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Das Gesetz des Don Turner. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Das Gesetz des Don Turner - Alfred Bekker


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nicht schlüssig darüber, wie er zu reagieren hatte. Er schaute etwas ratlos zu dem Schwarzbart hin.

      Er braucht jemanden, der für ihn denkt!, wurde es Finlay klar.

      Die Gesichter seiner Gegenüber wirkten wie die von ausgehungerten Wölfen, die ihre Beute gestellt hatten und nun darauf warteten, sich auf sie zu stürzen und sie zu zerfleischen.

      Dann zog unvermittelt der Rothaarige, aber Finlay war schneller. Er hatte sich blitzschnell gedreht und seine Waffe abgefeuert. Der Colt des Rothaarigen fiel zu Boden. Er stieß einen Laut aus, der halb Verwünschung, halb Schmerzensschrei war, und hielt sich mit verzerrtem Gesicht den Arm.

      „Verdammt …!“, stieß er gepresst hervor. Sein Gesicht hatte sich vor Zorn und Wut der Farbe seiner Haare angepasst. „Verdammt, Bill und Joe, warum tut ihr nichts? Blast diese Ratte doch um!“

      „Sie tun nichts, weil sie vernünftig sind“, erklärte Finlay kalt.

      Das fahle Gesicht des Schwarzbartes war noch bleicher geworden, als es ohnehin schon war. Sein dünnlippiger Mund war wieder fest zusammengepresst, die Mundwinkel deuteten nach unten.

      Auch der blonde Bill wagte es nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

      „Sie wissen, dass Sie es nicht mit mir aufnehmen können und dass ich dem nächsten, der eine falsche Bewegung macht, nicht nur in den Arm schießen werde!“, fuhr Finlay fort. „Besser, unsere Wege trennen sich jetzt, Gentlemen. Wir scheinen uns nicht besonders miteinander zu verstehen …“

      Bills Blick hing noch immer an Joe, dem Schwarzbart, aber der zeigte keine Reaktion. Joe wartete einige Augenblicke, denn es fiel ihm schwer, die Niederlage einzugestehen. Schließlich nickte er seinen Männern zu.

      „Okay, Leute. Schätze, es ist besser, wenn wir uns auf die Socken machen!“

      *

      Die Sonne stand schon hoch, als Jim Finlay Madison City erreichte, eine Stadt aus schnell zusammengehauenen Blockhäusern und namenlosen, staubigen Straßen, die sich bei Regen vermutlich in Sümpfe verwandelten.

      Als Finlay die Frauen in den guten Kleidern und einige der Männer in dunklen Anzügen sah, dachte er, dass heute vielleicht Sonntag war und die braven Bürger sich zum Kirchgang so herausgeputzt hatten.

      Aber dann sah er den Sarg und begriff, dass es sich um einen Beerdigungszug handelte.

      Finlay sah sich den Zug interessiert an, wobei er den Hut in den Nacken schob.

      Die feinen Anzüge passten nicht zu dem Staub der Straßen.

      Die Kirchglocken wurden geläutet. Finlay sah in zerknirschte Gesichter. Finlay besann sich und nahm den Hut in die Hand. Wer immer auch der Verstorbene gewesen sein mochte, so wollte er ihm im Angesicht des Todes doch einen gewissen Respekt zollen. Selbst beim Anblick der Leiche des gemeinsten Halunken pflegte er so zu verfahren.

      In den Zügen der Menschen, die hinter dem Sarg herschritten, lag aber durchaus nicht nur Trauer, sondern mindestens ebenso viel Furcht und Wut.

      Natürlich kannte Finlay die Umstände nicht, unter denen hier ein Mensch zu Tode gekommen war, aber es machte ganz den Anschein, als wäre hier jemand nicht an Altersschwäche oder Krankheit gestorben. Irgendein Drama schien sich in den letzten Tagen zwischen den Bretterbuden von Madison City abgespielt zu haben …

      Finlay lenkte sein Pferd auf den Saloon zu, der keinen Namen hatte.

      Wozu auch ein Name?, dachte Finlay. Vermutlich gab es nur einen Saloon in der Stadt, man konnte ihn also kaum verwechseln.

      Er machte sein Pferd neben ein paar anderen fest, die bereits vor dem Saloon standen, und passierte die Schwingtüren.

      Die Stimmung, die im Schankraum herrschte, war alles andere als ausgelassen. Ein einsamer Zecher hing an der Theke, und der Barkeeper stand gelangweilt dahinter.

