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Das Domino-Prinzip. Stefan FrädrichЧитать онлайн книгу.

Das Domino-Prinzip - Stefan Frädrich


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Indem man sich zunächst seine Werte klar macht. Darum: Gehen Sie die oben aufgezählten Werte einmal in aller Ruhe durch und überlegen Sie bei jedem einzelnen Wert, wie wichtig er für Sie ist! Geben Sie dabei jedem Wert eine Zahl von null bis zehn, wobei null „total unwichtig“ bedeutet und zehn „extrem wichtig“! Also zum Beispiel: Streben nach Macht? Fünf. Unabhängigkeit? Neun. Erfolg? Vier. Und so weiter. Wenn Ihnen Werte einfallen, die nicht aufgelistet sind, dürfen Sie die Liste natürlich vervollständigen.

      Werte-Reihenfolge erstellen: Was ist Ihnen wichtig?

      Dann erstellen Sie eine Rangliste Ihrer Werte! Welche sind Ihre Zehner-Werte? Welche Ihre Neuner? Ihre Achter? Und dann weiter bis zu den Nullern. Nun schauen Sie mal, welche Werte Ihnen besonders wichtig und welche besonders unwichtig sind! Sicher haben Sie dabei einige Aha-Erlebnisse: „Jetzt weiß ich, warum ich dies und jenes tun musste, obwohl alle dagegen waren!“ oder „Kein Wunder, dass es mir mies geht, so lange ich das und das nicht mache!“

      Falls Sie nun immer noch vor dem Problem stehen, dass Ihre Kompassnadel wild von Nord auf Süd springt, dann sind Ihnen zwei einander widersprechende Werte (fast) gleich wichtig, wie etwa bei unserem Basketball-Jungstar Alexandra. Hier hilft es natürlich nicht, einen Wert zu leugnen — früher oder später bekommt man das wieder in Form von Unzufriedenheit zu spüren. Besser ist es, eine Werte-Reihenfolge zu erstellen: Welchen Wert leben Sie zuerst? Und wann kommt der nächste? Orientieren Sie sich dabei an der allgemeinen Lebenssituation: Alexandra zum Beispiel ist noch jung genug, dass sie ihrer Mannschaft eine weitere Saison zur Verfügung stehen kann, ohne einen Karriereknick zu riskieren. Sollte sich dann immer noch keine Weiterentwicklung abzeichnen, kann sie mit gutem Gefühl ihrem Ehrgeiz folgen und in die höhere Liga wechseln — so handelt sie im Einklang mit beiden inneren Werten. Konflikt gelöst.

      Das Domino-Prinzip:

      Sie sind klar mit sich selbst

      Wer seine inneren Werte kennt, hat Orientierung — auch wenn es in der Außenwelt drunter und drüber geht. Darin liegt ein Geheimnis vieler Menschen, die selbst unter widrigsten Umständen noch innere Stärke zeigen. Und das ist Ihr Erfolg durch diesen Domino-Stein: Sie sind klar mit sich selbst und handeln gemäß Ihren inneren Werten. Ihr Beurteilungsmaßstab ist unabhängig von Tagesform, Wetter, DAX, Meinung der Kollegen oder der Stimmung Ihres Partners. Sie brauchen nicht so häufig in die Karte zu sehen, um Ihre Richtung zu kennen — schließlich haben Sie etwas viel Besseres: einen inneren Kompass!

      Selbst hält sich Bernd (45) für sehr geduldig, doch seine Familie und die Kollegen leiden unter seinen regelmäßigen Ausrastern. „Manchmal muss ich eben Dampf ablassen!“, sagt Bernd dann zur Rechtfertigung. Und: „Das liegt an den Genen! Mein Vater hat auch immer schnell getobt.“

      Bernds Bruder Rolf (50) hingegen ist meist sehr ausgeglichen. Kein Wunder! Schließlich hat er beim Vater erlebt, wie zerstörerisch Wut sein kann.

      Christiane (25) weiß nicht, ob sie Sport mag. Zeitweise geht sie täglich zum Joggen. Das fällt ihr dann sogar leicht. Jetzt aber steckt sie wieder in so einer Phase, in der sie ihre Abende lieber auf der Couch verbringt. Joggen? Anstrengend!

      Oleg (38) will endlich eine stabile Beziehung. Ob Imke (33) dafür die Richtige ist? Schon seit acht Wochen sind sie zusammen, und eigentlich passt es ganz gut. Nur ein paar Kleinigkeiten stören ihn: Imkes Liebe zu Doku-Soaps etwa. Oder ihre Art, ihn immer und überall zu umarmen. Ob er doch lieber Britta (28) nehmen sollte?

      „Das lerne ich nie!“ schimpft Paul (17). „Kupplung treten, Gang rein, Kupplung kommen lassen, Gas geben und dann auch noch auf den Verkehr achten!“ Seine Fahrlehrerin Annerose (55) lächelt — unzählige Male hat sie schon erlebt, wie schnell ihre Schüler die Bewegungen letztlich verinnerlichen. Sie weiß: Sogar weit ältere Fahrschüler können das Autofahren noch lernen. Vor kurzem brachte sie Martha (65) das Fahren bei, die seit dem Schlaganfall ihres Mannes selbst hinters Steuer muss.

