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Ich werde dich umbringen: Zwei Kriminalromane. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Ich werde dich umbringen: Zwei Kriminalromane - Alfred Bekker


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im Amt geboten wurde, entschied sie sich dafür und gegen ein Zusammenleben mit Rudi Herzog. Sie trennten sich ohne Zank und ohne Vorwürfe und hielten seitdem telefonisch Kontakt. Am Telefon hatte sie ihm auch erzählt, dass sie in Bonn von einer Tante eine Wohnung geerbt hatte, die sie gern verkaufen wollte. Aber ihre Preisvorstellungen und die der wenigen Interessenten lagen noch schmerzhaft weit auseinander, wie sie bei ihrem letzten Telefongespräch klagte. Die schöne Wohnung stand immer noch leer.

      „Wann brauchtest du denn ein Dach über dem Kopf?“

      „Am liebsten noch heute Abend.“

      „Rudi, dazu müsste ich sofort nach Bonn kommen. Ich will mal versuchen, den Nachmittag frei zu nehmen. Die alte Handynummer gilt ja noch?“

      „Immer noch.“

      „Okay, ich melde mich. Aber es kann etwas dauern. Ich muss erst einige Termine verschieben.

      Isa sah ihn neugierig an: „Na, alles klar?“

      „Ja und Nein. Wir müssen auf einen Anruf warten. Das kann allerdings dauern.“

      „Soll ich schon packen?“

      „Ja. Hier bleiben wir auf keinen Fall.“

      Sie sprang auf und er bewunderte wieder ihre langen Beine: „Vergiss deinen schusssicheren Keuschheitsgürtel nicht!“

      „Einpacken oder anziehen?“

      „Einpacken reicht.“

      Während des Telefonats hatte Katrin ihn auf eine Idee gebracht: „Bevor wir losfahren, müssen wir ein paar ernste Worte reden, damit du verstehst, was hier abläuft.“

      Sie gluckste. „Du hörst dich an wie meine Mutter vor meinem ersten Rendezvous.“

      Er grinste. „Nach deiner unterschriebenen Aussage vor Staatsanwalt Lederer wird jeder vermuten, dass deine Behauptung richtig ist, wenn du jetzt, wenige Tage vor dem Prozess umgebracht wirst. Das liegt also nicht unbedingt im Interesse deines früheren Chefs und Liebhabers Schiefer.“

      „Vielen Dank, zu freundlich. Müssen wir auch besprechen, wo ich begraben sein möchte und welche Grabsteininschrift ich mir wünsche?“

      Er ließ sich nicht beirren: „Schiefer wäre sehr viel mehr geholfen, wenn du dich im Zeugenstand plötzlich nicht mehr erinnern kannst oder willst, dich in Widersprüche verhedderst. Gibt es etwas, womit er dich im letzten Moment noch erpressen, verwirren oder aus dem Gleichgewicht bringen könnte?“

      Nach einer Bedenkminute zuckte sie die Achseln.

      „Was ist mit deinen Kindern? Wenn er droht, ihnen was anzutun?“

      „Das wird er nie tun!“

      „Wie kannst du da so sicher sein?“

      Sie zuckte wieder die Achseln, antwortete aber nicht.

      „Julia geht in Essen-Werden auf die Folkwangschule, nicht wahr?“

      „Ja.“

      „Wo wohnt sie?“

      „In der Ahornstraße 14, das liegt in Stadtwald. Das Haus gehört einer Großtante von mir, die sich mit Julia sehr gut versteht.“

      Rudi notierte sich die Adresse. „Ich werde mal einen Essener Kollegen bitten, ab sofort ein Auge auf deine Tochter zu haben.“

      „Wenn du meinst?!“

      „Und Jonas?“

      „Der fährt jeden Tag nach Darmstadt und zurück.“

      „Warum denn das?“

      „Du, er ist noch nicht volljährig, hat zwar mit 16 ein gutes Abi gemacht, aber das wurde noch ein richtiger Zirkus, bis er zum regulären Studium zugelassen wurde. So hat meine Schwester in Schlangenbad ein Auge auf ihn.“

      „Na schön. So, wenn wir mal unterstellen, dass Schiefer ein Interesse hat, dich am Leben zu lassen, haben seine zahlreichen Feinde, mit denen er früher doch illegale und lukrative Geschäfte gemacht hat, ein großes Interesse daran, dass du darüber nichts aussagen kannst. Und vielleicht ist einem schon aufgegangen, dass er mit deinem gewaltsamen Tod auch Schiefer im kommenden Prozess schaden kann, also mit einem Streich zwei lästige Fliegen erledigen kann.“

