Эротические рассказы

Musst Du schon gehen?. Bernd MajewskiЧитать онлайн книгу.

Musst Du schon gehen? - Bernd Majewski


Скачать книгу
die Gemeinde Ismaning hatte es „geschafft“, unsere Sickergrube – das Haus ist nicht an die Kanalisation angeschlossen – mit der Trinkwasserversorgung Ismanings kurzzuschließen.

      Päng!

      Schnell wurde festgestellt, dass man das Oberflächengrundwasser schon der Bauern wegen, nicht mehr trinken sollte. Der von ihnen ausgebrachte Odel sickerte damals innerhalb von einer halben Stunde ins Grundwasser.

      Das halbautomatische Wasserwerk musste geschlossen werden, Ismaning baute ein neues. Und für uns eine neue Sickergrube.

      Weit, weit weg von uns.

      Unserem Anwalt gelang es, sich gegen die Gemeinde, alle Krankenkassen und Versicherungen zu wehren. Man wollte natürlich sofort über uns herfallen.

      Als sich alles langsam wieder beruhigt hatte, konnten wir den Bürgermeister überreden, das nun leerstehende Wasserwerk-Gebäude auch noch an uns zu vermieten.

      Nun begann erneut das Ausbauen. Maschinen raus. Werkstatt rein. Dietlinde hatte nun eine ca. 85 qm große Werkstatt, getrennt vom Wohnhaus.

      Für Aufträge und Ausstellungen, die wir bundesweit für sie organisierten, wollte und musste sie mehr arbeiten.

      Oft zog sie sich auch übers Wochenende in ihr Refugium zurück. Sie wollte, durfte nicht gestört werden.

      Ich habe ihr einmal, ein einziges Mal versucht reinzureden. Das wurde so klar und deutlich fürs ganze Leben abgeschmettert, dass ich es nicht einmal gewagt habe, mich auf die Drehscheibe zu setzen.

      Dieser Platz gehörte ihr allein. Punkt.

      Wenn sie die Wochenenden durcharbeitete, lernte ich, mich um die Kinder und den Haushalt zu kümmern. Kochen, waschen putzen. Alles, was Dietlinde bisher fast allein tun musste.

      Dietlinde war mit ihrer Werkstatt selbständig, ich als Musikverlagskaufmann noch angestellt. Das änderte sich in den 1980er Jahren mit dem Aufkommen der Musikkassetten. Die Branche implodierte und spuckte fast die Hälfte aller Mitarbeiter auf den Arbeitsmarkt.

      So auch mich.

      Verlagsleiter und Prokurist.

      Zwei Jahre arbeitslos.

      Das mir.

      Die Welt brach zusammen.

      Nicht für Dietlinde. Sie schaffte es, meinem beleidigten Hirn auf sanfte aber beharrliche Weise klar zu machen, dass ich verdammt noch mal eine Familie habe und Geld ins Haus kommen müsse.

      Als Dipl. Kaufmann. und/oder Verlagsleiter wollte mich niemand. Überqualifiziert. Unterqualifiziert. Nebenqualifiziert. Was auch immer.

      Ich habe zwei wesentliche Talente: Ich bin musisch begabt, war aber zu faul. 3. Geige 4. Pult wäre wohl nicht befriedigend für mich gewesen und vor allem auch nicht für meinen Vater. Also setzte er mich zwischen die Stühle: Ich wurde Musikverlags-Kaufmann.

      So nahm ich denn meine neue Rolle als reiner Kaufmann an, nahm das Köfferchen und wurde selbständiger Handelsvertreter.

      Den künstlerischen Part in unserer Ehe überließ ich Dietlinde.

      Alles auf null.

      Mein erster Monatscheck: 34,60 DM.

      Aber: Ich merkte schnell, dass mir das Verkaufen liegt. Also änderte sich das Einkommen bald.

      Und wie! Ich arbeitete ausschließlich auf Provision. Übernahm das volle Risiko.

      Dietlinde war inzwischen Keramikmeisterin. Gegen Widerstände der Lehrkräfte an der Fachschule, legte sie im Fernstudium die Meisterprüfung ab.

      Ihr Meisterstück, ein Kachelofen, wärmt bis heute die Werkstatt.

      Schon früh wurde uns klar, dass sich Lebensängste oder Krisen am besten abbauen lassen, wenn man sich gegenseitig hilft. Auch schon bald erkannten wir, dass ein Leben zu kurz ist, um dauernd Dinge zu tun, die man nicht mag.

