Эротические рассказы

Mephisto. Roman einer Karriere / Мефистофель. История одной карьеры. Клаус МаннЧитать онлайн книгу.

Mephisto. Roman einer Karriere / Мефистофель. История одной карьеры - Клаус Манн


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er. Daraufhin verzog sie ihren gewaltigen Mund zu einem gutmütigen und verständnisvollen Lächeln.»Das ist recht«, sagte sie, wobei sie sich über ihn beugte.

      Er hatte seine breiten, bleichen, rötlich behaarten Hände auf ihre edlen, von schwarzer Seide überglänzten Kniee gelegt. Träumerisch sprach er:»Wie häßlich meine gemeinen Hände auf deinen herrlichen Beinen aussehen, Geliebte!«-»An dir ist alles häßlich, mein Schweinchen – Kopf, Füße, Hände, und alles!«versicherte sie ihm mit einer knurrenden Zärtlichkeit.

      Sie ließ sich neben ihn hingleiten. Das graue Pelzjäckchen hatte sie abgelegt; darunter trug sie eine knappe, hemdartige Bluse aus einem stark glänzenden, rot und schwarz karierten Seidenstoff.

      «Ich werde dich immer lieben«, sagte er erschöpft.»Du bist stark. Du bist rein. «Dabei schaute er, unter gesenkten Lidern, auf ihre harten und spitzen Brüste, die sich unter dem eng anliegenden, dünnen Gewebe deutlich abhoben.

      «Ach, das sagst du nur so«, meinte sie ernst und ein wenig verächtlich.»Das bildest du dir nur ein. Manche Leute haben das – daß sie sich immer so was einbilden müssen. Sonst fühlen sie sich nicht wohl.«

      Er tastete mit seinen Fingern nach ihren hohen und geschmeidigen Stiefeln.»Aber ich weiß doch, daß ich dich immer lieben werde«, flüsterte er, nun mit geschlossenen Augen.»Nie wieder finde ich eine Frau wie dich. Du bist die Frau meines Lebens, Prinzessin Tebab.«

      Sie wiegte mißtrauisch ihr dunkles, ernstes Gesicht über seinem weißen, ermüdeten.»Und dabei darf ich nicht einmal ins Theater gehen, wenn du spielst«, sagte sie unzufrieden.

      Er hauchte:»Trotzdem spiele ich nur für dich – nur für dich, meine Juliette. Ich hole bei dir meine Kraft.«

      «Aber ich lasse mir's nicht verbieten«, sagte sie trotzig.»Ich gehe ins Theater, ob du es mir erlaubst oder nicht. Nächstens einmal sitze ich im Parkett, und dann lache ich laut, wenn du auf die Bühne kommst, mein Affe.«

      Er sagte hastig:»Mach keine Witze!«Dabei hatte er erschreckt die Augen geöffnet und sich halb aufgerichtet. Der Anblick seiner Schwarzen Venus schien ihn wieder zu beruhigen. Er lächelte, und nun begann er sogar zu rezitieren.

      «Viens-tu du ciel profond ou sors-tu de l'abîme – o Beauté?«

      «Was ist denn das für ein Quatsch?«fragte sie ungeduldig.

      «Das ist aus diesem herrlichen Buch da«, erklärte er ihr, und deutete auf eine gelb broschürte französische Edition, die neben der Lampe auf dem Rauchtisch lag – es waren» Les Fleurs du Mal «von Baudelaire.

      «Das verstehe ich nicht«, sagte Juliette verdrossen. Er aber ließ sich nicht stören in seiner Ekstase, sondern fuhr fort:»Tu marches sur des morts, Beauté, dont tu te moques. – De tes bijoux l'Horreur n'est pas le moins charmant. – Et le Meurtre, parmi tes plus chères breloques, – Sur ton ventre orgueilleux, danse amoureusement…«

      «Wie magst du nur so blöd lügen«, sagte sie und berührte mit ihrem dunklen und schlanken Finger seinen redenden Mund.

      Er aber sprach weiter, immer mit demselben, melancholisch singenden Ton:»Du erzählst mir nie davon, wie du früher gelebt hast, Prinzessin Tebab. Ich meine: in deinem Erdteil…«

      «Ich kann mich an nichts mehr erinnern«, sagte sie kurz. Dann küßte sie ihn – vielleicht nur, um ihn daran zu hindern, noch länger indiskrete und poetische Fragen zu stellen – : ihr weit geöffneter, tierischer Mund mit den dunklen, rissigen Lippen und der blutroten Zunge näherte sich langsam seinem gierigen, fahlen Mund.

