Kleine Romane und Novellen. Александр ДюмаЧитать онлайн книгу.
Heimat?
– Ja, als die Frau Gräfin sich in Palermo erinnerte, dass sie in dem Dorfe, dessen Herr Ihr Vater war, eine Milchschwester zurückgelassen hätte, und sie mir schrieb, zu ihr zu kommen, stand ich im Begriffe, einen jungen Mann von Bauso zu heiraten.
– Warum hast Du mir davon Nichts gesagt? Der Fürst hatte ihn auf meine Empfehlung in seinen Hofhalt angestellt.
– O! er hätte kein Bedienter sein wollen, er ist zu stolz dazu.
– Wahrhaftig?
– Ja.
Er hatte bereits eine Stelle in dem Hause des Prinzen Golo ausgeschlagen.
– Dieser junge Mann war also ein vornehmer Herr?
– Nein, Frau Gräfin, er war ein einfacher Gebirgsbewohner.
– Wie hieß er?
– O! ich glaube nicht, dass die Signoria ihn kennt, sagte Theresa rasch.
– Und bedauerst Du ihn?
Ich vermöchte es nicht zu sagen. – Ich weiß nur so viel, dass, wenn ich seine Frau würde, statt die Gaëtanos zu sein, ich arbeiten müsste, um zu leben, und dass mir das sehr schwer werden würde, besonders bei dem Austritte aus dem Dienste der Frau Gräfin, die so nachsichtig und so sanft ist.
– Man beschuldigt mich indessen der Heftigkeit und des Stolzes; ist das wahr, Theresa?
– Die gnädige Frau ist vortrefflich gegen mich; das ist Alles, was ich sagen kann.
– Dieser Adel von Palermo ist es, der das sagt, weil die Grafen von Castelnuovo von Karl V. geadelt sind, während die Ventimilles und die Partannas, wie sie behaupten, von Tancred und von Roger abstammen. Aber die Frauen sind deshalb nicht bös auf mich, sie verbergen ihren Hass unter der Geringschätzung, und sie hassen mich, weil Rodolfo mich liebt und weil sie eifersüchtig auf die Liebe des Vizekönigs sind. Sie tun daher auch Alles, was sie vermögen, um ihn mir zu rauben, aber es wird ihnen nicht gelingen, ich bin weit schöner als sie; Carini sagt es mir täglich, und Du auch, Lügnerin.
– Es gibt hier Jemand, der ein noch weit größerer Schmeichler ist, als seine Exzellenz und ich.
– Und wer das?
– Der Spiegel der Frau Gräfin.
Närrin! Zünde die Kerzen der Psyche an. – Die Kammerfrau gehorchte. – Jetzt mach dieses Fenster zu und lass mich allein; das des Gartens wird genug Luft geben.
Theresa gehorchte und entfernte sich, kaum hatte die Gräfin sie verschwinden sehen, als sie sich vor die Psyche setzte, sich in dem Spiegel betrachtete und zu lächeln begann.
Diese Gräfin Emma, oder vielmehr Gemma, denn ihre Eltern hatten von ihrer Kindheit an ihrem Taufnamen ein G hinzugefügt, so dass sie sich Dank dieser Hinzufügung! Diamant nannte, war aber auch ein wundervolles Geschöpf. Gewiss war es mit Unrecht, dass sie ihren Adel auf eine Unterschrift Karls V. zurückgehen ließ, denn an ihrem schlanken und schmiegsamen Wuchs erkannte man die Jonierin, an ihren dunkel schwarzen Augen die arabische Abstammung, an ihrer weißen und rosigen Haut die Tochter Galliens. Sie konnte daher gleicher Weise sich rühmen, von einem Archonten von Athen, von einem sarazenischen Emir oder von einem normannischen Feldherrn abzustammen; sie war eine Jener Schönheiten, wie man deren zuvörderst in Sizilien findet, dann in einer einzigen Stadt der Welt, in Arles, wo dieselbe Mischung des Blutes, dieselbe Kreuzung der Stamme zuweilen in einer einzigen Person diese drei so verschiedenen Grundzüge vereinigt. Statt daher auch, wie sie anfangs die Absicht gehabt hatte, die Kunst der Toilette zu Hilfe zu rufen, fand sich Gemma in ihrem halb verwirrten Anzug so reizend, dass sie sich einige Zeit lang mit naiver Bewunderung betrachtete, wie sich eine Blume betrachten muss, die sich auf einen Bach neigt. Und diese Bewunderung war kein Stolz, es war eine Verehrung für den Herrn, der so schöne Geschöpfe schaffen will und kann. Sie blieb daher so, wie sie war. In der Tat, welcher Kopfputz konnte ihre Haare besser hervorheben, als diese Vernachlässigung, welche ihnen erlaubte, in ihrer prachtvollen Länge zu wallen? Welcher Pinsel hätte dem regelmäßigen Bogen ihrer samtartigen Augenbrauen eine Linie hinzufügen können? Und welcher Karmin hätte gewagt, mit ihren feuchten, wie der Granatapfel glühene den Korallenlippen zu rivalisieren? Sie begann dagegen, wie wir gesagt haben, ohne einen andern Gedanken, sich zu betrachten, als dm, sich zu sehen, und allmählich versank sie in eine tiefe Träumerei voller Entzücken, und wie ein Hintergrund für diesen Engelskopf, warf der Spiegel, welcher vor dem offengebliebenen Fenster stand, den Himmel zurück, und Gemma belustigte sich ohne Zweck, ohne Beweggrund, indem sie sich in einem unbestimmten und unendlichen Glücke einwiegte, in diesem Spiegel die Sterne zu zählen, welche nach ihrer Reihe erschienen, und ihnen in dem Maße, als sie an dem Himmel auftauchten, Namen zu geben. Plötzlich schien es ihr, als ob ein auftauchender Schatten sich vor diese Sterne stelle, und als ob eine Gestalt sich hinter ihr zeige, sie wandte sich rasch um, ein Mann stand auf ihrem Fenster. Gemma stand auf und öffnete den Mund, um einen Schrei auszustoßen; aber der Unbekannte sprang in das Zimmer, faltete die beiden Hände und sagte mit flehender Stimme zu ihr: – Im Namen des Himmels, rufen Sie nicht, gnädige Frau, denn, bei meiner Ehre, Sie haben Nichts zu fürchten, und ich will Ihnen kein Leid zufügen!
