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„freien Willen“ mal mehr und mal weniger von der eigenen Göttlichkeit „abkapseln“ können. Die Theurgie ist hier ein wichtiger Schlüssel, um das „Abkapseln“ in ein „sich öffnen“ umzukehren.
Die heutigen Kulturen und Gesellschaften haben sich von der Theurgie entfernt! Kosmisch gesehen ist es nicht so schlimm, denn Zeit und Raum sind bei der Vergöttlichung der eigenen Existenz nebensächlich. Zwar wäre es sehr schön gewesen, wenn das idealisierte Bild einer vollkommen esoterischen und spirituellen Gesellschaft gelebt werden würde, doch ist der aktuelle Strom, die Veränderung der stark christlichen, also solaren bzw. atomaren, Religionsstruktur, hin zu einer stellaren Existenz zu begrüßen. Jeder Mann und jede Frau sind göttliche Wesen, welche letztlich EINS werden müssen.
Es gibt jedoch Autoren, die eine etwas kritischere Sichtweise haben, und letztlich prophezeien, dass eine Kultur dem Untergang geweiht ist, wenn diese nicht als Grundlage metaphysische Gesichtspunkte hat. Ich stimmte diesen Autoren nicht zu, denn in meinen Augen ist in den letzten Äonen nicht eine Kultur entstanden, die völlig theurgisch gearbeitet hat. KEINE! Wie auch. Jeder Kultur lebt in der dritten Dimension, d. h., jeder Kultur muss sich um profane Dinge kümmern. Kleidung, Nahrung und Lebenssicherung der einzelnen Mitglieder. Wenn keine Lebensgrundsicherung vorhanden ist, wie soll dann der Fokus vom Überleben auf ein Über-Leben gesetzt werden.
Was man jedoch sagen könnte, wäre: „Eine Kultur würde mit Hilfe der theurgischen Arbeitsweise schneller geistig evolutionieren.“ Nun, das kann man sagen, doch wenn man sich daran erinnert, dass Zeit und Raum nicht so wichtig sind, dann lockern die „Gewitterwolken am Horizont“ schon wieder etwas auf.
Man darf nicht einfach nur ein Prinzip an irgendeine Spitze setzen, um sich zu entwickeln. Man muss dieses Prinzip verinnerlichen, dann hierdurch kann und muss man letztlich der eigenen Erkenntnis einen wichtigen Platz schenken. Die Erkenntnis sollte mit dem Prinzip Hand in Hand gehen, doch nicht so, dass das Eine das Andere ersetzt.
Wenn man die Erkenntnis mit dem Prinzip gleichsetzt, erschafft man wieder eine leere Hülse. Man tendiert zu einem realen und irrealen Technizismus, d. h., man lebt nur die Hülle, aber nicht den Kern. Man kann es im Ritual damit vergleichen, dass man einfach nur irgendwelche magischen Texte abliest, aber keine Energie in das Ritual steckt. Man wird nicht wirklich einen Erfolg haben, denn die energetische Arbeit ist sehr, sehr wichtig, um überhaupt zu einem verwendbaren Ergebnis zu kommen. Ähnlich läuft es auch in der hochgelobten Naturwissenschaft. Wenn man die Kabbalah, in Bezug auf die Naturwissenschaft, verwenden will, kann man hervorragend streiten. Gerade in der „normalen Naturwissenschaft“ wurden und werden immer noch Stimmen laut, die alles Spirituelle (also auch die Theurgie) als Spinnerei ins Lächerliche zogen!
Aussagen wie „Der Begriff Energie darf nur von der Naturwissenschaft verwendet werden, nicht aber im spirituellen Sinne“, sind keine Seltenheit. Ich denke, dass sich unsere heutige Naturwissenschaft noch viel weiter entwickelt hätte, wenn von Anfang an das Metaphysische nicht als „Hexenwerk“ verteufelt worden wäre. Zum Glück tendiert mittlerweile die Quantenphysik in Bereiche, die auch von den Physikern im Grunde als Metaphysik anerkannt werden, auch wenn einige Wissenschaftler sicherlich nicht diesen Begriff verwenden würden.
So muss man offen und tolerant sein, gerade wenn man mit der Kabbalah arbeiten will! So ist es essenziell, dass man nicht nur die ganzen Begriffe, den Sephiroth und die Ebenen auswendig kennt, nein, man muss auch mit diesen Energien arbeiten können, damit man das Prinzip, das hinter dem Sephiroth steht, begreifen, verinnerlichen und leben kann. Gleichzeitig ist es auch wichtig, dass man sich darüber bewusst ist, dass das Bild des Sephiroth eine allgemeingültige Weisheit ist, die nicht allein im Judentum fußt. Allein diese Aussage treibt viele an den Rand der eigenen Toleranz!
