ACAN - Die Weltraumstadt. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.
Tindouf Abbes. Adrar Edikel gehorchte. Abbes schaltete das Gerät ein und sprach.
„Hier Abbes an Oberkommando. Wir brauchen dringend Verstärkung.“
Er gab Edikel das Gerät zurück.
Es dauerte nur Minuten, da hörte Tindouf Abbes Schritte. Er drehte sich um und sah, wie Luun Thorkild und Zamy N’Gourti mit einem Trupp Soldaten angelaufen kamen.
Die schwerbewaffneten Raumsoldaten stürmten weiter auf das freie Flugfeld, während Thorkild und N’Gourti bei Tindouf Abbes stehenblieben.
„Ich sehe schon, Abbes: wieder mal versagt“, rief ihm Thorkild entgegen.
„Da konnte ich wirklich nichts dafür, Sir!“, wimmerte Abbes.
„Wir werden sehen“, sagte Luun Thorkild kühl.
Ein Piepton, der offenbar von Thorkilds Funkgerät ausging, veranlasste den Administrator dazu nach diesem zu greifen. Er schaltete es ein und hörte die Stimme von Jason Vorcher, der zurzeit im Tower des Hafens zu finden war.
„Die CORNWAY ist ohne Erlaubnis gestartet!“, rief Vorcher. Thorkild wurde bleich.
„Sie können die Truppen abziehen lassen, Mr. Abbes“, sagte er leise und schaltete das Funkgerät aus. Er wusste, dass Acan in diesem Augenblick aufbrach. Vielleicht würde Acan nie wieder nach Luton zurückkehren. Er kannte nicht das Ziel, das Arc Wegu, der Lord von Acan, im Auge hatte. Er kannte Wegus Pläne nicht. Aber eines zweifelte keiner an: Acan hatte Luton geholfen und mit seiner technischen Hilfe zum mächtigsten Planeten im bekannten Universum gemacht. Schon jetzt wurde die GFP fast allein von Luton beherrscht. Und mit Luton wuchs auch Luun Thorkilds Macht.
Doch nun stand der mächtigste Mann des bekannten Universums als geschlagener Mann da. Vier Gefangene waren in den Weltraum entkommen. Dazu waren zwei seiner Soldaten zu diesem Rhegan übergegangen. Wenigstens hatte ihm das Temistokles O’Shay gesagt, und es sprach alles für die Richtigkeit dessen, was der Leutnant berichtet hatte. Matt und müde ging Thorkild von dannen. Er beachtete weder Tindouf Abbes noch Zamy N’Gourti noch sonst jemanden. Er wollte allein sein.
5. SPUREN IM WELTRAUM
Auf dem Bildschirm der CORNWAY sahen die Männer, wie die gigantische Weltraumstadt Acan aufbrach, zu einer neuen gigantischen und unvorstellbar fantastischen Odyssee.
Die Geschwindigkeit stieg von Minute zu Minute. Aber dann stoppte die Stadt wieder und kam schließlich zum Stehen. Sie war nun nicht mehr ein Satellit von Luton. Und dann löste sich das gigantische Acan plötzlich in Nichts auf. Von einer Sekunde zur anderen.
„Was ist passiert?“, fragte Shelbar Gryk fassungslos.
„Sie sind in eine andere Dimension transferiert“, erklärte Han Suurbier.
„Woher wissen Sie das, Mr. Suurbier?“, fragte Ren Borker erstaunt.
„Die Orter hatten Risse im Raum-Zeit-Kontinuum festgestellt. Die treten dabei auf.“
„Aber dieses Wissen besitzt keine Weltraumuniversität. Überall wird gesagt, dass man auf diesem Gebiet noch im Dunkeln tappt. Woher weißt du das?“, fragte Walik Dark.
Cart hatte eine Ahnung. Han Suurbiers Vergangenheit musste weiter zurückreichen, als er bisher angenommen hatte.
Selbst Gryk, der Katzer, den man an sich nicht so leicht aus der Fassung bringen konnte, war erstaunt.
Von überall her sah Han Suurbier fragende Blicke auf sich gerichtet.
Vor langer Zeit war Suurbier erster Offizier auf Gryks Piratenschiff, der ANAKONDA, gewesen. Gryk kannte Suurbier nun wirklich sehr lange, aber er hatte nie gewusst, dass er etwas wusste, an dem die Wissenschaft noch herumrätselte.
„Woher weißt du das?“, fragte der Katzer eindringlich.
„Ich war auf Edin“, berichtete Han.
Jeder wusste, was Edin war.
