Armadale. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.
so fest eingeschlafen auf dem Sofa zurückgelassen, daß er nicht das Herz gehabt habe, ihn zu wecken. Der Abend sei sehr angenehm verstrichen und ihre Unterhaltung habe sich um mancherlei Gegenstände gedreht, bis Mr. Hawbury in einem unglückseligen Augenblicke einen Wink habe fallen lassen, daß er ein großer Freund vom Segeln sei und selbst, ein Vergnügungsboot besitze, welches im Hafen liege. Durch seinen Lieblingsgegenstand augenblicklich in Feuer und Flammen gesetzt, hatte Allan seinem gastfreundlichen Wirthe keine andere Wahl gelassen, als mit ihm nach dem Hafendamme zu gehen und ihm sein Boot zu zeigen. Die Herrlichkeit der Nacht und die sanfte Brise hatten das Uebrige gethan – sie hatten Allan mit dem unwiderstehlichen Verlangen erfüllt, eine Wasserfahrt bei Mondschein zu machen. Der Doctor, dessen Berufspflichten ihn am Lande zu bleiben nöthigten, hatte, da er nicht gewußt, was er anders anfangen sollte, lieber Midwinter zu stören gewagt, als die Verantwortung übernommen, Mr. Armadale ganz allein um Mitternacht aufs Meer hinaussegeln zu lassen.
Als der Doctor diese Erklärung beendete, waren sie auf dem Hafendamme angelangt. Dort war der junge Armadale wirklich im Boote und spannte die Segel, wobei er aus vollem Halse sein Matrosen-Ahoi-ho sang.
»Komm her, alter Junge!« rief Allan »Du kommst gerade zu rechter Zeit zu einem Mondscheinspaße!«
Midwinter schlug vor, daß der Spaß lieber bei Tage genossen würde und sie sich inzwischen zu Bette verfügten.
»Zu Bett!« rief Allan, auf dessen aufgeregtes Temperament die Gastfreiheit des Doktors jedenfalls keine beruhigende Wirkung geübt hatte. »Hören Sie ihn an, Doctor! Man sollte glauben, er sei neunzig Jahre alt! Zu Bett, Du schläfriges altes Murmelthier! Schau Dir das dort an – und dann denke noch ans Bett, wenn Du kannst!«
Er deutete auf das Meer. Der Mond stand hell an dem wolkenlosen Himmel; der Nachtwind wehte lau und sicher vom Lande her; das friedliche Wasser kreuselte sich lustig in der stillen Herrlichkeit der Nacht. Midwinter wandte sich mit weiser Ergebung in die Umstände zum Doctor; er hatte genug gesehen, um zu wissen, daß alle Gegenvorstellungen weggeworfen sein würden.«
»Wie ist die Fluth?« fragte er.
Der Doctor sagte es ihm.
»Sind die Ruder im Boote?«
Ja.
»Ich bin ans Wasser gewöhnt«, sagte Midwinter, die Hafentreppe hinuntersteigend »Sie dürfen mir die Obhut über meinen Freund und Ihr Boot anvertrauen.«
»Gute Nacht, Doctor!« rief Allan. »Ihr Whisky ist vortrefflich, Ihr Boot ist eine wahre Pracht, und Sie sind der beste Bursch, dem ich in meinem ganzen Leben begegnet bin!«
Der Doctor lachte und schwenkte die Hand zum Gruße; das Boot glitt aus dem Hafen, indem Midwinter steuerte.
Die Brise brachte sie bald dem westlichen Vorgebirge gegenüber, welches die Bucht von Poolvash bildet, und es erhob sich die Frage, ob sie ins Meer hinaus oder an der Küste entlang segeln sollten. Das weiseste Verfahren für den Fall, daß der Wind sie, im Stiche ließ, war das Letztere Midwinter veränderte deshalb den Curs des Bootes und sie segelten glatt in südwestlicher Richtung der Küste gegenüber dahin.
Allmählig erhoben sich die Felsenklippen höher und immer höher, wilder und rauher, und zeigten auf der Seeseite gähnende, schwarze Abgründe Auf der Höhe des kühn emporragenden Vorgebirges Spanish-Head sah Midwinter bedeutungsvoll auf seine Uhr; doch Allan flehte um noch eine halbe Stunde, um den berühmten Sundkanal erblicken zu können, dem sie sich jetzt mit großer Schnelligkeit näherten und über den er von den Leuten, die auf seiner Jacht arbeiteten, erstaunliche Geschichten gehört hatte. Die neue Veränderung im Curse des Bootes, die Midwinter’s Einwilligung nothwendig machte, brachte dasselbe scharf vor den Wind und gewährte ihnen auf der einen Seite den großartigen Anblick der Südküste der Insel Man und auf der andern den der schwarzen Felsenabhänge der kleinen Insel, die das »Kalb« genannt und durch den dunkeln und gefährlichen Sundkanal vom Festlande getrennt wird.
