Antonia. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.
bestehen oder plötzlich durch das Erscheinen eines Gesprächs verkündet werden.
Aus Rücksicht auf solche Befürchtungen beeilen wir uns daher, Ihnen zu versichern, daß die Lokalitäten unserer Geschichte nirgends an die Grenzen des abgenutzten Forums streifen oder die Bögen des erschöpften Colosseums besteigen werden. Ihre Aufmerksamkeit soll sich mit den Menschen, nicht aber mit den Gebäuden des alten Rom’s beschäftigen, Wir wünschen, Ihnen ein Gemälde der innersten Empfindungen jener Zeit, der lebenden, athmenden Handlungen und Leidenschaften des Volkes, in dem dem Untergang geweihten Reiche zu bieten. Topographische Alterthumsforscherei und klassische Architektur überlassen wir geschickteren Federn und anderen Lesern.
Es ist jedoch nöthig, den Kreis, in welchem sich die Personen unserer Geschichte bewegen werden, einigermaßen anzudeuten, um das Verständniß ihrer verschiedenen Bewegungen zu erleichtern. Der Theil der alten Stadt, welchen wir wieder zu beleben gedenken, hat in der neuen nur wenige Spuren seiner Existenz hinterlassen, seine Plätze werden nur von der Tradition angedeutet – seine Gebäude sind Staub. Da, wo einst der Tempel stand, erhebt sich jetzt die Kirche und der vorübergehende Müßiggänger wird jetzt von der Weinkneipe angelockt, wo sein Vorfahr von dem Bade eingeladen wurde.
Die Mauern von Rom sind dem Umfange nach heutzutage noch dieselben, wie zu der Zeit, von welcher wir jetzt schreiben. Hiermit hört aber auch alle Aehnlichkeit zwischen der alten und neuen Stadt auf. Die Häuser, welche diese Mauern einst kaum zu umfassen vermochten, sind schon längst verschwunden und ihre modernen Nachfolger nehmen nur ein Drittel des Raumes ein, welcher einst die Hauptstadt des Reiches ausfüllte.
Jenseits der Mauern streckten sich, in alten Zeiten ungeheure Vorstädte hin. Prächtige Villen, köstliche Haine, Tempel, Theater, Bäder – zwischen Colonien von der untern Volksklasse gehörenden Gebäuden verstreut – umgaben die gewaltige Stadt. Von diesen unzähligen Gebäuden ist jetzt kaum noch eine Spur vorhanden. Der Reisende erblickt, wenn er die Gegend, in welcher einst die berühmten Vorstädte standen, überschaut, hier und da nur eine verfallene Wasserleitung oder ein zerbröckelndes Grab auf der Oberfläche eines gifthauchenden Morastes.
Der gegenwärtige Zugang Rom#s durch die Porta del Popolo befindet sich aus derselben Stelle, wie das alte Flaminische Thor. Drei große Straßen führen gegenwärtig von demselben dem südlichen Ende der Stadt zu und bilden mit ihren Nebengassen den Haupttheil des modernen Rom. Aus der einen Seite sind sie von dem Monte Pincio, aus der andern vom Tiber begrenzt. Von diesen Straßen nehmen die dem Flusse zunächstliegenden die Stelle des berühmten Campus Martius ein, die auf der andern Seite die alten Zugänge zu den Gärten des Sallust und Lucullus auf dem Monte Pincio.
Auf der entgegengesetzten Seite des Tiber – nach welcher man über den Ponte San Angelo, früher Ponte Elius, gelangt – führen zwei durch eine unregelmäßige, volkreiche Gegend gehende Straßen nach der neuen St. Peterskirche.
Zur Zeit unserer Erzählung war dieser Theil der Stadt sowohl in Bezug auf Größe wie auf das Aeußere von höherer Bedeutung als jetzt, und führte direkt nach der alten Basilica zu St. Petrus, die sich auf derselben Stelle befand, wie jetzt das Gebäude aus neuerer Zeit.
Die von uns zu erzählenden Ereignisse tragen sich nur in dem eben beschriebenen Theile der Stadt zu.
Von dem Monte Pincio über den Campus Martius, und den Pons Elias bis zu der St. Petrus-Basilica, wird der Leser wohl oft eingeladen werden uns zu begleiten. Wir verschonen ihn aber mit der Notwendigkeit in allbekannte Ruinen zu dringen oder über den Gräbern geschiedener Vaterlandsfreunde zu trauern.
Ehe wir jedoch zu frühen Schauspielen zurückkehren oder zu neuen Rollen übergehen, wird es erforderlich sein, die Straßen, welche wir hier wieder aufzugraben versuchen, zu bevölkern. Durch dieses Verfahren hoffen wir, dem Leser die Vertrautheit mit den Sitten und Gebrauchen der Römer im fünften Jahrhundert zu verleihen, von welchen der Einfluß der Geschichte hauptsächlich abhängt, und welche wir durch eine philosophische Abhandlung über die Eigenthümlichkeiten jener Zeit einflößen zu können, verzweifeln. Einige erleuternde Seiten werden unserm Zwecke vielleicht besser entsprechen, als ganze Bände voll historischer Beschreibungen. Es giebt keine sichereren Zeichen für den Charakter eines Volkes als die Straßen seiner Städte.
