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Kranichschwingen. G. K. RuedigerЧитать онлайн книгу.

Kranichschwingen - G. K. Ruediger


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Küche zu kritisieren hatte. Es waren Investitionen von über fünfzigtausend Euro erforderlich.

      Als Belle nachts endlich entspannt neben ihm im Bett lag, fragte er sie vorsichtig nach ihren eigenen Investitionsmöglichkeiten und erfuhr, dass ihr bereits ein Angebot vorläge. Doch das Wichtigste fehle ihr: das nötige Kleingeld. Er war dermaßen von dieser für ihn noch jungen Frau eingenommen, empfand zum ersten Mal seit Bea derart intensiv für jemanden, dass er nicht lange überlegte und ihr anbot, bei ihr zu bleiben und als investierender stiller Teilhaber die Renovierungen zu finanzieren.

      Belle schien zunächst sprachlos, doch dann erwachte mit der neu keimenden Hoffnung erneut ihre Leidenschaft, und beide liebten sich bis zum Morgengrauen. Beim Frühstück ließ er sich das Angebot des Restaurant- und Küchenausstatters zeigen, verzichtete auf die heutige Tour und übernahm sofort die Feinplanung und führte noch am selben Tag erste Verhandlungen. Er inspizierte nachmittags mit Klara und Belle das Gebäude, erkannte Erweiterungsmöglichkeiten im angebauten Schuppen und der ehemaligen Werkstatt des verstorbenen Steinhauers. Die unzähligen herumliegenden Steinplatten sollten als Fußbodenbelag für den Neubau dienen, nachdem unter seiner lenkenden Hand eine komplett neue Küche mit modernster Technik planerisch entstanden war.

      Nachdem in der ersten Oktoberwoche die letzte holländische Wandergruppe abgereist war, stürzte sich Carl-Peter mit Verve in den Umbau. Die alte Küche wurde demontiert, der dadurch erweiterte Gastraum mit einer hochmodernen Theke ausgestattet, so dass Platz für weitere vier Gästetische entstand. Belle und Klara sah er zum ersten Mal wirklich zufrieden und glücklich, und es wunderte ihn nicht, dass Klara an den Tagen, wenn Belle unpässlich war, sein Lager wie selbstverständlich und mit der Einwilligung der Tochter mit ihm teilte.

      Nie hätte er es für möglich gehalten, dass ihn, den urban geprägten Weltreisenden, dieses ländliche Glück dermaßen aus den Stiefeln hauen könnte. Er liebte, intensiver denn je und erfüllter denn je, und unter seiner Regie entstand in wenigen Wochen, als im November ohnehin keine Gäste zu erwarten waren, ein völlig neues, ansprechendes Gästehaus für Wanderer und Ski-Langläufer. Die Toiletten und die Bäder wurden modernisiert, die ultramoderne Küche fand sich nunmehr im früheren Schuppen, ein geräumiges Kühlhaus für verderbliche Ware schloss sich unmittelbar an. Ein nagelneuer Pelletofen sorgte für behagliche Wärme im Gastraum, eine hauseigene Photovoltaik-Anlage auf dem Haus- sowie Scheunendach lieferte Strom für die Wärmepumpe, welche Heißwasser für die Duschen und Wärme für die Gästezimmer lieferte. Carl-Peter hatte, zog er die staatlichen Zuschüsse für die nachhaltige Renovierung ab, knapp hunderttausend Euro an Eigenmitteln investiert. Mit der Niederschrift ihrer Vereinbarung beim Notar im nahen Bad Bergzabern hatten sie es nicht eilig, das liefe ihnen nicht davon. Sie durften sich gegenseitig vertrauen.

      Weihnachten und Neujahr gingen völlig entspannt vorüber. Beide Frauen und die kleine Melli freuten sich über seine großzügigen Geschenke. Er selbst fand Gefallen an Selbstgestricktem: einen dicken Wollpullover für den Aufenthalt im Freien, Strickmütze und Schal, alles in den passenden und sich ergänzenden Farben, fand er unter dem Tannenbaum. Es musste nicht immer Weihnachten in New York, Boston oder London sein. Das beschauliche Leben in der abgeschiedenen Ruhe des Pfälzer Waldes und in dieser kleinen, ihm schnell vertrauten Familie ließ ihn zum ersten Mal nach seinem Ausstieg wieder hoffnungsfroh in die Zukunft blicken, die paar Zipperlein, die sich in Knie und Hüfte eingestellt hatten, waren schnell vergessen. Das Glück hatte Vorfahrt.

      Im Januar dieses die gesamte Welt verändernden Jahres 2020 hörten sie zum ersten Mal etwas über die in China ausgebrochene Seuche mit einem neuartigen Virus. Das war für die vier weit weg. An Ostern erlebte er zum ersten Mal die Freuden eines Vaters, als er Mellis strahlende Augen angesichts des neuen grünen Kinder-Fahrrades auf sich ruhen sah. Sie bereiteten sich auf die neue Saison vor, auch wenn in Deutschland erste Fälle mit dieser neuen Corona-Virus-Infektion auftraten, die von einem Tiroler Skigebiet eingeschleppt worden waren. Bald schon wurde ihnen ein Strich durch ihre Planungen gemacht, denn statt Anfang Mai die ersten Touristen zu begrüßen, mussten sie einen von den politischen Entscheidern verhängten Lockdown mit entsprechenden Kontakteinschränkungen hinnehmen. Die ersten Bilder im Fernsehen aus Italien wirkten verstörend. Überlaufende Kliniken, Verstorbene in unglaublichen Fallzahlen, die an die verheerende Spanische Grippe vom Anfang der 20. Jahrhunderts erinnerten. Frankreich und Spanien waren bald betroffen, England und Portugal. Deutschland wähnte sich nach der Schließung der Gastronomie, der Hotels und aller Schulen auf der sicheren Seite, war überzeugt, damit Infektionsketten unterbrechen zu können.

