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Die Heirath im Omnibus. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Die Heirath im Omnibus - Уилки Коллинз


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Heiterkeit lästig zu fallen, als ob es eins seiner Erstgeburtsrechte wäre. sich auf meine Kosten lustig zu machen.

      Bis zu dieser Zeit verursachte er meinem Vater keine ernstere Unruhe als die, welche durch seine tollen Streiche und durch das furchtbare Anwachsen seiner Schulden erweckt ward.

      Als er aber wieder nach Hause zurückkam und die Rechnungen der Gläubiger ausgeglichen waren, als man glaubte, es sei nun Zeit, dieses Jugendfeuer abzukühlen, es auf die ruhigere Temperatur des häuslichen Lebens zurückzuführen und diese Ueberfülle von Saft zu mindern, indem man versuchte, ihn zu etwas Nützlichem zu führen – da begannen die Prüfungen für meinen Vater ebenso wie seine schweren Fehlgriffe.

      Es war unmöglich, Ralph zu bewegen, seine Stellung richtig zu begreifen und die Zukunft von dem Gesichtspunkte aus zu betrachten, auf welchen man sich für ihn stellte. Des Streites überdrüssig, verzichtete unser Vater auf jeden Versuch, ihn über die Wichtigkeit der Einkünfte oder die Verwaltung der Güter zu belehren, die ihm einmal zufallen sollten.

      Endlich ward ein kräftiger Versuch unternommen, um ihm Ehrgeiz einzuflößen, und ihn zu veranlassen, an dem Thore des Parlaments anzupochen. Schon diese Idee reizte ihn zum Lachen.

      Hierauf bot man ihm ein Gardeoffizierspatent. Er wies es zurück, unter dem Vorwande daß er sich in keinen rothen Rock einkerkern lassen, und daß er sich keinem Zwange unterwerfen und sich den militärischen Zumuthungen eben so wenig fügen Wolle als denen der Mode.

      Mein Vater nahm ihn ganze Stunden lang beiseite, um mit ihm von seinen Pflichten, von seiner Zukunft, von der Anwendung seiner Fähigkeiten und von dem Beispiele seiner Ahnen zu sprechen; aber er sprach vergebens. Ralph gähnte und trommelte gleichgültig mit den Fingern auf den Familienacten, so oft dieselben vor ihm aufgeschlagen wurden.

      Auf dem Lande beschäftigte er sich mit Nichts als mit der Jagd und dem Fischfange, und es wäre vergebliche Mühe gewesen, ihn bewegen zu wollen, in die Kirche oder zu einem großen Grafschaftsfeste zu gehen.

      In der Stadt besuchte er die Theater und verkehrte hinter den Coulissen, tractirte die Schauspieler und Schauspielerinnen in Richmond, ließ in Vaurhall Luftballons steigen und sich unter die Polizeipatrouillen aufnehmen, um das Thun und Treiben der nächtlichen Diebe und Gauner kennen zu lernen. Er war Mitglied eines Whistclubs, eines Souperclubs, eines Gesangclubs, eines Picknickclubs, eines Liebhabertheaters und führte mit Einem Worte ein so flottes Leben, daß mein Vater, in beinahe allen seinen Prinzipien, wie in allen seinen Zukunftsplänen verletzt und getäuscht, so ziemlich ganz aufhörte, mit ihm zu sprechen, und ihn so selten als möglich sah.

      Bei einigen Gelegenheiten gelang es der Vermittlung meiner Schwester, sie auf sehr kurze Zeit wieder mit einander auszusöhnen Ihr so sanfter, so liebenswürdiger Einfluß war mächtig genug, um wohlthätige Wirkungen zu äußern, ging aber doch nicht so weit, daß er das Naturell meines Bruders zu ändern vermocht hätte. Trotz aller ihrer unausgesetzten Rathschläge, Bitten und Ermahnungen, verlor er doch die väterliche Gunst, wenige Tage, nachdem er sie wieder gewonnen, auf’s Neue.

      Zuletzt trat eine sehr ernste Verwickelung ein. Sie war das Resultat eines abgeschmackten Liebesabenteuers Ralph’s mit der Tochter eines unserer Pächter.

      Mein Vater faßte bei dieser Gelegenheit seinen Entschluß mit seiner gewohnten Entschiedenheit. Er beschloß, zu einem verzweifelten Mittel Zuflucht zu nehmen und seinem widerspenstigen Sohne zu gestatten, fern von ihm seinen Leidenschaften freien Lauf zu lassen, bis er selbst seiner Ausschweifungen überdrüssig würde und ein wenig ruhiger zurückkäme, um seinen Platz am häuslichen Heerde wieder einzunehmen.

      Demzufolge verschaffte er meinem Bruder eine Anstellung als Attache bei einer auswärtigen Gesandtschaft und betrieb seine Abreise von England aufs Aeußerste.

      Zum ersten Male war Ralph fügsam. Er verstand Nichts von der Diplomatie, und es war ihm auch gar nicht daran gelegen, Etwas davon zu verstehen, aber der Gedanke, das Leben auf dem Continente zu kosten, hatte etwas Verlockendes für ihn; der Pächterstochter war er überdrüssig, und deshalb nahm er so freundlich als möglich Abschied.