      „Du kannst einem richtig Mut machen.“

      „Ich will dir nur die nötige Angst einjagen, damit du nicht leichtsinnig wirst. Wir müssen auf zwei Gruppen achten, die aus verschiedenen Motiven und mit verschiedenen Absichten hinter dir her sind, die sich vielleicht gar nicht kennen.“

      „Und die sich im Idealfall gegenseitig lahmlegen oder zu Krüppeln schießen?“

      „Wann hast du zum letzten Mal einen Idealfall erlebt?“

      Jetzt griente sie boshaft: „Vor 15 Jahren auf Lanzarote.“

      „Danke für die Blumen. Trink deine Tasse aus und fang mal an zu packen. Deine Handtasche bitte.“

      Er hatte sich erinnert, Isa hatte die Tasche abends leichtsinnigerweise im Wohnzimmer neben der Couch auf dem Boden stehen lassen.

      „Darf ich die mal haben und den Inhalt anschauen?“

      „Muss das sein?“

      „Ja. Muss sein.“ Sie hatte den üblichen Krempel in der Tasche, darunter auch eine angebrochene Monatspackung Pillen und eine noch verschlossene Packung Kondome. Weil er spürte dass sie ihn beobachtete, verkniff er sich den Satz: „Doppelt hält wirklich besser.“ Auf den ersten Blick ungewöhnlich war nur ein Teil, ein kleiner mattgrauer Würfel aus Plastik, um den zwei Schlingen eines blanken Drahts gewickelt waren. „Was ist denn das, Isa?“

      „Gib mir doch mal bitte mein Etui mit Nagelschere, Nagelfeile und so für die kleine Maniküre unterwegs.“

      Der Deckel des grauen Würfels ließ sich problemlos aufhebeln. Darunter verbarg sich, was Rudi befürchtet hatte, eine Miniplatine mit zwei elektronischen Bausteinen, zwei winzige Spulen, ein kleiner Quarz und zwei Knopfzellen.

      „Was ist denn das?“

      „Das, liebe Isa, ist ein Sender, den unser nächtlicher Besucher dort platziert hat und mit dem sie uns den ganzen Tag über anpeilen wollten.“ Er nahm eine Nagelzange und knipste die kleinen Kabelstücke von der Batterie zur Platine durch. „So, Ende der Vorstellung. Jetzt darfst du packen.“

      „Sag mal, muss ich jetzt diesen scheußlichen Keuschheitsgürtel wieder anziehen?“

      „Nein. Aber Perücken und Brille sollten es schon sein.“

      Sie schnitt eine Grimasse, doch in diesem Punkt blieb er hart. Die Perücke war nicht die Krönung der Friseurkunst, aber die Brille mit dem leicht getönten Fensterglas veränderte den Gesichtseindruck mächtig. Über die nächsten Tage sprachen sie nicht. Rudi war klar, dass sie einen gewaltigen Nachteil hatten: Die anderen wussten, wann und wo Isa auftauchen musste. Während er packte, überlegte er sich, wie sie am 18. Juni unbemerkt in das Gebäude des Landgerichts kommen könnten. Er musste sich darauf verlassen, dass kein Maulwurf ihr neues Versteck verraten würde, dann konnten sie dort bis zum Mittwoch bleiben und erst am frühen Vormittag nach Wiesbaden zum Landgericht losfahren.

      Gegen 12 Uhr rief Katrin an: „Okay, ich habe alle herumbekommen und kann den Dienst tauschen. Du hast doch ein Navi?... Schön. Kommt nach Bonn-Ückesdorf, suche den Paula-Roming-Weg 19 und fahrt dort in die offenstehende Tiefgarage. Ich erwarte euch da. Sagen wir mal, gegen 15 Uhr.“

      Eine knappe Stunde später fuhren Rudi und Isa los, die Haustür war noch zugeschlossen, und Isa achtete nicht darauf, dass der Innenriegel zurückgezogen war.

      *

      Muno, genannt die Maus, war doch ziemlich nervös geworden, als da jemand in der Nacht in allen Zimmern nacheinander Licht machte und wieder ausknipste. Also war doch jemand misstrauisch geworden? Wie und wodurch? Der kleine Mann wartete bewegungslos. Die Drohne, das Steuergerät, die Fernsehkamera, der Bildschirm und


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