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Ein Liebesabenteuer. Александр ДюмаЧитать онлайн книгу.

Ein Liebesabenteuer - Александр Дюма


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dachte nicht an mich in ihrem Unglück, so groß, daß sie an nichts dachte, als Frankreich zu verlassen.

      Sie reiste mit ihrer Mutter ab.

      Alle Beide waren in Hamburg nahe daran, vor Hunger zu sterben, als sie eines Tages beim Vorübergehen vor einem Laden von musikalischen Instrumenten eine große Lust bekam, einzutreten, als ob sie ein Piano kaufen wolle, um ihr Herz mit ein wenig Harmonie zu erfrischen.

      Sie war damals noch nicht die bewundernswürdige Künstlerin, die sie gegenwärtig ist; aber indessen hatte das Unglück bei ihr die Flamme des Genies belebt. Sie setzte sich vor das Instrument, ließ ihre Finger auf die Klaviatur fallen, und gleich die ersten Accorde, die sie hervorbrachte, glichen einem herzzerreißenden Geschrei.

      Der Kaufmann, der sie nicht kannte, und nur die kaufmännische Höflichkeit für eine gewöhnliche Käuferin gezeigt hatte, näherte sich ihr und hörte zu.

      Sie spielte keine bekannte Arie: sie improvisirte; aber in dieser Improvisation lag Alles, was sie seit drei Monaten gelitten; Liebestäuschung, Schmerzen, vereitelte Hoffnungen, Thränen, Verbannung. Da war selbst das entsetzliche Geschrei eines Geiers, der über ihr schwebte, und welchen man dm Hunger nennt.

      »Wer sind Sie, und was kann ich für Sie thun?« fragte sie der Kaufmann, als sie geendet.

      Sie brach in Thränen aus und erzählte ihm Alles.

      Da machte ihr der vortreffliche Mann begreiflich, welch' ein strenger aber erhabener Lehrer der Schmerz sei; er zeigte ihr die geheimnißvolle Stimme, vermöge welcher die Vorsehung sie zum Glück, zur Berühmtheit, vielleicht zum Ruhme treibe; sie zweifelte an sich selber, er, beruhigte sie, ließ sein bestes Piano zu ihr bringen und redete ihr zu, ein Concert zu geben.

      Ein Concert! ein Concert, zu geben sie, welche noch am Tage zuvor mit ihrem Genie unbekannt war.

      »Der Kaufmann bestand darauf, übernahm alle Kosten, kurz, er stand für Alles.

      Die arme Marie entschloß sich dazu.

      Sie hieß Marie, wie die Malibran, wie die Dorval.

      Ich bin der vertraute Freund dieser berühmten und unglücklichen Frauen gewesen.

      Ich habe Unrecht, das Beiwort unglücklich ist nur auf die beiden Anderen, auf die Sängerin und die Schauspielerin anwendbar; das Beiwort glücklich muß man dagegen mit dem Namen Marie Pleyel in Verbindung setzen.

      »Sie war glücklich, denn ihr Concert fand Beifall, und sie sah die Zukunft des Erfolges vor sich, die ihr bevorstand.

      Zehn Jahre lang ertönten Petersburg, Wien, Dresden von ihren Erfolgen. Sie kehrte in ihr Vaterland Belgien zurück, und gegen alles Herkommen ließ man ihr Gerechtigkeit widerfahren.

      Man ernannte sie zum Professor am Conservatorium.

      Da kehrte sie nach Paris zurück, wohin ihr der Ruf vorangegangen war: sie gab Concerte und machte Fourore.

      Ich sah sie wieder.

      Dann ging ich nach dem zweiten December nach Belgien, und zum dritten Mal fand ich sie wieder.

      Als wir an ihrer Thür klingelten, kannte Madame Bulyowsky sie ebenso gut wie ich.

      Ihre Kammerfrau stieß ein Freudengeschrei aus, als sie mich erkannte!

      »O! wie erfreut wird Madame sein!« rief sie.

      Und ohne daran zu denken, die Thür hinter uns zu schließen, eilte sie in den Salon, indem sie meinen Namen ausrief.

      »Nun,« fragte ich meine Reisegefährtin, »zweifeln Sie noch, daß wir gut empfangen werden?«

      Sie hatte keine Zeit zu antworten, als Marie Pleyel uns majestätisch wie eine Königin, graziös wie eine Künstlerin entgegenkam.