      Nach einem rastlosen, umtriebigen Leben war Carl-Peter endlich angekommen, hätte vor lauter Glück fast seinen zweiundsechzigsten Geburtstag Ende Mai vergessen, hätten ihn Belle und Klara nicht mit einer kleinen Überraschungsparty daran erinnert. Als Belle später neben ihm im neuen breiten Ehebett ruhte, kam ihm endlich in den Sinn, um ihre Hand anzuhalten. Sie wirkte merklich abwesend, schien mit den Gedanken woanders und wich diesem von ihm gewählten Thema geschickt aus. Auf seine Nachfrage erfuhr er, dass nach dem Ende der Corona-Beschränkungen am dritten Wochenende nach Pfingsten eine holländische Wandergruppe einträfe, Stammgäste gewissermaßen, um die sie sich intensiv kümmern müsse und deshalb etwas weniger Zeit für ihn habe. Klara sollte sie vertreten.

      Erst viel später wurde ihm klar, dass es einen Grund gab, warum sie ihm bei diesem Gespräch nicht in die Augen sehen konnte.

      Die neu angekommenen Holländer erwiesen sich als trinkfest und feierfreudig, keine Nacht kamen sie vor drei oder halb vier in die Betten, obwohl sie an jedem Morgen nach dem Frühstück ins Dahner Felsenland zum Klettern aufbrachen. Dass diese lebenslustigen, trinkfesten Burschen es mit der Maskenpflicht und dem Abstandsgebot nicht so genau nahmen, kaum waren sie den Auflagen im eigenen Land entkommen, verstörte ihn zunehmend. Belle versah ihren Dienst wie gewohnt mit dem strahlendsten Lächeln bis tief in die Nacht, erwirtschaftete Umsätze wie selten und schlief deshalb in Klaras Zimmer, um ihn nicht jede Nacht aus dem Schlaf zu reißen.

      Carl-Peter blieb zunächst arglos wie ein Schaf. Es war in der vierten Nacht, der Nacht auf Dienstag, als sich ihm endlich der Himmel öffnete und Klarheit in sein rosarot vernebeltes Gehirn brachte. Abends hatte es ihn länger als sonst in der Gaststube gehalten, und selbst als Klara ihn nach Erledigung der Küchenarbeit zum Mitkommen aufforderte, war er sitzen geblieben und hatte dabei ein oder zwei Pils mehr zu sich genommen als üblich. Die verstohlenen Blicke, die zwischen Belle und diesem blonden holländischen Hünen hin und her wanderten, entgingen ihm bei all seiner Blauäugigkeit nicht.

      Morgens gegen fünf Uhr, das Zusammensein mit Klara verlief ungewohnt oberflächlich, drückte seine Blase, Pils geladen, dermaßen, dass er zur Toilette musste. Er fand sich inzwischen auf dem Stockwerk blind zurecht und verzichtete darauf, die Deckenbeleuchtung einzuschalten. Auf der Höhe von Klaras Zimmer erreichte ein ihm wohlbekanntes, lustvolles Stöhnen sein Ohr. Beim Nähertreten bemerkte er, dass die Tür nur angelehnt war. Er schob sie einen Spalt breit auf und erblickte seine Belle, wie sie eben mit weit gespreizten Schenkeln von dem rosaroten Hintern des blonden Holländers bearbeitet wurde. Als er, von einem Moment auf den anderen vollkommen desillusioniert, die Tür wieder zuziehen wollte, hob sich für einen Moment ihr Blick und sie blickte ihm erschrocken in die Augen, vermutlich durch das leichte Kratzen des Holzes auf dem Fliesenboden ausgelöst. Er erkannte das Entsetzen in diesen Augen, die ihn so treuherzig anblicken konnten, drehte ab und verrichtete seine Notdurft.

      Zurück in seinem Zimmer stellte er fest, dass Klara verschwunden war, vermutlich stand sie unter der Dusche, weil sie bald schon mit ihren Frühstücksvorbereitungen beginnen musste. Das passte ihm in den Kram. Ein Gespräch konnte er jetzt auf keinen Fall brauchen. Ein Anruf mit dem Smartphone bei Madame Renaud in Thonon genügte. Abends wäre die Villa gereinigt und gelüftet, auch wenn er für die Reise dorthin den kürzeren Weg über die hermetisch abgeschottete Schweiz meiden musste. Er holte seinen großen Reisekoffer und die kalbslederne Reisetasche vom Boden und verstaute seine paar Utensilien. Die Wanderschuhe ließ er zurück. Er nähme seine einzigartigen Erinnerungen an einige wunderbare Monate mit, die ihn dem Leben zurückgegeben hatten. Seine Erinnerungen an das Gefühl des Geliebt-Werdens blieben ihm, auch wenn sie nicht in die Zukunft wiesen. Das, was er für Klara und Belle empfunden hatte, musste zurückbleiben. Das ließe er jetzt zurück, doch die restliche jüngste Vergangenheit bliebe ihm für immer.


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