Olympia von Clèves. Александр ДюмаЧитать онлайн книгу.
Brief, so seltsam ist das Herz der Frauen! diesen Brief zu lesen wäre Olympia vielleicht nicht unangenehm gewesen, hätte die Perle nicht ein wenig Alles dies verdorben.
Während sie den Brief in ihrem Kabinett las, hörte Olympia Banniére leise die Thür seines Zimmers öffnen.
Olympia erriet, daß er diese Thür öffnete, um hinab zu gehen, und daß er hinabging, um die Perle zu suchen.
Olympia fasste eine schlimme Meinung von Banniére.
»Wohin gehen Sie, mein Freund?« fragte sie, während sie den Brief in ihr Nachtgewand steckte.
»Ich?« versetzte Banniére. »An keinen Ort. Ich wollte nur ein wenig ausgehen.«
»Sie wollten so mit bloßem Kopfe ausgehen, als Nachbar? Und warum wollten Sie ausgehen. . .«
»Um Lust zu schöpfen.«
»Bleiben Sie doch, mein Freund,« sagte Olympia. »Wahrhaftig, mein Freund, sähe Sie der Abbé heute Abend auf der Straße, er würde glauben, Sie suchen seine Perle.«
Banniére errötete, als hätte er durch den Mund von Olympia sein Gewissen reden hören. Er kehrte in sein Zimmer zurück, legte sich nieder, schlief aber schlecht. Die ganze Nacht drehte er sich in seinem Bette hin und her. Der arme Banniére träumte von Perlen und Diamanten.
Am anderen Tage aber suchte Banniére den Abbé auf der Promenade auf, wo man ihn jeden Tag traf.
Nach den unerlässlichen Umarmungen und einigen Verirrungen der Füße des Abbé auf die von Banniére, fragte dieser:
»Waren Sie vorhin nicht mit Ihrem Juden?«
»Nein.«
»Gut! es schien mir. . .«
»Ich war mit dem sardinischen Gesandten.«
»Ah! ich bitte um Verzeihung, nur ich kann solche Missgriffe machen. Einen Gesandten mit einem Juden verwechseln!«
»Sie brauchen ihn vielleicht.«
»Den sardinischen Gesandten?«
»Nein, meinen Juden.«
»Nun! ich gestehe es, da es nicht möglich ist, etwas vor Ihnen zu verbergen,« erwiderte Banniére.
»Ja, es ist wahr, trotz meiner Kurzsichtigkeit, oder vielleicht wegen meiner Kurzsichtigkeit, bin ich sehr hellsehend. Wollen Sie zufällig die Adresse dieses Juden, lieber Herr Banniére?«
»Wenn es Ihnen beliebte, würden Sie mir ein großes Vergnügen machen.«
»Jacob, Rue des Minimes, der goldenen Weide gegenüber.«
»Die goldene Weide?«
»Ja, ein großer Baum von vergoldetem Holze, er bildet einen Vorsprung am Laden eines. . . Kunstdrechslers. Ja, ich erinnere mich der Billardkugeln und der Tabaksdosen.«
»Ich danke.«
»Sie wollen etwas für Frau von Banniére kaufen?«
»Ja, doch stille.«
»Bei Gott!« sagte der Abbé. Dann, da ihm plötzlich ein Gedanke kam, fragte er:
»Haben Sie eine Sänfte?«
«Nein, ich werde eine auf dem Platze nehmen.«
»Nehmen Sie doch die meinige.«
»Oh! Herr Abbé . . .«
«Nehmen Sie doch, mein Lieber. Holla! meine Träger!«
Banniére ließ sich in die schöne Sänfte des Abbé schieben, der den Lackeien einen Wink gab.
Sobald der Mann eingepackt war, lief der Abbé spornstreichs zur Frau, welche im Theater Probe hatte.
Als er sich aber um die Straßenecke wandte, fühlte er einen so heftigen Stoß, daß er einen Schrei des Schmerzes von sich gab.
Dann, da er den Mann erkannte, an dem er sich gestoßen, gab der Abbé einen Schrei des Erstaunens von sich.
