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Improvisationstheater. Dan RichterЧитать онлайн книгу.

Improvisationstheater - Dan Richter


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zu befreien, ist eine der wichtigsten Aufgaben im Impro-Unterricht.

       Schwatzen

      Die Angst, das Publikum zu langweilen und also für dumm gehalten zu werden, kanalisiert sich gerne in einer Angst vor der Stille. Stille ist in unserer Kultur manchmal schwer auszuhalten. Also wird geschwatzt. Und das setzt sich auf der Impro-Bühne fort. Das Problem ist nur: Wer schwatzt, hört erstens nicht richtig zu, denn er gibt dem, was der andere sagt, keine Chance, sich zu entfalten (und wird sich selbst nicht verändern). Zweitens wird alles Gesagte auf die Ebene des Smalltalks herabgezogen. Drittens: Sprache ist im Theater zu wichtig, um die Lücken mit Geschwätz aufzufüllen. Gib dem Gesagten Bedeutung und halte die Stille aus.

       Verharren

      Vor allem bei Anfängern kann man ein seltsames Phänomen beobachten: Sie fürchten sich vor dramatischen Gefahren, als seien sie echt. Wenn Georgia zum Beispiel eine vor dem Fernseher strickende Frau spielt und Marvin als Einbrecher in die Wohnung einsteigt, reagiert sie als Spielerin panisch und versucht zu verhindern, dass sie und der Einbrecher aufeinandertreffen. Sie wird dann wahrscheinlich die Türen und Fenster verrammeln, statt ihrem Einbrecher-Mitspieler den Rücken zuzuwenden. Dabei ist das gerade das, was wir als Zuschauer sehen wollen.

      Wenn die Figur eines ängstlichen Spielers vor einer schwierigen Aufgabe steht, zum Beispiel einen Hubschrauber fliegen, so findet er 999 Gründe, warum er diese Aufgabe nicht erfüllen kann: Schlüssel vergessen, Termin beim Arzt, erst mal eine rauchen usw. Fortgeschrittene Impro-Spieler kennen dieses Phänomen natürlich, und dennoch schleicht es sich auch bei ihnen ein: Sie weichen Gefahren aus, sie lassen ihre Figuren nur ungern verletzen oder töten. Und später wundern sie sich, dass die Story nicht vorangekommen ist.

       Über-Ritualisierung

      Diese Form der Kanalisierung ist vergleichsweise harmlos. Wir finden sie oft als Ausdruck des Lampenfiebers vor der Show. Die meisten Gruppen haben irgendeinen Ablauf der Show-Vorbereitung gefunden: Technik-Check, Warm Up, Umziehen usw. Diese Vorbereitung in gewissem Maße zu ritualisieren, ist durchaus in Ordnung, da man auf diese Weise nicht jedes Mal neu zu diskutieren braucht, wie man sich vorbereiten soll.

      Aber ich habe Gruppen erlebt, die vor Panik im Dreieck sprangen, wenn zum Beispiel ein Aufwärmspiel durch ein anderes ersetzt werden sollte: „Ohne Ich-bin-ein-Baum können wir uns nicht richtig aufwärmen.“ Ich kenne Gruppen, deren Spieler sich vor der Show eine halbe Stunde einsingen, inklusive vierstimmiger Harmonisierungen, obwohl am Abend selten mehr als zwei Lieder gesungen werden.

      Diese Über-Ritualisierungen sind im Grunde nervöse Reaktionen eines fürs Rennen bereiten Pferdes. In ihrer Form sind sie erst mal nur kurios, aber sie haben auch eine Kehrseite: Die Zeit vor der Show ist wertvoll, da wir uns geistig, körperlich und seelisch vorbereiten. Die Über-Ritualisierungen können uns vielleicht das Gefühl vermitteln, dass nun alles in Ordnung sei, aber wir brauchen ein Grundvertrauen, wir können die Zeit genauso zum Zusammenfinden oder zur Meditation nutzen, um das allgemeine Stresslevel zu senken.

       Risiko-Minimierung

      A: „Papa, ich habe deinen Wagen zu Schrott gefahren.“

      B: „Oh nein, nicht schon wieder. Das ist jetzt schon das vierte Mal in diesem Jahr.“

      Indem B jammert, vermeidet er, dass sich seine Figur auf eine emotionale Konfrontation einlässt. Jammern ist hier eine Form, das Risiko zu minimieren. Denn solange man in der Routine des Jammerns bleibt, werden sich weder die Figuren noch die Szene verändern.

