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HORIZONTE ÖFFNEN. Markus OriansЧитать онлайн книгу.

HORIZONTE ÖFFNEN - Markus Orians


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der Strom wesentlich teurer werden wird. Erneuerbare Energien wie Wind und Wasser wären heute schon zu den fossilen Energien konkurrenzfähig, wenn diese den „wahren Preis“ bezahlen müssten. Solange Preise nicht die „ökologische Wahrheit sagen,“ solange wollen die Politiker nicht wirklich einen Energiewandel. Nur die Photovoltaik, die Son-nenenergie kann heute noch nicht ganz mithalten. Dabei wird aber übersehen, dass die Photovoltaik die umweltfreundlichste Energie ist, und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis auch sie konkurrenzfähig ist.

      In einem Interview sagte der Soziologe und Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konfliktforschung an der Universität Bielefeld, Wilhelm Heitme-yer zu dem „schleichenden Prozess der „Demokratie Entleerung“, dass die Ju-gend zu den Verlierern zählt, sie wird zu einem beträchtlichen Teil entweder apathisch oder aggressiv, weil sie sich abgewertet empfindet. Der Mut zum Wi-derstand fehlt, weil ihre Lebenswege immer unberechenbarer werden. Junge Menschen wissen heute vielfach nicht mehr, woraufhin sie sich entscheiden sollen. Jeder aktiver Protest kann die gesamte Lebensplanung zerstören. Gegen Ansätze wie die Occupy Bewegung ist der Staat in den USA mit einer „marti-alischen Kontrolldrohung“ vorgegangen. Das Signal an die jungen Leute ist klar. Bewegt euch ja nicht! Sonst kriegt ihr richtigen Ärger.“ Außerdem: „wenn Jugendliche in Deutschland sehen, wie dreckig es ihren Altersgenossen in Spa-nien oder Griechenland geht, sagen sie sich:“ Da sind wir ja noch gut dran.“ Und schon zerbröselt trotz aller Unklarheit über die eigene Zukunft und die Zukunft der Gesellschaft ein Motiv für kollektiven Protest.“ Er sieht die Eliten als Teil des Problems, weil sie die „Ökonomisierung aller Lebensbereiche bis hin zur Familie“ durch einen „autoritären Kapitalismus“ vorantreiben. Damit ist die Nützlichkeit, Verwertbarkeit und Effizienz von Personen gemeint. Auch haben die Eliten bis in die politische Führung selbst keine Idee, wie die Gesellschaft in der Zukunft aussehen soll. Politische Entscheidungen abzuarbeiten, wie unsere Kanzlerin Angela Merkel dies tut, helfen nicht, weil die Zielsetzung, die Visionen fehlen, wohin das Ganze führen soll. Auch deshalb ist: „der Vertrauensentzug gegenüber dem demokratischen System enorm. Es ist hochproblematisch, wenn eine erhebliche Anzahl der Menschen die Kernnormen, die eine Gesellschaft zusam-menhalten Gerechtigkeit, Fairniss, Solidarität, inzwischen für nicht mehr reali-sierbar hält... Eine Entmoralisierung greift um sich. Das Prinzip der Gleichwer-tigkeit aller Menschen wird aufgekündigt. Das heißt, man wertet andere Menschen ab, insbesondere schwache Gruppen, um sich selbst aufzuwerten. Und die Maxime: „Rette sich, wer kann“ gewinnt an Bedeutung. Übrigens ist das ein wesentlicher Grund dafür, dass es insgesamt bisher kaum zu nennenswertem kollektiven Protesten gekommen ist...“ (Berliner Zeitung, 4. Juni 2012, Eliten sind Teil des Problems.)

      1.3.3 Finanzpolitik

      In Ostafrika ist im Sommer 2011 auch durch eine anhaltende Dürre eine Hungerkatastrophe ausgelöst worden. Etwa 3,6 Millionen Menschen sind davon betroffen. Wir haben jetzt Herbst und die Hungerkatastrophe ist keinesfalls beseitigt. Nur in den Medien taucht sie jetzt schon nicht mehr auf. Ein Grund für diese Katastrophe sind die gestiegenen Lebensmittelpreise. (In Kenia gibt es Flüchtlingslager, in denen die dritte Generation lebt). Menschen, die wie Kinder versorgt werden. Sollten sie dieses Lager irgendwann mal verlassen müssen, sind diese Menschen unfähig für sich selbst zu sorgen. In Kenia kann man zwar Lebensmittel kaufen, aber sie sind für die meisten Menschen nicht mehr zu bezahlen. Bis zu 80 % ihres Einkommens müssen die Ärmsten der Armen für Lebensmittel mittlerweile ausgeben. In Somalia stieg binnen eines Jahres der Preis für Hirse um rund 250 %, für Mais um 150 %. Daran mitschuldig ist auch die Deutsche Bank, sagt Foodwatch Chef Thilo Bode, denn auch sie spekuliert mit Lebensmittel. Wenigstens ihr scheint es damit gut zu gehen. Die Politik lässt diese tödliche Kasino Zockerei zu!

