La San Felice Band 13. Александр ДюмаЧитать онлайн книгу.
sich um und reichte ihm den Brief.
Als er aber das Papier ganz von Thränen benetzt sah und begriff, was sie, während er dasselbe läse, zu leiden haben würde, schob er es zurück.
Sie begriff dieses Zartgefühl ihres Geliebten.
»Ich danke Dir, mein Freund,« sagte sie.
Dann brach sie den Brief zusammen, siegelte ihn und schrieb die Adresse darauf.
»Aber,« sagte sie, »wir soll ich diesen Brief an den Chevalier San Felice befördern? Du siehst ein, nicht wahr, daß nur er und kein Anderer ihn empfangen darf.«
»Die Sache ist sehr einfach,« antwortete Salvato. »Der Commandant Massa hat freies Geleit. Ich werde ihn um Ueberlassung desselben bitten und den Brief selbst zu dem Cardinal mit der Bitte tragen, ihn nach Palermo zu befördern, und ihm sagen, wie viel darauf ankommt, daß er richtig in die Hände des Adressanden gelange.«
Luisa bedurfte Salvato’s Nähe im höchsten Grade. So lang er da war, verscheuchte seine Stimme die Phantome, welche sie umlagerten, sobald er sich wieder entfernt hatte.
Indessen, wie sie gesagt hatte, es war nothwendig, daß dieser Brief an den Chevalier gelangte.
Salvato stieg zu Pferde, Massa gab ihm außer seinem Geleitschein einen Mann mit , damit; dieser ihm seine weiße Fahne vorantrüge, so daß er ohne Unfall im Lager des Cardinals anlangte.
Dieser hatte sich noch nicht schlafen gelegt. Kaum ward Salvato angemeldet, so befahl der Cardinal, ihn sofort vorzulassen.
Der Cardinal kannte ihn dem Namen nach. Er wußte was für Wunder der Tapferkeit er während der Belagerung verrichtet. Selbst tapfer, wußte er die Tapferkeit zu würdigen.
Salvato setzte ihm die Ursache seines Besuches auseinander und fügte hinzu, er habe nicht blos deshalb in eigener Person kommen wollen, damit der Brief sicher bestellt werde. sondern auch um den außerordentlichen Mann zu sehen, welcher soeben das Werk der Restauration zu Stande gebracht. Trotz des Unheils, welches nach Salvatos Ansicht durch diese Restauration angerichtet ward, konnte er doch nicht umhin, anzuerkennen, daß der Cardinal in seinem Siege gemäßigt und mild gewesen und daß die Bedingungen, die er zugestanden, die eines edelmüthigen Siegers seien.
Während der Cardinal mit der Miene befriedigten Stolzes Salvato’s Complimente hinnahm warf er die Augen auf den Brief, welchen Salvato ihm empfahl, und las darauf die Adresse des Chevalier San Felice.
Er stutzte.
»Ist dieser Brief,« fragte er, »vielleicht von der Gattin des Chevalier?«
»Ja, von ihr selbst, Eminenz.«
Der Cardinal ging einige mal unruhig im Zimmer auf und ab, dann blieb er plötzlich vor Salvato stehen und fragte, indem er ihn scharf ansah:
»Interessieren Sie sich für diese Dame?«
Salvato konnte einen Ausdruck des Erstaunens nicht zurückhalten.
»O,« sagte der Cardinal, »es ist nicht eine Frage der Neugier, die ich an Sie thue, und Sie werden dies sogleich sehen. Ueberdies bin ich Priester und ein Geheimniß, welches man mir anvertraut, wird von diesem Augenblick an geheiligtes Vermächtniß.«
»Ja, Eminenz ich interessiere mich für diese Dame und zwar im höchsten Grade.«
»Nun dann, Signor Salvato, lassen Sie mich als einen Beweis der Bewunderung, die ich für Ihren Muth hege, Ihnen leise, ganz leise sagen, daß die Person, für welche Sie sich interessieren, grausam compromittirt ist. Wäre sie in der Stadt und befände sie sich nicht in der Capitulation der Castelle inbegriffen, so müßte man sie sofort entweder in das Castello d’Uovo oder in das Castello Nuovo bringen, und es möglich machen, ihren Eintritt um fünf bis sechs Tage zurückzudatiren.«
»Aber hätte sie selbst im entgegengesetzten Falle immer noch zu fürchten, Eminenz?«
»Nein, meine Unterschrift würde sie hoffentlich decken. Nur tragen Sie in dem einen wie in dem andern Falle Sorge, daß sie gleich mit unter den Ersten eingeschifft werde. Eine sehr mächtige Person verfolgt sie und will ihren Tod.«
Salvato ward todtenbleich.
