Эротические рассказы

Anna Karenina. Leo TolstoiЧитать онлайн книгу.

Anna Karenina - Leo Tolstoi


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      »Ich?« erwiderte er. »Ich würde nichts sehnlicher wünschen, nichts sehnlicher! Das wäre das beste, was überhaupt geschehen könnte.«

      »Aber bist du auch nicht in einem Irrtum befangen? Du weißt doch, wovon wir sprechen?« fragte Ljewin und blickte seinen Tischgenossen in unruhiger Spannung starr an. »Du meinst also, daß es möglich wäre?«

      »Das meine ich allerdings. Warum sollte es nicht möglich sein?«

      »Nein, meinst du wirklich, daß es möglich wäre? Nein, sage mir alles, was du darüber denkst! Nun aber, wenn ... wenn mich eine abschlägige Antwort erwartet? – Ich bin sogar überzeugt ...«

      »Warum denkst du denn das?« sagte Stepan Arkadjewitsch, über Ljewins Aufregung lächelnd.

      »Es scheint mir bisweilen so. Das wäre ja entsetzlich, sowohl für mich wie für sie.«

      »Na, für ein junges Mädchen ist jedenfalls nichts Entsetzliches dabei. Jedes junge Mädchen ist auf einen Heiratsantrag stolz.«

      »Ja, jedes junge Mädchen, aber nicht sie.«

      Stepan Arkadjewitsch lächelte. Er verstand Ljewins Gefühl sehr wohl und wußte, daß für diesen jetzt alle jungen Mädchen auf der Welt in zwei Klassen zerfielen: die eine Klasse umfaßte alle jungen Mädchen auf der Welt außer ihr, und diese jungen Mädchen hatten sämtlich menschliche Schwächen und waren eben junge Mädchen von ganz gewöhnlichem Schlage; die andere Klasse wurde von ihr allein gebildet, von ihr, die keinerlei Schwächen an sich hatte und hoch über allem stand, was Mensch hieß.

      »Warte mal, nimm doch Sauce!« sagte er und hielt Ljewins Hand fest, der die ihm dargereichte Sauce zurückwies.

      Gehorsam nahm Ljewin, ließ aber Stepan Arkadjewitsch nicht zum Essen kommen.

      »Nein, warte mal, warte mal!« sagte er. »Mach dir doch klar, daß es sich bei dieser Frage für mich um Leben und Tod handelt. Ich habe noch nie mit jemand davon gesprochen und kann auch mit niemand als mit dir davon sprechen. Wir beide, du und ich, sind ja in jeder Beziehung verschieden geartet; anderer Geschmack, andere Anschauungen, alles verschieden; aber ich weiß, daß du mich gern hast und mich verstehst, und darum empfinde ich auch eine so starke, herzliche Zuneigung zu dir. Aber ich beschwöre dich, sei ganz aufrichtig!«

      »Was ich für meine Person glaube, habe ich dir schon gesagt«, erwiderte Stepan Arkadjewitsch lächelnd. »Ich will dir aber noch mehr sagen: Meine Frau ist ein im höchsten Grade bewundernswertes Wesen ...«, hier seufzte Stepan Arkadjewitsch in Erinnerung an sein Verhältnis zu seiner Frau und fuhr erst nach kurzem Stillschweigen fort: »Sie besitzt die Gabe, in die Zukunft zu sehen. Sie durchschaut die Menschen durch und durch; und damit nicht genug, sie weiß auch voraus, was geschehen wird, namentlich auf dem Gebiete der Heiraten. So hat sie zum Beispiel vorhergesagt, daß Fräulein Schachowskaja diesen Herrn Brenteln heiraten werde. Kein Mensch wollte es glauben, und doch kam es so. Und sie steht ganz auf deiner Seite.«

      »Inwiefern?«

      »Insofern, als sie dich nicht nur gut leiden kann, sondern auch erklärt, Kitty werde ganz sicher deine Frau werden.«

      Bei diesen Worten überzog auf einmal ein strahlendes Lächeln Ljewins Gesicht, ja es waren ihm die Tränen der Rührung ganz nahe.

      »Das sagt sie?« rief er aus. »Ich habe es ja immer gesagt, daß deine Frau ein herrliches Weib ist. Nun, aber jetzt genug davon, genug!« fügte er hinzu und stand von seinem Platze auf.

      »Schön, schön! Aber bleib doch sitzen!«

      Jedoch zum Sitzen hatte Ljewin in diesem Augenblick keine Ruhe. Zweimal durchmaß er mit seinen festen Schritten das Zimmer wie einen Käfig und zwinkerte mit den Augen, damit die Tränen nicht zu sehen wären; dann erst setzte er sich wieder an den Tisch.

