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Antonia. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Antonia - Уилки Коллинз


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Brunnen entgegensprudelndem Wasser. In jenem purpurnen Schein gebadet, warfen die glatten Porphhrsäulen chamäleonartige, ätherische, wechselnde Tinten zurück. Die weißen Marmorstatuen überzogen sich mit einer zarten Rosenfarbe und die dunkeln Bäume leuchteten in ihren innersten Laubtiefen wie in einen goldenen Nebel getaucht; während, im seltsamen Contrast mit dem wunderbaren Strahlenglanze um sie her, die ungeheure broncene Pinie in der Mitte des Platzes und die breite Fronte der Basilica sich im dunkeln Schatten unbestimmt und kolossal erhoben; wie böse Geister über der heitern Schönheit des übrigen Schauspiels lauerten und ihre tiefen Schlagschatten mitten in das Licht, dessen Herrschaft sie verachteten, warfen.

      Aus der Ferne betrachtet, bildete diese phantastische Vereinigung blendenden Glanzes und feierlicher Düsterkeit – diese auf der einen Stelle, so daß sie riesenhaft aussahen, verdunkelten, auf der Andern, so daß sie ätherisch zu sein schienen, erhellten Gebäude, diese wogenden Gruppen, die eine auf dem einen Punkte im strahlenden Licht schimmernde, an dem andern in dichten Schatten verdunkeln, bewegliche Masse ausmachten – ein so ungleichartiges und doch so schönes, so groteskes und doch so erhabenes Ganze, daß die Scene für den Augenblick eher einem durch seine Nähe an der Erde halb verdunkeltem bewohnten Meteor als einem irdischen, materiellen Schauspiele glich.

      Die Schönheiten dieses atmosphärischen Effektes waren von viel zu ernster und hoher Natur, um die Menge auf dem Platze zu interessiren. Von der ganzen Versammlung beobachteten nur zwei Menschen den herrlichen Sonnenuntergang mit einer Spur der Bewunderung und Aufmerksamkeit, welche er verdiente. Der Eine war der Gutsbesitzer, dessen Unglück wir im vorigen Kapitel erzählt haben, der Andere sein merkwürdig Freund.

      Diese beiden Männer bildeten in ihrem Aeußern wie in ihrem Benehmen einen eigenthümlichen Kontrast mit einander, als sie so auf den purpurnen Himmel blickten. Der Bauer war ein untersetzter, ruhelos aussehender Mann, dessen von Natur eckigen Züge jetzt durch einen starren Ausdruck des Elends und der Unzufriedenheit verzerrt waren. Sein scharfer durchdringender Blick schweifte unablässig von einem Orte zum andern, bemerkte alle Gegenstände, ruhten aber auf keinem. Seine Aufmerksamkeit für das Schauspiel vor ihm schien eher durch den Einfluß des Beispiels veranlaßt zu sein, als durch seine eignen, freiwilligen Gefühle, denn er blickte in kurzen Zwischenräumen ungeduldig auf seinen Freund, als erwarte er, daß dieser sprechen würde, aber sein nachdenklicher Gefährte ließ weder ein Wort noch eine Bewegung wahrnehmen. Ausschließlich mit seinen eignen Betrachtungen beschäftigt, schien er für jeden gewöhnlichem äußeren Aufruf vollkommen unempfindlich zu sein.

      Seinem Alter und Aussehen nach war dieses Individuum schon betagt, denn es hatte sechszig Jahre gezählt; sein Haar war völlig ergraut und sein Gesicht mit tiefen Runzeln bedeckt. Trotz aller dieser Nachtheile war er aber doch im höchsten Sinne des Wortes ein schöner Mann. Seine abgemagerten Züge waren immer noch kühn und regelmäßig und in dem zur Gewohnheit gewordenen Trübsinn seines Ausdrucks lag eine Höhe und in seinen etwas strengen, ernsten Augen eine Intelligenz, die beredtes Zeugniß für die Ueberlegenheit seiner intellectuellen Kräfte ablegte.

      Als er jetzt fest auf den goldenen Himmel hinausblickend mit halb auf seinen Stab gestützter, schlanker magerer Gestalt, fest zusammengepreßten Lippen, leicht gerunzelter Stirn und ruhiger, bewegungsloser Haltung dastand, mußte auch der oberflächlichste Beobachter augenblicklich fühlen, daß er kein gewöhnliches Wesen vor sich hatte. Die Geschichte eines Lebens voll tiefen Denkens, vielleicht auch langer Bekümmerniß schien auf jedem Zuge seines sinnenden Gesichts geschrieben zu stehen und sein Wesen zeigte eine natürliche Würde, die offenbar seinem rastlosen Gefährten abhielt, den Lauf seiner Reflexionen entschieden zu unterbrechen.

      Langsam und prächtig war die Sonne am Horizont hinabgesunken, bis sie jetzt gänzlich den Blicken entschwand. Als ihre letzten Strahlen an den fernen Bergen verglommen waren, schrak der Fremde aus seinen Träumen auf, näherte sich dem Bauer und deutete mit seinem Stabe auf, die schnellverbleichende Helligkeit des westlichen Himmels.

      »Probus,« sagte er mit leiser wehmüthiger Stimme. Als ich diesen Sonnenuntergang anblickte, dachte ich an den Zustand der Kirche.«

      »Ich sehe an der Kirche wenig zu denken und am Sonnenuntergange nicht viel Bemerkenswerthes,« entgegnete sein Gefährte.

