange warten, aber es war einer meiner schlechten Tage.« Er folgte Downer ins Haus.

      »Sie wissen nicht, wie ich mich freue, Sie zu sehen«, erwiderte der Journalist herzlich. »Ich muß mich nur wegen meiner Kleidung entschuldigen. Ich bin eben erst aufgestanden.«

      »Aber ich bitte Sie!« Mr. Salter hob abwehrend die Hand. »Ich habe mich zu entschuldigen. Ihr grüner Pyjama harmoniert vollkommen mit diesem entzückenden kleinen Zimmer. Ich fürchtete, daß ich zu früh kommen würde, aber – es ist elf Uhr, und Sea Beach liegt nur eine Stunde von Beverley entfernt.«

      Während sich Downer anzog, sah sich sein Gast im Raum um.

      »Erst gestern dachte ich«, sagte Mr. Downer durch die halbgeöffnete Tür seines Schlafzimmers, »wie schade es sei, daß ich keinen Vorwand hatte, Sie noch einmal aufzusuchen. In meinem Beruf lerne ich viele Menschen kennen, aber nur wenige machen Eindruck auf mich. Das klingt, als ob ich Ihnen ein Kompliment machen möchte. Aber ich wäre nicht so töricht, einem Mann wie Ihnen, und, wenn ich so sagen darf, von Ihrem Alter, Schmeicheleien zu sagen.«

      »Und ich versichere Ihnen, daß ich Sie in Ihrem reizenden Heim nicht gestört hätte ...«

      »Es ist ja eigentlich nur ein Kaninchenstall«, meinte Downer bescheiden. »Aber ich bin ein Freund des einfachen Lebensstils.«

      »Ich wäre wirklich nicht gekommen, wenn mir nicht Ihre liebenswürdige Art bekannt wäre, Mr. Downer.«

      Downer hatte in seinem Leben selten Schmeicheleien gehört. Das war etwas ganz Neues für ihn. Sein Beruf war es, in möglichst ausdrucksvollen Worten die Taten anderer zu beschreiben. Es war ihm fremd, daß sich nun jemand gewissermaßen um seine Gunst bewarb, und er war um so mehr interessiert, als dieser Besuch einen geschäftlichen Hintergrund hatte. Mr. Salter war trotz all seiner Liebenswürdigkeit nicht der Mann, der so früh am Tag nur zu seinem Vergnügen einen Besuch machte, um sich mit ihm unterhalten zu können.

      »Sie sind sicher gespannt, warum ich gekommen bin?«

      Mr. Downer nickte.

      »In gewisser Weise ja. Hoffentlich kann ich Ihnen einen kleinen Dienst erweisen. Wenn das der Fall sein sollte, sind Sie mir doppelt willkommen.«

      »Es ist kein Dienst, um den ich Sie bitten möchte, im Gegenteil. Ich fürchte nur, meine Bitte könnte Sie beleidigen.«

      Mr. Downer lächelte verbindlich.

      »Es dürfte Ihnen schwerfallen, mich zu kränken.«

      Boyd Salter lehnte sich in den Stuhl zurück.

      »Es handelt sich um folgendes«, sagte er schließlich. »Ich möchte Sie fragen, ob Sie einen Auftrag übernehmen würden, den man eigentlich einer Detektivagentur übertragen müßte. Nun habe ich Sie aber doch verletzt.«

      »Nein, das haben Sie nicht. Bedenken Sie doch, daß meine berufliche Arbeit der Tätigkeit eines Privatdetektivs sehr ähnlich ist. Er berichtet seinem Auftraggeber, und ich berichte, vielleicht in etwas besserem Englisch und mit etwas mehr Ausführlichkeit der breiten Öffentlichkeit.«

      »Und mit größerer Genauigkeit, möchte ich noch hinzufügen. Und deswegen habe ich Sie einem dieser vielen Detektive vorgezogen. Auch Sie waren seinerzeit damit beschäftigt, die Morde in Beverley Green aufzuklären. Aus beruflichen Gründen haben Sie Ihre Arbeit abgebrochen, als sich die Sache in die Länge zog. Wahrscheinlich hat sie sich nicht mehr genügend bezahlt gemacht. Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen derartig materielle Motive unterschiebe. Sie leben von Ihrer Arbeit, und ich nehme an, daß sich Ihr Aufenthalt und Ihre Tätigkeit nach den jeweiligen Wünschen Ihrer Auftraggeber richten.«

      Mr. Downer nickte.

