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Gebrüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen – Band 183e in der gelben Buchreihe – bei Jürgen Ruszkowski. Jacob GrimnmЧитать онлайн книгу.

Gebrüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen – Band 183e in der gelben Buchreihe – bei Jürgen Ruszkowski - Jacob Grimnm


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und sprach: „Es ist so schön gearbeitet, dass ich dir alles abkaufen will.“ Aber der getreue Johannes sprach: „Ich bin nur der Diener von einem reichen Kaufmann: was ich hier habe, ist nichts gegen das, was mein Herr auf seinem Schiff stehen hat, und das ist das künstlichste und köstlichste, was je in Gold ist gearbeitet worden.“ Sie wollte alles herausgebracht haben, aber er sprach: „Dazu gehören viele Tage, so groß ist die Menge und soviel Säle, um es aufzustellen, dass euer Haus nicht Raum dafür hat.“ Da ward ihre Neugierde und Lust immer mehr angeregt, sodass sie endlich sagte: „Führe mich hin zu dem Schiff, ich will selbst hingehen und deines Herrn Schätze betrachten.“

      Da führte sie der treue Johannes zu dem Schiff hin und war ganz freudig, und der König, als er sie erblickte, sah, dass ihre Schönheit noch größer war, als das Bild sie dargestellt hatte, und meinte nicht anders, als das Herz wollte ihm zerspringen. Nun stieg sie in das Schiff und der König führte sie hinein; der getreue Johannes aber blieb zurück bei dem Steuermann und hieß das Schiff abstoßen: „Spannt alle Segel auf, dass es fliegt wie ein Vogel in der Luft.“ Der König aber zeigte ihr drinnen das goldene Geschirr, jedes einzeln, die Schüsseln, Becher, Näpfe, die Vögel, das Gewild und die wunderbaren Tiere. Viele Stunden gingen herum, während sie alles besah, und in ihrer Freude merkte sie nicht, dass das Schiff dahinfuhr. Nachdem sie das letzte betrachtet hatte, dankte sie dem Kaufmann und wollte heim; als sie aber an des Schiffes Rand kam, sah sie, dass es fern vom Land auf hohem Meer ging und mit vollen Segeln forteilte. „Ach“, rief sie erschrocken, „ich bin betrogen, ich bin entführt und in die Gewalt eines Kaufmanns geraten; lieber wollt ich sterben!“ Der König aber fasste sie bei der Hand und sprach: „Ein Kaufmann bin ich nicht, ich bin ein König und nicht geringer an Geburt als du bist; aber dass ich dich mit List entführt habe, das ist aus übergroßer Liebe geschehen. Das erste Mal, als ich dein Bildnis gesehen habe, bin ich ohnmächtig zur Erde gefallen.“ Als die Königstochter vom goldenen Dach das hörte, ward sie getröstet und ihr Herz ward ihm geneigt, sodass sie gern einwilligte, seine Gemahlin zu werden.

       Es trug sich aber zu, während sie auf dem hohen Meer dahinfuhren, dass der treue Johannes, als er vorn auf dem Schiff saß und Musik machte, in der Luft drei Raben erblickte, die dahergeflogen kamen. Da hörte er auf zu spielen und horchte, was sie miteinander sprachen, denn er verstand das wohl. Die eine rief: „Ei, da führt er die Königstochter, vom goldenen Dach heim.“ „Ja“, antwortete die zweite, „er hat sie noch nicht.“ Sprach die dritte: „Er hat sie doch, sie sitzt bei ihm im Schiff.“ Da fing die erste wieder an und rief: „Was hilft ihm das! wenn sie ans Land kommen, wird ihm ein fuchsrotes Pferd entgegenspringen; da wird er sich aufschwingen wollen, und tut er das, so sprengt es mit ihm fort und in die Luft hinein, dass er nimmermehr seine Jungfrau wiedersieht.“ Sprach die zweite: „Ist gar keine Rettung?“ „O ja, wenn ein anderer schnell aufsitzt, das Feuergewehr, das in den Halftern stecken muss, herausnimmt, und das Pferd damit totschießt, so ist der junge König gerettet. Aber wer weiß das! und wer's weiß und sagt's ihm, der wird zu Stein von den Fußzehen bis zum Knie.“ Da sprach die zweite: „Ich weiß noch mehr, wenn das Pferd auch getötet wird, so behält der junge König doch nicht seine Braut; wenn sie zusammen ins Schloss kommen, so liegt dort ein gemachtes Brauthemd in einer Schüssel, und sieht aus, als wär's von Gold und Silber gewebt ist aber nichts als Schwefel und Pech; wenn er's antut, verbrennt es ihn bis auf Mark und Knochen.“ Sprach die dritte: „Ist da gar keine Rettung?“ „O ja“, antwortete die zweite, „wenn einer mit Handschuhen das Hemd packt und wirft es ins Feuer, dass es verbrennt, so ist der junge König gerettet. Aber was hilft's! wer's weiß und es ihm sagt, der wird halbes Leibs Stein vom Knie bis zum Herzen.“ Da sprach die dritte: „Ich weiß noch mehr, wird das Brauthemd auch verbrannt, so hat der junge König seine Braut doch noch nicht; wenn nach der Hochzeit der Tanz anhebt und die junge Königin tanzt, wird sie plötzlich erbleichen und wie tot hinfallen, und hebt sie nicht einer auf und zieht aus ihrer rechten Brust drei Tropfen Blut und speit sie wieder aus, so stirbt sie. Aber verrät das einer, der es weiß, so wird er des ganzen Leibs zu Stein vom Wirbel bis zur Fußzehe.“ Als die Raben das miteinander gesprochen hatten, flogen sie weiter und der getreue Johannes hatte alles wohl verstanden, aber von der Zeit an war er still und traurig; denn verschwieg er seinem Herrn, was er gehört hatte, so war dieser unglücklich: entdeckte er es ihm, so musste er selbst sein Leben hingeben. Endlich aber sprach er bei sich: „Meinen Herrn will ich retten, und sollt ich selbst darüber zugrunde gehen.“