      »Wie rein, wie glänzend,« murmelte Jener, kaum die Bemerkung des Gutsbesitzers beachtend, »war das Licht, welches die-Sonne über die Erde zu unsern Füßen warf! Wie herrlich triumphirte seine Helligkeit eine Zeitlang über die Schatten um uns her und doch, wie schnell verblich es trotz der Verheißungen dieses Strahlenschimmers in seinem Kampfe mit der Finsterniß – wie gänzlich ist es jetzt schon von der Erde geschieden und hat die Schönheit seines Schimmers dem Himmel entzogen! Schon Verlängern sich die Schatten um uns und hüllen jeden Gegenstand auf dem Platze in ihr Dunkel ein; kaum noch eine kurze Stunde und die Schwärze der Nacht wird sich – wenn der Mond nicht erscheint – widerstandslos über Rom ausbreiten!.«

      »Zu welchem Zwecke sagst Du mir das?«

      »Erinnert Dich nicht das, was wir beobachtet haben, an die Laufbahn der Religion, die zu bekennen wir das Glück haben. Bezeichnet nicht jenes erste herrliche Licht ihren reinen vollkommenen Aufgang, jener kurze Kampf zwischen Helligkeit und Finsterniß ihre erfolgreiche Bewahrung durch die Apostel und Väter, das schnelle Verbleichen der Strahlen, ihre Entweihung in späterer Zeit und das uns jetzt umgebende Dunkel, das Verderben, welches sie in dem Zeitalter, wo wir leben, umschlungen hat? – ein Verderben, welches nichts abwenden kann, als die Rückkehr zu dem reinen ersten Glauben, welche jetzt die Hoffnung unserer Religion sein muß, wie der Mond die Hoffnung der Nacht ist?«

      »Wie sollen wir reformiren? Kümmern sich Menschen, die keine Freiheit haben, um die Religion?« Wen soll sie belehren?«

      »Ich habe es gethan – ich werde es thun. Es ist der Zweck meines Lebens, ihnen die Heiligkeit der alten Kirche zurückzugeben; sie aus den Fallstricken der Hochverräther am Glauben, die die Menschen Priester nennen, zu erlösen. Sie sollen durch mich erfahren, daß die Kirche einst keinen Schmuck? gekannt hat, als die Gegenwart der Reinen, daß der Priester kein schöneres Gewand begehrt hat, als seine Frömmigkeit, daß das Evangelium, welches einst Demuthlehrte und jetzt Uneinigkeit erregt, in früheren Zeiten, die Regel des Glaubens, für alle Bedürfnisse genügend, alle Schwierigkeiten beherrschend – war. Durch mich sollen sie erfahren, daß es in alter Zeit der Hüter des Herzens war, durch mich sollen sie sehen, daß es jetzt ein Spielzeug der Stolzen ist – durch mich sollen sie fürchten, daß es in künftigen Tagen aus der Kirche verbannt werden kann!

      »Dieser Aufgabe habe ich mich geweiht, dem Umsturz dieses Götzendienstes, welcher sich mit seinen Bildern, Reliquien, Juwelen und seinem Golde gleich einem zweiten Heidenthume unter uns erhebt, will ich mein Kind, mein Leben, meine Kräfte und Habe weihen. Von diesem Versuche werde ich mich nie abwenden – vor diesem Entschlusse nie zurückweichen. So lange ich noch einen Hauch des Lebens besitze werde ich darauf beharren, dieser gottlosen Stadt die wahre Verehrung des Höchsten wiederzugeben!«

      Er brach kurz ab. Die Fülle seiner Bewegung schien ihm plötzlich die Fähigkeit der Rede zu rauben. Jede Muskel im ganzen Körper jenes strengen, trüben Mannes bebte bei den unsterblichen Eingebungen seiner Seele. Es lag fast etwas Weibliches in seiner gänzlichen Hingebung an den Einfluß einer einzigen Empfindung. Selbst der rauhe, verzweifelte Gutsbesitzer fühlte Ehrfurcht vor dem Enthusiasmus des Wesens vor ihm und vergaß das ihm widerfahrene Unrecht, trotz seiner Furchtbarkeit, und sein Elend, so drückend es auch war, als er in das Gesicht seines Gefährten blickte.

      Einige Minuten lang sprach Keiner von den Männern weiter ein Wort. Bald beschwichtigte jedoch der, welcher zuletzt gesprochen, seine Aufregung mit der Selbstbeherrschung eines Mannes, der gewohnt ist, die Bewegung, welche er nicht ersticken kann, zu unterdrücken, trat auf den Gutsbesitzer zu und ergriff trübe dessen Hand.

      »Ich sehe, Probus, daß ich Dich überrascht habe,« sagte er, »aber die Kirche ist der einzige Gegenstand, über welchen ich keine Zurückhaltung besitze. In allen anderen Dingen habe ich die Hitze meiner frühem Jahre besiegt, in diesem muß ich immer noch mit meinem ungeberdigen Herzen kämpfen. Wenn ich auf die Betrügereien, welche um uns aufgeführt werden, blicke, wenn ich eine lügnerische Priesterschaft, ein getäuschtes Volk, eine befleckte Religion sehe, dann gestehe ich, daß die Entrüstung meine Geduld überwältigt,


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