      So ließen sich zwar keine „Karrieren“ machen, aber, aufgrund der ständigen Suche nach Gemeinsamkeiten und täglich neu zu findenden Lebenszielen, konnten wir ein intensives Leben führen.

      Als wir einen Sporttauchkurs am roten Meer geschenkt bekamen, musste eine wichtige Weiche gestellt werden.

      Dietlinde konnte zwar schwimmen, hatte aber vor dem Kurs noch nie ihren Kopf unter Wasser gesteckt.

      Sie war überaus neugierig auf diese fremde Welt, hatte aber panische Angst.

      Eine Entscheidung musste her: Gehen wir durch diese Ängste und entdecken neue Welten, oder nicht? Wenn ja, machen wir das in jedem Fall nur gemeinsam.

      Tauchen ist ein derart intensiver Sport, dass man die Erlebnisse teilen können sollte. Außerdem braucht man immer einen Partner, um aufeinander aufzupassen.

      Lebensqualität auf Kosten des anderen zu genießen, kann nicht funktionieren.

      Wenn das also nicht beide wollen, dann lassen wir es.

      Daraus wurde unser Lebensprinzip: Wichtige Dinge im Leben nur gemeinsam zu tun.

      Und: sie dann im Rahmen unsere Möglichkeiten tatsächlich auch anzugehen und nicht auf 22

      „St. Nimmerlein“ zu verschieben. Manches Mal ergab sich die Umsetzung nicht sogleich, aber wir arbeiteten zielstrebig daran, Wege zu finden.

      Es fanden sich Wege: immer!

      Das Lebensziel-Zeitkonto blieb daher fast immer leer.

      Viele Jahre flogen oder fuhren wir nun zum Tauchen ans Rote Meer. Mal mit Kindern, mal ohne. Wir übernachteten in aller Regel im ‚Million Star Hotel‘ am Strand.

      Dietlinde verwandelte sich Unterwasser in einen Fisch. Ausgestreckt und ruhig zog sie ihre Bahnen. Wenn meine Luftflasche nach einer Stunde leer war, hätte sie noch ohne weiteres eine halbe dranhängen können.

      Wenn ich Hektiker in 20 Metern Tiefe an einem Felsen hing, weil mein Ohrendruckausgleich nicht funktionierte, umrundete sie mich mit langen, ruhigen Flossenschlägen, ihre Arme vor der Brust verschränkt und glubschte mich aus großen Taucherbrillenaugen an: „Na, Männe, was is? Kommste wieder nicht zu Potte?“, schien sie mir zu sagen.

      Als Tauchen zu einem Massensport zu werden drohte, und wir zusehen mussten, wie Massen von Anfängern auf den Korallen herumtrampelten, verabschiedeten wir uns mit einem Trip auf dem Kamel durch den Sinai.

      Lagerfeuer, furzende Kamele, zwei Beduinenführer, auf heißen Steinen gebackenes Fladenbrot mit Beduinentee und dann Million Star Hotel.

      Wir waren glücklich.

      So gingen wir Hand in Hand unseren Lebensweg.

      Wir reisten viel.

      Übten unsere beruflichen Fähigkeiten aus.

      Zogen die Kinder groß.

      Bauten die Berghütte, richteten das heruntergekommene Wasserwerk im Grünen zum Wohnen her.

      Lebten dort ab Ende 1976 und bauten daran 40 Jahre lang herum. Nicht nur am Haus, sondern auch an unseren Leben.

      Was Handwerker können, konnten wir zumindest auch lernen.

      Abwechslungsreiche Ernährung, körperliche Bewegung und Freude am Leben sorgten für unsere Gesundheit. Von Zipperlein abgesehen, waren wir nie wirklich krank.

      Dietlinde hatte sich 1999 zwar den Hals, gebrochen, als sie vom Pferd stürzte, betrachtete dies aber nicht als Krankheit, sondern überstand die Operationen und Rekonvaleszenz mit ihrem eisernen Willen.

      Ehekrisen, die natürlich auch vorkamen, wurden von uns beiden hinterfragt, immer mit dem Ziel, herauszufinden, ob man gemeinsam weitergehen möchte oder nicht.

      Wenn ja, sollten beide Partner ihren Beitrag leisten.

      Wir unterstützten uns gegenseitig


Скачать книгу
Яндекс.Метрика