Midwinter sah nochmals nach der Uhr. »Wir sind weit genug gesegelt«, sagte er. »Lege das Segel um!«
»Halt!« rief Allan vom Bug des Bootes. »Gerechter Gott! Hier liegt ein Wrack gerade vor uns!«
Midwinter ließ das Boot ein wenig abfallen und schaute nach der Stelle hin, welche der Andere ihm zeigte.
Dort, auf halbem Wege zwischen den Felsengrenzen zu beiden Seiten des Sundes gestrandet, lag, um sieh nie wieder aus seinem Grabe auf dem unterseeischen Felsen zu dem lebendigen Wasser zu erheben, verlassen und einsam in der stillen Nacht, hoch und düster und gespenstisch im gelben Mondscheine das Wrack.
»Das Schiff kenne ich«, rief Allan in großer Aufregung. »Ich hörte meine Zimmerleute gestern von demselben sprechen. Es ward in einer stockfinstern Nacht hier hereingetrieben, da sie die Lichter nicht zu sehen im Stande waren. Ein armer verwitterter alter Kauffahrer, Midwinter, den die Makler gekauft haben, um ihn abzubrechen. Laß uns hineinsegeln und ihn in Augenschein nehmen.«
Midwinter zauderte. Die alte Seelust in ihm trieb ihn mächtig, Allan’s Vorschlage zu folgen, aber der Wind fing an zu fallen, und er mißtraute dem unruhigen Gewässer und den Wirbelströmen des vor ihnen liegenden Kanals »Die-s ist eine häßliche Stelle für Segler, die nicht vertraut mit derselben sind«, bemerkte er.
»Unsinn!« rief Allan »Es ist so hell wie am Tage, und wir haben hier zwei Fuß Wasser.«
Ehe Midwinter noch antworten konnte, ergriff eine Strömung das Boot und zog dasselbe in den Kanal hinein, gerade dem gestrandeten Schisse zu.
»Zieh’ das Segel ein«, sagte Midwinter ruhig, »und lege die Ruder ein. Wir werden jetzt schnell genug zum Wrack hinuntergetrieben, ob es uns nun gefällt oder nicht.«
Da sie sich beide auf die Handhabung des Ruders verstanden, brachten sie das Boot bald hinlänglich in ihre Gewalt, um es in dem ruhigsten Theile des Kanals zu erhalten, das heißt auf derjenigen Seite, die sich der Insel »Kalb« zunächst befand. Als sie schnell an das Wrack herantrieben, übergab Midwinter sein Ruder an Allan und schlug, den Augenblick wohl abpassend, den Boothaken in die Vorderketten des Schiffes ein. Im nächsten Augenblicke hatten sie das Boot sicher unter dem Lee des Schiffes in ihrer Macht.
Die Schiffsleiter, deren die Arbeitsleute sich bedienten, hing über der Vorderkette herab. Midwinter stieg dieselbe hinan, indem er ein Ende des Bootstaues zwischen den Zähnen hielt, befestigte dieses und ließ das andere zu Allan ins Boot hinab. »Befestige jenes Ende«, rief er, »und warte bis ich nachgesehen, ob an Bord alles sicher ist.« Mit diesen Worten verschwand er hinter dem Bollwerk.
»Warten?« wiederholte Allan in unverhohlenem Erstaunen über die übertriebene Vorsicht seines Freundes. »Was in aller Welt will er damit sagen? Mich soll der Henker holen, wenn ich warte; wo der Eine von uns hingeht, dorthin geht auch der Andere!«
Er schlug das lose Ende des Taues um das vordere Querholz des Bootes und stand, indem er sich gewandt die Leiter hinaufschwang, im nächsten Augenblicke aus dem Verdeck »Befindet sich irgendetwas Fürchterliches an Bord?« frug er spöttisch, als er seinem Freunde begegnete.
Midwinter lächelte. »Durchaus nicht«, erwiderte er. »Aber ich konnte nicht gewiß wissen, daß wir das Schiff ganz für uns haben würden, bis ich über das Bollwerk stieg und nachsah.«
Allan ging einmal um das Verdeck herum und betrachtete das Wrack mit kritischen Blicken vom Bug bis zum Spiegel.
»Kein großes Wunder von einem Schiff«, bemerkte er. »Die Franzosen verstehen sich sonst besser auf den Schiffbau.«
Midwinter kam über das Verdeck zu ihm herüber und betrachtete ihn einige Augenblicke schweigend.
»Die Franzosen?« wiederholte er nach einer Pause. »Ist dies ein französisches Schiff?«
»Ja.«
»Woher weißt Du dies?«
»Die Leute, die an Bord meiner Jacht arbeiten, haben es mir gesagt Sie kennen es sehr genau.«
Midwinter kam ein wenig näher. Allan glaubte in Midtwinter’s Gesicht eine unerklärliche Blässe im Mondlichte wahrzunehmen.
»Erwähnten sie, wozu es bestimmt war?«
»Ja.