Queste der Helden . Морган РайсЧитать онлайн книгу.
Mitgefühl, groß und nussbraun; sie wirkten, als läge in ihnen alle Weisheit der Welt. Ihre Augenlider hingen tief, wie schon immer, stets ein wenig schläfrig wirkend, und wurden umrahmt von ihrem wunderschönen, glatten braunen Haar, von Grau durchzogen, das zu beiden Seiten ihres Gesichts herabfiel. Sie hatte vielleicht ein paar Falten mehr, aber sie hatte sich nicht im Geringsten verändert.
„Das liegt daran, dass du nicht in Sicherheit bist“, sagte sie. „Kein König ist je sicher. Es gibt mehr Spione an unserem Hof, als du je wissen möchtest. Und so ist es eben.“
Sie lehnte sich vor und küsste ihn, und lächelte.
„Versuche, dich zu freuen“, sagte sie. „Immerhin ist es eine Hochzeit.“
Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ die Brustwehr.
Er blickte ihr nach, dann wandte er sich zurück zum Anblick seines Hofs. Sie hatte recht; sie hatte immer recht. Er wollte ja auch Freude daran haben. Er liebte seine älteste Tochter, und es war immerhin eine Hochzeit. Es war der schönste Tag in der schönsten Zeit des Jahres, am Gipfelpunkt des Frühlings, mit dem Sommer am Horizont, die beiden Sonnen perfekt am Himmel stehend, und der feinste Hauch einer Brise in der Luft. Alles stand in voller Blüte, rundum waren die Bäume eingefärbt in einer breiten Palette an Rosa und Lila, Orange und Weiß. Er täte nichts lieber, als sich hinunter zu seinen Mannen zu setzen, zuzusehen, wie seine Tochter verheiratet wurde, und becherweise Bier zu trinken, bis er nicht mehr konnte.
Aber das konnte er nicht. Er hatte eine lange Liste an Aufgaben zu erfüllen, bevor er überhaupt einen Schritt vor seine Burg setzen konnte. Schließlich bedeutete der Hochzeitstag einer Tochter für einen König gewisse Verpflichtungen: er musste seinen Rat einberufen; seine Kinder sprechen; sowie eine lange Reihe an Bittstellern sehen, die das Recht hatten, den König an diesem Tag zu sprechen. Er würde von Glück sprechen können, wenn er rechtzeitig zu Beginn der Zeremonie bei Sonnenuntergang aus der Burg kam.
*
In seine feinsten königlichen Gewänder gekleidet; Hosen aus schwarzem Samt, einem goldenen Gürtel, einer Königsrobe aus feinster purpurner und goldener Seide; in seinen weißen Mantel gehüllt, glänzende Lederstiefel über seine Waden gezogen, seine Krone auf den Kopf gesetzt—einem kunstvoll verzierten goldenen Reif mit einem großen Rubin, der in seine Mitte gefasst war—stolzierte MacGil durch die Hallen seiner Burg, von Bediensteten flankiert. Er schritt durch einen Raum nach dem anderen, stieg die Stiegen von der Brüstung hinab, durchquerte seine königlichen Gemächer, die große gewölbte Halle mit ihrer hochragenden Decke und den Reihen an Fenstern aus buntem Glas. Schließlich erreichte er eine alte Eichentüre, dick wie ein Baumstamm, die seine Diener für ihn öffneten, bevor sie zur Seite traten. Der Thronsaal.
Seine Ratgeber standen stramm, als MacGil eintrat und die Tür hinter ihm geräuschvoll ins Schloss fiel.
„Nehmt Platz“, sagte er, abrupter als sonst. Er war sie leid, besonders an diesem Tag, die endlosen Formalitäten des Regierens, und er wollte sie hinter sich bringen.
Er durchquerte den Thronsaal, der ihn ohne Ende beeindruckte, mit seiner fünfzig Fuß über ihm aufragenden Decke, mit einer gesamten Wand aus Buntglas, Boden und Mauern aus einem Fuß dicken Stein. Dieser Raum könnte mit Leichtigkeit einhundert Würdenträger fassen. An Tagen wie diesem jedoch, wenn sein Rat einberufen wurde, gab es nur ihn und seine Handvoll Ratgeber in dieser majestätischen Umgebung. Der Raum wurde beherrscht von einem ausladenden Tisch in Form eines Halbkreises, hinter dem seine Ratgeber standen.
Er schritt durch den Eingang, direkt durch die Mitte auf seinen Thron zu. Er stieg die steinernen Stufen hinauf, an den goldenen Löwenstatuen vorbei, und sank in die roten Samtkissen, die seinen Thron überzogen, der gänzlich aus Gold geschmiedet war. Sein Vater hatte auf diesem Thron gesessen, wie auch wiederum dessen Vater und alle MacGils vor ihm. Als er sich hinsetzte, fühlte MacGil das Gewicht seiner Ahnen—aller Generationen zusammen—auf ihm lasten.