      Finlay bestellte sich einen Drink.

      „Nicht viel los hier, was?“, fragte er, gleichermaßen an den Barkeeper wie an den Zecher gewandt. Letzterer war allerdings zu einer Antwort wohl ohnehin nicht mehr fähig. Er hatte den Kopf auf den Schanktisch gelegt und ließ jetzt ein vernehmliches Schnarchen hören. Als auch der Barkeeper zunächst nichts sagte, fragte Finlay weiter: „Ist das immer so?“

      „Die Leute sind alle auf der Beerdigung von Tom Asher“, erklärte der Barkeeper, während er Finlay nachschüttete. „Ich habe Sie noch nie gesehen. Sie sind nicht von hier, nicht wahr?“

      Finlay nickte.

      „Richtig.“

      Der Barkeeper machte ein nachdenkliches, fast trauriges Gesicht.

      „Dann wird Ihnen Tom Ashers Name auch nichts sagen, schätze ich.“

      „Nein, tut er nicht.“

      „Er war ziemlich beliebt hier in der Gegend.“

      „Das sieht man. Es laufen ´ne Menge Leute hinter seinem Sarg her.“

      „Weiß Gott, ja!“, bestätigte der Barkeeper. „Er war der Besitzer des Ladens dahinten die Straße runter.“ Er gestikulierte mit den Händen, ohne dass Finlay verstand, wo sich Ashers Laden nun tatsächlich befand. Aber das war im Moment nicht so wichtig. „Tom war wirklich ein guter Kerl!“

      Dem Barkeeper traten jetzt Tränen in die Augen, die er hastig wegwischte. Als Barkeeper in einer Stadt wie Madison City musste man allerhand austeilen und einstecken können, und auch jener Mann, der Finlay jetzt gegenüberstand, schien eher von der hart gesottenen Sorte zu ein. Aber diese Sache ging ihm sehr nahe. „Ich wäre auch mitgegangen“, presste er hervor. „Aber … Ich habe es einfach nicht fertig gebracht. Sie sehen ja, wie mich das mitnimmt! Wir waren gute Freunde!“

      Er nahm jetzt selbst einen tiefen Schluck aus der Flasche. Das schien ihn etwas zu beruhigen. Er atmete tief durch, wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab und schlug dann mit der flachen Hand auf den Schanktisch. „Sie haben ihn einfach abgeknallt! Wie einen tollwütigen Hund!“ Seine Stimme zitterte, und ohnmächtige Wut stand in seinem Gesicht. „Ich hätte ihm das fehlende Geld geliehen, wenn ich eine Ahnung von seiner Lage gehabt hätte! Aber um von selbst zu mir zu kommen, war er zu stolz!“

      Finlay runzelte die Stirn.

      „Sie wissen, weshalb und von wem dieser Asher umgebracht wurde?“

      Die Züge des Barkeepers erstarrten.

      Er musterte Finlay zunächst einige Augenblicke lang misstrauisch. Bevor er ihm antwortete, nahm er zunächst noch einen Schluck aus der Flasche.

      „Vergessen Sie, was ich gesagt habe!“, murmelte er fast flehentlich. „Vergessen Sie’s, ich bitte Sie! Ich habe schon viel zu viel geredet, aber ich konnte einfach nicht anders. Der Druck war zu stark, es sprudelte einfach so aus mir heraus!“ Er atmete schwer und seufzte. „Das ist eine böse Geschichte …“

      „Erzählen Sie sie mir!“

      Aber der Barkeeper schüttelte energisch den Kopf.

      „Ich sagte doch: Vergessen Sie’s. Ich habe einfach nur so dahergeredet.“ Er schluckte und machte eine hilflose Geste. „Ich gebe Ihnen einen guten Rat: Wenn Sie nichts Dringendes in Madison City zu erledigen haben, dann sollten Sie schleunigst weiterreiten!“

      Das stachelte Finlays Neugier noch mehr an.

      „Na los, erzählen Sie schon! Worum geht es bei der Sache?“

      „Seien Sie froh, dass Sie nichts damit zu tun haben!“

      Der Barkeeper sagte das auf eine Art und Weise, die Finlay signalisierte, dass es zwecklos war, weiter zu fragen.

      Finlay zuckte mit den Schultern und trank sein Glas leer.

      „Noch einen Drink, Mister?“

      „Nein, danke. Ach sagen Sie, ich suche kurzfristig einen Job. Wissen Sie, wer hier jemanden braucht?“

      Man


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