Es ist beinahe Abend. Auf dem breitesten Theile des Campus Martius sind eine Menge von Menschen vor den Thoren eines Palastes versammelt. Sie haben sich eingestellt, um mehrere Körbe mit Lebensmitteln zu empfangen, die der Eigenthümer des Gebäudes mit prunksüchtiger Wohlthätigkeit austheilt. Der unaufhörliche Lärm und die Bewegung der ungeduldigen Menge bildet einen sonderbaren Kontrast mit der stolzen Ruhe der Natur- und Kunstgegenstände, die sie auf allen Seiten umschließen.
Der Raum, auf welchem sie sich befinden, ist von länglicher Form und bedeutender Größe. Ein Theil desselben besteht aus einem Rasenwege unter schattigen Bäumen, ein anderer aus den gepflasterten Zugängen des Palastes und der öffentlichen Bäder, welche in dessen unmittelbarer Nähe stehen. Diese beiden Gebäude zeichnen sich durch ihre prächtigen äußern Verzierungen mit Statuen und die Eleganz und Zahl der Treppen aus, über welche man in sie gelangt. Mit den niederen Gebäuden, Marktplätzen und Gärten, die zu ihnen gehören, sind sie umfänglich genug, um auf der einen Seite den Blick zu begrenzen. Das einförmige Aussehen, welches zu andern Zeiten die Ausdehnung und Regelmäßigkeit ihrer weißen Vorderseiten besitzen könnte, wird in diesem Augenblicke angenehm durch mehrere über ihre Thüren und Balkone gespannte, buntfarbige Sonnendecken unterbrochen. Die Sonne scheint jetzt mit Alles besiegendem Glanze auf sie, die Metallzierathen an ihren Fenstern strahlen wie feurige Edelsteine, selbst die Bäume, welche ihre Haine bilden, gehören zu der allgemeinen Lichtfluth und bieten gleich den sie umgebenden Gegenständen dem müden Auge weder Erquickung noch Ruhe.
Gegen Norden zieht das stolz in den tiefblauen Himmel hinaufragende Mausoleum des Augustus sofort unsere Aufmerksamkeit an. Seiner Lage zufolge liegt dieses edle Gebäude bereits theilweise im Schatten. Auf keinem Theile seiner mächtigen Galerien ist ein menschliches Wesen zu erblicken – es sieht einsam und erhaben als eindringliche Verkörperung der Gefühle, zu deren Ausdrucke es errichtet wurde, da.
Auf der dem Palast und den Bädern gegenüber liegenden Seite befindet sich der bereits erwähnte beraste Spaziergang. Dicht neben einander gepflanzte und mit Weinstöcken verschlungene Bäume warfen einen üppigen Schatten auf diese Stelle. In ihren Zwischenräumen zeigen sich aus der Ferne schon bunte Kleider, Gruppen von ausruhenden Gestalten, mit Obst und Blumen beladene Verkaufsstände und unzählige weiße Marmorstatuen von Rehen und Waldnymphen. Von diesem köstlichen Plätzchen aus hörte man das Rauschen von Springbrunnen, welches zuweilen von dem Säuseln der Blätter oder den klagenden Tönen der römischen Flöte unterbrochen wurde.
Im Süden stehen zwei heidnische Tempel in einsamer Größe unter einem Heere von Monumenten und Trophäen da. Obgleich die Gesetze jetzt den Gottesdienst, für welchen sie errichtet wurden, verbieten, so hat es doch die Hand der Reform noch nicht gewagt, sie dem Ruin zu weihen oder christlichen Zwecken anzupassen. Niemand betritt jetzt ihre einst menschengefüllten Säulengänge. Kein Priester erscheint, um an ihren Thoren die Orakel zu verkünden – keine Opfer dampfen auf ihren nackten Altären. Unter ihren, nur von dem durch ihre schmalen Eingänge dringenden Lichte besuchten, Dächern stehen unbemerkt, unangebetet, unbewegt die gewaltigen Götter des alten Rom’s. Das Gefühl der Menschen, welches sie einst allmächtig machte, betrachtet sie jetzt nur noch als Stein. Der Stern aus Osten hat bereits die furchtbare Glorie verdunkelt, welche die Religion des Blutvergießens einst um ihre Gestalten hüllte. Verlassen und allein stehen sie nur noch als düstere Denkmäler der größten Verblendung da, welche der Scharfsinn des Menschen je organisirt hat.
Wir haben jetzt so zu sagen den Rahmen um das bewegliche Gemälde gezeigt, welches wir nun dem Leser zu bieten versuchen. wollen, indem wir uns unter die Menge vor dem Palastthore mischen.
Diese Versammlung löste sich, in drei Abtheilungen auf: die vor den Palaststufen stehende, die um die öffentlichen Bäder schlendernde und die im Schatten der Bäume ruhende. Die erste war der Zahl nach die wichtigste und vom verschiedenartigsten Aussehen. Aus Schelmen der schlimmsten Art aus jedem Theile der Welt her bestehend, hatte man sagen können, daß sie in ihrem allgemeinen Anblick von, numerischer Wichtigkeit das höchste Bild der Entartung darstellte. Im Vertrauen auf