Эротические рассказы

Soll und Haben. Gustav FreytagЧитать онлайн книгу.

Soll und Haben - Gustav Freytag


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sagte Fink, »Sie spricht von Ihnen in einem Ton, der Ihren Bekannten wahrhaft betrübend vorkommen muß. Sie werden groß und still genannt, Ihr Gesicht ein Muster männlicher Kraft; die Dichterin findet Sie voll Kenntnisse, voll Geist und voll Witz; sie fragt, ob ein solcher Mensch nicht zu bedeutend sei, um sich zu einem weichen Mädchen hinabzuneigen. Nun frage ich alle, wie kann ein gescheites Kind wie Hildegard Salt sich so weit verirren, Sie in der Stille anzubeten? Denn Sie sind bei der letzten Flasche ein ziemlich kurzweiliger Gesell, Benno, aber wenn ich ein Mädchen wäre und mir ein Ideal aussuchte, ich würde lieber einen Nußknacker zu meinem Götzen machen als Sie.«

      Tönnchen verzog den Mund.

      »Ist von uns auch etwas darin?« fragte Herr von Werner, auch einer der Grünen, ein Bruder von vier schönen Schwestern, Nachbar der Rothsattel, von jungem Adel, aber reich, in Familieneifersucht aufgewachsen.

      »Von Ihnen wenig«, versetzte Fink, »nur zwei Zeilen.« Er nahm das Buch hervor und sah hinein und suchte. – Anton ballte die Hände unter dem Tisch. – »Schmerzliche Fügung des Himmels, Lenore liebt und sucht vergebens ihr Herz zu verhüllen. Und der Geliebte gehört den Feinden an. Oh, Georg W. Jetzt kommen Punkte und drei Ausrufezeichen.« Fink steckte das Buch wieder ein. Anton beruhigte sich, das konnte nicht in dem Buche stehen, auch sah er, daß die Nasenflügel Finks sich heftig bewegten, ein untrügliches Zeichen, daß er Schelmerei trieb.

      Zernitz schob das Glas weg und rief: »Es ist indiskret, daß wir uns in diesem Raume über das unterhalten, was die Mädchen gefühlt haben.«

      »Ich bin derselben Meinung«, rief Benno Tönnchen eifrig.

      »Ich auch«, sagte Georg Werner.

      »Sie müssen das Buch versiegeln und zurückschicken«, sprach der Frosch.

      »Oh, ihr gemütvollen Zettel«, rief Fink in der glücklichsten Stimmung, »weil eure haarigen Köpfe von feinen Händen gekrault werden, wird euer Herz zartfühlend. Ich möchte eure Gesichter sehen, wenn ich aus dem Buche das Gegenteil herausgelesen hätte. Ei, ei! Und keiner kennt den Shakespeare!«

      »Komteß Lara und Hildegard sind zu feinfühlend, um das hineinzusetzen, was Ihre Bosheit gern gesehen hätte«, rief Zernitz.

      »Die Rothsattel ist zwar stolz«, rief Werner, »aber sie hat keinen Grund, von mir etwas anderes zu sagen, als was wahr ist. Ich habe sie immer im stillen für ein tüchtiges Mädchen gehalten, das wohl verdient, einmal die Frau eines ehrlichen Jungen zu werden.«

      Fink nickte ihm billigend zu, dann erhob er das Buch und blickte hinauf an die Decke. »Warum werde ich nicht auf der Stelle von dieser sündigen Erde unter bessere Geschöpfe versetzt? Ich bin ein Seraph, und niemand merkt es, und niemand wird es glauben, am wenigsten die Weiber. Hier, Anton, empfange das Buch! Nicht durch Ofenwärme, nicht durch Überredung oder Zwang ist es erobert; durch freiwilligen Entschluß der tanzenden Herren wird es ungelesen zurückgeschickt.«

      Anton ergriff das Buch, eilte in die Schreibstube von Feroni, schrieb auf einen Zettel: »Fink hat einige Blätter gelesen, er wird schweigen, sonst niemand eine Zeile«, siegelte Zettel und Buch in ein Kuvert und sandte dies durch einen von Feronis Leuten am späten Abend nach dem Hause der Komteß Lara mit dem ausdrücklichen und durch eine Kette von Versprechungen verstärkten Befehl, der Bote müsse unter allen Umständen durch Nachtwächter und Pförtner in das Haus und bis an die Grenzen des Schlafzimmers dringen, wo, wie er mit Grund annahm, Theone jetzt ihre schwarzen Locken durch Ströme von Tränen in träufelnde Bindfaden verwandelte.