Er betrachtete die anwesenden Ratgeber. Da war Brom, sein größter General und Ratgeber in militärischen Angelegenheiten; Kolk, der General der Jugend-Legion; Aberthol, der älteste der Truppe, ein Gelehrter und Historiker, Mentor der Könige dreier Generationen; Firth, sein Ratgeber für hofinterne Angelegenheiten, ein magerer Mann mit kurzem grauem Haar und ausgehöhlten Augen, die niemals stillstanden. Er war kein Mann, der je MacGils Vertrauen genossen hatte, und er hatte noch nicht einmal seinen Titel je wirklich verstanden. Jedoch MacGils Vater, und dessen Vater davor, hielten sich einen Ratgeber für höfische Angelegenheiten, und aus Respekt vor ihnen behielt er dies bei. Dann gab es Owen, seinen Schatzmeister; Bradaigh, seinen Ratgeber für äußere Angelegenheiten; Earnan, seinen Steuereinzieher; Duwayne, seinen Berater in Sachen Bevölkerung; und Kelvin, den Repräsentanten des Adels.
Natürlich hatte der König die absolute Autorität. Aber sein Königreich war ein freiheitliches, und seine Vorväter hatten stets Stolz darin gefunden, dem Adel eine Stimme in allen Angelegenheiten zukommen zu lassen, über das Sprachrohr ihres Repräsentanten. Historisch gesehen war das Gleichgewicht der Macht zwischen dem Königtum und dem Adel nicht immer harmonisch gewesen. Derzeit herrschte Einklang, doch in früheren Zeiten waren Aufstände und Machtkämpfe zwischen den Adeligen und der königlichen Familie vorgekommen. Es war ein empfindliches Gleichgewicht.
Als MacGil den Raum betrachtete, fiel ihm die Abwesenheit einer Person auf: gerade des Mannes, den er am dringendsten zu sprechen wünschte. Argon. Wie üblich war es schwer absehbar, wann und wo er auftauchen würde. Es trieb MacGil in den Wahnsinn, aber er hatte keine Wahl, als es zu akzeptieren. Die Wege der Druiden waren ihm unergründlich. Ohne seine Anwesenheit verspürte MacGil noch größere Hast. Er wollte dies hinter sich bringen, sich den tausend anderen Dingen zuwenden, die ihm vor der Hochzeit noch bevorstanden.
Die Gruppe der Ratgeber saß ihm gegenüber um den halbrunden Tisch, im Abstand von zehn Fuß voneinander, jeder von ihnen in einem Stuhl aus uraltem Eichenholz mit aufwändig geschnitzten hölzernen Armlehnen.
„Mein Herr, wenn ich beginnen dürfte“, rief Owen aus.
„Du darfst. Und fasse dich kurz. Meine Zeit heute ist eng begrenzt.“
„Eure Tochter wird heute zahlreiche Geschenke erhalten, die, wie wir hoffen, ihre Koffer gut gefüllt hinterlassen werden. Die tausenden Menschen, die Tribut zollen, Euch persönlich Geschenke überreichen, und unsere Freudenhäuser und Tavernen füllen, werden unseren Schatzkammern ebenso helfen. Und doch werden die Vorbereitungen für die heutigen Festivitäten auch einen guten Teil der königlichen Kassen leeren. Ich empfehle eine Erhöhung der Steuern für das Volk, und auch für den Adel. Eine einmalige Abgabe, um den Druck dieses großartigen Ereignisses zu lindern.“
MacGil sah die Sorge im Gesicht seines Schatzmeisters, und ihm wurde beim Gedanken an die geleerten Kassen mulmig. Und doch würde er die Steuern nicht noch einmal erhöhen.
„Besser arme Kassen und loyale Bürger“, antwortete MacGil. „Unser Reichtum liegt in der Zufriedenheit unserer Untertanen. Wir werden ihnen nicht mehr auferlegen.“
„Aber mein Herr, wenn wir nicht—“
„Es ist beschlossen. Was sonst?“
Owen sank geknickt zurück.
„Mein König“, sagte Brom mit seiner tiefen Stimme. „Eurem Befehl folgend haben wir den Großteil unserer Kräfte für das heutige Ereignis am Hof stationiert. Die Machtdemonstration wird beeindruckend sein. Aber es ist eine starke Belastung. Sollte in einem anderen Teil des Königreichs ein Angriff stattfinden, sind wir verletzlich.“
MacGil nickte und dachte darüber nach.
„Unsere Feinde werden uns nicht angreifen, während wir sie abfüttern.“
Die Männer lachten.
„Was gibt es Neues aus den Hochlanden?“
„Es gibt seit Wochen keine Berichte über irgendwelche Aktivitäten. Es scheint, als hätten ihre Truppen sich in Vorbereitung für die Hochzeit zurückgezogen. Vielleicht sind sie bereit, Frieden