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So viele Killer: Vier Kriminalromane. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

So viele Killer: Vier Kriminalromane - Alfred Bekker


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für Ihre Meinung?“

      Prompt kam die Antwort: „Direkt nicht, Inspector, aber indirekt. Schließlich ist Elga Ungarnflüchtling; sie hat — vom Standpunkt der Machthaber in Ungarn aus gesehen — heimlich und gesetzwidrig ihr Land verlassen. Dann ist sie nach London gegangen und hat einen Offizier geheiratet, der eine Schlüsselstellung im Kriegsministerium einnimmt. Die Schlussfolgerungen liegen auf der Hand: London ist — wie jede andere westliche Hauptstadt — für fremde Geheimdienste aller Couleurs ein wahres Dorado. Zählen wir zwei und zwei zusammen, um zum Ergebnis zu kommen: Gewisse Leute ...“ — durch ihren Tonfall gab sie den beiden Worten Gewicht und Betonung — „... haben Elgas Weg von Budapest nach Wien und von dort nach London verfolgt und wissen über sie genau Bescheid. Sie sehen in Elga eine einmalige Möglichkeit, das Kriegsministerium anzubohren. Elga spielt nicht mit und wird dadurch für die Leute, die sich für sie interessieren, zu einer latenten Gefahr. Wie aber, frage ich Sie, schaltet man eine Person aus, die eine latente Gefahr ist, wenn man sich selbst durch keinerlei Skrupel oder moralische Erwägungen belastet fühlt?“ In ernster Frage ruhte der Blick ihrer Augen auf Taggarts Gesicht.

      „Das ist eine schlüssige, hieb- und stichfeste Theorie“, gab der Inspector zu, „und ich nehme fast an, dass sie nicht nur auf gedanklichen Kombinationen basiert?“

      „Wenn Sie damit meinen, dass mir Elga eine entsprechende Andeutung gemacht habe, liegen Sie schief“, kam schnell die Antwort. „Solange ich Elga kenne, hat sie sich stets unbeschwert, heiter und selbstsicher gegeben. Das will aber noch gar nicht besagen, dass sie ein sicherer und ungewöhnlich beherrschter Mensch ist. Gewisse Bezirke hat sie weder ihren Freunden noch — wie ich annehme — ihrem Ehemann zur Einsichtnahme freigegeben. Ich fürchte, das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.“ Sie erhob sich, ging zum Schrank und entnahm ihm eine Zigarettenpackung. Taggart stand ebenfalls auf und gab ihr Feuer. Er fühlte sich verabschiedet.

      „Können Sie mir wirklich nicht mehr mit auf den Weg geben, als Sie eben gesagt haben?“, fragte er eindringlich.

      Helen Craigie schüttelte den Kopf. „Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich wusste, und ich habe Ihnen sogar meine Schlussfolgerungen mitgeteilt. Mehr kann ich nicht tun.“

      Sie reichte ihm die Hand.

      „Falls sich Elga bei Ihnen meldet, darf ich hoffen, dass ich es sofort erfahre?“, bemerkte Taggart.

      „Das bedarf doch keiner Erwähnung, Inspector.“

      „Ich danke Ihnen, Miss Craigie; Ihre Mitteilungen waren — alles in allem genommen — doch recht aufschlussreich. Sie sind eine gute Beobachterin. Ich darf mich doch gelegentlich wieder bei Ihnen melden?“

      „Ich bitte darum, lieber Inspector.“

      Sie klingelte. Das ältliche Hausmädchen erschien und begleitete Taggart zur Tür.

      *

      Das Wetter war erstaunlich mild und wann. Die meisten Männer gingen ohne Hut — was für Südengland fast eine gesellschaftliche Revolution bedeutete — und die Damen trugen dünne Sommerkleider. In dem Cisitalia war es warm wie in einem Treibhaus. Fluchend stieg Taggart wieder aus, riss die Türen auf und kurbelte die Seitenscheiben hinunter, um den Sportwagen etwas durchzulüften. Er hatte das Gefühl, dass weniger das, was ihm Miss Craigie erzählt hatte, wichtig sei als vielmehr ihre Person selbst, aber er kam trotz eifrigen Nachdenkens nicht auf die richtige Lösung. Er hoffte allerdings, sie spätestens bis zum nächsten Morgen gefunden zu haben, denn er hatte entsprechend vorgesorgt ...

      In einem ländlichen Inn machte er Station und bestellte sich ein Mittagessen. Die Zwischenzeit überbrückte er durch ein Telefongespräch mit Sergeant Hulbert.

      Ob er bei Helen Craigie etwas Neues erfahren habe, wollte der Sergeant wissen.

      „Ja und nein“, erwiderte Taggart geheimnisvoll.

