Tausend und Ein Gespenst. Александр ДюмаЧитать онлайн книгу.
an der Treppe stand Jacquemin, den man nicht vermogt hatte, weiter als auf die letzte Stufe vorzuschreiten.
Hinter Jacquemin standen die beiden Gendarmen.
Hinter den beiden Gendarmen standen fünf bis sechs Personen, unter deren Zahl ich mich befand, und die sich mit mir auf der Treppe gruppirten.
Dieses ganze grausige Innere war von dem zitternden Scheine eines Talglichtes erleuchtet, welches auf dem Fasse selbst stand, aus dem der Wein floß, und dem gegenüber die Leiche der Frau Jacquemins lag.
– Einen Tisch, einen Stuhl, sagte der Polizeicommissär, und nehmen wir das Protokoll auf.
III.
Das Protokoll
Man brachte dem Polizeicommissär die beiden verlangten Gegenstände; er stellte seinen Tisch fest, setzte sich davor, verlangte das Talglicht, welches der Doctor ihm brachte, indem er über die Leiche stieg, zog ein Tintenfaß, Federn und Papier aus seiner Tasche, und begann sein Protokoll.
Während er die Einleitung schrieb, machte der Doctor eine Bewegung der Neugierde nach dem auf dem Gypssack gestellten Kopfe, aber der Polizeicommissär hielt ihn zurück.
– Rühren Sie nichts an, sagt er, die Regelmäßigkeit vor Allem.
– Das versteht sich, sagte der Doctor.
Und er nahm seinen Platz wieder ein.
Es entstanden einige Minuten des Schweigens, während welcher man nur die Feder des Polizeicommissärs auf dem rauhen Regierungspapiere kratzen hörte, und während welcher man sich die Zeilen mit der Schnelligkeit einer dem Schreiber zur Gewohnheit gewordenen Formel folgen sah.
Nach Verlauf von einigen Zeilen erhob er den Kopf und blickte um sich.
– Wer will zu Zeugen dienen? fragte der Polizeicommissär, indem er sich an den Mails wandte.
– Ei, sagte Herr Ledru, indem er auf seine beiden stehenden Freunde deutete, welche mit dem sitzenden Polizeicommissär eine Gruppe bildeten, zuvörderst diese beiden Herren.
– Gut.
Er wandte sich nach meiner Seite.
– Dann, wenn es diesem Herrn nicht unangenehm ist, seinen Namen auf einem Protokoll zu sehen.
– Keinesweges, mein Herr, antwortete ich ihm.
– Dann wolle der Herr gefälligst herunter kommen, sagte der Polizeicommissär.
Ich empfand einigen Widerwillen, mich der Leiche zu nähern. Von dort aus, wo ich war, erschienen mir gewisse Umstände, ohne mir gänzlich zu entgehen, in einem Halbdunkel verloren, der über ihre Gräßlichkeit den Schleier der Poesie verbreitete, minder abscheulich.
– Ist es durchaus nothwendig? fragte ich.
– Was?
– Daß ich hinuntergehe?
– Nein. Bleiben Sie dort, wenn Sie Sich dort gut befinden.
– Ich machte ein Zeichen mit dem Kopfe, welches ausdrückte: – Ich wünsche zu bleiben, wo ich bin.
Der Polizeicommissär wandte sich an denjenigen der beiden Freunde des Herrn Ledru, der sich ihm am nächsten befand.
– Ihre Namen, Vornamen, Alter, Stand, Gewerbe und Wohnung? fragte er mit der Geläufigkeit eines Mannes, der daran gewöhnt ist. diese Art Fragen zu stellen.
– Johann Ludwig Alliette, antwortete der, an welchen er die Frage gerichtet, durch Anagramme Etteilla genannt, Schriftsteller, wohnhaft in der Straße de l'Ancienne Comédie Nr. 20.
– Sie vergessen Ihr Alter, sagte der Polizeicommissär.
– Muß ich das Alter sagen, welches ich habe, oder das Alter, das man mir gibt?
– Sagen Sie mir Ihr Alter, bei Gott! man hat keine zwei Alter.
– Das heißt, Herr Polizeicommissär, daß es gewisse Personen gibt, Cagliostro, den Grafen von Saint Germain, den ewigen Juden zum Beispiel. . .
– Wollen Sie damit sagen, daß Sie Cagliostro, der Graf von Saint Germain oder der ewige Jude sind? sagte der Polizeicommissär, indem er bei dem Gedanken, daß man sich über ihn lustig mache, die Stirn runzelte,
– Nein; aber. . .
– Fünf und siebenzig Jahre, sagte Herr Ledru; – schreiben Sie fünf und siebenzig Jahre, Herr Cousin.