       Als sie nun ans Land kamen, da geschah es, wie der Rabe vorhergesagt hatte, und es sprengte ein prächtiger fuchsroter Gaul daher. „Wohlan“, sprach der König, „der soll mich in mein Schloss tragen“, und wollte sich aufsetzen, doch der treue Johannes kam ihm zuvor, schwang sich schnell darauf, zog das Gewehr aus den Halftern und schoss den Gaul nieder. Da riefen die anderen Diener des Königs, die dem treuen Johannes doch nicht gut waren: „Wie schändlich, das schöne Tier zu töten, das den König in sein Schloss tragen sollte!“ Aber der König sprach: „Schweigt und lasst ihn gehen, er ist mein getreuester Johannes, wer weiß, wozu das gut ist!“ Nun gingen sie ins Schloss und da stand im Saal eine Schüssel und das gemachte Brauthemd lag darin und sah aus nicht anders als wäre es von Gold und Silber. Der junge König ging darauf zu und wollte es ergreifen, aber der treue Johannes schob ihn weg, packte es mit Handschuhen an, trug es schnell ins Feuer und ließ es verbrennen. Die anderen Diener fingen wieder an zu murren und sagten: „Seht, nun verbrennt er gar des Königs Brauthemd.“ Aber der junge König sprach: „Wer weiß, wozu es gut ist, lasst ihn gehen, es ist mein getreuester Johannes.“ Nun ward die Hochzeit gefeiert: der Tanz hub an, und die Braut trat auch hinein, da hatte der treue Johannes acht und schaute ihr ins Antlitz; auf einmal erbleichte sie und fiel wie tot zur Erde. Da sprang er eilends hinzu, hob sie auf und trug sie in eine Kammer, da legte er sie nieder, kniete und sog die drei Blutstropfen aus ihrer rechten Brust und speite sie aus. Alsbald atmete sie wieder und erholte sich, aber der junge König hatte es mit angesehen, und wusste nicht, warum es der getreue Johannes getan hatte, ward zornig darüber, und rief: „Werft ihn ins Gefängnis.“ Am anderen Morgen ward der getreue Johannes verurteilt und zum Galgen geführt, und als er oben war und gerichtet werden sollte, sprach er: „Jeder, der sterben soll, darf vor seinem Ende noch einmal reden, soll ich das Recht auch haben?“ „Ja“, antwortete der König, „es soll dir vergönnt sein.“ Da sprach der treue Johannes: „Ich bin mit Unrecht verurteilt und bin dir immer treu gewesen,“ und erzählte wie er auf dem Meer das Gespräch der Raben gehört, und wie er, um seinen Herrn zu retten, das alles hätte tun müssen. Da rief der König: „O mein treuester Johannes, Gnade! Gnade! führt ihn herunter.“ Aber der treue Johannes war bei dem letzten Wort, das er geredet hatte, leblos herabgefallen, und war ein Stein.

       Darüber trug nun der König und die Königin großes Leid, und der König sprach: „Ach, was hab ich große Treue so übel belohnt!“ und ließ das steinerne Bild aufheben und in seine Schlafkammer neben sein Bett stellen. So oft er es ansah, weinte er und sprach: „Ach, könnt' ich dich wieder lebendig machen, mein getreuester Johannes.“ Es ging eine Zeit herum, da gebar die Königin Zwillinge, zwei Söhnlein, die wuchsen heran und waren ihre Freude. Einmal, als die Königin in der Kirche war, und die zwei Kinder bei dem Vater saßen und spielten, sah dieser wieder das steinerne Bildnis voll Trauer an, seufzte und rief: „Ach, könnt' ich dich wieder lebendig machen, mein getreuester Johannes.“ Da fing der Stein an zu reden und sprach: „Ja, du kannst mich wieder lebendig machen, wenn du dein Liebstes daran wenden willst.“ Da rief der König: „Alles, was ich auf der Welt habe, will ich für dich hingeben.“ Sprach der Stein weiter: „Wenn du mit deiner eigenen Hand deinen beiden Kindern den Kopf abhaust und mich mit ihrem Blut bestreichst, so erhalte ich das Leben wieder.“ Der König erschrak, als er hörte, dass er seine liebsten Kinder selbst töten sollte, doch dachte er an die große Treue, und dass der getreue Johannes für ihn gestorben war, zog sein Schwert und hieb mit eigener Hand den Kindern den Kopf ab. Und als er mit ihrem Blut den Stein bestrichen hatte, so kehrte das Leben zurück, und der getreue Johannes stand wieder frisch und gesund vor ihm. Er sprach zum König: „Deine Treue soll nicht unbelohnt bleiben“, und nahm die Häupter der Kinder, setzte sie auf, und bestrich die Wunde mit ihrem Blut, davon wurden sie im Augenblick wieder heil, sprangen herum und spielten fort, als wäre ihnen nichts geschehen. Nun war der König voll Freude, und als er die Königin kommen sah, versteckte er den getreuen Johannes und die beiden Kinder in einen großen


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