      Das Gelage nahm seinen Verlauf. Das heiße Zimmer, der starke Trank und ein gewisses nachdenkliches Wesen der meisten Herren machten der Sitzung früher ein Ende, als Finks Absicht war. Endlich brach er auf, weckte den verschlafenen Küfer und sagte zu Anton: »Bezahle die Rechnung.« Als Fink mit nach Hause ging, begann er: »Sei ruhig, Tony, natürlich war alles gelogen, was ich aus dem Buch erzählt habe. In Wahrheit war alle Bosheit darin angesammelt, deren eine Gesellschaft Turteltauben fähig ist.«

      »Ich hab’s gemerkt«, sagte Anton vergnügt, »in der nächsten Stunde werden deine Herren schön den Hof machen.«

      »Einer oder der andere soll die Geliebte, die ich ihm heut zugeteilt habe, noch heiraten, ich will mich jetzt aufs Kuppeln legen.«

      Anton schwieg gekränkt. »Sei ruhig«, fuhr Fink behaglich fort, »auch du sollst deine Einwilligung zu den Partien geben. Sprich, wie gefallen dir meine Herren?«

      »Sieh«, sagte Anton, »was sie sagen, erscheint mir oft gewöhnlich, aber sie haben Selbstvertrauen und eine sichere Haltung, die sie auch dann nicht verlieren, wenn sie sich gehen lassen.«

      »Na«, sagte Fink, »es geht; sie sind in ihrer Clique, in dem müßigen Umherlaufen mit Cousinen und Sporen an den Beinen verkümmert, sie sollen im ganzen genommen ein Beispiel sein, wie man nicht sein muß, wenn man amüsant sein will. Ihre Liederlichkeit ist nicht lustig, und ihre Lustigkeit ist kläglich, in ein paar Jahren sind sie schal und ungenießbar wie schlechter Most. Dieses Tönnchen wird schon säuerlich. Ich habe große Lust, sie dir nächstens betrunken zu zeigen.«

      »Sprich nicht so liederlich«, bat Anton.

      »Ach, du armer Junge«, sagte Fink. »Schließ die Tür auf und gib mir meine Geldbörse zurück.«

      »Du hast heut wieder eine große Rechnung bezahlt«, sagte Anton. »Ich bitte dich, sei nicht so freigebig, du demütigst ja die andern.«

      »Sei ruhig, Anton«, erwiderte Fink, »ich halte mich über sie auf, folglich ist es auch billig, daß ich für sie bezahle.«

      »Ich hoffe, du wirst niemals für mich bezahlen«, sagte Anton.

      »Nein«, entgegnete Fink, »du sollst das Privilegium haben, dein eigener Kassierer zu sein; ich bin zufrieden, daß du mir den Hausschlüssel trägst und bei mir noch deine Zigarre rauchst, während ich mich ausziehe. – Welche Stunde ist’s?«

      »Es ist gegen zwei Uhr«, erwiderte Anton vorwurfsvoll.

      »Dann sind wir sicher die letzten. Da ich herkam, konnte das alte Haus solche Exzesse nicht vertragen. Als ich das erstemal beim Frühlicht diesen Riesenschlüssel ins Schloß steckte, fürchtete ich, die alten Mauern würden über mir zusammenbrechen. Jetzt sind sie daran gewöhnt, der Hund, die Hausknechte und der Prinzipal. Oft bleibe ich nur deshalb länger aus, um diese schauderhafte philiströse Hausordnung umzudrehen.«

      Als Hildegard Salt nach einer feuchten Tränennacht gegen Morgen die ersten Anstalten zum Schlafen machte, wurde sie durch einen Brief von Theone Lara geweckt, in dessen vorderem Teile Theone mit schwarzer Krähenfeder die Ansicht aussprach, daß für sie auf dieser Welt kein Raum mehr sei, und in der zweiten Hälfte diese Ansicht dahin berichtigte, daß sie Hildegard und Lenore für nächsten Nachmittag zur Schokolade einlud, um wegen der glücklichen Rettung des Buches eine vertrauliche Festfeier zu begehen.

      Auf dieser Konferenz der Braunen wurde die Entweihung des Buches durch Männeraugen lebhaft besprochen. Schrecklich war, daß Fink hineingesehen hatte. Aber auch Wohlfart hatte das Buch in Händen gehabt, und es war sehr zu fürchten, daß auch er es durchgelesen hatte. Lenore war überzeugt, Wohlfart habe nicht darin gelesen. Hildegard dagegen behauptete, er sei ein Mann, und kein Mann, auch der beste nicht, sei einer solchen Diskretion fähig. Nach längerer Debatte wurde beschlossen, ihn auf eine Probe zu stellen. »Wenn er hineingesehen hat«, sagte Lenore, »so hat er doch zuerst das Titelblatt angesehen.«

      »Das Titelblatt durfte er ansehen«, warf ein brauner Vogel ein.

      »Ich hatte ihm verboten, das Buch zu öffnen«, sprach Lenore, »und ich weiß, er hat keine Seite angesehen. Ihr alle sollt zuhören, wie er meine Fragen beantwortet.«

      Als Anton in der nächsten Tanzstunde erschien, trat ihm Lenore an der Spitze der Partei entgegen, ihre Miene war bekümmert, und alle Braunen bemühten sich, die Köpfe zu hängen und ebenso traurig auszusehen: »Ach, Herr Wohlfart, was haben Sie gemacht! Das Buch, welches Sie an Theone geschickt haben, war ja nicht ihr Tagebuch, es war das Notizbuch eines Herrn, aus einer fremden Brieftasche.«

      »Wie ist das möglich?« rief Anton bestürzt.

      »Gleich auf der ersten Seite war


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