Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.
"Ich will dir etwas geben, Kryll!"
Kryll zog die Augenbrauen hoch.
"Was könnte das sein? Wie ein reicher Herr siehst du nicht gerade aus! Ein Mann, die wie ein Bettelmönch aussieht und mir etwas geben will! Das muss man gehört haben!"
"Ich will dir das geben, wonach du am meisten dürstest und was du im Augenblick auch am dringendsten brauchst, König von Pragan!"
Kryll überlegte.
Diesem düsteren Fremden schien es zu gefallen, in Rätseln zu sprechen. Was konnte er meinen? Wovon sprach er?
Ein leichtes Unbehagen überkam den König.
"Kannst du dich nicht klarer ausdrücken?"
Kryll ertappte sich dabei, wie er das Gesicht des Fremden suchte. Aber da war nichts, als die Dunkelheit seiner Kapuze.
Alles Licht schien von dem Schatten, der der dort wohnte, verschluckt zu werden...
Kryll wurde ungeduldig.
"Also, raus mit der Sprache, was willst du mir geben?"
Der Düstere hob ein wenig den Kopf, aber von seinem Gesicht war noch immer nichts zu sehen.
Dann kam seine Antwort.
"Macht!"
"Macht?"
Der König begriff zunächst nicht richtig. Dann zeigte sich ein spöttisches Lächeln um seine Mundwinkel.
Kryll lachte freudlos.
"Wie willst du mir Macht geben, Fremder? Du scheinst mir nicht mehr als ein dahergelaufener Bettler zu sein! Du hast selbst keinerlei Macht, wie willst du mir da etwas abgeben?"
"Du irrst!", erwiderte der Düstere. "Du irrst, wenn du glaubst, dass ich dir von meiner Macht etwas abzugeben gedenke - denn wie Ihr richtig vermutet habt: Ich besitze nicht ein bisschen davon. Aber ich bin der Diener einer Macht - einer Macht, die größer ist, als alles, was du kennst, Kryll!"
Der König atmete deutlich hörbar durch.
Dann fragte er: "Von was für einer Macht sprichst du, Fremder?"
In Krylls Tonfall war jetzt kein Spott mehr. Unruhe schwang nun vielmehr darin mit.
"Du zeigst also Interesse", stellte der Düstere fest. Er nickte leicht. "Das ist gut..."
"Ich zeige gar nichts!", kam es unwirsch zurück. "Ich will lediglich wissen, worum es hier geht!"
Der Düstere trat nun noch näher an den König heran. Eine seltsame, unheimliche Aura umgab diesen Sonderling.
"Ich diene einer Macht, die tausendmal größerer ist, als die aller Königreiche dieser Welt zusammen! Wenn du dich in den Dienst dieser Macht stellst, so wirst du der mächtigste Mann dieser Welt werden! Deine Feinde wirst du mit Leichtigkeit zerschlagen können! Es gibt da nur einen Haken bei der Sache..."
"Und der wäre?"
"Diese Macht, von der ich gesprochen habe, hat noch keinen Zugang zu dieser Welt."
"Was kann sie mir dann nützen?"
"Es wird deine erste Aufgabe sein, dieser Macht ein Tor zu dieser Welt zu eröffnen!"
Der Düstere war nun wirklich schon sehr nahe an Kryll herangekommen, aber der junge König sah das Gesicht des Fremden noch immer nicht.
"Welche Macht ist es, der du dienst?", fragte Kryll schließlich.
"Ich diene Tarak, dem Herrn des Schattenlandes!"
Erschrocken fuhr Kryll ein wenig zurück. Doch der König konnte sich seinen eigen Schrecken nicht erklären. Es war unbestimmtes Gefühl, das ihn plötzlich erfasst hatte, nicht mehr. Der König des Schattenlandes... Was mochte das nur für ein Land sein, von dem der Fremde sprach?
Kryll erhob sich von seinem Thron. Unruhig lief er hin und her. "Worin besteht Taraks Macht?" Er gestikulierte mit den Händen. "Kann mir Tarak Schiffe und Krieger für den Krieg gegen meine Feinde geben? Kann er mir das Brot für meine Landsleute geben, damit sie nicht mehr hungern brauchen? Kann dieser Tarak machen, dass die Fischschwärme in Zukunft beständiger kommen, als sie es jetzt tun?" Krylls Worte klangen wild und unbeherrscht.
Er schien sich von dem Düsteren verhöhnt zu fühlen.
Doch der Fremde blieb ruhig.
Es war eine geradezu unmenschliche Ruhe...
Und die Antwort, die er gab, überraschte den König.
"Tarak wird dir Schiffe geben, die auch ohne Wind segeln. Er wird dir Krieger geben, deren Schwertarme nie ermüden und er wird den Hunger der Praganier zu stillen wissen!"
Diese Antwort hatte Kryll nun wirklich nicht erwartet. Er horchte auf. Seine Augen verengten sich etwas, als er einen bohrenden Blick auf sein Gegenüber richtete.
Er musterte den Düsteren prüfend.
"Wann und wo kann ich mit diesem Tarak zusammentreffen?"
"Sofort, wenn du willst!"
Kryll nickte.
"Wo ist Tarak zu finden?"
"Ich kann dich zu ihm führen?"
"Wie weit werden wir reisen müssen?"
"Nicht länger als eine Stunde, wenn wir zu Pferd sind!"
"Dann befindet sich Tarak hier in Pragan!"
Angst und Unbehagen ergriffen den König.
"Tarak ist überall - und nirgends!"
Kryll wusste nicht, was er von den letzten Worten des Düsteren halten sollte.
"Lorson!", rief er barsch und einen Moment später kam der Soldat in den Thronsaal geeilt.
"Lorson, mein Pferd soll gesattelt werden!"
"Wie Ihr befehlt, mein König!" Lorson verneigte sich untertänig und verschwand wieder.
"Wir brechen sofort auf!", wandte er sich dann an den Düsteren. Seine Stimme klang hart und entschlossen. Zusammen mit dem Düsteren verließ er den Thronsaal.
Auf dem Burghof wartete Lorson mit einem gesattelten Pferd. Auch Norjan war dort.
Misstrauisch musterte der Ritter den düsteren Mann, der sich selbst als Diener Taraks bezeichnete.
Trotz der hellen Sonne war sein Gesicht unter der Kapuze nicht zu erkennen.
"Wie ich höre, wollt Ihr verreisen, mein König!" Norjans Worte waren nicht ohne Vorwurf.
"Ja."
"Ich denke, Ihr werdet Lorson und mir erlauben, Euch zu begleiten!"
Kryll lachte.
"Falls mein düsterer Freund hier nichts dagegen hat..."
"Von mir aus können sie mit uns kommen", sagte dieser mit seiner tiefen, unheimlich klingenden Stimme. "Tarak kann jeden Diener gebrauchen!"
"Tarak?", fragte Norjan.
Kryll erläuterte ihm schnell, was er bis jetzt über Tarak, den Herrn des Schattenlandes, wusste.
Hoffentlich glaubt er diesem mystischen Unsinn nicht! dachte der alte Ritter Norjan besorgt.
"Und wohin geht nun Eure Reise, mein König?"
"Ins Schattenland - zu Tarak!"
"Du irrst", ließ sich der Düstere nun vernehmen. "Wir werden nicht zu Tarak reisen, sondern an einen Ort, an dem wir mit ihm in Kontakt kommen können!"
Norjan und Lorson wechselten einen verwunderten Blick, hüteten sich aber davor, noch etwas dazu zu bemerken.
Wie kann er diesem Fremden nur so schnell