II
Gemma sank auf ihren Sessel zurück, und dieser Erscheinung und diesen Worten folgte ein Augenblick des Schweigens, während dem sie die Zeit hatte, einen raschen und furchtsamen Blick auf den Fremden zu werfen, der auf eine so wunderliche und ungewöhnliche Weise in ihr Zimmer gedrungen war.
Es war ein junger Mann von fünf und zwanzig bis sechs und zwanzig Jahren. welcher der Volksklasse anzugehören schien; er trug den calabresischen Hut mit einem breiten Bande, das wallend auf seine Achseln herabfiel eine Sammetjacke mit silbernen Knöpfen, ein Beinkleid von demselben Stoffe und mit ähnlichen Verzierungen, um seine Hüften trug er einen Gürtel von roter Seide mit Stickereien und grünen Fransen, wie man deren in Messina, die der Levante nachahmend, anfertigt. Endlich vervollständigten lederne Gamaschen und Schuhe dieses Gebirgskostüm, dem es nicht an Eleganz fehlte, und das gewählt zu sein schien, um die glücklichen Verhältnisse der Gestalt dessen hervorzuheben, der es angenommen hatte. Was sein Gesicht anbelangt, so war es von milder Schönheit; es waren diese starken, hervortretenden Züge der Männer des Südens, ihre kühnen und stolzen Augen, ihre schwarzen Haare und Bart, ihre Adlernase und ihre Schakalzähne.
Ohne Zweifel war Gemma durch diese Musterung nicht beruhigt, denn der Fremde sah sie den Arm nach der Seite des Tisches ausstrecken, und da er erriet, dass sie die silberne Schelle suchte, welche dort stand, sagte er zu ihr, indem er seiner Stimme jenen unendlichen Ausdruck von Sanftmut gab, für welche die sizilianische Sprache so günstig ist:
– Haben Sie mich nicht verstanden, gnädige Frau? Ich will Ihnen durchaus kein Leid zufügen, vielmehr, wenn Sie mir die Bitte bewilligen, welche ich an Sie richten will, will ich Sie wie eine Madonna anbeten; Sie sind ja so schön wie die Mutter Gottes, seien Sie auch eben so gut, als sie.
– Aber was wollen Sie denn nur von mir? sagte Gemma mit noch zitternder Stimme, und wie können Sie so zu dieser Stunde bei mir eintreten?
– Wenn ich Sie, edle, reiche und von einem Manne geliebte Dame, der fast ein König ist, um eine Unteredung gebeten hätte, ist es wahrscheinlich, dass Sie mir, dem Armen und Unbekannten, dieselbe bewilligt hätten, gnädige Frau? Wenn Sie außerdem diese Güte gehabt hätten, so konnten Sie zögern, mir zu antworten, und ich hatte nicht die Zeit zu warten.
– Was vermag ich denn für Sie? sagte Gemma, indem sie sich immer mehr beruhigte.
– Alles, gnädige Frau, denn Sie haben meine Verzweiflung oder mein Glück, meinen Tod oder mein Leben in Ihren Händen.
– Ich verstehe Sie nicht, erklären Sie sich.
– Sie haben ein junges Mädchen von Bauso in Ihren Diensten,
– Theresa? .
– Ja, Theresa, fuhr der junge Mann mit bebender Stimme fort; nun aber steht dieses junge Mädchen im Begriffe, sich mit einem Kammerdiener des Fürsten Carini zu verheiraten, und dieses junge Mädchen ist meine Verlobte.
– Ah!