      „Morgen werden wir mehr wissen. Und wie ist es bei Ihnen?“

      „Die Lage ist unverändert, Sir.“

      „Von mir aus. Wunder haben wir schließlich nicht zu erwarten. Hören Sie, Chris, Sie müssen in meinem Auftrag etwas zu Super Heytesburys Belustigung tun. Ich brauche ein Flugzeug. Ich möchte Punkt siebzehn Uhr dreißig in Croydon nach Somerset starten. Ich will heute noch mit Waynal sprechen.“

      „All right, Sir“, bestätigte Chris Hulbert sauer- süß den erhaltenen Auftrag. „Nehmen Sie bitte an meiner Beerdigung teil, falls der Superintendent explodiert.“

      „Das sichere ich Ihnen zu“, erklärte Taggart.

      Der Inspector kehrte kurz vor sechzehn Uhr zum Yard zurück und begab sich sofort zum Untersuchungslaboratorium, um dort einen Beamten namens Logan für seine Zwecke einzuspannen.

      Unter Anwendung aller Vorsichtsmaßnahmen zog er sein Zigarettenetui aus dem Rock, das er inzwischen in ein sauberes Taschentuch gewickelt hatte, und enthüllte es.

      „Printuntersuchung, Sir?“, fragte Logan uninteressiert.

      Taggart klopfte ihm auf die Schulter. Er sagte bedeutungsvoll: „Sie sind um Ihre Kombinationsgabe direkt zu beneiden, mein Bester! Das Etui enthält Abdrücke zweier verschiedener Personen. Die eine bin ich. Der anderen bin ich heute begegnet. Ich hatte sofort den Eindruck, ihr Gesicht schon früher einmal gesehen zu haben, aber da hatte sie — die Person, meine ich — einen anderen Namen. Ich kann mich selbstverständlich auch täuschen. Auftrag für Sie: Fixieren Sie die Prints und geben Sie hernach der Kartei unter sehr, sehr dringend den Auftrag, eventuell vorhandene Unterlagen für mich herauszusuchen.''

      „Okay“, quittierte Logan. Er hob schnüffelnd die Nase. „Mann oder Frau, Sir?“

      „Das möchte ich nicht verraten, um Ihnen Ihre Unbefangenheit zu erhalten.“

      „Hm — wie Sie meinen, Sir. Werde mein Möglichstes tun.“

      Taggart hörte schon nicht mehr hin, sondern verließ den Raum und eilte über Gänge und Korridore zur Treppe, um zu seinem eigenen Büro hinaufzugehen, wo er Sergeant Hulbert antraf.

      „Was meinte Super Heytesbury zu meinem Flugzeugwunsch?“, fragte der Inspector feixend.

      „Er spuckt Gift und Galle“, wurde Taggart bedeutet. „Er hat wörtlich erklärt, Sie würden das Geld des Steuerzahlers in leichtfertiger Weise vergeuden.“

      „Ja, ja, ich hatte eben schon immer eine leichtfertige Ader! Und wie steht es mit der Maschine?“

      „Eine De Havilland, Sir. Der Pilot heißt Porter ...“

      „Ah — ein zuverlässiger Mann. Ihm vertraue ich mich gerne an.“

      „Die Maschine steht Punkt siebzehn Uhr in Croydon bereit.“

      IV

      Mit reichlich hundertvierzig Meilen Geschwindigkeit flog die De Havilland in etwa siebenhundert Meter Höhe nach Westsüdwest. Porter, ein zuverlässiger, verheirateter Mann, Vater von vier Kindern, bot Inspector Taggart jede Sicherheit. Er pflegte sich nicht auf Mätzchen einzulassen, die seine Frau zur Witwe und seine Kinder zu Waisen gemacht hätten. Er hatte übrigens alle Überlegungen Taggarts bestätigt. Er kannte die Umgebung von Dunster Castle genau, wusste einen als Landefläche geeigneten Platz ganz in der Nähe und verfügte sowohl über die dazu notwendigen Instrumente als auch über die entsprechenden Kenntnisse, um bei Nacht zu landen und zu starten. Noch war es nicht so weit.

      Im Glanz der Abendsonne lag die Grafschaft Berkshire unter der Maschine, die sich bald nach Wiltshire weiterschob und nach knapp anderthalb Stunden Flugzeit Somerset erreichte. Rechter Hand lagen der Severn, die Bridgwater Bay und der Bristolkanal, voraus die Moore und Wälder von Exmor.

      „Bitte die Zigarette zu töten, Inspector“, bat der Pilot. „Außerdem dürfte es sich empfehlen, sich anzuschnallen. Könnte sein, dass es bei der Landung etwas rumpelt ...“

      So kam es dann auch. Porter brachte die Spaltflügel in Landestellung,


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