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Die Kugel von Kandra . Морган РайсЧитать онлайн книгу.

Die Kugel von Kandra  - Морган Райс


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ist besser, dass ich nicht mehr bei ihnen bin.“

      Oliver konnte ihre Gedanken gut nachempfinden. Er hatte selbst alles andere als eine glückliche Kindheit erlebt, umso mehr Mitgefühl hatte er für Menschen, denen es ähnlich ergangen war.

      Er dachte darüber nach, dass eigentlich alle Kinder an der Schule für Seher ihre Familien zurückgelassen hatten. Als er selbst dort war, hatte er sich gefragt, ob wohl keiner von ihnen einsam war oder Heimweh hatte. Vielleicht war keiner von ihnen aus glücklichen Familien. Vielleicht war es das Schicksal aller jungen Seher, dass ihre Eltern misstrauisch und ihre Kindheit unglücklich waren.

      Esther sah ihn an. „Glaubst du, dass deine echten Eltern dich und deine Besonderheiten akzeptieren werden?“

      Erst jetzt fiel ihm auf, dass er noch gar nicht darüber nachgedachte hatte. Sie hatten ihn irgendwann im Stich gelassen, oder etwa nicht? Vielleicht hatten sie gespürt, dass mit ihrem Baby etwas nicht stimmte und es hatte ihnen Angst gemacht!

      Doch dann dachte er an die Visionen, in denen er ihnen begegnet war. Sie waren liebevoll und gütig. Sie hatten ihm gesagt, dass sie ihn liebten und immer bei ihm waren, dass sie über ihn wachten und eines Tages mit ihm vereint wären. Sie würden sich ganz bestimmt freuen, ihn bei sich zu haben.

      Oder bildete er sich das alles nur ein?

      „Davon bin ich überzeugt“, sagte er mit fester Stimme, auch wenn ihm zum ersten Mal Zweifel kamen. Was wäre, wenn er diese ganze Mission vollkommen missverstanden hatte?

      „Was wirst du tun, wenn du sie gefunden hast?“, fragte Esther dann.

      Oliver überlegte. Es musste einen Grund geben, warum sie ihn als Baby verlassen hatten und nie nach ihm gesucht hatten. Warum waren sie jetzt nicht bei ihm?

      Er sah Esther lange an. „Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht.“

      Schweigend blickten sie aus dem Fenster. Der Zug fuhr gemächlich durch die Landschaft und wiegte sie sanft hin und her.

      Irgendwann kam die historische Altstadt von Boston in Sicht. Sie war bezaubernd, wie in einem alten Film. Oliver war aufgeregt. Er wusste zwar nicht, was passieren würde, wenn er seine richtigen Eltern gefunden hatte, aber er konnte es kaum erwarten, sie endlich zu treffen.

      „Nächste Haltestelle: Boston“, kündigte eine Männerstimme über Lautsprecher an.

      KAPITEL SIEBEN

      Als der Zug in den Bahnhof einfuhr, klopfte Olivers Herz bis zum Hals. Die Familie Blue war nie mit ihm verreist, und war es für ihn besonders aufregend, in Boston zu sein.

      Sie stiegen aus dem Zug und gingen in den geschäftigen Bahnhof. Dort war es großartig! In der Halle standen Marmorsäulen und Skulpturen. Menschen in Geschäftsanzügen eilten umher und sprachen lautstark in ihre Handys. Oliver war überwältigt

      „Von hier aus sind es etwa zwei Meilen zur Harvard Universität“, sagte er. „Wir müssen nach Norden gehen und den Fluss kreuzen.“

      „Sagt das dein Kompass?“, fragte Esther.

      Oliver lachte und schüttelte den Kopf. Dann zeigte er auf einen großen Stadtplan, der an der Wand hing. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten waren darauf verzeichnet, auch die Harvard-Universität.

      „Ach so“, lachte Esther.

      Als sie den Bahnhof verließen, wirbelte ein kühler Herbstwind ein paar Blätter über den Gehsteig. Der Himmel glänzte golden.

      Langsam gingen sie in Richtung Cambridge.

      „Es sieht hier ganz anders aus als zu meiner Zeit“, sagte Esther.

      „Wirklich?“, fragte Oliver erstaunt. Esther kam aus den 70er Jahren, so viel wusste er.

