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Namenlos. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Namenlos - Уилки Коллинз


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benachrichtigte, daß Familienverhältnisse ihn verhinderten ihr Anerbieten der Stelle in China anzunehmen. Er sollte dieses Zugeständniß nur unter gewissen Bedingungen als eine Berücksichtigung der Neigung zwischen Magdalene und ihm selbst ansehen. Wenn er während des Probejahrs das auf ihn gesetzte Vertrauen nicht zu rechtfertigen wissen werde, welches Mr. Vanstone vermocht hatte, die ganze Verantwortung für Franks künftige Aussichten ohne Vorbehalt auf sich zu nehmen, so sollte von demselben Augenblicke an von dem Heirathsprojecte keine Rede mehr sein. Wenn aber andernfalls der Erfolg, welchen Mr. Vanstone mit Vertrauen erwartete, wirklich einträte, wenn Franks Prüfungsjahr seinen Anspruch auf das kostbarste Vertrauen, das man in seine Hände legen konnte, bewiese: dann sollte Magdalene selbst ihn mit Allem, was ein Weib hat und besitzt, belohnen, und die Zukunft, welche seine gegenwärtigen Principale ihm als den Lohn eines fünfjährigen Aufenthalts in China in Aussicht gestellt hätten, schon nach Jahresfrist durch den Brautschatz seiner jungen Frau verwirklicht werden. . . .

      Als der Vater dieses Bild von der Zukunft entwarf, konnte Magdalene den Ausbruch ihrer Dankbarkeit nicht länger zurückhalten. Sie war tief gerührt, – ihre Worte kamen aus dem tiefsten Grunde ihres Herzens. Mr. Vanstone wartete, bis seine Tochter und seine Gattin sich wieder gefaßt hatten, und fügte dann die letzten Worte der Erklärung hinzu, welche er noch zu geben hatte.

      – Du wirst es begreiflich finden, meine Liebe, sagte er, daß ich nicht annehmen kann, Frank solle unthtäig von den Mitteln und auf Kosten seiner Frau leben? Mein Plan ist, daß er das Interesse benutzen soll, welches seine gegenwärtigen Principale an ihm nehmen. Ihre Geschäftskenntniß in der City wird bald eine gute Theilhaberstelle zu seiner Verfügung stellen, und Du wirst ihm das Geld dazu geben, sich in das Geschäft einzukaufen. Ich werde dazu als Summe die Hälfte Deines Vermögens feststellen, meine Liebe, die andere Hälfte werde ich für Dich selber anlegen. Wir werden am Ende des Jahres Alle hoffentlich noch bei Leben und Gesundheit sein, – und hier sah er zärtlich seine Gattin an – ja wohl, Alle bei Leben und Gesundheit. Aber wenn ich auch hinüber wäre, Magdalene, so soll Das keinen Unterschied machen. Mein letzter Wille, der bereits lange, ehe ich entfernt daran dachte, einen Schwiegersohn zu bekommen, gemacht ist – theilt mein Vermögen in zwei gleiche Theile. Ein Theil gehört Deiner Mutter, und die andere Hälfte ist ganz unter meine Kinder getheilt. Du wirst einen Theil an Deinem Hochzeitstage erhalten, und Nora wird den übrigen bekommen, wenn sie heirathet, und zwar aus meiner Hand, wenn ich noch lebe, und kraft meines letzten Willens, wenn ich todt bin. Nun, nun, keine düsteren Gesichter! sagte er einen Augenblick seine gewöhnliche gute Laune wiedergewinnend. Deine Mutter und ich denken noch lange zu leben und Frank als großen Kaufherrn zusehen. Ich will es Dir jetzt überlassen, meine Liebe, den Sohn über unsere treuen Pläne zu unterrichten, während ich hinüber zum Nachbar gehe…

      Er stockte, seine Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen, und er blickte zögernd seitwärts auf Mrs. Vanstone.

      – Was willst Du beim Nachbar, Papa? fragte Magdalene, nachdem sie vergeblich darauf gewartet hatte, daß er seinen Satz selber beendigen werde.

      Ich muß doch Franks Vater zu Rathe ziehen, erwiderte er. Wir dürfen nicht vergessen, daß Mr. Clares Zustimmung noch fehlt, um die Angelegenheit vollends zu erledigen. Und da die Zeit drängt und wir nicht wissen können, welche Schwierigkeiten er vielleicht machen wird, so muß ich ihn je eher je besser aufsuchen.

      Er gab diese Antwort m leisem, verändertem Tone, und erhob sich von seinem Stuhle in einer halb widerwilligen, halb hoffnungslosen Weise, wie Magdalene mit geheimer Besorgniß bemerkte.

      Sie sah fragend nach ihrer Mutter hin. Allem Anscheine nach war Mrs Vanstone durch die an ihm vorgegangene Veränderung ebenfalls erschreckt. Sie sah ängstlich und unruhig aus; sie wandte ihren Kopf nach dem Sophakissen weg und drehte sich so plötzlich, als wenn sie Schmerzen hätte.

      – Bist Du nicht wohl, Mamma? fragte Magdalene.

      – Ganz wohl, meine Liebe, sagte Mrs. Vanstone kurz und scharf, ohne sich umzudrehen. Laß mich ein wenig allein – ich bedarf nur der Ruhe.