      Achtung, Stolperstein:

      Wir sind, was wir bisher getan haben

      Warum tun wir, was wir tun? Weil wir es gelernt haben und es darum ständig wiederholen. Dank unserer Neurobiologie: Unser Gehirn ist wie ein verworrenes Netz aus Milliarden kleiner Knoten. Jeder Knoten stellt eine Nervenzelle dar und hat eine bestimmte Aufgabe. Werden Knoten immer wieder gemeinsam aktiviert, verstärkt sich ihre Verbindung — die „Schnur“ zwischen ihnen wird etwas dicker. Werden zwei Knoten hingegen nur selten gemeinsam aktiviert, verkümmert die Verbindung — die Schnur wird dünn wie ein Spinnfaden. Die Nerven jetzt gemeinsam zu aktivieren, fällt schwerer. Und ist eine Verbindung infolge häufiger Benutzung schließlich dick geworden wie ein Seil, springt im Nerv eine Bedeutung fast automatisch zur anderen weiter — es ist eine Routine entstanden: Ampel rot? Stopp! Ärger mit der Freundin? Schluss machen! Feierabend? Joggen! Oder aber: Feierabend? Bier trinken! Je nachdem, welche Routinen wir eingeübt haben. Wir haben gelernt: Beide gehören zusammen.

      Handeln nach Schema F: Zwar wird das Leben einfacher ...

      Und wenn wir uns einmal angewöhnt haben, auf eine bestimmte Weise zu handeln, behalten wir das meist bei — dank dicker Nerven-Verknüpfungen. Immer gleiche Handlungsweisen verstärken sich sogar selbst! Und mit der Zeit verlernen wir, Alternativen in Betracht zu ziehen.

      Diese Beweglichkeit des Gehirns nennen Neurowissenschaftler „Neuroplastizität“: Nerven sind formbar. Wofür aber ist das gut? Die Formbarkeit ermöglicht Abkürzungen im Denken: Stellen Sie sich nur vor, Sie müssten bei jeder roten Ampel erneut grübeln, was die Farbe bedeutet! Besser also, wir sehen ohne Denkarbeit die Lösung: bremsen. Und weil unser Gehirn eine Maschine zur Mustererkennung ist (siehe Domino-Stein 1.1), gleichen wir Sinneseindrücke ständig mit Erfahrungen ab. Wir handeln nach Schema F: Situation schon einmal erlebt? Wie darauf reagiert? Alles glatt gelaufen? Also: Reaktion wie gehabt! So reagiert Bernd auf Frust mit Aggression, während Rolf es gewohnt ist, nach Lösungen zu suchen. Annerose betrachtet Pauls Schwierigkeiten als Lernprozess, während Paul verzweifelt ist — er hat für das Problem noch keine Vergleichserfahrungen. Und Oleg will zwar eine feste Beziehung, hat aber in der Vergangenheit regelmäßig gekniffen. Die Macht der Gewohnheit!

      ... doch wir werden Choleriker, Egozentriker und Moppel-Schluffis

      Leider nur rutschen wir durch die ständige Bestätigung unseres bisherigen Handelns mitunter am Ziel vorbei oft in Extreme: Choleriker machen sich selbst und andere unglücklich. Beziehungsmuffel werden oft zu skurrilen Egozentrikern und Couch-Potatoes zu kraftlosen Moppel-Schluffis. Wollen wir das?

      Das tägliche Domino-Spiel verlangt von uns allen eine gewisse Anpassungsfähigkeit an die tatsächlichen Anforderungen der Welt — unabhängig von früherem Verhalten. Wo Bernd einstmals toben durfte, wäre nun Geduld angebracht. Auch Christiane würde sich gerne wieder fitter fühlen und dafür zum Joggen gehen. Oleg will eine feste Beziehung, Paul den Führerschein. Was also tun?

      Spieltipp:

      Tun wir, was wir werden wollen!

      Egal, was wir tun: Unsere Handlungen verstärken unsere Nervenverbindungen oder schwächen sie ab. Sind die Verbindungen stark, fällt uns ein Verhalten leicht. Sind die Verbindungen schwach, fällt es uns schwer: Wer immer den Aufzug nimmt, empfindet Mühe, wenn er stattdessen mal die Treppe nehmen soll. Entscheidet er sich aber dazu, möglichst immer die Treppe zu nehmen, gewöhnt er sich daran. Und siehe da: Bald fällt das Treppensteigen leicht! Es ist zur Gewohnheit geworden. Jetzt wäre wiederum eine gewisse Anstrengung nötig, auf den Aufzug umzusteigen — ist das nicht was für Faule? Die Routine ist auf „Treppe“ eingestellt, die Haltung dazu verändert. Zweifel? Probieren Sie es aus! (Sie müssen dabei wirklich konsequent handeln — ohne Ausnahmen! Mehr dazu siehe bei den Domino-Steinen 2.1 bis 2.6.)

      Dass selbst undenkbare Veränderungen möglich sind, zeigt ein Blick auf Menschen in Notlagen: Verliert etwa ein Rechtshänder seinen rechten Arm, lernt er, mit links zu schreiben. Und das geht! Gehirn sei Dank.

      Darum ist des Rätsels Ursache gleichzeitig seine Lösung: Jeder wird zu dem, was er oft genug tut — also zum Streithahn, Faulenzer oder Gigolo, weil er eben oft genug gestritten, gefaulenzt


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