Das Symbol eines Baumes, welcher für ein universelles Leben steht, findet man auch im sumerischen Kulturkreis. Genauso findet man das Symbol im ägyptischen, germanischen und versteckt sogar im christlichen Kulturkreis. Bei den Sumerern wird der Baum des Lebens als Huluppu-Baum beschrieben, bei den Ägyptern als Isched-Baum und bei den Germanen als die Weltesche Yggdrasil. Im christlichen Kontext erkennt man in der Symbolik des Olivenbaumes das wieder, was man im Sephiroth finden kann. Die Essenz aus dem Olivenbaum, das Olivenöl, welches dem Element Äther zugeordnet ist, wurde für rituelle Salbung verwendet, was im Titel „Christus“ deutlich zu sehen ist, da das hebräische Wort „Messias“ (tyvm) oder auch das griechische Wort „Christos“ Gesalbter bedeutet. Dies zeigt auch noch mal ganz deutlich, dass die Bezeichnung „Christus“ ein Titel war/ist, und sich nicht allein auf Jesus bezog. Wenn jemand sich soweit evolutioniert hat, wie es Jesus tat, ist es völlig legitim, dass dieser Mensch den Titel „Christus“ trägt, auch wenn die Wortkombination „Egon Christus“ etwas seltsam aussieht.
Der Huluppu-Baum, auch heiliger Baum von Eridu genannt, hat einige Grundelemente in sich, die zum einen in der Tora zu finden sind, zum anderen aber offensichtlich nicht in der Tora Erwähnung finden. Paradox? Nein, denn gerade diese Elemente, die in der Tora keine Erwähnung finden, finden sich in anderen kabbalistischen Überlieferungen wieder. Die Tora ist nur ein Pfeiler der Kabbalah, nicht „die Kabbalah“! So ist dieser Weltenbaum ein Gebilde, dessen Wurzeln bis tief in die Unterwelt reichen, und die Baumkrone die Sonne beherbergt, wobei die Baumkrone der gesamte Himmel ist. Der Baumstamm hingegen symbolisiert die Welt, die der Mensch erreichen kann, also die Ebene des Lebens, was in Bezug auf den Sephiroth das untere Quaternär ist, bzw. die zwei Welten Assiah und Jetzirah. Zwar kann der „gesamte Sephiroth“ erfahren werden (alle Sephiroth in allen vier Welten), doch sind diese Erfahrungen eher abstrakt und nicht „menschlich“ zu sehen.
So wie der Sephiroth von JHVH erschaffen wurde, so wurde auch der Huluppu-Baum von einer übergeordneten Gottheit erschaffen, in diesem Fall Innana. Innana pflanzte den heiligen Baum in einen heiligen Garten. Die Welt war erst gerade erschaffen worden, dennoch war Innana klar, wie die Zukunft des Baumes aussehen würde. Sie würde ihn, wenn er zu seiner vollen Pracht erblüht wäre, ihn fällen, um ihren Thron und ihr Bett anzufertigen. Etwas Ähnliches taucht in keiner jüdischen Schrift auf, was dazu führt, dass man sich jetzt schon streiten kann, ob die Bäume irgendetwas gemeinsam haben.
Wenn man weiter forscht, findet man schon einige Vergleiche, die sich zum einen auf den Sephiroth beziehen und zum anderen auf den Huluppu-Baum. In der sumerischen Geschichte steht weiter geschrieben, dass der heilige Baum, im heiligen Garten, 10 Jahre lang wuchs.
In dieser Zeit hatte sich ein Vogel im Baum eingenistet, und auf den höchsten Ästen sein Nest gebaut, also in den himmlischen Gefilden. Gleichzeitig gab es auch eine Schlange, die ihr Nest in die Wurzeln des Baumes baute, also in der Unterwelt. Zwischen diesen beiden Wesen soll sich die Göttin Lilith im Baumstamm einen Sitz erschaffen haben, was die Göttin Innana nicht gerne sah, da Lilith mit der Macht der Luft und der Unterwelt ausgestattet war. Als dann der Baum in voller Blüte stand und Innana sein Holz verwenden wollte, bat sie die „Bewohner des Baumes“ den Platz zu räumen. Natürlich weigerten sich Lilith, die Schlange und auch der Vogel. Da Innana nicht die Macht hatte, die Bewohner zu vertreiben, wendete sie sich an ihren Bruder Utu, der diese Macht besaß. Er fällte den Huluppu-Baum, worauf hin der Vogel mit seiner Brut den Baum verließ und in höheren Regionen ein neues Nest baute. Lilith zerstörte selbst ihren Sitz und verschwand darauf, doch die Schlange weigerte sich. So wurde sie von Utu erschlagen, auf das der Baum gefällt werden konnte, und Innana sich aus seinem Holz einen Thron und ein Bett bauen konnte.
Eine wortwörtliche Gleichung findet man nicht in der jüdischen Literatur, auch wenn die Schlange eine Figur ist, die auch in Eden existiert. Dennoch sind die allgemeinen Symbole ohne Weiteres zu finden. Wie im Sephiroth gibt es auch im Huluppu-Baum verschiedene Welten. Hier ist einmal die Unterwelt zu nennen, dann die normale Erde und natürlich der Himmel. Diese Trinität findet man auch in jüdischer und rein kabbalistischer Literatur wieder, jedoch ohne den Aspekt, dass dieser Baum gefällt und verarbeitet wird. Doch nicht nur in der sumerischen Geschichte findet man etwas mit dem Sephiroth Vergleichbares. In der ägyptischen Geschichte ist es der Isched-Baum. Dieser Baum soll im Bereich des Sonnentempels von Lunu, was Sonnenstadt bedeutet, gestanden haben, d. h. in der Stadt, in der nach der ägyptischen Mythologie die Götter entstanden sind.
Dieser