Marshal ohne Stern. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.
herumklimperte.
Ein paar Kerle sangen ziemlich schräg dazu.
Arrows ging mit Larina direkt zum Schanktisch.
Es war sicher das größte Etablissement weit und breit. Insgesamt drei Keeper standen hinter dem Tresen und füllten den Männern ihre Gläser auf.
"Mister Conroy!" rief Larina mit heller, klarer Stimme, die durch das sonore Gemurmel der Männer hindurchdrang. Einer der drei Keeper wandte den Kopf.
Es war ein massiger Kerl, wahrscheinlich schon weit über fünfzig. Er war so riesig, daß er selbst den hochgewachsenen Arrows noch um ein paar Zentimeter überragte.
Saul Conroy kam herbei und in seinem feisten, etwas angestrengt wirkenden Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
"Sowas... Mrs. McCormick! Sie hier? An einem solchen Ort!"
"Ich brauche für die nächste Zeit ein Zimmer, Mister Conroy. Natürlich zahle ich dafür!"
Conroys Gesicht veränderte sich.
Es wurde ernst, sehr ernst. Der Saloon- und Hotelbesitzer zog die Augenbrauen in die Höhe.
"Was ist geschehen?" erkundigte er sich. Aber sein Tonfall verriet, daß er die Antwort im Voraus ahnte.
"Es war Swanns Meute..." Larina McCormick versuchte weiterzusprechen, aber ihre Stimme versagte ihr auf einmal den Dienst.
Ein Kloß schien ihr im Hals zu sitzen und sie am Reden zu hindern. Sie schluckte, und dann barg sie das Gesicht in den Händen.
Das Geschehene mußte sie ohne jeden Zweifel stark mitge- nommen haben.
So sprach Arrows für sie.
"Sie haben die Ranch niedergebrannt. Es hat niemand überlebt. Ich kam dazu, aber da war das meiste schon geschehen..."
Der Keeper erschrak und wandte den Kopf zu Arrows.
"Oh, mein Gott!" stieß der dicke Mann hervor. "Diese Hunde! Diese verfluchten Hunde!"
Und dann schlug er mit der flachen Hand auf den zerkratzten Schanktisch. Einige der Kerle an der Theke blickten sich kurz zu ihm um, dann fuhren sie in ihren Gesprächen fort.
"Zahlen Sie auch an Jake Swann?" erkundigte sich Arrows dann kühl.
Conroy sah Arrows an, als wäre dieser ein exotisches Tier.
"Sie sind wohl nicht aus der Gegend, was Mister..."
"...Arrows."
Conroy verzog das Gesicht.
"Wenn Sie aus der Gegend wären, würden Sie so etwas nicht fragen! Jeder zahlt hier an Jake Swann! Jeder! Und alle die versucht haben, es nicht zu tun, liegen jetzt unter der Erde!" Conroy machte eine hilflose Geste. "Swann residiert auf einer Hacienda in Mexico. Dort ist er sicher, dieser verfluchte Bastard!"
"Wie sieht Swann aus?" fragte Arrows. "Sind Sie ihm schon einmal begegnet? So von Angesicht zu Angesicht..."
Aber Conroy schüttelte den Kopf.
"Nein. Ich bin Swann nie begegnet. Er läßt die Drecksarbeit von seinen Leuten machen... Wenn du ein kleiner Gauner bist, Fremder, dann mußt du deinen Hals riskieren! Aber nicht, wenn man so groß ist wie Jake Swann!"
Conroy stellte zwei Gläser auf den Schanktisch.
"Whisky?" fragte er.
"Ja", kam es von Arrows.
"Und die Lady?"
Larina McCormick hatte sich inzwischen wieder etwas gefangen und nickte.
"Ja", meinte sie. "Ein Whisky wird auch mir heute guttun!"
Conroy holte die Flasche mit dem braunen Saft und schenkte ein. "Geht auf Kosten des Hauses, Mrs. McCormick!" meinte er. "Genau wie Ihr Zimmer!"