Edin war ein Planet, auf dem es bis zum Jahre 5567 eine blühende Zivilisation gegeben hatte. Shelbar Gryk war im Jahre 5555 geboren worden und hatte miterlebt, wie das Imperium der Katzer gegen das Reich von Edin gekämpft hatte. Die Ediner waren überlegen. Sie hatten eine interdimensionale Technik errichtet. Sie hatten Kolonien in anderen Dimensionen. Sie konnten als einzige zwischen den Dimensionen wandern. Sie verwendeten dazu sogenannte Dimensionstransferer. Zuerst hatten die Ediner die Vorteile auf ihrer Seite. Aber Edin war ein dekadentes Sternenreich. Die Blütezeiten waren um das Jahr 5000 gewesen. Die Katzer waren die neue aufstrebende Rasse. Auf Cadd, der Hauptwelt der Katzer, gab es zwar nicht eine so überragende Technik, dafür aber eine schlagkräftige Flotte. Dazu waren die Katzer ein aufstrebendes Volk, während Edin dekadent war. Zu jener Zeit spielte Lakor noch eine geringe Rolle, und auch Luton war unbedeutend.
So wendete sich das Kriegsglück. Die Katzer eroberten eine Siedlerwelt nach der anderen. Und so unterlag Edin dann den Katzern. Die Hauptwelt Edin wurde vergessen und spielte keine Rolle mehr. Ihr Name stand nur noch in den Geschichtsbüchern großgedruckt.
„Ich war also in Edin“, wiederholte Han. „Es war im Jahre 8403, also vor fast 400 Jahren. Damals war ich schon lange nicht mehr auf Shelbar Gryks Schiff. Ich startete eine Raumexpedition. Ich wollte nach Edin, denn hier gab es noch Geheimnisse. Ich heuerte also eine Mannschaft an und flog mit der ERTUDIA los. Zorb Lagall führte meine Mannschaft. Er war ein sehr fähiger Kopf. Wir erreichten dann schließlich Edin – diesen legendären Planeten.
Unsere Untersuchungen hatten ergeben, dass die Keimzelle des alten Edin überlebt hat. Die Katzer haben Edin nicht vollkommen zerstören können. Es gibt auf diesem Planeten noch einen Dimensionstransferer. Zorb Lagall und ich haben den Apparat gesehen. Er steht in einer unterirdischen Anlage. Als die Katzer zum Endsieg schritten, sind die meisten in andere Dimensionen geflohen. Sie überlebten wahrscheinlich auf den Kolonien in den anderen Dimensionen. Die wenigen tausend Ediner, die noch in unserer Dimension sind, bewachen nun den Dimensionstransferer. Damals haben sie Zorb Lagall und mir Zusammenhänge erklärt, die unsere Wissenschaft vielleicht nie erkennen wird. Und daher weiß ich, dass Acan in einer anderen Dimension verschwunden ist. Wenn wir der Weltraumstadt weiter folgen wollen, dann müssen wir nach Edin. Ich kann nicht dafür garantieren, dass der Dimensionstransferer noch an seinem Ort steht und dass die Ediner noch leben. Schließlich ist eine Menge im Weltraum passiert, seitdem ich dort war. Aber es ist unsere einzige Chance, Acan zu folgen.“
Gryk blickte gedankenverloren in die Gegend. Der Katzer schien sich an den Krieg der Katzer gegen das Imperium von Edin zu erinnern. Er hatte diesen Krieg zwar nur als Kind erlebt, aber er hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nach dem Sieg über Edin folgte die Blütezeit des Imperiums der Katzer. Doch dieses Imperium bestand nur bis zum Jahre 5626. In diesem Jahr verlor das Reich von Cadd die führende Stellung im bekannten Universum. Und zwar weniger auf Betreiben des Handelsplaneten Tysk, der seinerseits die Herrschaft anstrebte, sondern weil sich die einzelnen Planeten der Katzer zu streiten begannen. Sie sagten sich vom Hauptplaneten Cadd los und machten ihre eigene Politik. Manche verbündeten sich sogar mit den Tyskern. Dies nutzten die Tysker brutal aus, und so spielten die Katzer innerhalb weniger Monate keine Rolle mehr in der Galaxis. Shelbar Gryk dachte mit Grimm an diese Zeit zurück. Als das Reich von Cadd zusammengebrochen war, wurde Gryk Pirat. Er kaufte sich ein Schiff und eine von allen Planeten stammende Besatzung. Hier waren Katzer ebenso vertreten wie Lakorniden, Tysker, Aulaner oder Lutonier. Gryks Schiff, die ANAKONDA, wurde bald der Schrecken des Weltraums. Der einsame Planet B-789-c – hier hatten Gryk und seine Piraten ihren Piratenhafen erreichtet. Hierhin schleppten sie die Beute, die sie erraubten. Gryk wusste noch, wie einst ein junger Lutonier bei ihm aufgetaucht war – Han Suurbier. Er war im Jahre 8326 zu den Piraten gekommen und war 8403 wieder von ihnen gegangen. Jetzt schrieb man das Jahr 8896. seit diesen Ereignissen war eine lange Zeit vergangen.
Gryk erinnerte sich aber auch an seine Gefangennahme im Jahr 8516. von 5626 bis 8516 hatte Gryk den Weltraum unsicher gemacht. Fast 3 Jahrtausende hatte er den Handel terrorisiert. Bis zu seiner Gefangennahme. Er und einige seiner Getreuen konnten aus dem Gefängnis