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Nathan der Weise: Ein Dramatisches Gedicht, in fünf Aufzügen. Gotthold Ephraim LessingЧитать онлайн книгу.

Nathan der Weise: Ein Dramatisches Gedicht, in fünf Aufzügen - Gotthold Ephraim Lessing


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Al-Hafi!

      Ist dieses dein Versprechen? Hältst du so

      Mir Wort?

      Al-Hafi. Wie konnt' ich glauben, daß es so

      Weit gehen würde.

      Saladin. Nun? erfahr ich nichts?

      Sittah.

      Ich bitte dich, Al-Hafi; sei bescheiden.

      Saladin.

      Das ist doch sonderbar! Was könnte Sittah

      So feierlich, so warm bei einem Fremden,

      Bei einem Derwisch lieber, als bei mir,

      Bei ihrem Bruder, sich verbitten wollen.

      Al-Hafi, nun befehl ich.—Rede, Derwisch!

      Sittah.

      Laß eine Kleinigkeit, mein Bruder, dir

      Nicht näher treten, als sie würdig ist.

      Du weißt, ich habe zu verschiednen Malen

      Dieselbe Summ' im Schach von dir gewonnen.

      Und weil ich itzt das Geld nicht nötig habe;

      Weil itzt in Hafis Kasse doch das Geld

      Nicht eben allzuhäufig ist: so sind

      Die Posten stehngeblieben. Aber sorgt

      Nur nicht! Ich will sie weder dir, mein Bruder,

      Noch Hafi, noch der Kasse schenken.

      Al-Hafi. Ja,

      Wenn's das nur wäre! das!

      Sittah. Und mehr dergleichen.—

      Auch das ist in der Kasse stehngeblieben,

      Was du mir einmal ausgeworfen; ist

      Seit wenig Monden stehngeblieben.

      Al-Hafi. Noch

      Nicht alles.

      Saladin. Noch nicht?—Wirst du reden?

      Al-Hafi.

      Seit aus Ägypten wir das GeId erwarten,

      Hat sie…

      Sittah (zu Saladin). Wozu ihn hören?

      Al-Hafi. Nicht nur nichts

      Bekommen…

      Saladin. Gutes Mädchen!—Auch beiher

      Mit vorgeschossen. Nicht?

      Al-Hafi. Den ganzen Hof

      Erhalten; Euern Aufwand ganz allein

      Bestritten.

      Saladin. Ha! das, das ist meine Schwester!

      (Sie umarmend.)

      Sittah.

      Wer hatte, dies zu können, mich so reich

      Gemacht, als du, mein Bruder?

      Al-Hafi. Wird schon auch

      So bettelarm sie wieder machen, als

      Er selber ist.

      Saladin. Ich arm? der Bruder arm?

      Wenn hab ich mehr? wenn weniger gehabt?—

      Ein Kleid, Ein Schwert, Ein Pferd,—und Einen Gott!

      Was brauch ich mehr? Wenn kann's an dem mir fehlen?

      Und doch, Al-Hafi, könnt' ich mit dir schelten.

      Sittah.

      Schilt nicht, mein Bruder. Wenn ich unserm Vater

      Auch seine Sorgen so erleichtern könnte!

      Saladin.

      Ah! Ah! Nun schlägst du meine Freudigkeit

      Auf einmal wieder nieder!—Mir, für mich

      Fehlt nichts, und kann nichts fehlen. Aber ihm,

      Ihm fehlet; und in ihm uns allen.—Sagt,

      Was soll ich machen?—Aus Ägypten kommt

      Vielleicht noch lange nichts. Woran das liegt,

      Weiß Gott. Es ist doch da noch alles ruhig.—

      Abbrechen, einziehn, sparen, will ich gern,

      Mir gern gefallen lassen; wenn es mich,

      Bloß mich betrifft; bloß mich, und niemand sonst

      Darunter leidet.—Doch was kann das machen?

      Ein Pferd, Ein Kleid, Ein Schwert, muß ich doch haben.

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