      »Umarmen Sie sich vorher einander,« sagte ich zu den beiden Frauen, »Sie werden hernach Bekanntschaft machen.«

      Meine Reisegefährtin umschlang Marie Pleyel's Hals mit ihren beiden Armen, und einen Augenblick brachte ich damit zu, diese beiden Wesen von so verschiedenem Anblick und so wahrhaft schön? jede von einer der anderen entgegengesetzten Schönheit zu bewundern.

      Madame Bulyowsky, schlank, biegsam, blond? und? rosig, voll Innigkeit, wie die deutschen und die ungarischen Frauen.

      Madame Pleyel, groß, mit wunderbar ausdrucksvollen Formen, braun, ruhig, fast strenge.

      Ein Bildhauer, der diese Gruppe hätte wiedergeben, diese beiden so entgegengesetzten Naturen hätte darstellen können, würde einen glänzenden Erfolg gehabt haben.

      Nachdem sie einander umarmt hatten, nahm ich eine unter jeden Arm. Ich trat mit ihnen in den Salon, ließ sie sich niedersetzen, die eine zu meiner Rechten, die andere zu meiner Linken, und setzte mich zu ihnen nieder.

      Dann erklärte ich der Madame Pleyel unseren Besuch.

      »Sie haben also Lust, mich zu hören?« sagte Madame Pleyel zu der Fremden.

      »Ich sterbe vor Verlangen!«

      »O Himmel! es ist sehr leicht! Sie kommen mit einem Manne, der das Vorrecht hat, mich Alles thun zu lassen, was er will.«

      Ich fiel ihr um den Hals; ich hatte sie noch nicht umarmt.

      »Was wollen Sie, daß ich Ihrer Tragödin spiele?« fragte sie mich ganz leise.

      »Irgend Etwas in dem Genre von dem, was Sie bei Ihrem Instrumentenhändler in Hamburg gespielt.«

      Sie lächelte mit jenem traurigen und bezaubernden Lächeln, welches an die vergangenen Leiden erinnert, und warf ein brillantes Vorspiel in die Lüfte.

      »Ah! Marie, Marie.« sagte ich zu ihr, »Sie sind glücklich. Wir. verlangen kein Glück von Ihnen.«

      »Und wenn mein Herz brechen will, wie das der Antonia?«

      »Nun, so werde ich meine Hand darauf legen, und verhindern, daß es bricht.«

      Sie sah mich an, zuckte leicht die Achseln und sagte zu mir:

      »Geck!«

      Und sie begann.

      Ich will nicht versuchen, Euch zu sagen, was die große Künstlerin uns vorspielte; nie haben unter irgend einer Hand Elfenbein und Holz solche Accorde hervorgebracht; ohne Unterbrechung folgten einander eine Stunde lang die ergreifendsten Empfindungen, die berauschendsten Schmerzen; das Instrument selbst schien zu leiden, zu klagen, zu seufzen.

      Endlich, nach Verlauf einer Stunde stand sie mit einem Schrei aus.

      »Sie haben kein Mitleiden mit mir,« sagte sie zu mir, »sehen Sie nicht, daß Sie mich tödten?«

      Ich sah Madame Bulyowsky an. Sie war blaß, bebend, fast ohnmächtig.

      Zuhörerin und Spielerin waren einander würdig.

      Die beiden Frauen umarmten einander von Neuem; ich zog Madame Bulyowsky fort; ich fürchtete mehr für diese schwache und nervöse Natur, als für die kräftige und mächtige Natur der Marie Pleyel.

      »Nun,« fragte ich sie, als ich auf der Straße war, »wollen Sie noch Etwas in Brüssel sehen?«

      »Und was sollte ich sehen, nachdem ich diese bewundernswürdige Frau gesehen und gehört habe?« fragte sie mich.

      »Was wollen wir denn thun?«

      »Ich reise nach Spaa ab – und Sie?«

      »Wahrhaftig, ich. ich folge Ihnen.«

      Eine Viertelstunde später waren wir auf dem Bahnhofe und reisten nach der Stadt der Mineralwasser und, der Spiele ab, welche ich, während meines dreijährigen Aufenthalts in Belgien nicht die Neugierde gehabt hatte zu besuchen.

      IV

      Einmal auf der Eisenbahn, athmete meine Begleiterin wieder auf.

      »Welche bewundernswürdige Künstlerin,« sagte sie zu mir.

      »Sie sind ebenso groß wie sie, liebe Lilla, da Sie sie verstehen.«

      »Indessen bin ich auf acht Tage krank.«

      »Bah! wie denn das?«

      »Ich


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