La San Felice Band 2. Александр ДюмаЧитать онлайн книгу.
rief der Fürst.
San Felice trat wieder ein.
Komm, komm, schnell, mein Freund, sie willigt ein sie ist es zufrieden.«
Luisa reichte dem Chevalier ihre Hand.
»Worein willigt Du, Luisa?« fragte der Chevalier in sanftem, liebkosendem Ton.
»Mein Vater sagt, er würde glücklich sterben, wenn wir ihm versprächen, ich dein Weib und Du mein Gatte zu werden. Ich meinerseits habe das Versprechen gegeben.«
Wenn Luisa auf eine solche Eröffnung wenig vorbereitet gewesen war, so war der Chevalier es noch weniger. Er sah erst den Fürsten und dann Luisa an und rief:
»Aber das ist ja nicht möglich!«
Der Blick, mit welchem er aber Luisa betrachtete, gab deutlich zu verstehen, daß von seiner Seite die Unmöglichkeit nicht kommen würde.
»Nicht möglich? Warum nicht möglich?« fragte der Fürst.
»Sieh uns doch beide an! Sie steht in der ganzen Blüthe der Jugend, an der Schwelle des Lebens. Sie kennt die Liebe nicht, aber sie sehnt sich, sie kennen zu lernen. Und dagegen ich – ich mit meinen achtundvierzig Jahren, mit meinem grauen Haar, meinem durch anhaltende Studien gekrümmten Nacken! Du siehst wohl, daß es nicht möglich ist, Giuseppe.«
»Sie hat mir aber so eben gesagt, daß sie auf der ganzen Welt Niemanden liebe als uns zwei.«
»Das ist es eben! Sie liebt uns beide mit einer und derselben Liebe. Wir beide sind, einer den andern ergänzend, ihr Vater gewesen, Du durch das Blut, ich durch die Erziehung. Bald aber wird diese Liebe ihr nicht mehr genügen. Die Jugend bedarf des Frühlings, die Knospen treiben im März, die Blumen öffnen sich im April, die Hochzeiten der Natur werden im Mai gefeiert. Der Gärtner, welcher die Ordnung der Jahreszeiten verändern wollte, wäre nicht blos ein Unsinniger, sondern auch ein Gottloser.«
»O, dann ist also meine letzte Hoffnung entschwunden,« sagte der Fürst.
»Du sieht es wohl, mein Vater,« rief Luisa, »nicht ich bin es, die sich weigert, sondern er ist es.«
»Ja, ich bin es, der sich weigert; aber ich weigere mich mit meinem Verstand und nicht mit meinem Herzen. Weist der Winter wohl jemals einen Sonnenstrahl zurück? Wenn ich Egoist wäre, so würde ich sagen: Ich nehme das Anerbieten an! Ich würde Dich in meinen Armen davontragen, wie jene räuberischen Götter des Alterthums die Nymphen davontrugen. Du weißt aber, daß Pluto, obschon er ein Gott war, als er sich mit der Tochter der Ceres vermählte, ihr nichts zur Aussteuer geben konnte als eine ewige Nacht, in welcher sie vor Trauer und Langweile gestorben wäre, wenn ihre Mutter ihr nicht sechs Monate Tag zurückgegeben hätte. Denke daher weiter nicht daran, Caramanico.
Indem Du dein Kind und deinen Freund glücklich zu machen glaubtest, würdest Du zwei Herzen mit Trauer erfüllen.«
»Er liebte mich wie seine Tochter, aber zur Gattin will er mich nicht,« sagte Luisa. »Ich liebte ihn wie meinen Vater und dennoch würde ich ihn gern als meinen Gatten sehen.«
»Sei gesegnet, meine Tochter,« sagte der Fürst.
»Und ich, Giuseppe, hob der Chevalier wieder an, »ich bin von dem väterlichen Segen ausgeschlossen. Wie,« fuhr er die Achseln zuckend fort, »wie kommt es, daß Du, der Du alle Leidenschaften erschöpft hast, Dich so über jenes große Geheimniß täuschet, welches man das Leben nennt?«
»Ha,« rief der Fürst, »eben weil ich alle Leidenschaften erschöpft, eben weil ich jene Früchte des Asphaltsees gekostet und voll Asche gefunden, eben deshalb wünschte ich Luisa ein sanftes, ruhiges, leidenschaftsloses Leben, ein Leben, so wie sie es bis jetzt geführt und in welchem sie sich, wie sie selbst versichert, so glücklich gefühlt hat. Nicht wahr, Du sagtest, Du seist bis auf den heutigen Tag stets glücklich gewesen?«
»Ja, mein Vater, sehr glücklich!«
»Hörst Du wohl, Luciano?«
»Gott ist mein Zeuge,« sagte der Chevalier, indem er Luisa beim Kopfe faßte, feine Lippen ihrer Stirn näherte und denselben Kuß darauf drückte, den er ihr alle Morgen gab, »Gott ist mein Zeuge, daß auch ich glücklich gewesen bin. Eben so ist auch Gott mein Zeuge, daß an dem Tage, wo Luisa mich verläßt, um einem Gatten zu folgen, für mich Alles dahin sein wird, was ich auf der Welt liebe, was mich ans Leben fesselt. An diesem Tage, mein Freund, werde ich mein Sterbegewand anlegen und nur noch den Tod erwarten.«
»Nun und dann?« rief der Fürst.