      »Was würden Sie dazu sagen, wenn ich Sie bäte, wieder nach Beverley Green zu kommen und Ihre Nachforschungen fortzusetzen? Ich möchte gerne mehr erfahren, als ich augenblicklich weiß. Besonders möchte ich entdecken, was hinter dem Einbruch in Beverley Hall steckt. Was wollte der Mann in meinem Haus? War unser Freund, Doktor Macleod, eingeweiht in ... in dieses ... Verbrechen? Und was weiß Doktor Macleod? Hat er Anhaltspunkte über Albert Selim, die er seiner vorgesetzten Behörde noch nicht mitgeteilt hat? Wo ist Miss Stella Nelson geblieben?«

      »Ich glaube, ich kann mit den Antworten gleich beginnen.«

      Mr. Downer erzählte ihm von dem Haus in der Castle Street und von Stellas geheimnisvollem Besuch dort.

      »Wer ist denn der Kranke?« fragte Boyd Salter, aber hierüber konnte Downer auch keine Auskunft geben.

      »Ich glaube, Sie werden entdecken, daß es der Mann ist, der bei mir einbrach.«

      Downer sah ihn erstaunt an.

      »Natürlich! Warum habe ich nicht gleich daran gedacht?«

      »Stellen Sie fest, ob es sich wirklich so verhält. Meine Vermutung könnte ja auch falsch sein, aber bei derlei Dingen habe ich gewöhnlich recht, Mr. Downer. Ich weiß, daß Miss Nelson und der Mann – ich glaube, er heißt Scottie – am selben Tag aus Beverley Green verschwanden. Wahrscheinlich ist Scottie der Einbrecher. Sollte er es gewesen sein, so ist er verwundet worden. Aber bitte, denken Sie daran: Doktor Macleod soll unter keinen Umständen erfahren, daß Sie Ihre Nachforschungen wieder aufgenommen haben. Ich weiß nicht, wie Sie das einrichten können, und ich kann Ihnen in dieser Beziehung auch keine Vorschläge machen.«

      »Verlassen Sie sich da nur auf mich.«

      Boyd Salter nahm eine Banknote aus der Brieftasche und legte sie auf den Tisch. Es war eine beträchtliche Summe.

      »Sie werden Ausgaben haben. Bitte betrachten Sie das als eine Anzahlung.«

      Mr. Downer stand auf seiner Veranda und beobachtete, wie sein Besucher den Wagen bestieg, der draußen auf ihn gewartet hatte. Dann ging er schmunzelnd in sein Zimmer zurück.

      Ich werde sofort in die Stadt zurückfahren, dachte er und schaltete das Bügeleisen ein. Er bügelte sich seine Hosen immer selbst auf.

      »Mit dem Handwerk mache ich Schluß!« sagte Scottie entschieden.

      »Du bist doch nicht etwa plötzlich fromm geworden?« fragte Big Martin ängstlich.

      Scottie saß auf seinem Bett in dem kleinen Haus in der Castle Street. Big Martin war derselbe, der damals nach oben geeilt war, als Andy an die Haustür geklopft hatte.

      Er hieß Big Martin, weil er ungewöhnlich klein war. Es hatte eine Zeit gegeben, in der in ganz London kein geeigneterer Mann zu finden war, wenn es galt, durch ein unglaublich kleines Kellerfenster zu schlüpfen.

      Aber später hatte er zu gut gelebt, immer mehr zugenommen und war nun durchaus nicht mehr in der Lage, seinen Spezialberuf irgendwie auszuüben.

      Scottie war er schon in vielfacher Hinsicht nützlich gewesen. Er war ein unermüdlicher Zeitungsleser, wußte alles und ersetzte ihm ein ganzes Auskunftsbüro. Er hatte eine unglaubliche Fertigkeit, ein Haus auszukundschaften. Scottie hatte während seines abwechslungsreichen Daseins noch keinen Mann kennengelernt, der dazu geeigneter gewesen wäre.

      Gewöhnlich erschien Big Martin als Hausierer an Küchentüren, unterhielt sich mit den Dienstboten und wußte ihnen so interessante Geschichten zu erzählen, daß er immer gern gesehen war. Auf diese Weise konnte er sich viele Informationen verschaffen, die für seine Auftraggeber wertvoll waren.

      Scottie war über eine solche Tätigkeit erhaben. Sein Spezialgebiet waren Juwelen, denn um hier auf der Höhe zu sein, mußte man mehr Verstand und Erfahrung besitzen als Big Martin. Trotzdem war ihm der Kleine von großem Nutzen. Er hielt das Haus in der Castle Street während seiner Abwesenheit in Ordnung, erledigte kleine Aufträge, machte die Betten und konnte zur Not auch ein einfaches Essen kochen.

      »Nein, fromm bin ich nicht geworden, aber


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