Larina wollte protestieren, aber Conroy winkte ab und erstickte ihren Protest schon im Keim. "Wir haben uns immer gut verstanden, Mrs. McCormick, und Sie sind jetzt in einer bösen Lage. Da muß man sich gegenseitig helfen!"
"Ich danke Ihnen!"
*
Später gingen sie mit Conroy die Treppe hinauf zu den Zimmern. Arrows begann inzwischen zu ahnen, daß dieser Auftrag alles andere, als eine gewöhnliche Sache werden würde. Hier hatte er es mit einem ganz großen Wolf zu tun, der einen ganzen Landstrich in seinen unbarmherzigen Fängen hielt.
Conroy öffnete eine Zimmertür und machte eine einladende Armbewegung.
"Hier, Mrs. McCormick! Dies ist mein bestes Zimmer! Es steht zu Ihrer Verfügung!"
"Ich danke Ihnen."
"Hoffentlich gefällt es Ihnen!"
"Es ist wunderbar, Mister Conroy!"
"Wenn Sie noch irgendeinen Wunsch haben sollten, dann sagen Sie es mir bitte!"
"In Ordnung."
Conroy wandte sich nun an Arrows.
"Ihr Zimmer liegt genau gegenüber, Mister Arrows... Wissen Sie schon, wie lange sie in Columbus bleiben werden?"
Arrows machte eine unbestimmte Miene.
"Wahrscheinlich nicht lange. Ich weiß es aber noch nicht genau. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich für eine Nacht im Voraus bezahlen."
"In Ordnung. Ich nehme an, Sie haben Pferde dabei..."
"Ja."
"Dann stellen Sie sie für die Nacht in meinen Stall. Der hiesige Mietstall gehört Craig Gordimer und der ist wie ich ihn kenne längst im Bett und wäre ziemlich ärgerlich, wenn Sie ihn dort herausläuten würden!"
Arrows nickte.
"Okay, verstehe. Gibt es eigentlich einen Sheriff in der Stadt?"
Conroys Augen wurden schmal, als er Arrows mit einem nachdenklichen Blick bedachte. Er zögerte einen Moment, bevor er sprach.
"Ja, Madison heißt der. Aber erwarten Sie nicht zuviel von ihm..."
"Wo ist dieser Madison jetzt?"
"Im Bett, schätze ich. Unten im Schankraum war er jedenfalls nicht mehr - und im allgemeinen zieht er meinen Saloon den anderen Kaschemmen vor, die es hier in Columbus gibt! Er wohnt direkt neben dem Office und der Gefängnis- zelle."
*
Später befand sich Arrows wieder draußen im Freien und schwang sich auf den Rücken seines Gauls.
Es war ihm nicht besonders wohl dabei, Larina in diesem Moment allein zulassen, aber es ging nicht anders.
Er hatte ihr eingeschärft, die Tür von innen verschlossen zu halten und niemandem aufzumachen. Außerdem hatte sie ihr Winchester-Gewehr dabei, mit dem sie ja vorzüglich umzugehen wußte, wie sie bei dem Gefecht gegen die Banditen bewiesen hatte.
Die Kerle, die bei dem Überfall davongekommen waren, konn- ten es unmöglich schon über die mexikanische Grenze geschafft haben und mußten sich noch irgendwo in der Umgebung aufhalten.
Einige von ihnen waren verletzt - was lag da näher, als eine Stadt wie Columbus aufzusuchen, wo es vielleicht sogar einen Doc gab.
Und wenn nicht, dann zumindest Whisky...
Wenn diese Männer Larina in die Hände bekommen würden, stand ihr sicher Schlimmes bevor...
Arrows lenkte sein Pferd die Main-Street entlang, bis er zum Sheriff-Office kam.
Dort stieg er ab und klopfte an jener Tür, hinter der er die Wohnung des Sheriffs vermutete. Es dauerte ein bißchen, bis sich die Tür einen Spalt öffnete und ein verschlafenes, müdes Gesicht herausschaute.
"Was wollen Sie?"
"Sind Sie Madison, der Sheriff?"
Er fletschte die Zähne wie ein angriffslustiger Terrier.
"Erwarten