»Die Signora San Felice,« sagte er mit erstickter Stimme, hat das Castell Nuovo seit Beginn der Belagerung nicht verlassen. Sie hat deshalb Anspruch auf die Capitulation, welche der General Massa mit Ihnen Eminenz, unterzeichnet hat. Ich danke Ihnen jedoch, Herr Cardinal, deswegen nicht weniger für die Warnung, die Sie mir ertheilt, und die ich wohl beachten werde.«
Salvato verneigte sieh und wollte sich entfernen; der Cardinal legte ihm aber die Hand auf den Arm.
»Noch ein Wort,« sagte er.
»Ich höre, Eminenz,« antwortete der junge Mann.
Was auch der Cardinal sagen mochte, so war es augenscheinlich, daß er zögerte zu sprechen und daß ein Kampf in ihm vorging.
Endlich behielt die erste Bewegung die Oberhand.
»Sie haben,« sagte der Cardinal, »in Ihren Reihen einen Mann, der nicht mein Freund ist, den ich aber seines Muthes und seines Genies wegen schätze. Diesen Mann möchte ich retten!«
»Ist dieser Mann verurtheilt?« fragte Salvato.
»Ebenso wie die Chevaliere San Felice,« entgegnete der Cardinal.
Salvato fühlte wie der kalte Schweiß ihm an der Wurzel seines Haares perlte.
»Und durch dieselbe Person?« fragte Salvato.
»Ja, durch dieselbe Person,« wiederholte der Cardinal.
»Und Sie sagen, Eminenz, diese Person sei sehr mächtig?«
»Habe ich gesagt sehr mächtig? dann habe ich mich geirrt – ich hätte sagen sollen: allmächtig.«
»Ich kann wohl erraten, Eminenz, daß Sie mir den Mann nennen, welchen Sie mit Ihrer Achtung beehren und den Sie mit Ihrem Schutze decken?«
»Es ist der Admiral Francesco Caracciolo.«
»Und was soll ich ihm sagen?«
»Sie werden ihm sagen, was Sie wollen; Ihnen aber sage ich, daß sein Leben nicht in Sicherheit ist, oder vielmehr nicht eher in Sicherheit sein wird, als bis er mit beiden Füßen außerhalb des Königreiches steht.«
»Ich danke Ihnen, Eminenz, in seinem Namen,« sagte Salvato. »Es soll geschehen, wie Sie wünschen.«
»Dergleichen Geheimnisse vertraut man nur einem Mann an wie Sie, Signor Salvato, und man macht ihm nicht erst Verschwiegenheit zur Pflicht, denn man ist überzeugt, daß er den Werth derselben schon von selbst kennt.«
Salvato verneigte sich.
»Haben Sie,« fragte er, »mir noch andere Aufträge zu ertheilen, Eminenz?«
»Einen einzigen.«
»Welchen?«
»Ein eigentlicher Auftrag ist es nicht, sondern ich möchte Ihnen blos empfehlen, General, sich künftig mehr zu schonen. Die tapfersten meiner Leute, welche Sie im Kampfe gesehen, beschuldigen Sie der Tollkühnheit. Ihr Brief wird dem Chevalier San Felice zugestellt werden, Signor Salvato. Dies schwöre ich Ihnen hiermit zu.«
Salvato begriff, daß der Cardinal ihn mit diesen Worten verabschiedete.
Er verneigte sich und machte sich abermals unter dem Vortritt des Trägers der weißen Fahne ganz träumerisch auf den Rückweg nach dem Castello Nuovo.
Ehe er aber in dasselbe zurückkehrte, machte er auf dem Hafendamme Halt, stieg in ein Boot und ließ sich in den Kriegshafen rudern, wohin Caracciolo sich mit seiner Flottille geflüchtet hatte.
Die Matrosen hatten sich zerstreut. Nur einige von den Leuten, welche das Deck ihres Schiffes nur im äußersten Nothfalle verlassen, waren an Bord geblieben.
Er erreichte das Kanonenboot, welches Caracciolo in dem Gefechte am 13. Juni getragen.
Es waren nur drei Mann am Bord.
Der eine davon war der Hochbootsmann, ein alter Seemann, der alle Feldzüge des Admirals mitgemacht.
Salvato