Die Todesreiter vom Rio Pecos. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.
Ma."
"Was ist noch?"
"Sie sind alle tot, Ma. Dad, Stuart, Palmer..."
Laura stand wie zur Salzsäule erstarrt da und biß sich auf die Unterlippe. Ihre Augen wurden rot. "Nein...", flüsterte sie und schüttelte dann stumm den Kopf.
Sie sah Jed einen Moment lang fassungslos an und fragte dann: "Was ist passiert, Jed?"
Jed stockte.
Als er schließlich soweit war, darüber sprechen zu können, berichtete er in knappen Worten, was sich beim Round up zugetragen hatte.
"Kaltblütige Killer waren das!" knurrte Jed grimmig. "Ein Menschenleben war ihnen völlig gleichgültig!"
"Glaubst du, daß es wirklich Soldaten waren?"
"Sie trugen die blaue Uniform, das ist alles was ich weiß.
Und daß sie mit der Herde in Richtung Westen gezogen sind.
Aber sie werden für das bezahlen, was sie getan haben, Ma! So wahr ich hier stehe!"
Laura nahm die Hände vor das Gesicht und schwieg einen Moment.Dann ging sie wortlos hinaus in die Küche, um heißes Wasser zu machen.
Sie war eine Frau, die soeben alles verloren hatte. Den Mann, die Herde... Sie stand buchstäblich vor dem Nichts.
Aber sie behielt die Fassung. Das Leben an der Seite eines Ranchers hatte sie äußerlich hart werden lassen. Aber in ihrem Inneren brach eine Welt zusammen.
*
Beth kam mit Doc McCooney zurück.
Sie hatte Glück gehabt, ihn in seiner Praxis anzutreffen.
Wenig später hätte er sich auf den Weg gemacht, um Krankenbesuche zu erledigen.
"Ich hoffe, ich komme noch rechtzeitig", meinte der Doc, als er ins Haus trat.
Laura führte ihn wortlos zu dem Verletzten und berichtete in knappen Worten, was draußen beim Round up geschehen war.
Für Beth war das ein harter Schlag.
Aber sie nahm sich zusammen, wie ihre Mutter.
Ein Menschenleben konnte schließlich noch gerettet werden auch wenn das natürlich kein Trost sein konnte.
Es wurde kaum etwas gesagt, der Doc und Laura wußten auch ohne Worte, was zu tun war. Es war schließlich nicht das erste Mal, daß auf dieser Ranch eine Kugel herausoperiert werden mußte.
Der Doc holte die Kugeln aus Bein und Schulter. Den Rest mußte Ross selbst schaffen.
"Wird er durchkommen?" fragte Laura.
Der Doc wollte sich nicht festlegen. Er stand vor einer Schüssel und wusch sich die Hände. Als er sich abtrocknete, sagte er: "Was jetzt geschieht, habe ich nicht mehr in der Hand, Mrs. O'Malley... Aber ich habe getan, was ich konnte.
Das können Sie mir glauben."
"Daran habe ich nie gezweifelt, Doc!"
Jed hatte sich inzwischen frische Kleidung angezogen. Dann war er hinausgegangen, um sich ein Pferd zu satteln und jetzt legte er seine Winchester und ein Paar Satteltaschen auf den hölzernen Küchentisch.
Er steckte sich gerade etwas Munition in die Westentasche, als die anderen aus dem Krankenzimmer heraustraten.
"Jedediah!" rief Laura O'Malley und Jed drehte sich daraufhin sofort um. Jedediah - die vollständige Form seines Namens benutzte sie immer nur, wenn es ihr sehr ernst war.
Und das war nicht oft der Fall.
Jed packte die letzten Sachen zusammen, steckte ein paar Lebensmittel in die Satteltaschen und hängte sie sich dann über die Schultern. Dann packte er die Winchester.
"Was hast du vor, Junge?"
"Ich werde die Bande verfolgen - ob diese Kerle nun Uniformen tragen oder nicht!"
"Jed!"
"Versuch nicht, mich davon abzuhalten, Ma! Es ist zwecklos!"