      Magdalene ging mit ihrem Vater hinaus.

      – Papa! flüsterte sie ängstlich, als sie zusammen die Treppe hinunter stiegen, Du denkst doch nicht, daß Mr. Clare Nein sagen werde?

      – Das kann ich zum Voraus nicht wissen! antwortete Mr. Vanstone. Ich hoffe, er wird Ja! sagen.

      – Es ist doch ein Grund vorhanden, warum er anders sprechen sollte, nicht wahr?

      Sie stellte diese Frage furchtsam, während er seinen Hut und Stock nahm, und that, als überhörte er sie. ungewiß, ob sie dieselbe wiederholen sollte oder nicht, begleitete sie ihn in den Garten auf seinem Gange zur Wohnung von Mr. Clare. Er ließ sie auf dem freien Platze still stehen und schickte sie nach dem Hause zurück.

      – Du hast Nichts auf Deinem Kopfe, mein Kind, sagte er. Wenn Du in dem Garten sein mußt, so vergiß nicht, wie heiß die Sonne ist, komm nicht ohne Deinen Hut heraus.

      Er ging. Sie wartete ein wenig und sah ihm nach. Sie vermißte das gewöhnliche Schwenken seines Stockes, sie sah seinen kleinen schottischen Dachshund, der hinter ihm drein gelaufen kam, kläffend und bellend, ohne daß er davon Notiz nahm. Er war niedergeschlagen, er war auffallend niedergeschlagen und zerstreut. Was sollte Das heißen?

      Zehntes Capitel

      Aus dem Rückwege nach Hause fühlte Magdalene sich plötzlich von hinten an der Schulter berührt, als sie über die Flur ging. Sie wandte sich um und stand ihrer Schwester gegenüber. Bevor sie eine Frage thun konnte, redete Nora sie voll Verwirrung mit diesen Worten an:

      – Ich bitte Dich um Verzeihung, ich bitte Dich, vergib mir!

      Magdalene sah ihre Schwester mit Erstaunen an. Die ganze Erinnerung an die scharfen Worte, welche zwischen ihnen in den Anlagen gefallen waren, war bei ihr wenigstens durch die neuen Interessen, welche sie jetzt ausschließlich in Anspruch nahmen, in den Hintergrund gedrängt, ja, so vollständig bei Seite gedrängt, als ob jene etwas gereizte Unterredung gar nicht stattgefunden hätte.

      – Dir vergeben? wiederholte sie verwundert. Was denn.

      –Ich habe von Deinen neuen Aussichten gehört, fuhr Nora fort in dem Tone einer gezwungenen Nachgiebigkeit, welche ihr durchaus nicht angenehm zu Gesichte stand. Ich wünschte, die Sache zwischen uns klar zu machen, ich wünschte zu sagen, daß ich bedaure, was damals vorgefallen war. Willst Du es vergessen? Willst Du es vergessen und verzeihen, was in den Anlagen zwischen uns vorfiel?…

      Sie versuchte fortzufahren, allein ihre alte Zurückhaltung oder vielleicht ihr eigensinniges Beharren bei ihren eigenen Ansichten machte sie nach den letzten Worten wieder verstummen. Ihr Gesicht verdüsterte sich plötzlich. Bevor ihre Schwester ihr antworten konnte, wandte sie sich jäh ab und eilte die Treppe hinauf.

      Ehe Magdalene ihr folgen konnte, ging die Thür des Bibliothekszimmers auf, und Miss Garth kam heran, um ihr die bei dieser Gelegenheit schicklichen Empfindungen auszusprechen.

      – Es war dies Mal nicht der Ausdruck gezwungener Nachgiebigkeit, wie ihn Magdalene eben gehört hatte. Nora hatte gegen ihr eingewurzeltes Vorurtheil gegen Frank angekämpft aus Rücksicht auf die unwidersprechliche Entscheidung ihrer beiden Aeltern zu seinen Gunsten, hatte den offenen Ausdruck ihres Widerwillens zurückgehalten, obschon das Gefühl selbst ungemindert fortbestand. Miss Garth hatte keine solchen Zugeständnisse dem Herrn und der Frau vom Pause gemacht. Sie hatte bisher die Stellung als maßgebende Person in allen Familienangelegenheiten innegehabt, und sie mochte schlechterdings nicht so leicht von ihrem erhabenen Standpunkte hernieder steigen aus Rücksicht für irgend einen Wandel in den Familienangelegenheiten, gleichviel wie wunderbar oder wie unerwartet dieser Wandel auch sein mochte.

      – Empfangen Sie freundlich meine Glückwünsche, sagte Miss Garth, indem sie innerlich borstig und von allerhand Gründen gegen Frank aufgestachelt war, meine Glückwünsche und meine Vertheidigung. Als ich Sie in dem Lusthäuschen traf, wie Sie Frank küßten, hatte ich keine Ahnung, daß Sie dabei waren, die Absichten Ihrer Aeltern auszuführen. Ich will meine Meinung über die Sache für mich behalten. Ich bedaure nur mein zufälliges Erscheinen in der Rolle eines Hindernisses im Laufe eines treuen Liebespaares, … welches im Lusthäuschen sanftem Kosen


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