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Die Heirath im Omnibus. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Die Heirath im Omnibus - Уилки Коллинз


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Himmel« rief Mr. Sherwin, indem er sich kerzengerad an der Lehne seines Stuhles emporrichtete und mich mit so überraschter Miene ansah, daß seine beweglichen, zuckenden Züge einen Augenblick lang das Bild der Ruhe darboten; »Himmel, das ist ja etwas ganz Anderes – das ist sehr erfreulich! Ich fühle mich sehr geschmeichelt, mein werther Herr; denn vorhin fing ich an zu glauben, Sie würden mir den Vorschlag machen – Sie wissen schon! Die jungen Herren des Standes, welchem Sie angehören, setzen sich zuweilen Ideen in den Kopf, die in Bezug auf die Frauen und Töchter der Leute, die sich nicht als ihres Gleichen betrachten können, sehr frei und ungeniert sind. Aber darum handelt es sich also nicht. Ich Dummkopf! Ich bitte Sie, gestatten Sie mir, Ihnen nochmals ein Glas Wein anzubieten – Sie wollen durchaus nicht? Gut. – Also meine Tochter hat einen solchen Eindruck auf Sie gemacht – in der That, dies rührt mich. Sie haben aber wohl noch gar nicht mit ihr gesprochen?«

      »O ja,»sagte ich die Augen niederschlagend.

      »So so! Das sollte ich Ihnen eigentlich übel nehmen, aber man muß sich in die Dinge zu schicken wissen. Meine Tochter verdient aber auch Ihre Bewunderung – sie verdient sie wirklich.«

      «Niemand ist davon mehr überzeugt als ich, Mr. Sherwin. Jetzt muß ich Sie bitten, mir Ihre Aufmerksamkeit noch ein wenig länger zu« schenken, denn ich muß Ihnen erklären in welche ungewöhnliche Stellung ich mich versetze, indem ich diesen Antrag an Sie richte.«

      »Ja. ja«

      Er neigte sich wieder mit dem Kopfe vorwärts und sein Gesicht gewann einen durch dringenderen und schlaueren Ausdruck als je.

      »Ich habe Ihnen schon mitgetheilt, Mr. Sheriwin, daß ich es möglich gemacht habe, mit Ihrer Tochter zu sprechen, ja, sogar zwei Mal mit ihr zusprechen; Ich habe ihr als ehrlicher Mann meine Erklärung gemacht, und sie hat sie mit jener Bescheidenheit und jenem vollkommenen Anstande des Tones und der Manieren aufgenommen, den ich von ihr erwartete, und welchen die vornehmste Dame der Erde nicht auf bessere Weise hätte an den Tag legen können.«

      Mr. Sherwin drehte sich nach dem an der Wand hängenden Bildnisse der Königin herum, dann suchten seine Augen die meinigen und er machte eine feierliche Verneigung mit dem Kopfe.

      »Obschon sie,« fuhr ich fort, »mir kein einziges Wort gesagt hat, welches geeignet wäre, mich zu ermuthigen, so glaube ich doch ohne Anmaßung hoffen zu können. daß mehr das wohlverstandene Gefühl ihrer Pflicht als eine Abneigung gegen mich sie bewogen hat, so zu sprechen.«

      »Ja, ja, ich verstehe; ich habe ihr die bewundernswürdigsten Grundsätze eingeprägt. Sie würde Nichts thun, ohne vorher meine Einwilligung erlangt zu haben, das versteht sich von selbst.«

      »Ohne Zweifel ist dies einer von den Gründen, welche sie gehabt hat, mich so zu empfangen, wie sie gethan. Es ist aber auch noch ein andrer vorhanden, den sie mir auf die bestimmteste Weise entgegengestellt hat – die Ungleichheit unsres Standes.«

      »Ah, davon hat sie also gesprochen! Sie hat daran gedacht! Das steht zu erwägen. Sie hat hierin eine Schwierigkeit gesehen. Ohne Zweifel, ohne Zweifel! Es find das ganz vortreffliche Grundsätze, mein Herr. Gott sei Dank, meine Tochter hat vortreffliche Grundsätze.«

      »Ich brauche Ihnen wohl kaum zu sagen, Mr. Sherwin, wie ich das zarte Ehrgefühl zu würdigen weiß, welches Ihre Tochter durch diesen Einwand bethätigt hat: Was mich natürlich persönlich betrifft, so ist der Einwand so gut wie keiner, das werden Sie leicht begreifen. Von Miß Sherwin hängt das Glück meines ganzen Lebens ab. Die Schönheit und die Herzensgüte des Weibes, welches wir lieben sind Eigenschaften, die wir Höher stellen als alle anderen. Was mich betrifft, so besteht das größte Glück, welches ich mir denken kann, darin, Ihre Tochter meine Gattin zu nennen. Dies habe ich, ihr gesagt und ihr zugleich angedeutet, daß ich hierüber mit Ihnen– sprechen würde. Sie hat Nichts dagegen eingewendet, und deswegen bin ich, glaube ich, zu entschuldigen, wenn ich denke, daß, wenn Sie durch Ihre väterliche Autorität die Bedenklichkeiten Ihrer Tochter beseitigen – diese Bedenklichkeiten, welche ihr gegenwärtig zur Ehre gereichen – sie sich vielleicht dazu verstehen würde, weniger streng und unerbittlich gegen mich zu sein.«