– Es sei, sagte der Polizeicommissär.
Und er schrieb fünf und siebenzig Jahre.
– Und Sie, mein Herr? fuhr er fort, indem er sich an den zweiten Freund des Herrn Ledru wandte.
Und er wiederholte genau dieselben Fragen, welche er an den ersten gestellt hatte.
– Peter Joseph Moulle, alt ein und sechszig Jahre, Geistlicher, an der Kirche Saint Sulpice angestellt, wohnhaft in der Straße Servandoni Nr. 11, antwortete mit sanfter Stimme der, welchen er fragte.
– Und Sie, mein Herr? fragte er, indem er sich an ich wandte.
– Alexander Dumas, dramatischer Schriftsteller, sieben und zwanzig Jahre alt, wohnhaft in Paris, Straße der Universität Nr. 21, antwortete ich.
Herr Ledru wandte sich nach meiner Seite und machte mir eine artige Verbeugung, auf welche ich in demselben Tone, so gut als ich es vermochte antwortete.
– Gut! äußerte der Polizeicommissär. Sehen Sie, ob es so recht ist, meine Herren, und ob Sie einige Bemerkungen zu machen haben.
Und er las mit jenem näselnden und einförmigen Tone, der nur den öffentlichen Beamten angehört:
»Da ich am heutigen Tage, am 1. September 1831 um zwei Uhr Nachmittags, durch das öffentliche Gerücht benachrichtigt worden war, daß das Verbrechen eines Mordes in der Gemeinde von Fontenay-aux-Roses an der Person der Maris Johanna Ducoudray, von dem genannten Peter Jacquemin, ihrem Gatten, begangen worden wäre, und daß der Mörder sich in die Wohnung des Herrn Johann Peter Ledru, des Maires der genannten Gemeinde von Fontenay-aux-Roses begeben hätte, um sich aus eigenem Antriebe als Urheber dieses Verbrechens anzugeben, haben wir uns beeilt, uns in Person nach der Wohnung genannten Johann Peter Ledru's, Straße Diana Nr. 2 zu verfügen, in welche Wohnung wir in Begleitung des Herrn Sebastian Robert, Doctor der Medizin, in genannter Gemeinde Fontenay-aux-Roses wohnhaft, angekommen sind, und dort haben wir den genannten Peter Jacquemin bereits in den Händen der Gendarmerie gefunden, der in unserer Gegenwart wiederholt hat, daß er der Urheber des Mordes seiner Frau wäre; worauf wir ihn aufgefordert haben, uns in das Haus zu begleiten, in welchem der Mord begangen worden, dessen er sich zuerst geweigert hat; da er aber bald auf die Vorstellungen des Herrn Maire nachgegeben, so sind wir nach der Sackgasse des Sergens gegangen, in welcher das von dem genannten Peter Jacquemin bewohnte Haus gelegen ist. Nachdem wir in dieses Haus gelangt und die Thür wieder hinter uns verschlossen, um das Volk am Eindringen zu verhindern, sind wir in ein erstes Zimmer gedrungen, in welchem nichts andeutete, daß ein Verbrechen begangen worden wäre; hierauf sind wir auf die Aufforderung genannten Jacquemins selbst aus dem ersten Zimmer in das zweite gegangen, in dessen Ecke eine Fallthür offen stand, die zu einer Treppe führte. Da uns angedeutet war, daß diese Treppe in einen Keller führte, in welchem wir die Leiche des Opfers finden würden, so begannen wir diese Treppe hinabzugehen, auf deren ersten Stufen der Doctor ein Schwert mit kreuzförmigem Griffe, breiter und schneidender Klinge gefunden hat, von welchem genannter Jacquemin uns gestanden hat, daß er es zur Zeit der Juli-Revolution aus dem Artilleriemuseum genommen, und daß es ihm zur Vollstreckung des Verbrechens gedient hätte. Und auf dem Boden des Kellers haben wir die Leiche der Frau Jacquemin auf den Rücken zurückgeworfen und in einer Pfütze von Blut schwimmend gefunden, deren Kopf vom Rumpfe getrennt war, welcher Kopf auf einem, an die Wand gelehnten Sack mit Gyps gestellt war, und nach, dem genannter Jacquemin anerkannt hat, daß die Leiche und dieser Kopf wirklich der seiner Frau wäre, in Gegenwart des Herrn Johann Peter Ledru, Maire der Gemeinde von Fontenay-aux-Roses; – des Herrn Sebastian Robert, Doctor der Medizin, wohnhaft in genannter Gemeinde Fontenay-aux-Roses; – des Herrn Johann Ludwig Alliette, genannt Etteilla, Schriftsteller,