      Sowie sie ihr Gesicht wieder von dem seinen erhoben hatte, redete er weiter.»Ich weiß nicht, ob du mich vorhin verstanden hast, als ich sagte, daß ich nur für dich und nur durch dich spiele. «Während er so weich und träumerisch sprach, führte sie ihre geübten Finger durch sein schütteres Seidenhaar, auf dessen Fahlheit die Lampe ein wenig Goldglanz zauberte. Sie behandelte sein feines Haar auf eine nicht eigentlich zärtliche, sondern auf eine ernste und sachliche Art, als wollte sie es frisieren. -»Ich habe es ganz wörtlich gemeint«, fuhr er fort.»Wenn ich den Leuten ein bißchen gefalle, wenn ich Erfolg habe – dir verdanke ich ihn. Dich zu sehen, dich zu berühren, Prinzessin Tebab: das ist wie eine Wunderkur für mich… etwas Herrliches, eine Erfrischung ganz ohnegleichen…«

      «Ach, wenn du nur immer schwätzen und lügen kannst«, sagte sie mütterlich.»Du bist doch der drolligste kleine Dreckhaufen, dem ich jemals begegnet bin.«– Sie hatte, um ihn nur zum Schweigen zu bringen, ihre beide Hände auf sein Gesicht gelegt; die breiten Armbänder klirrten an seinem Kinn; auf seinen Wangen ruhten die hellen Innenflächen ihrer Hände. Da endlich verstummte er. Er rückte seinen Kopf auf dem Kissen zurecht, als wollte er einschlafen. Gleichzeitig schlang er mit einer hilfesuchenden Gebärde seine beiden Arme um das schwarze Mädchen. Während sie ganz still in seiner Umarmung hielt, ließ sie die Hände auf seinem Gesicht liegen, als müßte sie ihn davor bewahren, das zärtlich-höhnische Lächeln zu sehen, mit dem sie jetzt auf ihn niederblickte.

      III

      Knorke

      Die Saison ging weiter, es war keine schlechte Saison für das Hamburger Künstlertheater. Oskar H. Kroge war entschieden ungerecht gewesen, als er gesagt hatte, Höfgen werde überzahlt mit tausend Mark Monatsgehalt. Ohne diesen Schauspieler und Regisseur hätte das Institut gar nicht auskommen können; er leistete Enormes, war so unermüdlich wie einfallsreich. Er spielte alles, jugendliche Rollen und alte: nicht nur Miklas hatte Anlaß, auf ihn eifersüchtig zu sein, sondern auch Petersen, und sogar Otto Ulrichs hätte ihn gehabt; aber der war mit ernsteren Dingen beschäftigt und nahm den bürgerlichen Theaterbetrieb nicht ganz ernst. Höfgen gewann sich die Kinderherzen als witziger und schöner Prinz im Weihnachtsmärchen; die Damen fanden ihn unwiderstehlich in französischen Konversationsstücken und in den Komödien von Oscar Wilde; der literarisch interessierte Teil des Hamburger Publikums diskutierte seine Leistungen in» Frühlings-Erwachen«, als Advokat in Strindbergs» Traumspiel«, als Leonce in Büchners» Leonce und Lena«. Er konnte elegant sein, aber auch tragisch. Er hatte das» aasige «Lächeln, aber auch den Leidenszug an den Schläfen. Er bezauberte mit übermütigem Esprit, er imponierte mit herrisch gerecktem Kinn, abgehacktem Kommandoton und stolz-nervösen Gebärden; er rührte durch Demut, hilflos irrenden Blick, weltfremd zarte Verstörtheit. Er war gütig oder gemein, hochfahrend oder zärtlich, schneidig oder gebrochen – ganz wie das Repertoire es verlangte. In Schillers» Kabale und Liebe «spielte er abwechselnd den Major Ferdinand und den Sekretarius Wurm – den überschwänglichen Liebhaber und den ruchlosen Intriganten – : dabei hätte er es kaum nötig gehabt, seine Wandlungsfähigkeit, an der niemand zweifelte, solcherart kokett zu betonen. Vormittags hatte er Proben zum» Hamlet«, nachmittags zu einer Posse» Mieze macht alles«. Die Posse kam zum Sylvesterabend heraus und wurde ein starker Erfolg, Schmitz konnte zufrieden sein; über den» Hamlet «raste Kroge, der noch auf der Generalprobe die Aufführung untersagen wollte.»Eine solche Schweinerei habe ich noch niemals geduldet in meinem Hause!«empörte sich der alte Vorkämpfer des literarischen Theaters.»Hamlet erledigt man nicht nebenbei wie einen Reißer!«Höfgen erledigte ihn; sah sehr eindrucksvoll aus in seiner hochgeschlossenen schwarzen Tracht, mit rätselhaft schielenden Augen und fahlem Leidensgesicht, und bekam am nächsten Vormittag von der Hamburger Presse versichert, daß es eine interessante Leistung gewesen sei, nicht ganz durchgearbeitet vielleicht, etwas improvisiert, aber doch voll packender Momente. Angelika Siebert hatte die Ophelia spielen dürfen und war auf jeder Probe schier zerflossen vor Tränen; bei der Premiere hatte sie wegen heftigen Weinens kaum auftreten können. Übrigens fanden dann einige Kenner, ihre Leistung sei eigentlich die beste gewesen in dieser bedenklichen Inszenierung.

      Höfgen arbeitete sechzehn Stunden am Tag und hatte jede Woche mindestens einen Nervenzusammenbruch. Diese Krisen traten stets sehr heftig und in abwechslungsreichen Formen auf. Einmal fiel Höfgen zur Erde und zuckte stumm; das nächste Mal hingegen blieb er zwar stehen, schrie aber grauenhaft, und dies fünf Minuten lang ohne jegliche Unterbrechung; dann wieder behauptete er auf der Probe, zum Entsetzen aller, er bekomme plötzlich seine Kiefer nicht mehr auseinander, ein Krampf habe eingesetzt, es sei scheußlich, nun könne er nur noch murmeln, und das tat er denn auch. Vor der Abendvorstellung, in der Garderobe, ließ er sich


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