      „Ja, mehr Autos und mehr Menschen. Aber die Studenten sehen noch genauso aus.“ Sie grinste. „Brauner Cord kommt wohl nie aus der Mode.“

      Umso näher sie der Universität kamen, desto mehr junge Leute kamen ihnen mit dicken Büchern unter dem Arm entgegen.

      Es erinnerte Oliver an die Schule für Seher, wo die Kinder auch immer mit ernsten, fleißigen Mienen zu ihrem nächsten Ziel eilten.

      „Ich vermisse die Schule. Glaubst du, unseren Freunden geht es gut?“, fragte er.

      Er sah Hazel, Walter und Simon vor sich. Doch am meisten vermisste er Ralph. Ralph Black war für ihn der erste Mensch in seinem Leben, den er als besten Freund ansah.

      „Ich bin sicher, es geht ihnen gut“, entgegnete Esther. „Sie haben bestimmt viel zu tun. Dr. Ziblatt hatte gerade mit Astralprojektion begonnen, als ich abgehauen bin.“

      „Astralprojektion?“, fragte Oliver mit großen Augen. „Das hätte ich gerne mitgemacht!“

      „Ich auch.“

      Oliver hörte einen Hauch von Melancholie in ihrer Stimme. Wieder fragte er sich, was Esther dazu bewogen hatte, ihm zu folgen. Er hatte das Gefühl, dass sie ihm nicht alles erzählte.

      Sie erreichten eine Brücke, die über den Charles River führte. Sie war voll mit Studenten. Im Wasser darunter konnten sie Ruderboote, Kanus und Kajaks sehen. Es schien ein sehr lebendiger Ort zu sein.

      Sie gingen über die Brücke.

      „Hat sich dein Kompass schon verändert?“, fragte Esther neugierig.

      Oliver warf einen Blick darauf. „Nein, er zeigt immer noch die gleichen Symbole an.“

      Esther streckte die Hand aus und Oliver legte ihr den Kompass in die Hand. Fasziniert sah sie ihn an. „Ich frage mich, wo er herkommt. Merkwürdig, dass Armando nicht mehr über ihn sagen konnte. Er ist doch schließlich Wissenschaftler.“

      „Ich glaube, dass er von Sehern gebaut wurde“, sagte Oliver. „Ich meine, nur das Universum kennt die Zeitachsen und kann darauf reagieren.“

      Esther gab ihn zurück und Oliver steckte ihn ein.

      „Vielleicht kann Professor Nightingale mehr dazu sagen. Glaubst du wirklich, dass er ein Seher ist?“

      Oliver nickte. Er freute sich schon darauf, ihn zu treffen und zu hören, was er Oliver zu sagen hatte.

      „Glaubst du, er weiß etwas über deine Eltern?“, fragte Esther.

      Oliver spürte einen Kloß im Hals. Schnell schluckte er ihn hinunter. „Ich will mir keine falschen Hoffnungen machen, aber die Zeichen haben mich hierher geführt. Ich bin optimistisch, dass er etwas weiß.“

      Esther grinste. „Sehr gut.“

      Sie erreichten das Ende der Brücke und gingen auf der Hauptstraße weiter. Der Verkehr war hier sehr stark, also nahmen sie eine der vielen kleinen Alleen, die parallel dazu verliefen.

      Doch schon nach ein paar Schritten bemerkte Oliver eine Gruppe von Jungen, die um ein paar Jahre älter waren als er und Esther. Sie standen im Schatten zwischen den Bäumen herum, als würden sie jemandem auflauern. Sofort spürte er Gefahr.

      Als sie sich der Gruppe näherten, sahen die Jungs plötzlich auf und fixierten die beiden. Sie fingen an, tuschelten aufgeregt und schubsten sich gegenseitig. Es ging ganz eindeutig um Oliver und Esther. Ihre hinterhältigen Blicke machten es offensichtlich, dass sie ihnen nicht freundlich gesinnt waren.

      „Sieht nach Ärger aus“, sagte Esther leise.

      Oliver dachte daran, wie er mit den Fieslingen an der Campbell Junior High fertig geworden war. Früher hätte er versucht, ihnen aus dem Weg zu gehen, aber jetzt trat er ihnen selbstbewusst entgegen. Esther war hingegen nicht so selbstsicher. Sie ging jetzt ganz nahe an seiner Seite.

      „Schicker Overall“, spottete einer der Jungen.

      Die


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