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Verbergen und Suchen. Уилки КоллинзЧитать онлайн книгу.

Verbergen und Suchen - Уилки Коллинз


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erhalten hätte, »in Deinem Ankleidezimmer, beim Himmel! Zacharias! wie kannst Du wissen, dass das Kind nicht Deine Rasiermesser genommen hat?«

      »Ich habe sie eingeschlossen«, erwiderte Herr Thorpe mit dem leisesten Vorwurf in seiner Stimme und der kläglichsten Selbstbeherrschung in seinem Benehmen. »Ich habe dafür gesorgt, ehe ich den Knaben verließ, dass nichts in seine Hände fällt, wodurch er sich Schaden zufügen könnte. Er ist eingesperrt und wird es bleiben, weil —«

      »Ich meine, Thorpe, wollen Sie ihm diesmal nicht die Strafe schenken?« Mit diesen Worten unterbrach Herr Goodworth die Unterhaltung, sogleich mutig seine Bitte um Gnade vorbringend.

      »Wenn Sie mir gestattet hätten fortzufahren, mein Herr,« sagte Herr Thorpe, der seinen Schwiegervater immer »mein Herr!« nannte, »so würde ich einfach bemerkt haben, dass, nachdem ich mich gegen meinen Sohn weiter (in solchen Ausdrücken, wie Sie bemerken wollen, die ich für seine Auffassung am passendsten hielt) über die Schande ausgelassen hatte, welche sein Betragen von heute Morgen für seine Eltern und ihn selbst hervorrief, ich ihm drei Verse aus den »ausgewählten Bibel-Texten für Kinder« auswendig zu lernen gab, indem ich solche Verse auswählte, die, wenn ich meinem eigenen Urteile hierüber trauen darf, passend schienen, um ihn über sein künftiges Betragen in der Kirche zu belehren. Er weigerte sich geradezu zu lernen, was ich ihm aufgab. Es war natürlich ganz unmöglich, meiner Autorität von meinem Kinde Trotz bieten zu lassen, dessen ungehorsamer Charakter, Gott weiß es, für mich eine Quelle beständiger Sorge und Angst gewesen ist, also sperrte ich ihn ein, und eingesperrt wird er bleiben, bis er mir gehorcht hat. Meine Liebe,« wandte er sich zu seiner Frau und reichte ihr einen Schlüssel, »ich habe nichts dagegen, wenn Du zu ihm hinaufgehen und versuchen willst, die Halsstarrigkeit dieses unglücklichen Kindes zu besiegen.«

      Madame Thorpe nahm den Schlüssel und ging sogleich hinauf, um zu tun, was alle Frauen getan haben, seitdem es Mütter gegeben hat, zu tun, was Eva tat, wenn Kain traurig in seiner Kindheit war und an ihrer Brust weinte, mit einem Worte, sie ging hinauf, um ihr Kind zu liebkosen.

      Herr Thorpe suchte, nachdem seine Frau die Türe zugemacht hatte, in seinem Buche die Stelle, wo er stehen geblieben war, fand sie, und fuhr dann mit seiner Lektüre fort, ohne Herrn Goodworth im geringsten zu beachten. – »Thorpe!« rief der alte Herr, plötzlich seines Schwiegersohnes Lektüre unterbrechend, »Sie mögen sagen, was Sie wollen, aber Ihr Begriff von der Erziehung Zacks ist, davon bin ich überzeugt, ein gänzlich falscher.«

      Mit dem ruhigsten Gesichtsausdruck, den man sich denken kann, sah Herr Thorpe von seinem Buche auf, steckte sorgfältig ein Papiermesser zwischen die Blätter und legte es auf den Tisch. Er kreuzte dann seine Beine, stemmte seine Ellenbogen auf jede Lehne des Stuhls und schlug seine Hände zusammen. An der Wand gegenüber hingen mehrere Lithographien von ausgezeichneten Predigern, die teils der herrschenden Kirche, teills nicht angehörten – meistenteils als kräftig gebaute Männer mit borstigem Haar dargestellt, den Zuschauer fragend ansehend und dicke Bücher in ihren Händen haltend. Auf eines dieser Bilder, welches den hochwürdigen Aron Yollop vorstellte, richtete Herr Thorpe jetzt seine Augen, mit einem schwachen Versuch zum Lächeln auf seinem Gesichte (man wusste, dass er niemals lachte) und mit einem Blick und einer Manier, welche so deutlich sagten, als wenn er es gesprochen hatte: »Dieser alte Mann ist im Begriff, etwas Unpassendes oder Abgeschmacktes zu mir zu sagen, aber er ist der Vater meines Weibes und deshalb bin ich vollkommen resigniert.« »Es hilft Ihnen nichts, Thorpe!« brummte der alte Herr, »dass Sie nach jener Richtung hinblicken; ich lasse mich in meinen Jahren nicht mit Blicken abfertigen. Ich mag meine eigene Meinung so gut wie andere Leute haben, das gebe ich zu, aber ich sehe nicht ein, warum ich sie nicht aussprechen sollte, besonders, wenn sie den Sohn meiner eigenen Tochter betrifft. Es ist sehr sonderbar von mir, das mag sein; aber ich denke, dass ich auch zuweilen eine Stimme bei Zacks Erziehung haben müsste.«

      Herr Thorpe verbeugte sich ehrwürdig, teilweise gegen Herrn Goodworth, teilweise gegen den hochwürdigen Aron Yollop: »Es wird mich freuen, mein Herr, auf irgendeinen Ausdruck Ihrer Meinung zu hören —«