»Hab' ich also nicht Recht?«
»Sie wird aber lieben, sage ich Dir!« rief San Felice in einem so schmerzlichen Tone, wie seine Stimme bis jetzt noch nicht angenommen. »Sie wird lieben, und der Mann, welchen sie lieben wird, werde nicht ich sein. Sag' selbst, ist es nicht besser, daß sie als junges und freies Mädchen liebe, denn als Frau und gebunden? Ist sie frei, so wird sie davonfliegen wie der Vogel, den der Gesang eines andern lockt. Und was fragt der Vogel, welcher davonflattert, darnach, ob der Zweig, auf dem er gesessen, dann zittert, verwelkt und abstirbt?«
Mit einem Ausdruck von Melancholie, der nur dieser poetischen Natur angehörte, setzte er dann hinzu:
»Wenn der Vogel wenigstens zurückkäme, um auf dem verlassenen Zweige sein Nest zu bauen, dann würde vielleicht auch dieser sich wieder erholen.«
»Da ich Dir nicht ungehorsam sein will, mein Vater, sagte Luisa, »so werde ich mich niemals vermählen.«
»Unfruchtbares Reis des von dem Sturme niedergeworfenen Baumes, murmelte der Fürst, »verwelke denn mit ihm.«
Und er ließ den Kopf auf die Brust herabsinken. Eine Thräne fiel aus seinen Augen auf die Hand Luisas, welche diese Hand emporhob und die Thräne schweigend dem Chevalier zeigte.
»Wohlan, da Ihr es beide wollt,« sagte der Chevalier, »so willige ich darein, das heißt, ich willige in das, was ich auf der Welt am meisten gleichzeitig fürchte und wünsche, aber ich stelle eine Bedingung.«
»Welche?« fragte der Fürst.
»Die Vermählung darf nicht eher stattfinden als in einem Jahre. Während dieses Jahres wird Luisa die Welt sehen, die sie bis jetzt noch nicht gesehen. Sie wird viele junge Männer kennen lernen, welche sie noch nicht kennt. Wenn in einem Jahre keiner der Männer, die ihr begegnet sein werden, ihr gefällt, wenn sie in einem Jahre noch immer so bereit ist, auf diese Welt zu verzichten, wie sie es heute ist, wenn sie mit einem Worte in einem Jahre zu mir sagt: »Im Namen meines Vaters, mein Freund, sei mein Gatte!« dann werde ich keinen Einwand weiter erheben und, wenn auch nicht überzeugt, doch wenigstens durch die von ihr bestandene Probe besiegt sein.«
»Ach, mein Freund!« rief der Fürst, indem er die beiden Hände des Chevaliers ergriff.
»Höre an, was ich noch zu sagen habe, Giuseppe,« fuhr dieser fort, »und sei Zeuge des feierlichen Gelübdes, welches ich thue, und der unversöhnliche Rächer desselben, wenn ich ihm untreu werde. Ja, ich glaube an die Reinheit, an die Keuschheit, an die Tugend dieses Kindes, wie ich an die der Engel glaube; aber dennoch ist sie Weib, sie kann straucheln.«
»O!«, murmelte Luisa, indem sie sich mit beiden Händen das Gesicht verhüllte.
»Sie kann straucheln, wiederholte San Felice. »In diesem Falle verspreche ich Dir, Freund, ich schwöre Dir, Bruder, auf dieses Crucifix, vor welchem unsere Hände sich ineinander schließen, wenn ein solches Unglück geschähe, so schwöre ich Dir, diesem Fehltritt gegenüber nur Erbarmung und Verzeihung zu üben und über die arme Sünderin nur die Worte zu sprechen, welche unser göttlicher Erlöser über die Ehebrecherin sprach: »Wer unter Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.« Deine Hand, Luisa!«
Das junge Mädchen gehorchte, Caramanico nahm das Crucifix und hielt es ihnen vor.
»Caramanico,« sagte San Felice, indem er seine Hand mit der Luisas über das Crucifix ausstreckte, »ich schwöre Dir, daß, wenn Luisa in einem Jahre noch ihre heutige Gesinnung bewahrt, sie dann an demselben Tage, in derselben Stunde mein Weib werden wird. Und nun, mein Freund, stirb ruhig. Ich habe geschworen.«
Und in der That, in