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      Man sagt, Wasser finde immer seinen Weg. Ähnlich ist es mit der Angst. Wir meinen unsere Angst bezwungen zu haben, die wir in einem bestimmten Punkt erkannt haben, und schon bahnt sie sich einen neuen Weg. Deshalb ist diese Liste der Kanäle der Angst naturgemäß unvollständig. Letztlich gilt es, der Angst selbst auf den Leib zu rücken, sie durch Mut, Heiterkeit und Spielfreude zu ersetzen. Wie kann uns das gelingen?

       2.8Wie überwinden wir unsere Angst?

      Hier kommen nun die vier Super-Tricks, mit denen du innerhalb einer Woche all deine Ängste für immer besiegen wirst.

      April-April!

      Wenn es nur so schnell ginge! Angstabbau will gelernt sein. Mancher Impro-Spieler trägt zu Beginn seiner Impro-Karriere einen riesigen Sack Angst mit sich herum. Andere stürzen sich schon als Anfänger begeistert in unbekannte Szenen. Aber ich habe kaum jemanden gesehen, der immer und überall völlig angstfrei war. Die Wege, die ich hier beschreibe, brauchen Zeit und Übung. Und also auch Geduld.

       2.8.1Pfeifen im Walde

      Der Boxer Muhammad Ali pflegte seine Gegner mit frechen Sprüchen und Beleidigungen einzuschüchtern, wodurch er die psychologische Kriegsführung ins Boxen einführte. Aber viele vermuten, dass der wichtigste Gegner, den er durch seine Großmäuligkeit zu bezwingen suchte, seine eigene Furcht war.

      Tu so, als seist du mutig. Spring mutig in die Szene. Wenn du in einem angenehmen Umfeld trainierst, wirst du sehen, dass das Scheitern im Improtheater sehr lustig sein kann. Je herzlicher du das Scheitern umarmst, umso leichter wird es dir sein, die Szene leichten Herzens zu betreten. Und je leichter du die Szene betrittst, umso unwahrscheinlicher wird es sein, dass sie scheitert.

      Wenn du als Anfänger an einem Impro-Kurs teilnimmst, in dem Scheitern dauerhaft negativ belegt ist, solltest du das ansprechen oder dir einen anderen Trainer suchen.

      Als Gruppe wiederum ist es wichtig, im Training und auf der Bühne nicht den Humor zu verlieren. Auch bei anspruchsvollen Szenen und Formaten vergesse man nicht, mit dem Scheitern heiter umzugehen.

       2.8.2Folge der Furcht

      Auf der Bühne kann Angst ein guter Kompass sein. Das klingt paradox? Schon möglich. Aber es ergibt Sinn, wenn wir es uns umgekehrt vorstellen: Szenen, bei denen die Improvisierer auf größtmögliche Sicherheit oder auf größtmögliche Planbarkeit setzen, sind steif, vorhersehbar und öde.

      Wie kann das konkret aussehen? Angenommen, deine Angst ist, dass man sich über dich lustig macht. Wenn du nun auf der Bühne alles tust, um zu vermeiden, lächerlich zu wirken oder deine Figur lächerlich erscheinen zu lassen, wirst du dich eines riesigen Spektrums an Charakter-Optionen berauben. Mach dich verletzlich, gerade, wenn du weißt, wie es ist, verletzt zu werden!

      Trainiere Spieler, bei denen du das Gefühl hast, alle anderen sind darin lustiger, schneller, schlauer, irgendwie „besser“ als du. Spiele Charaktere, die du sonst meidest. (Wenn du nicht weißt, was für Charaktere das sind, frage deine Kollegen.)

       2.8.3Sich dem Moment hingeben

      Die Zukunft zu planen ist eine wesentlich menschliche Fähigkeit. Sie spielt uns aber einen Streich, wenn sie uns davon abhält, das zu erfassen, was gerade stattfindet.

      Angst führt bei vielen Spielern dazu, dass sie in Panik verfallen und sich überlegen, was sie als nächstes sagen sollen, in welche Richtung sie die Story steuern wollen, wie man die Szene möglichst schlau beendet. Aber während du planst und überlegst und sinnierst, findet gerade eine Szene statt, in der dein Zuhören gefragt ist, deine Intelligenz, deine emotionale Beteiligung.

      Wenn Vorausdenken das Problem ist, dann hilft es nicht, noch mehr vorauszudenken!

      Versuchen wir, es mal so zu sehen: Wenn


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