      Mein Vater vermochte, als er ihn abreisen sah, kaum seine Unruhe und seine Befürchtungen zu verbergen; dennoch aber that er, als sei er überzeugt, daß Ralph trotz seines Tollkopfes und seiner frivolen Liebhabereien nicht fähig sei, vorsätzlich seiner Familie Schande zu machen, nicht einmal in seinen Anwandlungen von Leichtsinn und Ungestüm.

      Von dieser Zeit an hörten wir wenig von unserm Bruder. Seine seltenen und kurzen Briefe schlossen gewöhnlich mit Bitten um Geld.

      Die etwas ausführlicheren Aufschlüsse, die wir in Bezug auf ihn erhielten, gingen uns auf dem Wege der Oeffentlichkeit zu. Er war im Begriffe, sich einen europäischen Ruf zu gründen, bei dessen Erwähnung mein Vater aber schon die Stirn runzelte.

      Ralph ward nämlich in der ausländischen Gesellschaft förmlich berühmt. Er hatte ein Duell gehabt; er hatte einen neuen ungarischen Tanz in den Salons aufgebracht; es war ihm gelungen, sich einen so kleinen Groom zu verschaffen, daß man noch keinen solchen auf einem Wagen hinten aus hatte stehen sehen; er hatte beinahe vor den Augen seiner Nebenbuhler die beliebteste Operntänzerin entführt; ein großer französischer Koch hatte ein Gericht erfunden, welches er mit Ralph’s Namen getauft; man gab zu verstehen, daß er jener »unbekannte Freund« sei, welchem eine polnische Gräfin und berühmte Schriftstellerin ihre »Briefe gegen den Zwang des Ehebundes« gewidmet hatte; eine in Metaphysik machende, wenigstens sechzig Jahre alte deutsche Dame hatte eine – natürlich platonische – Liebe zu ihm gefaßt, und trotz ihrer vorgerückten Jahre angefangen, erotische Romane zu schreiben.

      Dies waren einige von den Gerüchten, welche in Bezug auf seinen Sohn, seinen Erben, zu den Ohren meines Vaters drangen.

      Nach langer Abwesenheit machte er uns einen Besuch.

      Ich erinnere mich noch der Bestürzung und des Erstaunens, von dem alle unsere Leute bei seinem Anblicke ergriffen wurden.

      Er war in seinen Manieren und in seinem Aeußern uns völlig fremd geworden. Er trug einen stattlichen Schnurrbart, eine Menge Miniaturportraits in kleinen goldenen Medaillons an seiner Uhrkette, und das Bruststück seines Hemdes war ein wahres Wunderwerk von Spitzen und Battist.

      Er brachte seine ausgewählten Liqueurflacons und Essenzen mit, ebenso wie seinen französischen Diener, einen frechen, naseweisen, unverschämten Burschen, und seine ganz aus französischen Novellen bestehende Reisebibliothek in einem Kästchen, welches er mit seinem goldenen Schlüsse! öffnete.

      Des Morgens genoß er Nichts als Chokolade. Er hatte lange Conferenzen mit dem Koche und brachte in dem Dienste unseres Tisches eine förmliche Revolution hervor.

      Sämmtliche Pariser Journale wurden ihm durch eine Londoner Agentur zugesendet Er warf alle Einrichtungen seines Schlafzimmers über den Haufen, und sein Kammerdiener hatte von allen unsern Leuten allein das Recht, es zu betreten. Die Familienportraits, welche an der Wand hingen, ließ er umdrehen und auf die Rückseite die Bildnisse französischer Schauspielerinnen und italienischer Sängerinnen kleben.

      Auf seinen Befehl entfernte man einen allerliebsten kleinen Schrank von Ebenholz, der sich seit dreihundert Jahren in unserem Hause befunden, und setzte an die Stelle desselben eine Art kleinen cyprischen Tempel mit krystallenen Thoren, in welchem er Haarlocken, auf parfürmirtes Rosapapier geschriebene Briefchen und andere Liebespfänder und sentimentale Reliquien verschloß.

      Sein Einfluß machte sich in unserm Hause überall fühlbar. Er schien eine ähnliche Metamorphose herbeizuführen, wie die, welche aus ihm anstatt eines sorglosen, lärmenden jungen Engländers ein Musterbild fremdländischen Stutzerthums gemacht hatte. Es war, als wenn die überreizende und mit warmen Dünsten der Boulevards von Paris gesättigte Atmosphäre frecher Weise in das alte englische Familienhaus eingedrungen wäre und die heimische reine und ruhige Luft mit Gewalt in die abgelegensten Winkel zurückgedrängt und inficirt hätte.

      Diese Aenderung der Gewohnheiten und Manieren meines Bruders schien meinen Vater noch mehr zu erbittern als sie ihm mißfiel. Ralph entsprach jetzt weniger als jemals der Idee, die mein Vater sich von einem ältesten Sohne gemacht.

      Was unsere Freunde und Landnachbarn betraf, so war seit Ralphs Rückkehr noch keine


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