      »Das nenne ich eine vortreffliche Anschauung. Man kann die Sache nicht besser darstellen als Sie eben gethan, ich nenne dies eine praktische Auffassung, wenn Sie mir erlauben, diesen Ausdruck zu gebrauchen. Und nun, mein werther Herr, müssen wir uns nach einer andern Seite hinwendem Was wird Ihre Familie – Ihre sehr ehrenwerthe Familie dazu sagen, die mit Recht in so hohem Ansehen sieht – wie?«

      »Sie berühren gerade den kritischen Punkt. Mein Vater, von welchem ich in meiner Eigenschaft als jüngerer Sohn abhängig bin, ist in seiner Anschauungsweise hin sichtlich der socialen Ungleichheiten sehr eigenthümlich. Er hat Vorurtheile – ich sollte vielmehr sagen Ueberzeugungen –«

      »Ah, das läßt sich denken, – das ist« sehr natürlich. Ich, mein werther Herr, achte solche Ueberzeugungen. Wenn man so schöne Landgüter besitzt, wenn man einer Familie angehört wie die Ihrige, die, wie ich glaube, besonders von Seiten Ihrer seligen Mutter, mit mehreren adeligen Häusern verwandt ist, dann kann man sich schon Etwas einbilden. Ich sage daher, die Ueberzeugungen Ihres Herrn Vaters gereichen ihm zur Ehre und ich achte sie eben so sehr als ich ihn selbst achte –«

      »Ich freue mich, daß die Ideen meines Vaters in Bezug auf die socialen Unterschiede Ihnen in einein« so günstigen Lichte erscheinen. Mr. Sherwin. Sie werden dann auch weniger überrascht sein, zu hören, wie sehr diese Ideen geeignet sind, mich lebhaft zu beschäftigen, namentlich in dem Augenblicke, wo ich bei Ihnen diesen Schritt thue.«

      »Er mißbilligt ihn, das versteht sich – er mißbilligt – ihn vielleicht sehr. Allerdings, mag meine Tochter eines noch so hohen Ranges würdig sein, und mag ein Mann, der sich den Handelsinteressen mit so1chem Eifer widmet wie ich, auch glauben, daß er das Recht habe, den Kopf hoch zu tragen, denn er ist eine der Stützen unsers Handel treibenden Vaterlandes –« hier fuhr er sich rasch mit den Fingern durch die Haare und schien sich die Miene einer unabhängigen Würde geben zu wollen – »so bin ich doch bereit, Zuzugeben, daß unter allen Umständen – bemerken Sie wohl, sage unter allen Umständen – die Mißbilligung Ihres Vaters eine sehr natürliche ist und daß man sich darauf gefaßt halten mußte.«

      »Er hat keine Mißbilligung ausgesprochen, Mr. Sherwin.«

      »Aber wie meinen Sie das?«

      »Ich habe ihm noch keine Gelegenheit dazu gegeben. Ich habe bis jetzt weder ihm noch irgend – einem andern Mitglied meiner Familie ein Wort von meiner Begegnung mit Ihrer Tochter gesagt und werde auch fernerhin dieses Geheimniß bewahren.

      Ich spreche nicht leichtfertig, sondern gestützt auf die Kenntniß, die ich von dem Charakter meines Vaters habe, wenn ich Ihnen sage, daß ich überzeugt bin, er würde, wenn ich ihn von meinem Wunsche, Sie zu besuchen, in Kenntniß gesetzt hätte, vor keinem Mittel zurückgetreten sein, um diesen Besuch zu einem erfolglosen zu machen. Er ist für mich immer der beste und aufmerksamste Vater gewesen, aber ich bin fest überzeugt, daß, wenn ich auf seine Einwilligung wartete, meine inständigsten Bitten eben so vergeblich sein würden als die der Personen, die sich mir anschlössen Mein Schmerz, und selbst wenn mich derselbe vor seinen Augen verzehrte, würde ihn nicht bestimmen, seine Einwilligung zu der Heirath zu geben, die ich Ihnen vorzuschlagen gekommen bin.«

      »Aber, mein Himmel, da Sie von ihm abhängig sind, wie zum Teufel soll denn dann die Sache zu Stande kommen?«

      »Wir müssen mein Verhältniß zu Ihrer Tochter und unsre Vermählung streng geheim halten.«

      »Eine heimliche Ehe – mein Himmel»

      »Ja, wir würden das Geheimniß sorgfältig unter uns bewahren bis zu dem gelegenen Augenblicke, den ich zu wählen wissen würde, um diesen Schritt meinem Vater zu entdecken, ohne allzu große Gefahr zu laufen, daß er – daß er –«

      »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es iß dies die außer ordentlichste Sache, die mir in meinem Lebens vorgekommen ist. Aber wie sollen wir denn überhaupt dabei zu Werke gehen?

      »Es würden uns mehrere Mittel freistehen. Zum Beispiel, wenn einmal die Heirath geschlossen und jeder Widerstand und alle Bedenken beseitigt wären, würde ich es so einrichten, daß mein Vater


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