"Du kannst doch unmöglich versuchen, es mit einer solchen Meute aufzunehmen..."
"Ich kann schon, Ma. Und wenn ich es nicht mache - wer wird es dann tun?"
"Jed..."
"Oder findest du es richtig, wenn diese Hunde davonkommen?
Es sind Mörder, Ma! Feige Mörder!"
Jetzt mischte sich der Doc ein.
"Ich verstehe dich, Jed!" sagte er. "Aber du solltest zum Sheriff gehen! Tom Kane wird dir helfen und ein Aufgebot zusammenstellen!"
"Wenn es gegen Uniformierte geht? Wohl kaum!"
"Auch die Blauröcke müssen sich an die Gesetze halten!"
Jed machte eine wegwerfende Geste.
"Bis Tom etwas unternehmen kann sind dieser dubiose Major und seine Leute doch über alle Berge! Ist doch klar, was sie wollen! Richtung Mexiko und dort die Herde verkaufen. Dort fragt kein Mensch danach, was für ein Brandzeichen ein Longhorn-Rind trägt!" Jed atmete tief durch. Dann sagte er noch.
"Ihr solltet mir Glück wünschen..."
Damit wandte er sich zum Gehen.
"Jed! Es ist Wahnsinn!"
Jed wandte sich an den Doc und bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick.
"Wenn Sie Slater sehen..."
"Den Totengräber? Ich fahre heute noch zu ihm 'raus. Wegen seiner Frau."
"Sagen Sie ihm, daß er sich um die Toten draußen auf der Weide kümmern soll..."
Der Doc nickte und erwiderte: "Das werde ich tun. Aber Sie sollten sich nochmal überlegen, was Sie tun..."
"Das weiß ich sehr genau, Doc!" erwiderte Jed mit einem Tonfall der Entschlossenheit ausdrückte.
"Jed!" Das war Laura O'Malley, die einen letzten Versuch unternahm, ihren Sohn umzustimmen. Aber sie schien zu ahnen, daß sie keinen Erfolg haben würde. "Jed, ich will nicht auch noch dich verlieren!"
Jed lächelte matt. "Das wirst du auch nicht, Ma!"
Er ging hinaus und die anderen folgten ihm. Mit schnellen, sicheren Bewegungen befestigte er die Satteltaschen, schob die Winchester ins Futteral und schwang sich dann in den Sattel. Einen kurzen Blick sandte Jed O'Malley noch zurück, dann riß er das Pferd herum und ließ es über das ebene Grasland preschen. Laura O'Malley atmete tief durch.
"Viel Glück, Jedediah!" murmelte sie vor sich hin.
*
Jed ritt auf direktem Weg zurück an den Ort jenes furchtbaren Geschehens, das seinen Vater und zwei seiner Cowboys das Leben gekostet hatte. Aber auch einige der Blauröcke lagen im Staub. Ihre Kameraden hatten sich nicht die Mühe gemacht, die Toten mitzunehmen. Nur an die Pferde, da hatten sie offenbar gedacht, denn von denen war weit und breit nichts zu sehen.
Als Jed seinen toten Vater im Gras liegen sah, stieg er vom Pferd und beugte sich nieder. Er schloß ihm die Augen.
Ein kurzer Fluch ging über seine Lippen, dann erhob er sich wieder und setzte seinen Fuß in den Steigbügel.
Dies war ein Ort des Grauens - besonders jene Stelle, an der Stuart von den Longhorns samt des Pferdewagens überrannt und in den Prärieboden gestampft worden war.
Aber es war notwendig, hierher zurückzukehren. Es gab keinen Weg daran vorbei, denn von hier aus mußte Jed O'Malley die Spur der Blauröcke aufnehmen.
Jed ließ seinen Braunen in gemäßigtem Tempo über das sich endlos vor ihm ausbreitende Brassada Land galoppieren. Es war nicht schwer, der Spur der Herde zu folgen. Sie war einfach nicht zu übersehen.
Ich werde sie kriegen! ging es Jed durch den Kopf. Er war sich seiner Sache ziemlich