      1.3.4 Kleine Satire

      Was sind das für Menschen, die so etwas tun? Ich kenne niemanden, aber es gab zumindest seit der Antike in Griechenland immer Menschen, die nichts tun mussten und trotzdem gut leben konnten. In Griechenland waren es die Bürger. Da die Sklaven und die Frauen arbeiteten, konnten sie sich um die Demokratie kümmern. Sie hatten einen Spielplatz auf dem sie sich austoben konnten. Auf dem Marktplatz konnten sie reden, sich mit anderen abstimmen und wählen. Sie konnten sich dabei sehr wichtig vorkommen und insgesamt herrschte eine notwendige Spannung darüber, wer besser redet oder mehr Bürger auf seine Seite bekommt. Mit dieser Spannung konnten sie leben und das Leben auch genießen und sich selbst als sehr bedeutend einschätzen.

      Im Mittelalter hatte der Hochadel eigentlich auch keine Aufgabe. Aufgrund ihrer Geburt war ihnen der Status sicher und gearbeitet haben die Bauern und Handwerker. Damit es nicht zu langweilig wurde, überfiel man immer wieder mal den Nachbar, um noch bedeutender zu werden. Dabei beobachtete man in der Regel den Kampf aus sicherer Entfernung. Gekämpft haben in erster Linie die Bauern und Ritter. Gab es gerade mal keinen Krieg veranstaltete man Rit-terfeste. Jeder konnte zeigen, wie männlich er war, wenn er mit der stumpfen Lanze getroffen wurde. Für die Moral gab es dann die Minne. Man himmelte eine adelige Frau an, verzehrte sich nach ihr und wenn sie einem einen Blick oder so-gar den Schal zuwarf, dann war man als Mann im siebten platonischen Himmel.

      Und offensichtlich gibt es auch bei uns nicht wenige und immer mehr Bürger, die nichts tun müssten, und trotzdem richtig gut leben können. Das wäre aber, vor allem wenn man relativ jung ist, einfach zu langweilig. Also haben auch sie etwas gesucht, einen Spielplatz, auf dem sie zeigen können, was für besonders tolle Männer sie sind. Und diesen Spielplatz haben sie im Laufe der Jahre immer mehr ausgebaut. Mittlerweile gibt es da Ecken, die kennen sie selbst nicht mehr. Ich kann mich noch erinnern, als man in der Foxtönenden Wochenschau in den 60er Jahren Männer in der Börse gezeigt hat, wo jeder versuchte noch lauter als der andere zu schreien. Dabei gaben sie, so denke ich kund, Aktien zu kaufen oder zu verkaufen. Für mich sah das aus, als wären hier halbstarke, zumindest leicht ver- rückte Männer am Werk, wo der eine ruft: Ich will auch das rote Bonbon haben, das der da hat. Und wenn es geht, soll es ein bisschen größer als das des anderen sein. Und wer am lautesten brüllte hat es dann auch gekriegt, das rote Bonbon. Deshalb war es dort lauter als in jeder Schulklasse. Ich weiß wovon ich rede. Zumindest was die Schulklasse betrifft. Die Börse als Kinderspielplatz, als Abenteuerspielplatz, weil sonst das Leben einfach zu langweilig wäre. Mit der Minne, das würde heute nicht mehr so ganz passen. Wir wissen mittlerweile, bei ihnen bin ich mir noch nicht mal sicher, ob sie dies wirklich wissen, wie gefährlich ihre abenteuerlichen Spiele geworden sind. Der Besitz des roten Bonbons lässt Menschen verhungern, oder hebelt gleich einen Staat aus den Angeln und bald vielleicht sogar ganz Europa. Das heißt, dass der Spielplatz ganz schön gefährlich geworden ist, zumindest für die, die nicht um das rote Bonbon streiten.

      Wir wissen nun aber auch, dass alle, die da auf dem Abenteuerspielplatz Finanzmarkt sind, gar nicht so sonderlich glücklich sind. Es ist ja auch wirklich anstrengend und stressig jeden Tag mit den anderen, um das rote Bonbon zu streiten. Die Neuropsychologie hat festgestellt, dass man glücklicher wird, wenn man etwas gibt, statt etwas nimmt. Wir müssten diese armen Spekulanten hier einfach ein bisschen unterstützen, wenn wir möchten, dass sie etwas glücklicher werden. Ich denke, wir sollten uns überlegen, wie wir ihnen einen anderen Spielplatz, eine andere Herausforderung verschaffen können. Einen Spielplatz, bei dem sie so richtig zeigen können, was für tolle Männer sie sind. Man muss ihnen nur das Gefühl geben, dass sie ganz toll sind. Was für ein Spiel wäre denn für sie angemessen? Sie reisen ja alle gern. Also könnten sie z.B. nach Acra reisen, nach Ghana, zu den Menschen, die Tag für Tag auf einer riesigen Fläche Elektroschrott aus Europa verbrennen, um an das begehrte Aluminium, Kupfer und Eisen zu kommen. Leider müssen sie deshalb die Kunststoffbehälter dabei verbrennen, dabei die Abgase schlucken und den Boden verseuchen. Das wäre doch wirklich mal eine echte spannungsgeladene Situation, wo sie sich überlegen könnten, was wohl für diese Menschen sinnvoller wäre, wie sie ihre Familien ernähren könnten. Da hätten sie doch wirklich mal eine Aufgabe, bei der sie nicht zerstören sondern etwas aufbauen könnten und damit glücklicher werden. Es gibt dort ganz viele Spielplätze, Flüchtlingscamps in Kenia, oder Äthiopien... Wir wollen sie nicht gleich überfordern, indem wir sie sofort an Orte schicken, wo sie direkt sehen können, was sie auf ihrem Abenteuerspielplatz alles anstellen. Und zur Belohnung,


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