»Jacob! Ah! Schlingel, kannst Du nicht vor Dich schauen?«
»Verzeihen Sie, Herr Abbé, ich war selbst sehr in Gedanken; ich drehte mich um eine Straßenecke und hatte nicht die Ehre, Sie zu sehen.«
»Wie! Du hattest nicht die Ehre, mich zu sehen?«
»Nein, Herr Abbé.«
»Aber Du weißt wohl, daß ich das Monopol der Blindheit habe, Bursche?«
«Der Herr Abbé wird mich entschuldigen, ich wollte nicht mit ihm wetteifern, aber dieser Kasten beugte mich nieder.«
»Was Ist In diesem Kasten? gewiß Silberzeug?«
»Ja, Herr Abbé, Silberzeug.«
»Das Du verkaufen willst?«
»Nein, im Gegenteil, »das ich so eben gekauft habe.«
»Gehe rasch nach Hause, Unglücklicher! Ich habe Dir einen Kunden geschickt I Halte ihn so lange als möglich aus. Es ist ein mir befreundeter Edelmann, der Dir so viel, als dieser Kasten wert ist, abkaufen wird. Laß sehen, der Kasten ist hübsch, wie mir scheint.«
»Ich glaube wohl, schauen Sie ihn an; wenn man den Namenszug ändern würde, wäre das etwas für Sie, Herr Abbé«
Und er hob den Kasten bis zur Höhe der Augen des Abbé empor.
»Was für ein Namenszug ist es?« fragte der Abbé; »ein O und ein C.«
»Oh! ohne Zweifel der Namenszug irgend eines Liebhabers, der den Kasten der Schauspielerin geschenkt haben wird.«
»Der Schauspielerin, sagst Du? Du hast den Kasten also einer Schauspielerin abgekauft?«
»Ja, Herr Abbé, Frau von Banniére.«
»Oh! Jacob, was sagst Du mir da? Wie! Frau von Banniére verkauft ihr Silberzeug?«
»Wie Sie sehen, Herr Abbé.«
Der Abbé nahm den Kasten aus den Händen des Juden und ließ ihn beinahe fallen, so schwer war er.
»Wie teuer hast Du das gekauft?« fragte der Abbé. »Sprich, aber lüge nicht.«
»Um zweihundert Pistolen, Herr Abbé.«
»Elender! Du hast um die Hälfte betrogen. Es ist für vierhundert Pistolen Silberzeug in diesem Kasten. Lass ihn zu mir tragen.«
»Sie kaufen ihn?«
»Um dreihundert Pistolen.«
»Dreihundert Pistolen, Herr Abbé, das ist nicht genug; Sie haben den Kasten selbst zu vierhundert geschätzt.«
»Unverschämter Schurke! ich gebe Dir hundert Pistolen Nutzen von einer Hand in die andere, und Du bist nicht zufrieden?«
»Oh! die Zeiten sind so schlecht.«
»Wohl an!, trage den Kasten zu mir.«
»Ich gebe, Herr Abbé,« sagte der Jude; und er machte eine Bewegung, um sich zu entfernen.
»Warte noch.«
»Ich warte, Herr Abbé;« und der Jude blieb stehen.
»Sage mir, wie Du die Bekanntschaft dieser Dame gemacht hast?«
»Durch ihre Coiffeuse.«
»Ah! es ist eine Coiffeuse da! ich habe sie noch nicht gesehen; es ist wahr, ich sehe nichts. Halte meinen Freund recht lange aus. Vorwärts!« rief der Abbé.
Und er ging nach dem Theater und sagte: »Jude, Coiffeuse, Gatte, Silberzeug verkauft, Juwelen gekauft; Alles dies geht wie aus Rädchen.«
XXII.
Der Ring von Herrn von Mailly
Banniére hatte nichts bei dem Juden Jacob zu kaufen; aber er hatte viel zu verkaufen.
Er verkaufte alle Juwelen, die ihm Olympia geschenkt, und selbst die, welche er Olympia geschenkt hatte.
Er verkaufte für fünfhundert Louis d'or, die er in seine Tasche steckte.
Er