      »Du mußt wissen«, sagte er, »daß das nicht nur so einfach Liebe ist. Verliebt bin ich auch sonst schon mitunter gewesen; aber dies ist etwas ganz anderes. Es ist gar nicht wie mein eigenes Gefühl, sondern als ob eine Art von äußerer Gewalt sich meiner bemächtigt hätte. Ich bin ja damals weggefahren, weil ich zu der Überzeugung gelangt war, daß diese Sache schlechterdings unmöglich sei, verstehst du, unmöglich wie ein Glück, das es auf Erden nicht gibt; aber ich habe mit mir selbst gerungen und sehe ein, daß, wenn ich dies nicht erreiche, es für mich kein Leben gibt. Und nun muß es zur Entscheidung kommen!«

      »Warum bist du denn damals eigentlich abgereist?«

      »Warte doch nur, warte! Ach, wie viele Gedanken jetzt auf mich einstürmen! Wie vielerlei muß ich dich noch fragen! Höre zu! Du kannst dir ja gar nicht vorstellen, was für eine Wohltat du mir mit dem erwiesen hast, was du mir sagtest. Ich bin so glücklich, daß ich sogar schlecht geworden bin; denn ich habe alles andere darüber vergessen. Ich habe heute erfahren, daß mein Bruder Nikolai ... weißt du, er ist jetzt hier ... auch den habe ich ganz vergessen. Ich habe die Vorstellung, daß auch er glücklich ist. Das ist bei mir wie eine Art Irrsinn. Aber eines ist mir schrecklich. – Du hast dich ja auch verheiratet und wirst dieses Gefühl kennen. – Schrecklich ist mir das Bewußtsein, daß wir keine neuen, reinen Menschen mehr sind, daß wir schon eine Vergangenheit haben, nicht in der Liebe, sondern in der Sünde. – Und nun nähern wir uns auf einmal einem reinen, unschuldigen Wesen. Das ist ab scheulich, und darum muß man sich mit Notwendigkeit unwürdig fühlen.«

      »Na, du wirst ja nicht gar so viele Sünden begangen haben.«

      »Ach, trotzdem«, sagte Ljewin, »trotzdem! ›Mit Ekel schaue ich auf mein Leben zurück, das ich mit Zittern und Beben verwünsche und bitterlich beklage‹, heißt es in jenem Gebete. Ja.«

      »Was ist da zu machen? Es ist in der Welt einmal nicht anders«, antwortete Stepan Arkadjewitsch.

      »Es gibt nur einen Trost, wie es in dem Gebete steht, das ich immer so gern gemocht habe: ›Vergib mir nicht nach meinem Verdienst, sondern nach deiner Barmherzigkeit.‹ Auch sie kann mir nur so vergeben.«

      11

      Ljewin trank sein Glas aus, und beide schwiegen eine Weile.

      »Eines muß ich dir noch mitteilen. Kennst du Wronski?« fragte Stepan Arkadjewitsch darauf seinen Freund.

      »Nein, ich kenne ihn nicht. Warum fragst du?«

      »Bring noch eine Flasche!« wandte sich Stepan Arkadjewitsch an den Tataren, der die Gläser wieder gefüllt hatte und sich um die beiden gerade dann zu schaffen machte, wenn seine Anwesenheit nicht erwünscht war.

      »Du solltest Wronski deswegen kennen, weil er einer deiner Nebenbuhler ist.«

      »Wer ist dieser Wronski?« rief Ljewin, und der kindlich-schwärmerische Ausdruck seines Gesichtes, über den sich Oblonski soeben noch gefreut hatte, verwandelte sich plötzlich in einen grimmigen, feindseligen.

      »Wronski ist einer der Söhne des Grafen Kirill Iwanowitsch Wronski und einer der hervorragendsten Vertreter der Petersburger jeunesse dorée. Ich habe ihn in Twer kennengelernt, als ich dort angestellt war und er zur Rekrutenaushebung hinkam. Er ist furchtbar reich, ein schöner Mann, hat viele gute Beziehungen, Flügeladjutant, und dabei zugleich ein sehr liebenswürdiger, guter Kerl. Aber er ist mehr als nur so ein guter Kerl. Nach dem, wie ich ihn hier kennengelernt habe, ist er ein gebildeter, sehr gescheiter Mensch; er wird es noch einmal weit bringen.«

      Ljewin zog ein finsteres Gesicht und schwieg.

      »Na also, der erschien hier bald nach deiner Abreise, und soviel ich weiß, ist er in Kitty bis über die Ohren verliebt, und du begreifst wohl, daß die Mutter ...«

      »Entschuldige, aber ich begreife gar nichts«, sagte Ljewin mit düsterer Stirn. Und zugleich fiel ihm sein Bruder Nikolai ein und wie schlecht er selbst sei, daß er diesen hatte vergessen können.

      »Halt, warte einmal!« sagte Stepan Arkadjewitsch lächelnd und berührte seine Hand. »Ich habe dir mitgeteilt, was ich weiß, und ich wiederhole: in dieser heiklen, zarten Angelegenheit sind, soweit sich dergleichen vorher beurteilen läßt, meines Erachtens die Aussichten


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