      »Meine Meinung«, brach Herr Goodworth aus, »ist folgende: Sie haben überhaupt keine Ursache, Zack mit nach der Kirche zu nehmen, bis er einige Jahre älter als jetzt ist. Ich will nicht leugnen, dass es hier und da einige Kinder geben mag, welche mit sechs Jahren so sehr geduldig und so sehr – wie ist doch die Bezeichnung für ein Kind, das viel mehr weiß, als es in seinem Alter zu wissen nötig hat? halt! ich habe es, frühreif ist das Wort – frühreif sind, dass sie auf der nämlichen Stelle zwei Stunden lang still sitzen können, und während dieser ganzen Zeit den Glauben beibringend, dass sie jedes Wort vom Gottesdienste verstehen, ob dies nun wirklich der Fall sei oder nicht. Ich will nicht in Abrede stellen, dass es solche Kinder geben mag, obgleich mir selbst niemals solche vorgekommen sind, und würde sie alle für garstige, kleine Scheinheilige halten,' wenn ich welche fände; aber Zack gehört nicht zu dieser Klasse, Zack ist ein ganz natürliches echtes Kind (Gott segne ihn), Zack —«

      »Verstehe ich Sie recht«, mein lieber Herr, »versetzte Herr Thorpe betrübt ironisch, so billigen Sie das Betragen meines Sohnes, dass er die Gemeinde störte und mich zwang, ihn aus der Kirche zu entfernen.«

      »Nichts von allem dem«, erwiderte der alte Herr; »ich lobe Zacks Betragen nicht, aber ich tadle das Ihrige. Sie machen es sich zur Pflicht, die Kirche in seine Kehle hinunterzustoßen, und er macht es sich zur Pflicht, sie auszubrechen, wie wenn es ein Brechmittel wäre, weil er es nicht besser versteht und in seinem Alter es auch nicht besser verstehen kann. Ist das die Art und Weise, ihn zu veranlassen, dass er sich gern der religiösen Belehrung zuwende. Ich weiß so gut wie Sie, dass er wie ein junger Türke bei der Predigt unruhig saß und lärmte. Aber ich bitte, was war das Thema dieser Predigt? Rechtfertigung durch den Glauben. Können Sie behaupten, dass er oder irgend ein anderes Kind von seinem Alter irgendetwas von einem solchen Thema verstehen, oder irgendetwas Gutes daraus lernen könnte? Das können Sie nicht, und Sie wissen, dass Sie es nicht können. Also sage ich noch einmal, es nützt nichts, ihn jetzt schon mit nach der Kirche zu nehmen, und noch mehr, es ist schlimmer als nutzlos; denn seine ersten Ideen von religiösem Unterricht werden für ihn nur gleichbedeutend mit allem, was Zwang, Zucht und Strafe bedeutet, was für ihn nur höchst betrübend sein kann. Das ist meine Meinung, und ich bin begierig zu hören, was Sie dagegen zu sagen haben.«

      »Latitudinarianismus!« sagte Herr Thorpe nach dem Bilde des hochwürdigen Aron Yollop hinblickend und gerade auf dasselbe lossprechend.

      »Sie können mich nicht mit langen Worten abspeisen, welche ich nicht verstehe, und die, wie ich glaube, man nicht in Johnsons Wörterbuch finden kann«, fuhr Herr Goodworth mürrisch fort. »Sie würden weit besser tun, meinen Rat zu befolgen und Zack für jetzt auf dem Schoße seiner Mutter zur Kirche gehen zu lassen. Mag dieser Morgengottesdienst ungefähr zehn Minuten lang dauern, mag Ihre Frau ihm aus dem neuen Testamente von unseres Heilands Güte und Milde .gegen kleine Kinder erzählen und dann mag sie ihn aus der Bergpredigt lehren: liebevoll, wahrhaft, geduldig und verzeihend zu sein, unseres Heilands wegen. Wenn ihm solche Lehren, wie diese, auf eine oder die andere Weise durch Beispiele eingeschärft werden, welche unserm eignen täglichen Leben entlehnt sind, so wird er sie verstehen, er wird oft kommen und aus freiem Antriebe danach verlangen, als eine Belohnung für seine gute Ausführung. Ich habe dies an meinen eigenen und vielen andern Kindern gesehen, die alle so erzogen wurden. Sie stimmen natürlich nicht mit mir überein, und haben schon Ihre Entgegnung bereit, um mich damit niederzuschmettern.«

      »Rationalismus«, sagte Herr Thorpe, noch immer starr nach dem Bilde des hochwürdigen Aron Yollop blickend.

      »Nun, Ihr Widerspruch ist diesmal wenigstens ein sehr kurzer, und das ist eine Wohltat«, sagte der alte Herr etwas gereizt. »Rationalismus, ich verstehe dieses ismus besser als das andere. Es bedeutet in verständlichem Englisch: Ich habe Unrecht, wenn ich wünsche, dass ich Zacks Religionsunterricht nur dieselbe Aussicht auf Erfolg gewähre, welche sie jedem andern gestatten, nämlich die Aussicht, nützlich zu werden dadurch, dass man ihn anziehend macht. Sie können ihm das Lesen nicht beibringen, wenn sie ihm sagen, es wird seinen Verstand stärken, aber es wird Ihnen gelingen, wenn Sie ihm ein Bilderbuch in die Hände geben. Sie geben dies im Prinzip zu, aber sobald es jemand auf höhere Dinge ausdehnen will, werfen Sie Ihre Lippen verächtlich auf, schütteln Sie Ihren Kopf und sprechen über Rationalismus,


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